Neues 128 - 2014-05-10

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Matthias
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Neues 128 - 2014-05-10

Beitragvon Matthias » Sa 10. Mai 2014, 07:49

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Harald
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Re: Neues 128 - 2014-05-10

Beitragvon Harald » Sa 10. Mai 2014, 08:15

Fahnenweihe_resize.jpg
Ich zitiere heute aus einem Bericht des >Senftenberger Anzeiger< vom 12. Mai 1925.
Die ausgewählten Textstellen sprechen für sich:

"Nun liegen die Festtage der
FAHNENWEIHE des GARDEVEREINS
hinter uns. Es waren zwei erhebende Tage, die sich zu einer
NATIONALEN WIEDERGEBURT der SENFTENBERGER EINWOHNERSCHAFT auswirkten und darum selbst für die Dauer von ganz besonderer Bedeutung bleiben werden..."

"Daran nahm die gesamte Bevölkerung aller Kreise (sogar die Kommunisten sahen sich die glänzenden vaterländischen Bilder an) innigen Anteil. Dafür sprachen an manchen Stellen der überreiche Straßen~ und Häuserschmuck sowie die Beflaggung in den Farben schwarz-weiß-rot. Man darf da getrost von einem Fahnen~ und Flaggenwald sprechen. So viele schwarz-weiß-rote Fahnen hat man in Senftenberg seit der Revolution noch nie gesehen..."

"Der Redner war erstaunt und überrascht, in dem doch als
r o t v e r s c h r i e e n e n Senftenberg eine derartige nationale Begeisterung und rege Anteilnahme der Bevölkerung zu sehen.
Das sei der beste Beweis für die STIMMUNG IM VOLKE..."

"Und dann diese Begeisterung der Menschenmassen am Sonnabend und Sonntag auf den Straßen und aus den Häusern heraus, diese vielen prächtig illuminierten Häuser und dieses Freuden-Feuerwerk in mehreren Straßen. Da mußte einem Jeden das Herz im Leibe lachen.
Ja, die Senftenberger Einwohnerschaft ist vaterländisch neuerwacht und hat diese WIEDERGEBURT durch die imposante Kundgebung bei der Fahnenweihe des Gardevereins bekräftigt..."

"In der Schloßstraße sah man 6 Girlanden und zahlreiche Fahnen, in der Kreuzstraße 7 Girlanden sowie ebenfalls viele Fahnen in den Farben schwarz-weiß-rot, desgleichen in verschiedenen anderen Straßen. Mingaus Hotel strahlte in stimmungsvoller Glühlämpchen~ und bengalischer Beleuchtung..."

"Beim Abmarsch loderte fast aus jedem Hause der Schloßstraße bengalisches Buntfeuer...Der etwa 500 Teilnehmer mit über 100 Fackeln zählende Zug bewegte sich über den Markt durch die bis zum KRIEGERDENKMAL ebenfalls reich beflaggte Bahnhofstraße, Moritz~, Haupt~, Bismarck~, Kaiser-Friedrich~, Kreuz~, Schmiede~, Schul~, Dresdener und Schloßstraße nach dem Markt und aus den Häusern mit Buntfeuer und Feuerwerk sowie mit Hurrarufen begrüßt. In sämtlichen von dem Zug berührten Straßen bildeten Menschenmassen Spalier, die den Zug begleiteten. Ein fesselndes Bild, das seine Krönung in dem ZAPFENSTREICH auf dem MARKTPLATZ fand..."

"Einen würdigen Abschluß der Festlichkeiten bildete das abgebrannte BRILLANT-FEUERWERK. Dieses gestaltete sich ganz besonders großartig. Es bestand in Raketen, Fröschen, Leuchtkugeln, Feuerregen, Sternen etc. Zum Schluß erschien ein glühender GARDESTERN, der einen würdevollen Anblick gewährte."

Hier noch eine kleine BEGRIFFSKLÄRUNG
- neudeutsch wohl auch FAKTENCHECK genannt:

Garderegiment_resize.jpg

Als GARDE werden besondere militärische Verbände bezeichnet, die als Leibwache oder Haustruppe für den Ehrenwachdienst oder repräsentative Zwecke eingesetzt werden.
Solche Truppen werden häufig durch besondere Uniformen oder Abzeichen aus der Masse der Armee hervorgehoben. Äußeres gemeinsames Kennzeichen der preußischen Garde waren Doppellitzen an Kragen und Aufschlägen (daher auch Gardelitzen genannt) und ein Helmadler mit ausgebreiteten Schwingen auf der Pickelhaube, der auf der Brust den Gardestern trug.
Nach dem Ersten Weltkrieg hatten die preußischen Garden die Schloss-, Hof- und Stadtwachen in Potsdam und Berlin zu stellen, die Masse aller Waffen-, Ausrüstungs- und Uniformerprobungen für die Armee durchzuführen und neue Vorschriften und Verfahren zu erproben.
Sie waren damit Haus- und Lehrtruppen.
In den fünf europäischen Kriegen, an denen Preußen im Laufe der Zeit beteiligt war, zeigten sich die Gardeverbände als besonders opferwillig und kampfstark.

Kein Wunder also, dass sich die GARDISTEN immer schon als ETWAS BESONDERES fühlten, dies Renommé in ihren GARDEVEREINEN pflegten und auch zur Schau stellten,
wie "einst im Mai in Senftenberg"...:

"Wir erinnern uns der ruhmgekrönten Regimenter, des Soldatenlebens im Felde und unserer traurigen sowie heiteren Erlebnisse während der Dienstzeit. Doch dies alles war einmal, heute hat sich alles verändert.
Die preußische Königskrone liegt in der Weichsel,
die deutsche Kaiserkrone im Rhein.
Die Weichsel gehört den Polen und den Rhein haben die Franzosen besetzt. Wir sind waffenlos geworden und ein Spielball unserer Feinde.
Sie haben uns alles geraubt...aber wir brauchen den Kopf nicht hängen zu lassen über die Verhältnisse der Gegenwart. Wir können vielmehr mit dem Propheten rufen:
'Freue dich nicht, meine Feindin, daß ich darniederliege; ich werde wieder hoch kommen...!"

100 Jahre nach Beginn des Ersten sowie 75 nach Beginn des Zweiten Weltkrieges jagen diese damaligen Äußerungen des Festredners nicht nur Senftenberger Bürgern wohl noch nachträglich einen riesengroßen Schrecken ein... :-(


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