Neues 407 - 2020-01-19

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Matthias
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Neues 407 - 2020-01-19

Beitragvon Matthias » Fr 17. Jan 2020, 18:03

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Harald
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Re: Neues 407 - 2020-01-19

Beitragvon Harald » Fr 17. Jan 2020, 18:30

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DIE SENFTENBERGER BAHNHOFSTRASSE

mit der berühmtesten Straße Berlins, dem KU’DAMM (Kurfürstendamm) zu vergleichen, dem Prachtboulevard & Künstlertreffpunkt, der Amüsiermeile & ersten Adresse für Touristen, halte ich schon ziemlich gewagt. Sei’s drum – ein anonymer Senftenberger schrieb es auf eine Ansichtskarte und wollte damit wohl gezielt Werbung, nicht nur für diese markante EINKAUFSMEILE, sondern wohl gleichsam für seine HEIMATSTADT SENFTENBERG, machen. Gottlob hat er die BAHNHOFSMEILE nicht gleich mit der New Yorker FIFTH AVENUE bzw. der Pariser CHAMPS ELYSÉES in einen „Topf“ geschmissen.
STRASSEN werden eigentlich nur selten zu TOURISTENATTRAKTIONEN – letztere haben es allerdings geschafft.
Da kann nicht mal der KU’DAMM mithalten…

Unsere BAHNHOFSTRASSE, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts noch als einfacher WIESENWEG die nördlich der Innenstadt liegenden Feuchtgebiete durchquerte, sich 1852/56 zur geschotterten KREIS-CHAUSSEE wandelte und schließlich bis 1910 zu einer gepflasterten, von Linden gesäumten „PRACHTSTRASSE“ wurde, stand schon des Öfteren im Fokus unserer Betrachtungen.

Apropos: LINDEN
Sie wurden im Laufe der Zeit gepflanzt, gestutzt, herausgerissen, neu gepflanzt, wieder gekappt…und so weiter.
Und wenn die Stadtplaner mal Ruhe gaben, „kümmerten sich“ BAUMFREVLER um das innerstädtische Grün,
wie die folgende MELDUNG des >Senftenberger Anzeiger< vom 4. März 1909 beweist:

„Im Uebermut verursachten gestern abends 4 jüngere Männer RADAU und einer von ihnen brach eine der auf der BAHNHOFSTRASSE frisch gepflanzten LINDEN ab. Bevor beabsichtigter weiterer Schaden in dieser Beziehung entstand, gelang des den verfolgenden resp. im SCHLITTEN überholenden Beamten, die TÄTER festzunehmen und einstweilen nach dem Gewahrsam zu bringen. Auf solchen BAUMFREVEL steht Gefängnis bis zu 3 Jahren oder Geldstrafe bis zu 1500 Mk. Dies mögen sich diejenigen merken, denen solche VERSCHÖNERUNGSANLAGEN im Wege sind.“

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Mehr Furore machte allerdings eine BEKANNTMACHUNG am 27. Juli 1909, in der die >HAUTEVOLLÈE< der BAHNHOFSTRASSE aufgezählt wurde. Immerhin lag die Zahl 23 noch weit unter der, die man in den 1930er und 1940er Jahren erreichen würde.
Da gab es nämlich in der BAHNHOFSTRASSE schon rund 110 Geschäftsleute und Gewerbetreibende, darunter 33 aus der Industriewaren-, Mode- und Bekleidungsbranche, 30 Handwerksbetriebe und 13 Läden mit einem Lebensmittel- und Genussmittelsortiment.

Durchaus vorstellbar ist, dass sich der nach Sensationen heischende Teil der Senftenberger Bürgerschaft sofort auf diese BEKANNTMACHUNG stürzte, um aus erster Hand zu erfahren, welchen Anlass es für diese „außerordentliche“ kollektive Namensnennung gab ?
Als dann von einer >Öffentlichen Sitzung des Kgl. SCHÖFFENGERICHTS und sogar von einer ABURTEILUNG die Rede war, dachten natürlich die meisten gleich an UNTREUE, BETRUG oder KORRUPTION u.ä. in der Geschäftswelt hin & wieder anzutreffenden kriminellen Vorkommnisse.
Was aber haben sich denn nun wohl die o.g. renommierten Bürger Senftenbergs zuschulden kommen lassen ?
Nichts von alledem !
Abschließend war nämlich zu lesen:
„…sämtlich hier, welche gegen eine polizeiliche Straffestsetzung
(wegen unterlassener Reinigung der Straße und des Rinnsteins vor ihren Grundstücken in der BAHNHOFSTRASSE)
gerichtliche Entscheidung beantragt hatten.
Angeklagte wurden zu je 3 Mk. Geldstrafe ev. je 1 Tag Haft verurteilt.“


Na, da hatte das Gericht aber mal richtig „durchgegriffen“ – und zwar ohne Ansehen der Person…
Am darauffolgenden Tag wurde dieses URTEIL von einem Sympathisanten (oder womöglich einem Verurteilten) POETISCH kommentiert.:-)

Tja, die STRASSENREINIGUNG !
Auch im WINTER 1909 gab es gehörige PROBLEME, denn damals war komischerweise noch SCHNEE IN HÜLLE & FÜLLE vorhanden
und die ANLIEGER DER BAHNHOFSTRASSE hatten ausreichend Gelegenheit zum SCHNEERÄUMEN.
In welchem Maße man dieser VERPFLICHTUNG nachkam, kann man den zwei LESERBRIEFEN entnehmen:

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Diese SCHNEESCHIEBESORGEN kennen wir ja seit Jahren kaum noch, denn SCHNEEFLÖCKCHEN – WEISSRÖCKCHEN sind in tiefliegenden Regionen in die Traumwelt verschoben, SCHLITTEN & SKIER zu unnützen Weihnachtsgeschenken mutiert…Schade.
Ja, als ICH noch KIND war… :D

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