Neues 418 - 2020-04-05

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Matthias
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Neues 418 - 2020-04-05

Beitragvon Matthias » Sa 4. Apr 2020, 08:59

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Harald
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Re: Neues 418 - 2020-04-05

Beitragvon Harald » So 5. Apr 2020, 17:02

DER MUELLER_resize.jpg

>Der technologische Kinder~ und Jugendfreund< beschrieb uns im Jahre 1815 die WASSERMÜHLE kurz & bündig wie folgt:

„Die gewöhnlichen MÜHLEN, auf welchen der MÜLLER Getraide mahlet, sind entweder WIND~ oder WASSERMÜHLEN.
Letztere haben von außen ein großes mit SCHAUFELN versehenes WASSERRAD, welches von dem Wasser umgedreht, und wodurch die ganze Maschine beweget wird.
Sie heißen OBER~ oder UNTERSCHLÄCHTIGE MÜHLEN, je nachdem das Wasser entweder VON OBEN auf die Schaufeln fällt, oder der UNTERE TEIL des Rades im Wasser hängt und von demselben herumgetrieben wird.
Das GETRAIDE wird entweder gemahlen (in Mehl verwandelt) oder geschrotet (gröblich zermalmt). Das gemahlene Getraide wird in SAECKE gefaßt, getrocknet, in MEHLKAESTEN gethan, oft gewendet, gerattert und nach Belieben verbraucht.“ (1815)


Somit sind wir ausreichend motiviert für eine historische Betrachtung der

AM_resize.jpg

AMTSMÜHLE SENFTENBERG

In grauer Vorzeit war SENFTENBERG nicht nur von der SCHWARZEN ELSTER, sondern auch von zahlreichen FLIESSEN, wie den Haupt~, Stadt~ und Benedektinergraben sowie Storchenelster und Wolschinka durchzogen. Die Bauern aus 17 Dörfern der Umgebung brachten auf diesen Wasserwegen per KAHN ihr Obst und Gemüse auf den Markt, sowie das Getreide zu einer der ältesten von insgesamt 50 Mühlen im Amt Senftenberg,
von denen ich hier nur 24 WASSERMÜHLEN aufliste, die „rund um Senftenberg“ munter drauf los klapperten. Sie bestanden bis auf 4 Ausnahmen (2 Zahlen in Klammern) lediglich aus einem einzigen großen GEBÄUDE, welches die MÜHLE und angrenzende WOHNRÄUME, die von der Familie des MÜLLERS und ev. auch dessen MÜHLKNAPPEN bewohnt wurde (Zahlen in Klammern / Särchen = Annahütte)):

Wassermuehlen SFB_resize.jpg

In SENFTENBERG brachte man das Mahlgut also zur jenseits des breiten Schlossgrabens gelegenen >CHURFÜRSTLICHEN MÜHLE<, später gemeinhin als „SCHLOSS~ bzw. AMTSMÜHLE“ bezeichnet.
Wer allerdings mit seinem Mahlgut per KARREN unterwegs war, befuhr einen ziemlich hohen DAMM aus größeren und kleineren Pflastersteinen. Da die Schwarze Elster regelmäßig die umliegenden Wiesen überflutete, war dies damals ein sicherer Transportweg, der auch noch heute „STEINDAMM“ heißt. Die MÜHLE wurde Mitte des 16. Jahrhunderts das erste Mal umgebaut. Im Jahre 1551 wurde sie als „ganz aus Stein erbaut“ erstmals erwähnt und lässt vermuten, dass sie etwa 50 Jahre vorher gebaut wurde und bis zu ihrem ABRISS (bis zur Geländeoberkante) im Jahre 1955 in Betrieb war. Auf dem Mühlengrundstück befand sich eine zeitweise mit 10 Wasserrädern und 6 Mahlgängen ausgestattete WASSERMÜHLE, die als Mahl~, Schneide~ & Ölmühle für allerlei Getreide und Malz und für die Tuchmacher als Walk~ & Stampfmühle arbeitete. Die Untertanen aus 11 Amtsdörfern mussten, wenn es notwendig war, die ELSTER räumen und die Müller aus den Dörfern, welche dem Amte lehn- und zinsbar waren, an der SCHLOSSMÜHLE mit Äxten arbeiten und auch das Flutbett ausbessern helfen.

Als sich im Jahre 1985 hohe Funktionäre der DDR-Regierung unverhofft zu einem Kurzbesuch des Senftenberger Sees anmeldeten,
verschwand über Nacht DAS LETZTE STEINERNE ZEUGNIS: ein arg vernachlässigtes FACHWERKGEBÄUDE hatte nicht so recht in die Erholungslandschaft gepasst und musste einem Parkplatz weichen. (li. einstmalige Ansicht der Mühle - re. kurz vor dem Abriss)

abriss_resize.jpg

Zur Erinnerung steht nun AM ALTEN WEHR ein kleiner MÜHLENPAVILLON mit RESTEN eines alten MAHLWERKES – allerdings nicht jenes von der AMTSMÜHLE, sondern von der nach dem ehemaligen MÜHLENBESITZER benannten >LEHRACKSMÜHLE<, die es einst allerdings in zweifacher Ausführung gab. Dieser Fakt scheint umso bedeutsamer, weil laut >wikipedia< „seit 1994 unweit des Schlossparks an der Schwarzen Elster Reste der ehemaligen LEHRAGKSMÜHLE aufgestellt sind“, deren ehemaliger STANDORT recht vage klingt: „Die Mühle stand vom Anfang des 17. Jahrhunderts bis 1955 zwischen Schipkau und Schwarzheide“.
Aus der folgenden historischen Quelle muss man sich nunmehr auf „diejenige LEHRAGKSMÜHLE, welche…“ verständigen, deren Hirsestampfen und Teile des Ölgangs ausgestellt sind. Ich tippe mal auf die >1149< !

LEHRACKS MUEHLE.jpg


lehragksmuehle_resize.jpg

(1) nach Abriss der Lehracksmühle übrig gebliebenes Mahlwerk (2) Mahlwerk und (3) Mühlstein wurden dann im Museumshof SFB ausgestellt, und erhielten 1994 ihren Ehrenplatz im (4)(5) Mühlen-Pavillon;

Ein weiteres >Forschungsobjekt< hat sich mir in der >PAULITZ-CHRONIK< eröffnet, in der aus dem Jahre 1744 folgendes berichtet wird:
„Die Stadtmauer von Senftenberg hatte im Süden zwei und im Westen einen solcher Halbtürme weil diese Seiten für die Verteidigung die gefährlichsten waren. Im Osten und Norden war die Stadt durch die Gewässer und Sümpfe der Schwarzen Elster geschützt.
Im 2.Schlesischen Kriege gingen wegen der Befestigung und Verteidigung von Senftenberg strenge Befehle an den Kommandanten der Festung, da man befürchtete, der Ort könnte von den Preußen besetzt werden. Ein weiterer Palisadenkreis wurde um die Stadt gezogen, der unten am Walle HINTER DER AMTSMÜHLE an der Schwarzen Elster begann, sich dann in westlicher Richtung hin an der Abdeckerei vorbei zog, und sich dann nördlich bis nach Thamm wendete.“


Frage: befand sich die AMTSMÜHLE nun inner~ oder außerhalb des PALISADENRINGES ?

Im September 2015 stießen Bauarbeiter vor dem Landratsamt in Senftenberg auf die aus massiven Sandsteinblöcken und Feldsteinen bestehenden alten Mauern der ehemaligen AMTSMÜHLE.
Ein Archäologe kam zu der Erkenntnis, dass...
(1) diese vor etwa 500 Jahren gebaut wurde,
(2) deren Standort bislang zwar bekannt, aber nicht exakt zu bestimmen war,
(3) eindeutige Beweise hierfür nun jedoch die freigelegten Fundamente und ein Mühlenstein seien,
(4) die Wassermühle wahrscheinlich auf einer kleinen Insel in der Schwarzen Elster stand.

Letzteres und weitere Details (es sind z.B. 11 statt wie o.a. 10 Wasserräder eingezeichnet) lassen sich allerdings schon
auf einer HISTORISCHEN KARTE aus dem 18. Jahrhundert festmachen:

Karte AM_resize.jpg

Merkwürdigerweise haben sich viele AKTEN, auf die Senftenberger „Amtsmühlenforscher“ sicher gern mal ein Auge geworfen hätten,
im >Brandenburgischen Landeshauptarchiv< zur Ruhe gebettet.
Hier sind einige davon aufgelistet:

Archiv-Akten_resize.jpg

Hier die Satz-Enden aus den o.a. AKTEN:
(337)…wegen des Baues der Neuen Mühle
(343)…verbundene Senkung eines Fachbaumes

kaputt_resize.jpg


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