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Neues 129 - 2014-05-15

Verfasst: Do 15. Mai 2014, 15:01
von Matthias
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Re: Neues 129 - 2014-05-15

Verfasst: Fr 16. Mai 2014, 10:09
von Harald
Grube Marga, 26.05.1923

"In der Nr. 104 der >Märkischen Volksstimme< beschwert sich der Einsender von Marga über die laue Beteiligung an der MAIFEIER und über die Interessenlosigkeit der Arbeiter.
Wenn da gesagt wird, daß die Arbeiter durch die Schikanen und Not und Elend noch nicht einig gewesen worden sind, so sind unsere Führer selbst Schuld daran. Ueberall, wo Arbeiter ihre Lage verbessern wollen, sind es wieder unsere sogenannten Führer, die diese Bestrebungen mit aller Macht unterdrücken. Fortwährend wird zu Demonstrationen aufgefordert, Forderungen werden aufgestellt: wo bleiben dieselben ?
Ich erinnere nur an den Kapp-Putsch, Erzberger~ und Rathenaumord.
Da wurde den Arbeitern soviel 'Honig ums Maul geschmiert', und nichts ist erfüllt worden. Hier war die Masse geschlossen hinter ihren Führern, hier konnten dieselben ihre Macht zeigen. Warum taten sie es nicht ?
Die Antwort darauf mag sich der Leser selbst geben.
Und wenn dann der Arbeiter, angeekelt durch die zwecklosen Demonstrationen, ruhig seines Weges zur Arbeit geht, dann hört man Reden, wie Arbeiterverräter, Lump und dgl.
Idealismus wird von uns verlangt. Gerade diejenigen, die so schön davon predigen können, haben vor lauter Idealismus Tarifurlaub genommen. Unsere Führer haben ja auch gut reden. Hätten wir das Gehalt und die Nebeneinahmen derselben, wir könnten uns denselben Fettbauch anschaffen und würden auch gern auf einen Tag Arbeit verzichten.
Weiter wird dann gesagt, daß wir bereits schon die Schlinge um den Hals haben. Dank unserer Gewerkschaftsbürokratie ist dies nur möglich gewesen und mit Hilfe derselben werden sie auch uns die Gurgel ganz zuschnüren, wenn sich die Arbeiterschaft über die Köpfe der Führer hinweg nicht selbst hilft. Werdet wieder das, was ihr früher waret, Kampforganisationen, dann werdet Ihr auch wieder die kompakte, geschlossene Masse hinter Euch haben.
Zum Schluß möchte Schreiber dieser Zeilen gewisse Leute vom Abraum II den guten Rat geben, nicht so sehr mit dem Ausdruck >Deutschnationale Lumpenbande< herumzuwerfen. Wir, die wir am 1. Mai gearbeitet haben, haben es Gott sei Dank noch nicht fertig gebracht, unsere Mitmenschen aus der Arbeit herauswerfen zu helfen und bringen es auch nicht fertig, unsere Kameraden auf die gemeinste und erbärmlichste Art und Weise bei den Beamten fortwährend zu verklatschen. Und wenn dieser Herr denkt, uns, die wir am 1. Mai gearbeitet haben, mit Verachtung strafen zu können, indem er nicht mit uns spricht, erkläre ich hiermit öffentlich, daß es keine Ehre ist, von solchen Subjekten angesprochen zu werden. Ein anständiger Arbeiter meidet diesen Mann ja so wie so schon wie die Pest.
Sollte wieder einmal ein Umzug oder dgl. stattfinden, so würde ich diesem Mann raten, auf den Hunde~ oder Katzenhandel zu gehen, denn das gibt für den nächsten Sonntag den schönsten Braten auf den Tisch."

Reichsbanner-Abzeichen_ 1924-1933_resize.jpg

Das war ganz schön starker Tobak in einem LESERBRIEF im >Senftenberger Anzeiger< (unterzeichnet mit "u.A.w.g. gez. J.E.")*, welcher aber sehr anschaulich die politischen Auseinandersetzungen der 1920er Jahre widerspiegelt, die letztendlich in rechten (Hitlerputsch) und linken (Hamburger Aufstand) Umsturzversuchen gipfelten.
Einher gingen sie mit der Schaffung rechter und nationaler Kampfbünde,
wie des STAHLHELM, der nationalsozialistischen SA (Sturmabteilung) und des KPD-nahen ROTFRONTKÄMPFERBUNDES. Daraufhin machte die SPD mit der DEUTSCHEN ZENTRUMSPARTEI, der DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN PARTEI und den GEWERKSCHAFTEN gemeinsame Sache und gründete, aufbauend auf einer Reihe lokaler sozialdemokratischer Selbstschutzorganisationen, am 22.02.1924 das
>REICHSBANNER SCHWARZ-ROT-GOLD<
zum Schutz der parlamentarischen Demokratie". Dass das REICHSBANNER letztlich zu einem "Veteranenverband" mutierte, lag an den sich stolz mit dem Ruf "Frei Heil" begrüßenden Mitgliedern. Es waren überwiegend ehemalige Teilnehmer am 1. Weltkrieg, die persönliche Kriegserfahrungen mit ihrem Eintreten für die Republik verbanden und den Kampf gegen Nationalsozialisten, Monarchisten und Kommunisten als ihre Hauptaufgabe ansahen. Dabei verstand sich das REICHSBANNER stets als Hüter des Erbes der demokratischen Tradition der Revolution von 1848 und der verfassungsmäßigen Reichsfarben Schwarz-Rot-Gold.
Als satzungsgemäß überparteilicher "Bund republikanisch gesinnter Kriegsteilnehmer" entwickelte sich das REICHSBANNER zu einer der größten Massenorganisationen der Weimarer Republik. 1932 gehörten ihm mehr als 3 Mill. Mitglieder an.
Im März 1933 wurde das Reichsbanner zerschlagen, seine Mitglieder danach systematisch verfolgt. In die Illegalität gedrängte Gruppen des Reichsbanners stellten einen bedeutenden Bestandteil des Widerstands gegen den Nationalsozialismus dar. Viele der Mitglieder wurden auch nach Ende der nationalsozialistischen Diktatur in der sowjetischen Besatzungszone politisch verfolgt.
Das REICHSBANNER wurde 1953 in der BRD als „Bund aktiver Demokraten e.V.“ wieder gegründet und hat heute ca. 500 Mitglieder.

* u.A.w.g. = um Antwort wird gebeten

Reichsbanner Logo_heute.jpg