Unter einer
HAUSKAPELLE verstehen religiöse Mitbürger natürlich ausschließlich ein kleines und einfach gestaltetes
GOTTESHAUS, das aber nicht für regelmäßige Gottesdienste einer Gemeinde bestimmt ist, sondern nur für private Andachten genutzt wird.
Für Musikfreunde allerdings sind
HAUSKAPELLEN kleine
MUSIKER-ENSEMBLES, die speziell in
GASTSTÄTTEN zur Unterhaltung und zum Tanz aufspielen. Da ich dem
>KAPELLENWESEN< ca. 25 Jahre die Treue hielt,
möchte ich es nun für alle Nostalgiker etwas näher beleuchten:
DIE SENFTENBERGER >TANZMUSIKER – GILDE<
lernte ich in meiner aktiven Zeit (1962 – 1980er Jahre) als
VERSCHWORENE GEMEINSCHAFT kennen, die sich vor allem dadurch auszeichnete, dass,
falls in der Band mal ein Musiker erkrankte, sofort „Aushilfskräfte“ für die anstehenden
>MUGGEN< (Musikalische Gelegenheits-Geschäfte) einsprangen.
Das
REPERTOIRE der meisten Bands im Senftenberger „Dunstkreis“ ähnelte sich weitestgehend, sodass man musikalisch ohne große Probleme „auf gleicher Linie“ fuhr. Da es sich außerdem meist um „gestandene Musiker“ handelte, genügte oft nur die Ansage des Songtitels mit entsprechender Grundtonart, wie z.B.: >Poor Boy< in A-Dur< oder >Alte Kameraden< (Marsch) in B-Dur – und schon wusste man Bescheid und „ab ging die Post“ – anfangs noch etwas holprig, nach wenigen Takten weitaus besser.
Schon die beiden o.a.
TITEL zeigen, dass das
REPERTOIRE EINER HAUSKAPELLE viele musikalische Genres abdecken musste.
Von diversen, zum Mitsingen animierenden Volks~, Marsch~ und speziell Trinkliedern, ging es über diverse Swing~, Walzer~ & Tangomelodien bis zu aktuellen Tagesschlagern.
Eine Band, die diese
VIELFALT nicht aufbieten konnte, spielte sehr bald nur noch für’s Gaststätten-Personal und wurde daraufhin gekündigt.
Gerade die >Aushilfs-Muggen< förderten den Bekanntheitsgrad eines Musikers, wobei vor allem der „Gitarre spielende
SOLO-SÄNGER“ und ein „das Tempo haltender
SCHLAGZEUGER“ sehr gefragt waren.
Wenn ein Musiker wegen interner Querelen seine Band verlassen hatte, sprach sich dies kurioserweise rasend schnell herum. Der Betroffene musste / konnte / durfte immer damit rechnen, dass tags darauf irgendein Kapellenleiter mit einem überraschenden
VERTRAGSANGEBOT vor der Tür stand.
Arbeitslos blieb man somit nicht sehr lange…
GASTSTÄTTEN MIT HAUSKAPELLEN
In Senftenberg existierten verschiedene
TANZLOKALE, die aber allesamt nach der Wende neben dem gastronomischen Flair auch ihren „musikalischen Geist“ aufgaben.
Während sich zu DDR-Zeiten die
JUGEND singlemäßig auf den großen
SÄLEN im
HdW („Haus der Werktätigen“ / im Volksmund „Haus der Wilden“) und im
>KULTURHAUS DER EISENBAHNER< („Lokschuppen“) austobten, war das Gros der späteren
EHEPAARE auf kleinen & recht übersichtlichen
TANZBÖDEN zugange.
Im
SCHLOSSCAFÈ machte sich vor allem die gutklassige >Kapelle Lapawa< in den 1950er einen Namen. Ich riskierte als Teenager mal einen kurzen Blick auf das Podium und staunte nicht schlecht über das vielsagende Schild „Zusammentanzen von Damen nicht gestattet !“
Ab und an mühte sich auch die Kapelle von Bruno Panitz, der auf seinem Kontrabaß ständig auf der Suche nach dem richtigen Ton war, um die Gunst des Publikums. Legendär nach jeder Tanzrunde sein Standard-Spruch: „Husch-husch ins Körbchen !“
In den nachfolgenden
GASTHÄUSERN bin ich dereinst schon mit verschiedenen Kapellen aufgetreten:
Im
ROSS, wie man gewöhnlich sagte, habe ich mit >Combo 64< zweimal eine halbjährige Saison gespielt und dabei meine ersten „Tanzmusiker-Schritte“ gemacht. Im Nachhinein betrachtet war es ein „sehr hartes Brot“, denn in dieser sogenannten >Nachtbar< herrschte von 19.30 bis gegen 2 Uhr reger Tanzbetrieb und dafür gab es pro Musiker-Nase 50 Mark, wovon allerdings noch 15 Mark Steuern abgezogen wurden…
Der
DAMHIRSCH hatte viel gemischtes Tanzpublikum, vor allem in der Karnevalszeit. Obwohl es am Eingang sehr oft wüste Drängeleien, auf dem Saal zu vorgerückter Stunde und gestiegenem Alkoholspiegel auch Handgreiflichkeiten gab, war die Tanzfläche ständig besetzt. Irgendwie getanzt wurde alles, ob nun die >Annemarie-Polka< oder >Satisfaction< von den Stones – letzteres partnerlos und schon quoll der Saal über…
ZUM LÖWEN in der Calauer Straße lag etwas „weit ab vom Schuss“ und daher verschont von behördlicher Kontrolle. Das wurde sehr begrüßt, denn keinen hassten die Kapellen mehr als die „Horchposten“ der
AWA (Anstalt zur Wahrung der Aufführungsrechte), die sich unters Tanzpublikum mischten und die Einhaltung der „Prozente“ protokollierten. Anfangs lag das Verhältnis zwischen West~ & Ost-Titeln bei 30:70, später 40:60. Kurios war es schon, dass wir oft DDR-Songs im Titel-Protokoll aufgelistet hatten, die wir noch nie gespielt hatten bzw. überhaupt nicht beherrschten…
Der
SEEBLICK setzte einerseits auf gesittete, adrett gekleidete
TANZPAARE der reiferen Jugend, andererseits auf exakt musizierende
KAPELLEN, deren Interpretation aktueller Hits möglichst nahe am Original war. Neidlos anerkennen muss ich, dass dies dem >Jürgen-Herzog-Swingtett<, in dem ich gelegentlich aushelfen durfte, großartig gelungen war.
Mit der
HOG „STADT SENFTENBERG“ schließt sich nun der Kreis der
>HAUSKAPELLEN – DOMIZILE<.
Von den nachfolgend abgebildeten
KAPELLEN hatten hier alle schon mal im
"HOCHHAUS" – für kurz oder lang – gespielt.
Wir sind bis heute gute Musiker-Kollegen, schätzen uns und bleiben sicherlich bis zum Lebensende mit der
TANZMUSIK verbunden.
Beim Betrachten der nachfolgenden
>FAN-FOTOS< wird augenscheinlich, dass einige
GESICHTER in verschiedenen
KAPELLEN vertreten sind.
Diese
MUSIKER waren allerdings keinesfalls >Lückenbüßer<, sondern stets echte
BANDMITGLIEDER…
Die
NOSTALGIE – BILDER zeigen:
(1)
COMBO 64 - u.a. mit Lothar Kohlsche (piano), Manfred Schulze (sax), Harald Gleisner (git)
der Name des Schlagzeugers ist mir leider entfallen
(2)
FORMATION 4 – mit Ernst-Ulrich Neumann (keyb), Hans-Jörg Müller (git), Norbert Schmeil (drums)
(3)
JÜRGEN – HERZOG – SWINGTETT mit
Bodo Kramer (git), Lothar Schwarz (keyb), Roland Herzog (sax), Manfred Rohatsch (bg), Jürgen Halpick (drums),
(4)
HANS – KIRSCHNER – COMBO mit
Hans Kirschner (cl, sax, keyb), Hans-Jörg Müller (git), Manfred Rohatsch (bg), Rolf Handschack (drums)
(5)
CaW – MUSIKFORMATION mit
Hans Kirschner (keyb), Harald Gleisner (git), Wolfgang Weichelt (bg), Gerd Kalus (drums)
In letzterer „Musikformation“, die übrigens zeitweilig
IM LÖWEN als
HAUSKAPELLE tätig war, beendete ich Ende der 1980er Jahre meine langjährige Karriere als Laientanzmusiker.
Diese Lebensetappe war trotz aller Mühen & Instrumenten-Plackerei
EINE WUNDERSCHÖNE ZEIT, DIE UNVERGESSEN BLEIBT ! Abschließend noch zwei
MUSIKER-WITZE,
die das harte Los der
NACHTSCHICHTEN trefflich widerspiegeln:
Warum stehen Musiker um 6 Uhr auf?
Weil um halb 7 die Geschäfte schließen.
Was sind die drei ärgsten FEINDE des Musikers?
Frische Luft, helles Tageslicht und das unerträgliche Gebrüll der Vögel.