Solch ein riesiger
TAGEBAU interessierte uns
KINDER erst, nachdem er sich – ausgekohlt & abgesoffen – zu einem
>BADEPARADIES< mit
STEILUFER und schmalem
KIESSTRAND gemausert hatte. Obwohl
GEFAHREN im Wasser lauerten und die „Alten“ vor rätselhaften Strudeln & tückischen Drehlöchern warnten, ließ sich die wagemutige
JUGEND nicht davon abhalten, im
GRUBENTEICH baden zu gehen.
NICHTSCHWIMMER planschten am Gewässerrand,
SCHWIMMER trauten sich schon mal etwas weiter hinaus. Damit alle auch einmal „das große weite Meer“ erleben konnten, verbanden wir 2 - 3 angeschwemmte
BAGGERSCHWELLEN mittels großer
EISENKRAMPEN und stakten auf diesen primitiven
FLÖSSEN mit langen Stangen auf dem Teich umher.
Wir waren allerdings nicht die ersten
>GRUBENPIRATEN<, denn schon 1934 warnte die
ILSE, Bergbau AG. vor dem „Baden in den alten wassergefüllten Grubenbauen“ – und da die
VERBOTE leider auf „taube Ohren“ stießen, errichtete man diverse
BADEANSTALTEN ,
um
„FÜR DAS WOHL DER GEFOLGSCHAFT ZU SORGEN“.
An deren Bau nahm die gesamte
EINWOHNERSCHAFT der betreffenden Orte mit großem Interesse Anteil, was wiederum ein Zeichen dafür war, welch einen Glücksgriff die
ILSE, Bergbau AG. mit dem
BÄDERBAU gelandet hatte. Denn wo konnte damals wohl eine solch vollkommene
BADEGELEGENHEIT besser gewürdigt werden, als in unserer mit
KOHLENSTAUB geschwängerten Gegend – in welcher den Kindern & Jugendlichen für den gelegentlichen Badespaß bislang nur einige verbotene
GRUBENTEICHE blieben…
Auch der >Senftenberger Anzeiger< würdigte deshalb
DIE ERSTEN REGIONALEN BADEANSTALTEN
mit sehr blumigen Worten wie folgt:
„Groß und Klein, Alt und Jung wird sich nach des Tages Arbeit zahlreich in unserem BADE tummeln und wird so neue Schaffensfreude schöpfen. Auch von den älteren Jahrgängen werden noch viele schwimmen lernen müssen, um dann erst den Genuß eines kühlen Bades richtig schätzen zu können und sich von der schwimmkundigen Jugend nicht übertrumpfen zu lassen. So wird manch würdiger älterer Herr von der schönen BADEGELEGENHEIT verleitet, sein BADETRIKOT aus der tiefsten Schublade hervorzuholen. Und wenn ihn ein schwaches Herz und ärztlicher Rat daran hindert, dann soll er wenigstens seinen Körper in der Sonne baden.
Es steht zu erwarten, daß es gelingen wird, mit recht niedrigen Eintrittspreisen auszukommen und den OBLIGATORISCHEN SCHWIMMUNTERRICHT in den SCHULEN, der ebenso notwendig wie Lesen, Schreiben & Rechnen ist, möglichst unentgeltlich zu erteilen.“
3 VOLKSBÄDER , die in den vorolympischen Jahren
1934/35 entstanden und bei den
BADELUSTIGEN sehr beliebt waren, stellte der >Senftenberger Anzeiger< vor. Auffallend waren die vielen
DETAILS in den
BERICHTEN und die
BAULICHEN ÄHNLICHKEITEN bei den von der
>ILSE< geförderten
BADEANSTALTEN:
VOLKSBADEANSTALT GRUBE MARGA / BRIESKE 6. Dezember 1933 – bevor es losging:
„Es wurde mit der
ILSE, Bergbau AG. eine
VEREINBARUNG getroffen, ein 290,20 Hektar großes
GRUNDSTÜCK zum Bau einer
BADEANSTALT und eines
SPORTPLATZES zwischen Elster~ und Hauersiedlung zu überlassen. Zur Finanzierung steht ein
BAUFONDS in Höhe von 49737,03 RM.,
mit Zinsen rund 50000 RM. zur Verfügung.
Das Arbeitsamt Senftenberg hat das
BAUPROJEKT genehmigt und stellt für 7800 Tagewerke 23400 RM. in Aussicht.
Vorgesehen ist eine
SPORTPLATZANLAGE in Größe von 110 Meter Länge und 75 Meter Breite,
KANTINE mit
2 WOHNUNGEN für Bademeister und Kantinenwirt, weiterhin
UMKLEIDERÄUME für Badegäste und Sportler. Die Größe des zementierten
SCHWIMMBECKENS ist 50x25 Meter. Anschließend wird ein
PLANSCHBECKEN für Nichtschwimmer angelegt. An dieses folgt ein
STRAND von 80 Meter zu Sonnenbädern usw.
Vom Gemeindevorsteher wurde betont, daß es kein
LUXUSBAD, sondern ein wirkliches
VOLKSBAD werden solle. Um die gesamte
ANLAGE wird zum Schutze ein 2,50 Meter breiter WASSERGRABEN angelegt, der aus der Wolschinka gespeist wird. Zum weiteren Schutze wird ein 1½ Meter hoher bepflanzter
DAMM mit
TERRASSEN angelegt.
Nach der Fertigstellung wird es
EINE DER SCHÖNSTEN ANLAGEN in der Umgebung sein.
Der
BAUBEGINN erfolgt in kommender Woche; mit der Errichtung des
WOHNHAUSES wird im nächsten Frühjahr begonnen. Die
WASSERFRAGE wird in Kürze im Einvernehmen mit der ILSE, Bergbau AG. gelöst. Den
LANDWIRTEN vom Dorfe
BRIESKE soll die Anfuhr des
KIESES übertragen werden.
Nach einem
VORANSCHLAGE der bekannten
BAUFIRMA A. Pusch, Senftenberg, würden für die einzelnen Posten folgende
SUMMEN in Frage kommen:
8246 RM. für Betonarbeiten, Schlosserarbeiten, wie Geländer usw. 1025,15 RM., Zimmerarbeiten 50 RM., Schutzverblendung 780 RM., Isolierung 3270 RM.
Genannter
ANSCHLAG bezieht sich nur auf die
BECKEN. Die
UMKLEIDERÄUME, die weitere
BADANLAGE und die gesamte
ANFUHR des Materials,, ohne den Bau der
WOHNHÄUSER, wird schätzungsweise weitere 11 – 12000 RM. erfordern, so daß mit einer
SUMME von 25000 RM. gerechnet werden muß. Gleichzeitig beschließt die Gemeindevertretung evtl. noch erforderliche Mittel zu bewilligen.“
BADEANSTALT GRUBE ILSE / BÜCKGEN 9. Juni 1934:
„Am 7. Juni 1934 wurde die
BADEANSTALT ILSE in BÜCKGEN eröffnet.
Die Herstellung war möglich geworden durch die Zusammenarbeit der
ILSE Bergbau AG., des Freiwilligen Arbeitsdienstes und der Gemeinde Bückgen.
Das
BAD liegt auf dem alten ausgekohlten Gelände hinter der
KIRCHE, ist also von allen Seiten unseres Ortes bequem zu erreichen.
Da die Umgebung schon länger aufgeforstet ist, fehlt auch die grüne Umrahmung nicht.
Das
WASSERBECKEN, in Eisenbeton gebaut, ist 50 Meter lang und 30 Meter breit, also für sportliche Wettkämpfe geeignet.
Die Tiefe steigt von 50 Zentimeter im
NICHTSCHWIMMERBASSIN bis zu 4 Meter in der Nähe der
SPRUNGANLAGEN, die Sprünge von 1, 3 und 5 Meter ermöglichen. Um eine Verschmutzung des Bades zu verhindern, ist eine 2 Meter breite
FUSSRINNE aus Beton rund um das
BADEBECKEN herum gezogen. Durch sie muß jeder
BADBENUTZER zunächst hindurchgehen.
UEBERLAUFANLAGEN in allen Ecken des Beckens sorgen für den Abfluß des Wassers und verhindern jegliche Ansammlung von Schmutz. Terrassenförmig steigt das
BADEGELÄNDE an, das sich in Sand~ & Rasenflächen gliedert. Für die kleinsten
WASSERFREUNDE ist ein hübsches
PLANSCHBECKEN mit
SPRINGBRUNNEN unweit der Badekabinen errichtet worden. Ferner sind
LIEGEFLÄCHEN und
SPIELPLÄTZE vorgesehen.
Das langgestreckte
BADEHAUS enthält die Kasse mit einem Sanitätszimmer, Duschräume, genügend Einzel-Ankleidekabinen mit Garderobe und
UMKLEIDEHALLEN für Männer, Knaben, Frauen und Mädchen. Ein großer
SCHUPPEN ermöglicht die Unterstellung von
FAHRRÄDERN.
Die ganze
BADEANSTALT ist von einem kräftigen
EISENZAUN umgeben, an dessen Innenseite die verschiedensten
ZIERSTRÄUCHER angepflanzt sind.
Die Verwaltung der Anstalt hat die ILSE, Bergbau AG. übernommen. Die
EINTRITTSPREISE sind außerordentlich niedrig bemessen. Schon für 5 Pfennige können die Kinder der Bückgener Einwohner und die Angehörigen der
ILSE-Betriebe baden. Die
ILSE hat ferner den
SCHULEN & VERBÄNDEN aus Bückgen, soweit sie die Anstalt im
UNTERRICHT oder im
DIENST besuchen,
FREIEN EINTRITT gestattet. Dieselbe
VERGÜNSTIGUNG ist dem Bückgener
SCHWIMMVEREIN für seine geschlossenen Veranstaltungen gewährt worden.
Die
KOSTEN der UNTERHALTUNG trägt die
ILSE, Bergbau AG., da die
EINNAHMEN aus dem Badebetrieb hierzu bei weitem nicht ausreichen und im Wesentlichen für zusätzliche Arbeiten zur weiteren Ausgestaltung des Bades verwandt werden sollen.
Am
ERÖFFNUNGSTAGE tummelte sich schon eine stattliche Anzahl von
BADELUSTIGEN in der
BADEANSTALT, und auf allen Gesichtern bemerkte man die Freude über die neue Einrichtung.“
BADEANSTALT GRUBE ERIKA / LAUBUSCH 28. Juni 1934:
„Die idyllisch an der
KORTITZMÜHLE gelegene
FREIBADEANSTALT der Gemeinde
LAUBUSCH wurde am 24. Juni 1934 mit einer schlichten
FEIER der Oeffentlichkeit zur Benutzung übergeben. Menschenhände haben hier eine Erholungsstätte geschaffen, die schon äußerlich durch die frischen Farben einen recht prachtvollen Anblick bietet.
AUSKLEIDEKABINEN für Schwimmer & Nichtschwimmer,
BRAUSERÄUME usw. sind errichtet, ein
SCHWIMMBASSIN mit einer Schwimmfläche von 80 x 40 Meter, und eine
NICHTSCHWIMMERABTEIL von 60 x 20 Meter sind, durch einen
RETTUNGSSTEG getrennt, entstanden.
SANDLIEGEPLÄTZE laden zum Sonnenbad ein und der
ERFRISCHUNGSGARTEN zwischen beiden Elsterarmen bietet mit seinem alten Baumbestand die gewünschte Erholungsstätte. Die gesamte
ANLAGE wird durch einen
SPRUNGTURM, der mit je einem 1~, 3~ und 5~Meter-Sprungbrett ausgestattet ist, gekrönt.
Mit einem imposanten
FESTZUG vom Marktplatz nach der
BADEANSTALT wurde die Feier eingeleitet. Der Gemeideschulze begrüßte die Sportler und Gäste und hob in seiner
ANSPRACHE hervor, daß die
FREIBADEANSTALT nicht für einen Berufsstand oder eine Klasse sondern für alle deutschen Volksgenossen errichtet ist. Er dankte der
ILSE, Bergbau AG. für die tatkräftige Unterstützung, sowie dem Werksinspektor, den Baufirmen und den Arbeitern für die tatkräftige Mitarbeit. Mit dem Wunsche, daß sich alle Sportler und Gäste recht wohl fühlen mögen, übergab er das
BAD der Oeffentlichkeit.“
Auch wir
KINDER AUS HÖRLITZ & SENFTENBERG-WEST waren Nutznießer eines von der
ILSE gebauten Badeparadieses. Am Senftenberger >Hundewäldchen< entlang zog sich ein schmaler
SANDPFAD, den wir zu Fuß oder später per Drahtesel benutzten, am Briesker Bahnhof verbotenerweise die Gleise überquerten, um dann schnurstracks zum ehemaligen
>VOLKSBAD GRUBE MARGA< zu gelangen, in welchem ich dann endlich mit 12 Jahren das
SCHWIMMEN erlernte…
DIESE NACHBETRACHTUNG IST GEDACHT FÜR DIE GENERATIONEN, die diese schönen
FREIBÄDER kennenlernen durften, hier wie ich das
SCHWIMMEN erlernten und sich bis zum Schluss darin wohlfühlten !