Neues 440 - 2020-09-27

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Matthias
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Neues 440 - 2020-09-27

Beitragvon Matthias » Sa 26. Sep 2020, 08:00

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Harald
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Re: Neues 440 - 2020-09-27

Beitragvon Harald » Mo 28. Sep 2020, 15:43

Bademode_resize.jpg

Solch ein riesiger TAGEBAU interessierte uns KINDER erst, nachdem er sich – ausgekohlt & abgesoffen – zu einem >BADEPARADIES< mit STEILUFER und schmalem KIESSTRAND gemausert hatte. Obwohl GEFAHREN im Wasser lauerten und die „Alten“ vor rätselhaften Strudeln & tückischen Drehlöchern warnten, ließ sich die wagemutige JUGEND nicht davon abhalten, im GRUBENTEICH baden zu gehen. NICHTSCHWIMMER planschten am Gewässerrand, SCHWIMMER trauten sich schon mal etwas weiter hinaus. Damit alle auch einmal „das große weite Meer“ erleben konnten, verbanden wir 2 - 3 angeschwemmte BAGGERSCHWELLEN mittels großer EISENKRAMPEN und stakten auf diesen primitiven FLÖSSEN mit langen Stangen auf dem Teich umher.
Wir waren allerdings nicht die ersten >GRUBENPIRATEN<, denn schon 1934 warnte die ILSE, Bergbau AG. vor dem „Baden in den alten wassergefüllten Grubenbauen“ – und da die VERBOTE leider auf „taube Ohren“ stießen, errichtete man diverse BADEANSTALTEN ,
um „FÜR DAS WOHL DER GEFOLGSCHAFT ZU SORGEN“.

Ilse Verbot_resize.jpg

An deren Bau nahm die gesamte EINWOHNERSCHAFT der betreffenden Orte mit großem Interesse Anteil, was wiederum ein Zeichen dafür war, welch einen Glücksgriff die ILSE, Bergbau AG. mit dem BÄDERBAU gelandet hatte. Denn wo konnte damals wohl eine solch vollkommene BADEGELEGENHEIT besser gewürdigt werden, als in unserer mit KOHLENSTAUB geschwängerten Gegend – in welcher den Kindern & Jugendlichen für den gelegentlichen Badespaß bislang nur einige verbotene GRUBENTEICHE blieben…

Auch der >Senftenberger Anzeiger< würdigte deshalb
DIE ERSTEN REGIONALEN BADEANSTALTEN
mit sehr blumigen Worten wie folgt:


„Groß und Klein, Alt und Jung wird sich nach des Tages Arbeit zahlreich in unserem BADE tummeln und wird so neue Schaffensfreude schöpfen. Auch von den älteren Jahrgängen werden noch viele schwimmen lernen müssen, um dann erst den Genuß eines kühlen Bades richtig schätzen zu können und sich von der schwimmkundigen Jugend nicht übertrumpfen zu lassen. So wird manch würdiger älterer Herr von der schönen BADEGELEGENHEIT verleitet, sein BADETRIKOT aus der tiefsten Schublade hervorzuholen. Und wenn ihn ein schwaches Herz und ärztlicher Rat daran hindert, dann soll er wenigstens seinen Körper in der Sonne baden.
Es steht zu erwarten, daß es gelingen wird, mit recht niedrigen Eintrittspreisen auszukommen und den OBLIGATORISCHEN SCHWIMMUNTERRICHT in den SCHULEN, der ebenso notwendig wie Lesen, Schreiben & Rechnen ist, möglichst unentgeltlich zu erteilen.“

3 VOLKSBÄDER , die in den vorolympischen Jahren 1934/35 entstanden und bei den BADELUSTIGEN sehr beliebt waren, stellte der >Senftenberger Anzeiger< vor. Auffallend waren die vielen DETAILS in den BERICHTEN und die BAULICHEN ÄHNLICHKEITEN bei den von der >ILSE< geförderten BADEANSTALTEN:

Bad Marga_resize.jpg

VOLKSBADEANSTALT GRUBE MARGA / BRIESKE
6. Dezember 1933 – bevor es losging:

„Es wurde mit der ILSE, Bergbau AG. eine VEREINBARUNG getroffen, ein 290,20 Hektar großes GRUNDSTÜCK zum Bau einer BADEANSTALT und eines SPORTPLATZES zwischen Elster~ und Hauersiedlung zu überlassen. Zur Finanzierung steht ein BAUFONDS in Höhe von 49737,03 RM.,
mit Zinsen rund 50000 RM. zur Verfügung.
Das Arbeitsamt Senftenberg hat das BAUPROJEKT genehmigt und stellt für 7800 Tagewerke 23400 RM. in Aussicht.
Vorgesehen ist eine SPORTPLATZANLAGE in Größe von 110 Meter Länge und 75 Meter Breite, KANTINE mit 2 WOHNUNGEN für Bademeister und Kantinenwirt, weiterhin UMKLEIDERÄUME für Badegäste und Sportler. Die Größe des zementierten SCHWIMMBECKENS ist 50x25 Meter. Anschließend wird ein PLANSCHBECKEN für Nichtschwimmer angelegt. An dieses folgt ein STRAND von 80 Meter zu Sonnenbädern usw.
Vom Gemeindevorsteher wurde betont, daß es kein LUXUSBAD, sondern ein wirkliches VOLKSBAD werden solle. Um die gesamte ANLAGE wird zum Schutze ein 2,50 Meter breiter WASSERGRABEN angelegt, der aus der Wolschinka gespeist wird. Zum weiteren Schutze wird ein 1½ Meter hoher bepflanzter DAMM mit TERRASSEN angelegt.
Nach der Fertigstellung wird es EINE DER SCHÖNSTEN ANLAGEN in der Umgebung sein.
Der BAUBEGINN erfolgt in kommender Woche; mit der Errichtung des WOHNHAUSES wird im nächsten Frühjahr begonnen. Die WASSERFRAGE wird in Kürze im Einvernehmen mit der ILSE, Bergbau AG. gelöst. Den LANDWIRTEN vom Dorfe BRIESKE soll die Anfuhr des KIESES übertragen werden.
Nach einem VORANSCHLAGE der bekannten BAUFIRMA A. Pusch, Senftenberg, würden für die einzelnen Posten folgende SUMMEN in Frage kommen:
8246 RM. für Betonarbeiten, Schlosserarbeiten, wie Geländer usw. 1025,15 RM., Zimmerarbeiten 50 RM., Schutzverblendung 780 RM., Isolierung 3270 RM.
Genannter ANSCHLAG bezieht sich nur auf die BECKEN. Die UMKLEIDERÄUME, die weitere BADANLAGE und die gesamte ANFUHR des Materials,, ohne den Bau der WOHNHÄUSER, wird schätzungsweise weitere 11 – 12000 RM. erfordern, so daß mit einer SUMME von 25000 RM. gerechnet werden muß. Gleichzeitig beschließt die Gemeindevertretung evtl. noch erforderliche Mittel zu bewilligen.“

Ilse Bad_resize.jpg

BADEANSTALT GRUBE ILSE / BÜCKGEN
9. Juni 1934:

„Am 7. Juni 1934 wurde die BADEANSTALT ILSE in BÜCKGEN eröffnet.
Die Herstellung war möglich geworden durch die Zusammenarbeit der ILSE Bergbau AG., des Freiwilligen Arbeitsdienstes und der Gemeinde Bückgen.
Das BAD liegt auf dem alten ausgekohlten Gelände hinter der KIRCHE, ist also von allen Seiten unseres Ortes bequem zu erreichen.
Da die Umgebung schon länger aufgeforstet ist, fehlt auch die grüne Umrahmung nicht.
Das WASSERBECKEN, in Eisenbeton gebaut, ist 50 Meter lang und 30 Meter breit, also für sportliche Wettkämpfe geeignet.
Die Tiefe steigt von 50 Zentimeter im NICHTSCHWIMMERBASSIN bis zu 4 Meter in der Nähe der SPRUNGANLAGEN, die Sprünge von 1, 3 und 5 Meter ermöglichen. Um eine Verschmutzung des Bades zu verhindern, ist eine 2 Meter breite FUSSRINNE aus Beton rund um das BADEBECKEN herum gezogen. Durch sie muß jeder BADBENUTZER zunächst hindurchgehen. UEBERLAUFANLAGEN in allen Ecken des Beckens sorgen für den Abfluß des Wassers und verhindern jegliche Ansammlung von Schmutz. Terrassenförmig steigt das BADEGELÄNDE an, das sich in Sand~ & Rasenflächen gliedert. Für die kleinsten WASSERFREUNDE ist ein hübsches PLANSCHBECKEN mit SPRINGBRUNNEN unweit der Badekabinen errichtet worden. Ferner sind LIEGEFLÄCHEN und SPIELPLÄTZE vorgesehen.
Das langgestreckte BADEHAUS enthält die Kasse mit einem Sanitätszimmer, Duschräume, genügend Einzel-Ankleidekabinen mit Garderobe und UMKLEIDEHALLEN für Männer, Knaben, Frauen und Mädchen. Ein großer SCHUPPEN ermöglicht die Unterstellung von FAHRRÄDERN.
Die ganze BADEANSTALT ist von einem kräftigen EISENZAUN umgeben, an dessen Innenseite die verschiedensten ZIERSTRÄUCHER angepflanzt sind.
Die Verwaltung der Anstalt hat die ILSE, Bergbau AG. übernommen. Die EINTRITTSPREISE sind außerordentlich niedrig bemessen. Schon für 5 Pfennige können die Kinder der Bückgener Einwohner und die Angehörigen der ILSE-Betriebe baden. Die ILSE hat ferner den SCHULEN & VERBÄNDEN aus Bückgen, soweit sie die Anstalt im UNTERRICHT oder im DIENST besuchen, FREIEN EINTRITT gestattet. Dieselbe VERGÜNSTIGUNG ist dem Bückgener SCHWIMMVEREIN für seine geschlossenen Veranstaltungen gewährt worden.
Die KOSTEN der UNTERHALTUNG trägt die ILSE, Bergbau AG., da die EINNAHMEN aus dem Badebetrieb hierzu bei weitem nicht ausreichen und im Wesentlichen für zusätzliche Arbeiten zur weiteren Ausgestaltung des Bades verwandt werden sollen.
Am ERÖFFNUNGSTAGE tummelte sich schon eine stattliche Anzahl von BADELUSTIGEN in der BADEANSTALT, und auf allen Gesichtern bemerkte man die Freude über die neue Einrichtung.“

Bad Erika_resize.jpg

BADEANSTALT GRUBE ERIKA / LAUBUSCH
28. Juni 1934:

„Die idyllisch an der KORTITZMÜHLE gelegene FREIBADEANSTALT der Gemeinde LAUBUSCH wurde am 24. Juni 1934 mit einer schlichten FEIER der Oeffentlichkeit zur Benutzung übergeben. Menschenhände haben hier eine Erholungsstätte geschaffen, die schon äußerlich durch die frischen Farben einen recht prachtvollen Anblick bietet.
AUSKLEIDEKABINEN für Schwimmer & Nichtschwimmer, BRAUSERÄUME usw. sind errichtet, ein SCHWIMMBASSIN mit einer Schwimmfläche von 80 x 40 Meter, und eine NICHTSCHWIMMERABTEIL von 60 x 20 Meter sind, durch einen RETTUNGSSTEG getrennt, entstanden. SANDLIEGEPLÄTZE laden zum Sonnenbad ein und der ERFRISCHUNGSGARTEN zwischen beiden Elsterarmen bietet mit seinem alten Baumbestand die gewünschte Erholungsstätte. Die gesamte ANLAGE wird durch einen SPRUNGTURM, der mit je einem 1~, 3~ und 5~Meter-Sprungbrett ausgestattet ist, gekrönt.
Mit einem imposanten FESTZUG vom Marktplatz nach der BADEANSTALT wurde die Feier eingeleitet. Der Gemeideschulze begrüßte die Sportler und Gäste und hob in seiner ANSPRACHE hervor, daß die FREIBADEANSTALT nicht für einen Berufsstand oder eine Klasse sondern für alle deutschen Volksgenossen errichtet ist. Er dankte der ILSE, Bergbau AG. für die tatkräftige Unterstützung, sowie dem Werksinspektor, den Baufirmen und den Arbeitern für die tatkräftige Mitarbeit. Mit dem Wunsche, daß sich alle Sportler und Gäste recht wohl fühlen mögen, übergab er das BAD der Oeffentlichkeit.“

Auch wir KINDER AUS HÖRLITZ & SENFTENBERG-WEST waren Nutznießer eines von der ILSE gebauten Badeparadieses. Am Senftenberger >Hundewäldchen< entlang zog sich ein schmaler SANDPFAD, den wir zu Fuß oder später per Drahtesel benutzten, am Briesker Bahnhof verbotenerweise die Gleise überquerten, um dann schnurstracks zum ehemaligen >VOLKSBAD GRUBE MARGA< zu gelangen, in welchem ich dann endlich mit 12 Jahren das SCHWIMMEN erlernte…

DIESE NACHBETRACHTUNG IST GEDACHT FÜR DIE GENERATIONEN,
die diese schönen FREIBÄDER kennenlernen durften, hier wie ich das SCHWIMMEN erlernten und sich bis zum Schluss darin wohlfühlten !

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