ICH WUNDERE MICH ÜBER GAR NICHTS MEHR !Wenn
KUNSTWERKE selbst in
SENFTENBERGS STADTMITTE nicht mehr sicher waren, war ja wohl vorauszusehen, dass sie im
SCHLOSSPARK in Randlage noch viel weniger geschützt sind.
Weithin bekannt ist auch, dass sich
BUNTMETALLKLAU inzwischen zum
„VOLKSSPORT“ entwickelt hat. Immer öfter werden
TEILE aus Kupfer, Zink oder Aluminium entwendet und bei Altmetallhändlern zu Geld gemacht.
DACHRINNEN oder
GRABSCHMUCK bringen auf dem Schrottplatz pro Kilo satte Preise.
So lassen sich 800 Euro je 100 Kilo Bronze legal erlösen – der Preis für ein
KUNSTWERK liegt natürlich weit höher als der
MATERIALWERT.
Seriöse deutsche
SCHROTTHÄNDLER lassen sich deshalb von Unbekannten immer den Ausweis zeigen oder notieren das Autokennzeichen, um notfalls etwas in der Hand zu haben, denn wer als Schrotthändler
DIEBESGUT annimmt, macht sich der
HEHLEREI strafbar. Im Strafgesetzbuch (StGB) § 259 heißt es (Zitat):
„(1) Wer eine Sache, die ein anderer gestohlen oder sonst durch eine gegen fremdes Vermögen gerichtete rechtswidrige Tat erlangt hat, ankauft oder sonst sich oder einem Dritten verschafft, sie absetzt oder absetzen hilft, um sich oder einen Dritten zu bereichern, wird mit FREIHEITSSTRAFE bis zu 5 Jahren oder mit GELDSTRAFE bestraft.“Deshalb schmelzen gewiefte
DIEBE ihre „
WARE“ vorher ein bzw. schaffen sie schnell über die Grenzen, bevorzugt in die Niederlande, Polen und Tschechische Republik, da dort der Verkauf an den örtlichen Schrotthandel relativ einfach ist.
Da wir bereits vor 6 Jahren unter „Neues“ (Seite 142) das „von Herrn M u n a c k ausgeführte“, zu jener Zeit noch unbeschädigte
>JAHNDENKMAL< vorstellten, möchte ich heute dessen
>CHRONOLOGISCHEN WERDEGANG<
an Hand von
MELDUNGEN & BERICHTEN aus dem >Senftenberger Anzeiger< nachvollziehen – bevor der
VERFALL der Gedenkstätte noch weiter voranschreitet:
18. JANUAR 1911:„In der Generalversammlung des
>TURNVEREINS GERMANIA<, die am Sonntag stattfand, wurde u.a. auch über die
JAHNDENKMALS – ANGELEGENHEIT verhandelt.
Es wurde ein
BESCHLUSS dahingehend gefaßt, von der
ERRICHTUNG DES DENKMALS abzusehen und den zu diesem Zweck angesammelten
FONDS anderweitig für turnerische Zwecke zu verwenden, falls nicht von den städtischen Behörden
EIN GEEIGNETERER PLATZ als die bisher dem Vereine vorgeschlagenen Plätze zur Verfügung gestellt wird.
Sollte die
DENKMALSANGELEGENHEIT wirklich an der
PLATZFRAGE scheitern, so wäre das in doppelter Beziehung zu bedauern.
Einmal würde dann die Stadt den
SCHÖNEN SCHMUCK – denn einen solchen würde das
DENKMAL, wie aus dem
PROJEKT zu ersehen ist, sicher darstellen – nicht erhalten; sodann wäre es zu bedauern im Interesse der
TURNSACHE selbst…
Wie aus der >Deutschen Turnerzeitung< zu ersehen ist, haben die städtischen Behörden den Turnvereinen überall das größte Entgegenkommen gezeigt und geeignete Plätze unentgeltlich gern zur Verfügung gestellt. Hoffentlich findet sich auch noch in
SENFTENBERG ein
PASSENDER PLATZ, damit das
DENKMAL noch in diesem Jahr zum 100-jährigen Bestehen des deutschen Turnens errichtet und für unsere Jugend ein
ANSPORN ZUM TURNEN und jeder Art der Leibesübung werden kann.“
06. FEBRUAR 1911: (Stadtverordnetensitzung)
„Der
>TURNVEREIN GERMANIA< hat von den ihm seitens der Stadt zur
AUFSTELLUNG DES JAHNDENKMALS bereitgestellten Plätzen denjenigen
AN DER WENDISCHEN KIRCHE erwählt und der Magistrat schlägt nun auf weitere
BITTE des Vereins vor, eine
BEIHILFE von 100 Mark aus Kämmereimitteln zu bewilligen. Das Kollegium beschließt demgemäß, stellt aber dem Turnverein nochmals die
WAHL zwischen dem Platz
AN DER WENDISCHEN KIRCHE und im
SCHLOSSPARK frei.“
14. MÄRZ 1911: (Stadtverordnetensitzung)
„Dem Ansuchen des hiesigen
>TURNVEREINS GERMANIA<, welcher sein projektiertes
JAHNDENKMAL auf den
PLATZ IM SCHLOSSTEICH neben dem Pilke‘schen Grundstück zu bringen beabsichtigt, nachdem er von der Wahl des Platzes an der wendischen Kirche Abstand genommen, einstimmig stattgegeben. Der Magistrat hatte sich dagegen ausgesprochen, weil über die spätere
GESTALTUNG DES SCHLOSSTEICHES noch keine endgültigen Beschlüsse vorliegen.“
26. JUNI 1911:„Heute vormittags 11 Uhr fand in den Anlagen des ehemaligen
SCHLOSSTEICHES die
GRUNDSTEINLEGUNG für das vom
>TURNVEREIN GERMANIA< geplante
JAHNDENKMAL statt und hatten sich die geladenen Ehrengäste sowie eine Anzahl Mitglieder des Vereins eingefunden. Herr Beigeordneter Major a.D. H ö f e r hielt eine den Verdienst des
TURNVATERS JAHN um das deutsche Vaterland würdigende
ANSPRACHE und begleitete die
DREI HAMMERSCHLÄGE mit dem
DENKSPRUCH >deutsch denken, deutsch handeln und deutsch bleiben<. Der Vorwart des Vereins, Herr Lehrer K r ü g e r, verlas dann die dem Denkstein einzufügende
URKUNDE, enthaltend eine kurze Geschichte des Vereins und das Verzeichnis der beigegebenen Schriftstücke und Drucksachen. Gauvertreter G r u b a n n begleitete seine drei Hammerschläge mit dem Wunsche, daß der
>TURNVEREIN GERMANIA< für alle Zeiten in Einigkeit und Treue fest zur deutschen Turnerschaft stehen möge.
Die
SCHLICHTE FEIER schloß mit dem Gesang des Liedes >Deutschland über alles< und folgte dann noch ein
GESELLIGES BEISAMMENSEIN im Garten des Meinhardt’schen Gesellschaftshauses.“
04. AUGUST 1911:„Die
ENTHÜLLUNGSFEIER des vom hiesigen
>TURNVEREIN GERMANIA< errichteten
JAHNDENKSTEINS ist bekanntlich auf Sonntag, den 20. August, festgesetzt und wird dieselbe sich zu einem größeren
FESTE gestalten, da nicht nur mehrere einheimische Vereine
EINLADUNGEN erhalten haben, sondern auch die 49 Turnvereine des Lausitzer Elstergaues. Die bisher eingetroffenen
ANMELDUNGEN der letzteren lassen auf lebhafte Beteiligung schließen, da z.B. der >Turnverein Klettwitz< bereits 60 Turner gemeldet hat.
Die
TURNVEREINE marschieren im
FESTZUGE nach der Reihenfolge des Eintreffens der Anmeldungen. Mit der
FEIER wird auch ein
WETTURNEN verbunden, welches vormittags von ½ 9 Uhr ab auf dem
SCHÜTZENHAUSPLATZE stattfindet und wird auch hieran rege Beteiligung der auswärtigen Turner erhofft. Wenn die Lieferung von
EICHENLAUB ermöglicht werden kann, soll an die Einwohnerschaft die
BITTE gerichtet werden, möglichst reiche
DEKORATIONEN der Häuser und Straßen zu bewerkstelligen.
Eine
ANSICHTSPOSTKARTE des
JAHNDENKSTEINS ist bereits käuflich zu haben und zwar in den üblichen Verkaufsstellen.“
05. AUGUST 1911:„Zur
ENTHÜLLUNGSFEIER des
JAHNDENKSTEINS des
>TURNVEREINS GERMANIA< ist folgende vorläufige
FESTORDNUNG entworfen worden:
Am Vorabend,
SONNABEND, 19. August:
Abends ½ 9 Uhr Zapfenstreich und Fackelreigen auf dem Marktplatz.
Anschließend hieran Festkommers im Saale des Vereinslokals Hotel Baranius.
SONNTAG, 20. August:
Früh 8 Uhr Antreten der Kampfrichter und Wetturner vor Hotel Baranius.
Marsch nach dem Schützenhause, daselbst Wettturnen.
Vormittags bis 12 Uhr Empfang der Vereine und Geleitung in die Standquartiere.
Nachmittags1 Uhr Antreten der Vereine nach der Reihenfolge der Anmeldungen vor dem Hotel Baranius und
MARSCH NACH DEM DENKMALSPLATZ. Daselbst
WEIHEAKT.
Hierauf
FESTZUG durch die Stadt nach dem Schützenhause.
Auf Hornsignal Beginn des
SCHAUTURNENS:
Freiübungen, Turnen der angemeldeten Musterriegen, Reigenaufführungen, Turnspiele etc.
Während und nach dem Turnen
KONZERT.
Abends 7 Uhr Verkündigung der Sieger. Schlußgesang.
Nachher
BALL auf dem Schützenhause und im Hotel Baranius.
Offizieller Einmarsch findet nicht statt.
MONTAG, 21. August:
Vormitttags gemeinschaftlicher AUSFLUG nach einem hiesigen Kohlenwerk.
14. AUGUST 1911:„Die für den nächsten Sonntag geplante
JAHNFEIER verspricht eine recht imposante, der Bedeutung des Begründers des deutschen Turnens würdige zu werden, haben doch bereits ca. 40 auswärtige
TURNVEREINE ihre Beteiligung zugesagt. Eine ausführliche Besprechung der in Aussicht genommenen
FEIER soll in nächster Nr. d. Bl. erfolgen. Nur den
WUNSCH möchten wir heute schon aussprechen, daß sich die
BÜRGER GANZ SENFTENBERGS an der
AUSSCHMÜCKUNG der Stadt beteiligen möchten. Das dazu erforderliche LAUB wird am Donnerstag abend auf dem Marktplatze unentgeltlich zur Verfügung gestellt.“
15. AUGUST 1911:„Bereits über 1500 auswärtige
TURNER sind zur Teilnahme an der am nächsten Sonntag hier stattfindenden
JAHNFEIER angemeldet. Da sich auch fast sämtliche hiesige
VEREINE wie Kriegerverein, Schützengilde, Gesangverein, Feuerwehr, Bergmannsverein etc. am
FEST beteiligen, dürfte der
FESTZUG, dem
HEROLDE voranreiten und dem ein
FESTWAGEN eingereiht wird, ein imposantes Bild bieten.
Vom
HOTEL BARANIUS aus, wo er zur Aufstellung gelangt und wo auch gleich die
EHRENGÄSTE aufgenommen werden, bewegt sich der
ZUG durch die Bahnhofstraße über den Marktplatz und durch die Schloßstraße nach dem
DENKMALSPLATZ AM SCHLOSSPARK, woselbst die WEIHE stattfindet. Die
WEIHEREDE hat Herr Rektor P a e c h freundlichst übernommen.
MASSENCHÖRE, gebildet durch die Senftenberger 3 Gesangvereine, werden die Feier verschönen helfen. Die
NIEDERLEGUNG VON KRÄNZEN wird den Schluß der Feier bilden, worauf sich dann der
FESTZUG durch die Straßen der Stadt nach dem
SCHÜTZENHAUS begeben wird. Hier soll durch Vorführung von
MASSEN-FREIÜBUNGEN, woran mehrere Turner gleichzeitig teilnehmen, durch Musterriegenturnen, Reigenaufführungen, Turnspiele usw. ein anschauliches Bild vom heutigen Stande der deutschen Turnerei gezeigt werden.
KONZERT findet während und nach den turnerischen Uebungen statt und auch der
VERGNÜGUNGSPARK wird sehr reichhaltig besetzt sein. Abends 7 Uhr findet die Verkündigung der Sieger statt, die bei dem Wetturnen, das bereits am Vormittag abgehalten wird, Preise errungen haben. Den Schluß des Festes soll ein
TURNERBALL auf dem Schützenhause und im Hotel Baranius bilden.“
ERGEBNISSE WETTURNEN: 17. Hermann Pohl (Viktoria Marga) / 20. Joseph Förster (Harmonie-SFB II) / 24. Kurt Kaiser (MTV Senftenberg) & Franz Märker (Germania SFB)
21. AUGUST 1911: „Ein
PRÄCHTIGES FEST und ein
EHRENTAG der deutschen Turner, speziell des
>TURNVEREINS GERMANIA< hier, wurde gestern in unserer Stadt begangen mit der
ENTHÜLLUNGSFEIER des von genannten Verein errichteten
JAHNDENKMALS. Was die Feier besonders auszeichnete, war neben dem herrlichen Festwetter die fast allgemeine Anteilnahme der Bürgerschaft und ihrer Vertreter, und eine gehobene patriotische Stimmung, welche das Ganze durchwehte und dem Feste einen so schönen Verlauf gab, daß es noch lange in freundlicher Erinnerung bleiben wird…“
Ich zitiere nur einige wenige interessante DETAILS aus dem längeren BERICHT:
„Fackelreigen, welcher durch ein auf dem hohen Apothekengebäude arrangiertes
BRILLANTFEUERWERK noch verschönt wurde…“
„Im Laufe des Vormittags wurden die von auswärts per
BAHN, FUHRWERK, RAD & zu FUSS angekommenen Gastvereine empfangen…“
„An dem imposanten
FESTZUGE nahmen ca. 40 Vereine mit gegen 1200 Personen und an 300 Knaben der oberen Schulklassen teil und hatte der
ZUG eine Länge von über 600 Meter; er reichte vom Kriegerdenkmal bis zum Hotel Baranius…“
„Am heutigen
MONTAG machten die noch hiergebliebenen Turner mit Angehörigen und hiesigen Festteilnehmern, nachdem der über 100 Personen zählende
ZUG nochmals vor dem
DENKSTEIN defiliert, einen
TURNERMARSCH nach der
GRUBE MARGA zur Besichtigung der dortigen Werksanlage und abends soll noch ein
BALL im Baranius’schen Saale dem in allen Teilen schön verlaufenden Feste fröhlichen Abschluß geben.“
22. AUGUST 1911: (Stadtverordnetensitzung)
„Auf Magistratsbeschluß beschloß das Kollegium, das vom >TURNVEREIN GERMANIA< gestiftete und vorgestern geweihte JAHNDENKMAL IN SCHUTZ UND PFLEGE DER STADT zu übernehmen.“03. SEPTEMBER 1911: (TURNSPIELFEST)
„Es sei zu bedauern, daß noch so viele
JUNGE LEUTE den Bestrebungen der deutschen Jugendpflege fernstehen, welche traurige Rolle die vielen
SCHWÄCHLINGE, SCHWÄRMER & TRÄUMER spielen, welche durch fade Genüsse, durch das Lesen verderblicher Schriften etc. nur auf Abwege gelangen und durch
VERKÜMMERUNG DES LEIBES & GEISTES einem schnellen Alter verfallen…Das darf nicht sein !“
ÜBRIGENS……bestand der
SOCKEL der weltweit ca.
800 JAHNDENKMÄLER häufig aus vielen, von den regionalen
TURNVEREINEN gestifteten und beschrifteten
STEINEN bzw.
FINDLINGEN, auf denen Erinnerungen an Turnfeste und sportliche Wettkämpfe für die Ewigkeit eingraviert waren…
Auch tragen insgesamt sogar über
100 000 STRASSENSCHILDER den Namen Friedrich Ludwig Jahns – in Senftenberg verbindet sie die Mittel~ mit der Eisenbahnstraße…
FAZIT: Dies war heute ein, zugegebenermaßen etwas
„ÜBERLANGER“ VERSUCH, die patriotische & aufopferungsvolle HINGABE der Senftenberger
BÜRGER & STADTVERORDNETEN zum
„TURNVATER JAHN“ Revue passieren zu lassen, dem immerhin auch
FITNESS-CENTER ihre Daseinsberechtigung verdanken…
Meine
FRAGE: Weiß zufällig jemand, ob / wann in den zurückliegenden Jahrzehnten an unserem
>JAHN-DENKSTEIN< KRANZNIEDERLEGUNGEN stattfanden?