Neues 449 - 2020-12-13

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Matthias
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Neues 449 - 2020-12-13

Beitragvon Matthias » Sa 12. Dez 2020, 09:28

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Harald
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Re: Neues 449 - 2020-12-13

Beitragvon Harald » So 13. Dez 2020, 17:39

„Mit welchem Fleiße, mit welcher unermüdeten Sorgfalt haben sie aus hunderten Archiven alte im Staube der Jahrhunderte verborgene Urkunden hervorgezogen, gelesen, verglichen und ans Licht gestellt !“

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Mit diesen Worten wurden im Jahre 1834 im >Neuen Lausitzischen Magazin< die Leistungen der HEIMATFORSCHER gewürdigt, zu denen zweifellos auch diese VIER SENFTENBERGER gehörten, von denen sich 3 mit der CHRONIK DER STADT UND DES AMTES SENFTENBERG beschäftigten.
Erstaunlicherweise hat es aber in diesem Historiker-Quartett mit der Bezeichnung „Dr. – RUDOLF – LEHMANN – Straße“
einzig & allein der „NICHT-CHRONIST“ geschafft, eine kleine Geste der Erinnerung im Ortsteil Buchwalde zu erhaschen, während die 3 restlichen
HEIMATHISTORIKER leer ausgingen. Der einst wahrscheinlich letzte in Senftenberg wendisch predigende Pfarrer GEORG LIEBUSCH gerät nur noch selten in den Fokus, ein FOTO von ihm sucht man im Internet vergeblich. Rein zufällig entdeckte ich auf einem Buchcover seines Hauptwerkes >Skythika< einen sehr schmalen „Gesichtskonturstreifen“. Besagte SENFTENBERGER CHRONISTEN haben sich redlich bemüht, die HISTORIE unserer Heimatstadt aufzuarbeiten, nicht ohne dabei, wie schon zahlreiche Kirchenmänner, Stadtschreiber, Schulmeister vor ihnen, festzustellen,
„dass eine CHRONIK zu schreiben, kein Kinderspiel ist“,
auch wenn zu jeder Zeit AN WEISEN RATSCHLÄGEN KEIN MANGEL herrschte. In einem >Buch für das deutsche Volk< von 1847 war dazu folgendes zu lesen:

„Mit der Kirche und Pfarre, in der Schule und Gemeinde, trägt sich so Manches zu, was des Niederschreibens werth ist, wenn emsige Hand vorher sammelte und aufbewahrte, was freundliches Licht über peinliches Dunkel verbreitet…Eine CHRONIK schreiben ist aber ein närrisch Ding, und viel leichter fortzusetzen, als anzufangen…
Mit heute beginnend, ist sie ein Fisch ohne Kopf und Schwanz; es geht gar nicht anders, man muß die GUTE ALTE ZEIT mit zu Hülfe nehmen, muß suchen und sammeln, aus vieler Spreu heraus die Weizenkörner…
So habe ich aufgesucht das Rathhaus, gehorcht an den Pforten der Kirchen, und zusammengestellt bloß das VÖLLIG SICHERE & BEWEISBARE. Um den lieben Leser nicht zu stören, sind die URKUNDEN, aus denen ich schöpfte, hinten eng zusammengedruckt. Wer es nicht erkennen kann, setze eine BRILLE auf.“


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Wurde eine CHRONIK dann der Öffentlichkeit präsentiert, waren selbstredend sofort die scharfzüngigen KRITIKER zur Stelle und ließen es mal so „richtig krachen im Gebälk“.
Ein Herzöglicher HOFDICHTER, welcher im Jahre 1789 eine sogenannte >VATERLANDSCHRONIK< veröffentlichte, musste sich ein wahres „Feuerwerk vernichtender Kritik per Sendschreiben“ (Leserbrief) gefallen lassen, bei der man sich heutzutage die Frage stellen würde, wo freie Meinungsäußerung aufhört und Beleidigung anfängt bei VORWÜRFEN wie:
Das Dreiste Ihrer Behauptungen – das Oberflächliche Ihrer Kenntnisse – die Keckheit Ihrer Urtheile über 100 Dinge, die sie nicht verstehen – die Maskierung…
(Rest im Faksimile)
Faksimile_resize.jpg

Recht gelungen halte ich dagegen die „zur nahen Beachtung empfohlenen“ GUTEN RATHSCHLÄGE des nachfolgenden Büchleins,
DIE ICH AUCH NICHT KÜRZEN MÖCHTE, weil ich sie als

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FUNDAMENT ZUM FÜHREN EINER CHRONIK

ansehe. Sie wurden im Jahre 1846 erstellt, sind aber in ihren Grundsätzen noch heute anwendbar – was sicherlich in SENFTENBERG auch dringend nottut, da sich seit PAULITZ in puncto FORTFÜHRUNG der CHRONIK scheinbar/offensichtlich nichts getan hat…

„In Städten erſcheint zur FÜHRUNG DER CHRONIK vor Allem ein nicht ſchon an ſich überhäuft beſchäftigtes Rathsmitglied geeignet, oder ein ſonſtiger ſtädtiſcher Verwaltungsbeamter, Gerichts- oder Polizeiamts-Beiſitzer etc., denen zu ſolchen Leiſtungen immer noch einige Muße verbleibt, und erbenso Andere, welche mit den bei den ſtädtiſchen Behörden vorkommenden Verhältniſſen an ſich näher bekannt oder im Stande ſind, ſie leicht in Erfahrung zu bringen – übrigens gleichviel, ob sie auf einer Academie geweſen sind, oder nicht, wenn sie nur geiſtig gebildet und von regem Sinn für ſolche Arbeiten beſeelt sind.
Nicht minder werden aber auch ſtädtiſche Geiſtliche und Lehrer zur Uebernahme dieſes Geſchäfts geeignet ſein, beſonders aber in den Ruheſtand verſetzte,
doch geiſtig noch muntere landesherrliche oder ſtädtiſche Beamte, Officiere c., welchen gewöhnlich nicht nur eine reiche Lebenserfahrung zur Seite ſteht,
ſondern auch noch Luſt beiwohnt, ſich bei reicher Muße ſolcher Arbeiten, zu Gunſten des Gemeinwohls, zu unterziehen.
Es werden ſich aber auch vielleicht Privatgelehrte, oder andere der Sache gewachſene Perſonen bereit dazu finden laſſen, denn noch immer gibt es edle, gemeinnützig geſinnte Perſonen in jedem Orte, welche zu allgemeinen bildenden Zwecken ſelbſt die ihnen ſparſam zugemeſſenen Mußeſtunden anwenden, nicht für jeden geſchriebenen Bogen, jede Erkundigung und Berathung, für jeden Gang eine Bezahlung verlangen. Es wird um ſo mehr Nachfolge erregen,
wenn die ſtädtiſchen Vorgeſetzten, in Hinſicht der Mitwirkung für die CHRONIK, mit gutem Beiſpiele vorangehen, oder doch mit offenkundigem Intereſſe den Gegenſtand begünſtigen. –

Wer aber auch der CHRONIST ſein möge, ſo ſollte seitens der Orts-Obrigkeit die Anordnung getroffen werden, daß von den Gerichts~ und Verwaltungs~, wie den geiſtlichen Behörden nicht nur die als Beilage zur CHRONIK wünſchenswerthen Abſchriften von Verhandlungen, ſo auch Ueberſichten der Einwohner, der finanziellen und Armen-Verhältniſſe und dergl. mehr auf Verlangen dahin unentgeldlich verabfolgt, ſondern daß auch von Zeit zu Zeit (vielleicht vierteljährlich) an den Abfaſſer der CHRONIK Notizen der wichtigeren Vorfälle abgegeben werden, ſo weit ſolche zu ihrer Kenntniß gelangten, und welche am beſten nach und nach auf einem ſtets bei der Hand liegenden Bogen anzumerken ſein würden. Nicht minder werden überhaupt Freunde der heimathlichen Geſchichte, und daher auch der CHRONIK, ſich gleiche Notizenblätter zur Seite legen, um dann und wann das gelegentlich ihnen beifallende Erwähnungswerthe aufzuzeichnen, und ſie am Jahresſchluſſe zur Benutzung abzugeben. Eben ſolche, den Werth des Gegenſtandes erkennende Männer werden ſich auch zu ausführlichen Darſtellungen von Vorfällen und ähnlichen Aufſätzen geneigt fühlen, deren ſchon als rathſame Beilagen zur CHRONIK gedacht ward. Der VERFASSER DER CHRONIK wird ſeinerſeits das vielleicht derſelben beigefügte ſyſtematiſche Verzeichniß der vorkommenden hauptſächlichſten Rubriken oft überblicken, um deſto leichter auf etwa vergeſſene Gegenſtände hingewieſen zu werden.

Die FORTFÜHRUNG DER CHRONIK jedoch mit einem beſtimmten und zumal an ſich ſchon viel beſchäftigten Actuariats-Amte oder ähnlicher ſtädtiſchen Stelle unbedingt zu verbinden, ließ ſich wohl im Mittelalter, wo es ſehr gewöhnlich war, und bei mehr Sinn für ſolche ſtädtiſche Zwecke und weniger amtliche Schreibſeligkeit, ausführen; für die jetzige Zeit wurde dieß ſchon oben abgerathen, denn die Sammlung und mühſame Herbeiziehung hiſtoriſcher Nachrichten iſt nicht Jedermanns Sache, und ein Anbefehlen deſſelben, ohne Gewißheit daran ſelbſt Gefallen zu finden, würde ohne günſtigen Erfolg ſein. Daher ſollte es zuerſt wohl der Aufforderung zum freiwilligen Erbieten dazu gelten, und nur, wenn dieß nicht gelänge, der Wahl einer dazu geeigneten Perſon, welcher nöthigenfalls ſelbſt auch alljährlich eine kleine Entſchädigung zu gewähren ſein würde, ſowohl für aufzuwendende Zeit und Mühe, wie zum Beſtreiten der oben erwähnten baaren
Auslagen, und dabei auch der die Stadtgeſchichte erläuternden kleinen Druckſchriften, Abbildungen etc.; nöthigenfalls auch für Fertigung von nicht unentgeldlich von den Behörden zu erlangenden Abſchriften wichtiger Verhandlungen c., als ebenfalls erwünſchte CHRONIKEN-BEILAGEN.Die Stadt aber, welche einige Thaler dazu
aus der Gemeinde-Caſſe zu bewilligen ſich ſcheuen ſollte, während bei dem Bauweſen oft Hunderte nicht in genaue Frage kommen, und obwohl bei 10,000 Einwohner auf jeden kaum ein Bruchtheil-Pfennig als Beitrag zu jenem Koſtenaufwande zu rechnen wäre, würde ſich ſelbſt auf einen mindern Grad der Bildung ſtellen, ebenſo wie
die, welche nicht eine Freude und Ehre darin fände, eine gut gewählte Volks- oder vielmehr Bürger-Bibliothek zu beſitzen. So wie ſchon für DORF-CHRONIKEN angerathen, ſo wird es auch bei ſtädtiſchen zweckdienlich ſein, zuerſt einen Entwurf für das laufende Jahr zu fertigen, nach deſſen Prüfung und Vervollſtändigung
dann die CHRONIK abzufaſſen iſt. Der Entwurf wird einem oberen ſtädtiſchen, und ebenſo einem geiſtlichen Beamten, aber auch anderen für die Sache beeiferten Perſonen mitzutheilen ſein, um etwa Ueberſehenes noch an rechter Stelle einzutragen. Eine höhere Vollſtändigkeit würde die CHRONIK erlangen, sofern es gelänge, eine, wenn auch nur kleine Anzahl Freunde ſolcher hiſtoriſchen Forſchungen zu einem ſtädtiſchen Vereine für die Geſchichte des Orts und der Umgegend zu verbinden, welcher ſich vielleicht vierteljährlich einige Stunden verſammelt, um ſowohl den CHRONIK-ENTWURF, als die erlangten Beilagen zu prüfen, das noch Erforderliche zu berathen und deſſen Erlangung zu ermitteln.

Der zweckmäßigſte AUFSTELLUNGSORT DER CHRONIK iſt in Städten unleugbar eine, dem Publicum zur Benutzung völlig frei gegebene Bürger-Bibliothek, wofern ſich der Ort ſchon zu einem ſolchen Inſtitute erhob; oder, in deren Ermangelung, eine Schul-, Gelehrten- oder andere Bibliothek, oder, wenn es ſelbſt an ſolchen fehlte, eine öffentliche ſtädtiſche Erpedition, wo es Jedermann frei gegeben iſt, in der CHRONIK nachzuſchlagen, nachzuleſen und ſich beliebige Auszüge zu entnehmen.
Auf Dörfern wird die Aufbewahrung am ſicherſten im (meiſt feuerfeſten) Pfarr~ oder Schul-Hauſe, zumal in deren Archiv-Schranke, erfolgen, wenn nicht ein beſonderes Local für eine Dorf-Bibliothek vorhanden ſein ſollte. – Es verſteht ſich, daß die CHRONISTEN für die Zeit der Eintragung in die CHRONIK dieſelbe in ihre Behauſung entnehmen können, zugleich aber auch für deren ſichere Aufbewahrung und Vorkehrung ernſt beſorgt ſein werden, ſowie dafür, daß auch in ihrer Abweſenheit die Schrift vor Beſchädigung und Entwendung bewahrt bleibt, und bei Feuersgefahr ſogleich möglichſt mitgerettet wird. Im Fall nicht feuerfeſter Wohnungen erſcheint ihre gewöhnliche Aufbewahrung am rathſamſten in der Sakriſtei. Die Aufbewahrung einer alljährlich nachgetragenen Abſchrift der CHRONIK an einem andern, entferntern ſichern Orte, würde gegen möglichen Verluſt ſo mühſam verfaßter und wohl nie ebenſo vollſtändig wiederum zu erlangender Schriften das ſichernſte Mittel ſein.
Noch iſt der nöthigen fleißigen BENUTZUNG DER CHRONIK zu gedenken, die von Gelehrten, wie von Bürgern des Orts zu wünſchen iſt. Da von den letztern ſich jedoch nur wenige von ſelbſt zum Nachſchlagen und Nachleſen derſelben an ihrem Aufbewahrungs-Orte einfinden möchten, weil ſie vielleicht den Werth einer ſolchen Schrift, ſelbſt wohl ihre Exiſtenz im Orte nicht kennen, ſo ſollte in gewerblichen und andern bildenden Bürgervereinen zuweilen auf die rathſame Beachtung der CHRONIK, wie der Ortsgeſchichte überhaupt, hingewieſen und deshalb Intereſſantes daraus vorgetragen werden; ebenſo in ähnlichen abendlichen Unterhaltungsvereinen im Winterhalbjahre auf dem Lande. Man hat ſelbſt den ſehr zu billigenden Vorſchlag gethan, den älteren Schülern auf dem Lande zuweilen die anſprechendſten chronikaliſchen Nachrichten vom Orte im ſorgfältig bearbeiteten Auszuge zu dictiren, und dadurch in der bildungsfähigern Jugend eine höhere Liebe zur heimathlichen Geſchichte anzuregen, welches auch in Städten nicht überflüſſig, und zuweilen (bei den bald ab gehenden Schülern) rathſamer ſein könnte, als vielleicht mancher andere zum Dictiren und zu Vorſchriften gewählte Text. In manchen Gegenden pflegt man aus ORTSCHRONIK, zumal aber deren neuern Fortſetzungen, das Wichtigſte alljährlich an geeigneten Feſten oder in Gemeinde-Verſammlungen vorzuleſen; in einigen Gegenden iſt es ſelbſt angeordnet, und ebenſo auch der Vorſchlag erfolgt, DER UM DEN ORT VERDIENT GEWORDENEN MÄNNER und ihrer Leiſtungen bei ſolchen Gelegenheiten ZU GEDENKEN.“

Auf Grund der CORONA-BESCHRÄNKUNGEN werden wir ja verstärkt "auf unsere Möbel aufpassen dürfen".
Daher bleibt sicher genügend Zeit, die hier zitierte ABHANDLUNG in Ruhe zu studieren - es lohnt sich auf jeden Fall !
Bleiben Sie alle auch weiterhin gesund ! :D

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