Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen
WINTER OHNE SCHNEE erlebt zu haben – der allerdings, zu unser aller Leidwesen, bald darauf mit einer schwarzen Kruste
KOHLENSTAUB bedeckt wurde, den uns die
BRIKETTBUDE >MEUROSTOLLN< kostenlos aus ihren Schloten schenkte.
Jedenfalls kam
DER ERSTE SCHNEE spätestens Anfang Dezember, blieb lange liegen und taute erst, wenn „im Märzen der Bauer“…
Nach der Schule warfen wir die
SCHULRANZEN in die Ecke, schulterten
SKI oder
RODELSCHLITTEN, und trollten uns in die
HÖRLITZER ALPEN
– bis diese leider für immer im
TAGEBAU MEURO verschwanden…
Die im Volksmund titulierten
HÖRLITZER ALPEN waren Teil eines lang gestreckten Höhenzuges,
des sogenannten
LAUSITZER GRENZWALLS, zu dem die
HÖRLITZER, MEUROER, SENFTENBERGER & RAUNOER FLUR sowie
REPPIST gehörten. Die bewaldeten "Alpen" befanden sich zwischen der Schipkauer und Klettwitzer Straße, etwa 30 bis 40 Meter über der Ortslage (110 Meter über Normalnull). Sie erstreckten sich vom ehemaligen
WASSERTURM auf dem
PARADIESBERG bis kurz vor
KLETTWITZ & SCHIPKAU. An den Waldrändern hatten früher die Bauern große
BIENENHÄUSER aufgebaut und weil der Waldboden mit Heidekraut und Beerensträuchern bewachsen war, fiel der
HONIGERTRAG auch reichlich aus. Darüber hinaus gingen viele Familien an den Wochenenden auf
PILZWANDERUNG in die "Alpen", sammelten nebenher auch Blau- und Walderdbeeren. Jedes Jahr am 21. Juni trafen sich Jung und Alt zur
SONNENWENDFEIER bei Gesang und Spiel auf dem sogenannten
>TOURISTENPLATZ<. Ganz mutige Liebespärchen sprangen zum Abschluss des Festes gemeinsam über das niedergebrannte Feuer. Die
NATUR~ & HEIMATFREUNDE HÖRLITZ organisierten auch
ZELTLAGER auf dieser romantischen Waldlichtung, von der man die wunderschöne Aussicht nach Klettwitz, oft sogar bis Freienhufen genießen konnte. Viele
WANDERWEGE verliefen durch dieses weiträumige Areal. Man musste sich allerdings schon recht gut auskennen, um sich nicht zu verirren.
Angesichts der aktuellen weißen Pracht werden sich vor allem die älteren Hörlitzer und Senftenberg-West‘ler gern an ihre einstigen
>ALPEN< zurückerinnern, die sich vor allem im Winter einer großen Beliebtheit erfreuten, da sich die Landschaft dann in ein traumhaftes
SKI~ & RODELPARADIES verwandelte. Die
SCHULE HÖRLITZ führte dort auch ihre alljährliche "
WINTEROLYMPIADE" durch, bei der traditionell auch an
MEDAILLEN & ABZEICHEN kein Mangel herrschte. Hier eine kleine Auswahl aus den 1950/60er Jahren.
Den abgebildeten
SCHNEEMANN gab es in Gold, Silber & Bronze.
Es gab herrliche
WEGE, an
ABHÄNGEN & GRUBEN entlang, leichte
ABFAHRTEN & BIEGUNGEN, die jeder Einheimische, zwar nicht im Schlaf, aber aus dem Effeff kannte. Wir waren oft stundenlang mit ein paar Schulfreunden auf diversen
PISTEN & RODELBAHNEN unterwegs, und erst bei Einbruch der Dunkelheit, trotteten wir abgekämpft, in durchnässten Schuhen und leicht vereister Bekleidung nach Hause, um am nächsten Tag erneut vor Ort zu sein.
Die
HÄNGE & ABFAHRTEN erhielten ganz spezielle Namen, wie z.B.: in den >
ALPEN< die "Lange Bahn", die man minutenlang im Ein~ oder Doppelsitzer, oder gar als Karawane von mehreren Schlitten, gemächlich abwärts fuhr. „Schwergewichte“ schafften es bei guten Schneeverhältnissen auf blank geschliffenen Kufen bis zu „Albin’s Gärtnerei“. Rasanter ging es dagegen auf der "Steilen Bahn" und der gefürchteten "Sprungschanze-Nebenbahn" zu. In der
SCHIPKAUER STRASSE lag am ehemaligen
WEINBERG "Schramm's Bahn", und in der
KLETTWITZER STRASSE gegenüber
CAFÉ NEUMANN die kreuzgefährliche
„TODESBAHN“ – eine sehr steile und enge Abfahrt mit einer kleinen
SCHANZE am Ende, auf der jedes Jahr einige
SCHLITTEN ihr Leben aushauchten, nachdem man in kurzem Flug durch die Luft gesegelt und anschließend krachend auf vereistem Untergrund gelandet war.
Noch gefährlicher war allerdings der zerklüftete
ABHANG AM WASSERTURM, der den „Profis“ vorbehalten war, während im
PARADIESGRUND die „Anfänger“ umherpurzelten – ständig damit rechnend, vom Privatbesitzer des Areals in die Flucht gejagt zu werden.
Hinter dem
WASSERTURM gab es wohl auch noch einen, mir unbekannten
STEILEN ABHANG,
den
MANFRED KUHNKE in seinem Buch
>Unter den Linden der Wünnenbergstraße< wie folgt beschrieb:
„Er ist an die 15 bis 20 Meter hoch und wirklich ganz steil gewesen. Ein etwas schräger Weg führte wie eine Serpentine nach unten. Oben stand ein JÄGERHOCHSTAND und weil dessen Kanzel einen drehbaren Eisensitz hatte, hieß die ganze Gegend dort „Am Drehstuhl“. Und wer von dort nicht runterkam auf Skiern, eigentlich mehr im Sturzflug, der war eben nichts. Unten ging es nämlich nicht in einem sanften Auslauf über, sondern nach einem scharfen Knick musste man über einen kleinen Huckel, und bei dem Zaster, den man drauf hatte, war das nicht einfach. Aber die meisten Jungs waren da heil runtergekommen und warteten nun gespannt auf die anderen…“So rodelten wir ohne Unterlass in den Wintermonaten der 1950er Jahre. 10 Jahre später nahm der „angeborene Rodeltrieb“ merklich ab, was uns nicht so hart traf, da
SCHNEE sowieso schon zusehends Mangelware wurde…“
Übrigens stiegen an den Wochenenden auch viele
SENFTENBERGER mit ihren
WINTERSPORTGERÄTEN im Stundentakt an der einstigen Endhaltestelle & Wendeschleife bei "Reiers" aus dem
„STADTBUS“ und strömten den
HÖRLITZER ALPEN zu.
Ab 1958 fielen ein großer Teil von
HÖRLITZ und die gesamten
HÖRLITZER ALPEN dem
TAGEBAU MEURO zum Opfer. Dieser Verlust war sehr schmerzlich. Immer dann, wenn es, was sehr selten geworden ist, wieder mal kräftig schneit, schauen natürlich vor allem die alten
HÖRLITZER mit großer Wehmut den verbliebenen kurzen "Stummel" der
GRENZSTRASSE entlang, an deren Ende sich einst das Eingangstor zu den
HÖRLITZER ALPEN, dem schönsten
ABENTEUER – SPIELPLATZunserer Kindheit befand.
Apropos
ABENTEUER:Jeder ehemalige
DDR-SCHÜLER wird sich im Nachhinein sicherlich schmunzelnd an das alljährlich, sowohl im schneereichen, ~armen als auch gänzlich ~losen
WINTER anberaumte
ABENTEUERSPIEL erinnern, welches Ende der 1960er Jahre alle
JUNGPIONIERE zu absolvieren hatten – nämlich das ominöse…
MANÖVER SCHNEEFLOCKE
Es wurde zumeist von der
GST, NVA oder den „patenbetrieblichen“
KAMPFGRUPPEN organisiert und mit deren Unterstützung durchgezogen. Die
UNTERSTUFENLEHRER (Klassen 1 – 4) durften als „Kommandeur/in“ ihre kleine Truppe in dieses, mit vormilitärischen Übungen angereicherte
GELÄNDESPIEL führen und sie damit selbstredend auf die militanten >Hans-Beimler-Wettkämpfe< der Oberstufe vorbereiten.
Bei diesem
„MANÖVER“ wurden Neugier und Abenteuerlust der Kinder – denen die abwechslungsreichen Disziplinen oft Spaß machten – ausgenutzt, um sie spielerisch für Militärisches zu begeistern, was sich speziell in solchen Begriffen wie „Kommandeur“ „Aufklären“ „Meldung machen“ sowie in paramilitärischen ÜBUNGSSPIELEN wie Kegelwerfen, Hangeln, Keulenweitwurf & Luftballonschießen widerspiegelte.
Die nachfolgende
>PARTEI-RICHTLINIE< sprach für sich:
„Das sozialistische Wehrmotiv ist bei allen Schülern so einzuprägen, dass sie bewusst und bereitwillig ihren persönlichen Beitrag zum sicheren Schutz des Friedens und des Sozialismus leisten und bereit sind, das Leben für die Verteidigung des sozialistischen Vaterlandes einzusetzen“.Im
>KALENDER für Jungpioniere< 1972 fand ich den folgenden
ARTIKEL, der den
MANÖVERALLTAG sehr gut reflektiert.
Die
ROT eingerahmte
MEDAILLE erhielt jeder Teilnehmer, je nach
"EINSATZBEREITSCHAFT" in den
STUFEN I bis IV
...........und jetzt mit einem kämpferischen >SKI & RODEL GUT !< ...vorwärts zur SCHNEEBALLSCHLACHT.