Neues 130 - 2014-05-19

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Matthias
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Neues 130 - 2014-05-19

Beitragvon Matthias » Mo 19. Mai 2014, 16:14

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Harald
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Re: Neues 130 - 2014-05-19

Beitragvon Harald » Mo 19. Mai 2014, 17:29

Weil ich gerade das GERICHTSGEBÄUDE sehe...
Sagt Ihnen der Name >LAUERMANN< etwas ?
Richtig. So hieß ein legendärer RÄUBERHAUPTMANN,
der Mitte des 18. Jahrhunderts in und um Spremberg sein Unwesen getrieben haben soll.
Aber gab es ihn wirklich ?
Die Bürger des Städtchens Spremberg, welches sich werbewirksam auch als "Perle der Lausitz" bezeichnet, scheinen sich da wohl nicht ganz so sicher zu sein, wie man einem Text auf ihrer Homepage entnehmen kann:

Lauermann_resize.jpg

"Die Gestalt, Räuberhauptmann Heinrich Oswald LAUERMANN geht auf eine Romanfigur des Schriftstellers Victor von Falk zurück,
der zu Beginn des 20. Jahrhundert in einhundert Groschenromanenheften seine Handlung in und um Spremberg ansiedelte.
Der bescheidene Aktuar* LAUERMANN verliebt sich in Aennchen Sinapius, die Tochter eines reichen Tuchkaufmannes. Für ihn war eine Ehe der beiden nicht standesgemäß und er verheiratete seine Tochter mit dem Grafen von Schwerin, der zu dieser Zeit in Spremberg in Quartier lag.
Wie die Geschichte ausgeht kennen Sie alle, der LAUERMANN erschoss in einem Duell den Grafen, floh in die Ratsheide, traf dort auf den Wegelagerer Ambrosius Fettke und gründete mit ihm eine Räuberbande und trieb fortan sein Unwesen um Spremberg,
das sich vor allem gegen die besser betuchten Bürger richtete.
Dass es einen Räuberhauptmann mit Namen Heinrich Oswald Lauermann in Spremberg gab, ist höchst unwahrscheinlich.
Dass sich die Handlung in dieser oder jener Form in Spremberg abgespielt haben könnte, ist nicht von der Hand zu weisen."

Nun, die letzten beiden Sätze klingen allerdings sehr widersprüchlich:
LAUERMANN gab es nicht - aber ER könnte durchaus Raubzüge in unserer Gegend verübt haben...

Da kann uns nun aber der legendäre SENFTENBERGER Amts-Chirurgus & Chronist
JOHANN KARL BÜTTNER (1854 - 1949)
etwas "Licht ins Dunkel" über "Sein oder Nichtsein" von LAUERMANN bringen.
In seiner >CHRONIK der Stadt und des Amtes Senftenberg< berichtet er nämlich im Kapitel X "Verbrechen und deren Bestrafung" vom Ende dieser berühmt-berüchtigten Räuberbande:

Chronik_Büttner.jpg

"Zu Anfange der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde in Senftenberg die LAUERMANN'SCHE BANDE (Lauermann, der seine Genossen angab,
wurde begnadigt) inquirirt** und justificirt***.
Uiberreste der Tortur-Werkzeuge, mit welchen die Verbrecher gefoltert wurden,
waren noch vor einigen Jahren in den Kasematten des Schloßwalles zu sehen.
Der Commissionsrath Zahn leitete die Inquisitionen.
Am 29. Januar 1755 ward ein Kirchenräuber, der zur LAUERMANN'SCHEN BANDE gehörte, Namens Fettke,
und am 28. Februar ein solcher Namens Lorenz Krüger enthauptet und ihre Körper aufs Rad gelegt, und etliche Wochen darauf ein gewesener Schulmeister (oder Schulmeisters Sohn), den die Räuber durchs Auflegen von Kornsäcken auf die Brust gezwungen hatten, ihnen beim Erbrechen der Kirche behilflich zu seyn; er war 4 Meilen hinter Sorau her,
hieß Johann Christoph Schulze und bereitete sich wohl vor und betete und sang,
als man ihn zum Tode führte.
Im September 1757 wurden gehenkt die Diebe Warda und der, welcher den Namen der Dicke führte. Gerädert wurde der Räuber Popping mit dem Zunamen der Peltzbauer. Dieser bereitete sich sehr schlecht zum Tode vor.
Anno 1757 den 24. Mai wurden wieder Zwei gehenkt:
Johann Christian Freund, unter der Bande der kleine Schuster genannt,
und Benedict Hube.
Etliche Wochen vorher wurde auch Lehmann von Lübbenau gehenkt.
Im Jahre 1759 wurde wieder einer von dieser Diebesbande Namens Rorich enthauptet.
Er stellte sich sehr wunderlich und wollte die Ermahnungen der Geistlichen nicht hören, weil er nicht glauben könne.
Eine Stunde vor seiner Ausführung wurde er jedoch andern Sinnes und wünschte das heilige Abendmahl zu genießen.
1765 wurde wieder einer von der Bande Namens Dresler enthauptet."

Scheint also doch etwas Wahres dran zu sein.
Wehklagen sollte man allerdings nicht über den einstigen Räuberhauptmann.
Schließlich hatte er ja auf schändliche Weise sein eigenes Leben mit dem Verrat seiner "Genossen" erkauft.
Pfui Deibel, Lauermann ! Das hat mit der sprichwörtlichen "Räuberehre" aber nun wirklich nix mehr gemein...das geht ja wohl gar nicht... :-/

* Gerichtsbeamter
** verhören
*** die Richtigkeit prüfen & feststellen

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Harald
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Re: Neues 130 - 2014-05-19

Beitragvon Harald » Di 20. Mai 2014, 19:08

Damit Sie einmal sehen können, wie sich "echte" Geschehnisse durch "Weitererzählen" textlich verändern können, zitiere ich - sozusagen als 'Bonus' - aus einem Artikel des >Senftenberger Anzeiger< von 1936:

"Der >>Senftenberger Anzeiger< besuchte kürzlich das KIRCHENBUCHAMT der heimischen evangelischen Kirchengemeinde, in dem unter der fürsorglichen Obhut des Kirchenbuchführers S c h o p p m e i e r
die KIRCHENBÜCHER der beiden Senftenberger evangelischen Kirchen (in der Führung der Kirchenbücher inzwischen vereinigt) aufbewahrt sind.
Alte, dickleibige Folianten, meist in Leder gebunden, schauen erhaben auf den neugierigen Besucher. Und wenn man vorsichtig die Buchdeckel aufschlägt und darin blättert, findet man neben den Eintragungen über Geburts~, Trau~ und Sterbefälle allerlei geheimnisvolle Begebenheiten registriert, die einen Blick in das Dunkel der spätmittelalterlichen Vergangenheit Senftenbergs und seiner Umgegend gestatten.

Da ist z.B. von einer RÄUBERBANDE die Rede, die im 18. Jahrhundert mehrere Jahre hindurch die heimische Gegend heimgesucht hat.
Mehrere ihrer Mitglieder fielen in die Hand der irdischen Gerechtigkeit.
Die Eintragungen über die irdische Sühne ihrer Taten haben folgenden Wortlaut:

Lauermann II_resize.jpg

Und nun vergleichen Sie die Zeilen aus dem KIRCHENBUCH mit denen aus der CHRONIK von Büttner !
So wird also aus einer Primär~ eine Sekundärquelle... ;-)


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