„Ein UHRMACHER ist ein Konstrukteur und Hersteller von UHREN,
speziell von mechanischen UHRWERKEN und deren Zubehörteilen.
Bei ihm kann man UHREN auch reparieren oder inwendig reinigen lassen.“ heißt es im
LEXIKON kurz & bündig.
Wie man aber schon in meinen zurückliegenden
KOMMENTAREN bemerkt haben wird, stolpere ich bei meinen Recherchen als
LEHRER a.D. für mein Leben gern über uralte
SCHULBÜCHER. So stieß ich auch diesmal „rein zufällig“ auf ein >Volksschul-Lesebuch< von 1874, in welchem
DER UHRMACHER
kindgerecht erklärt wird:
“Der UHRMACHER, das ist ein gar geschickter Mann. Ich bin in seiner WERKSTATT gewesen und habe gesehen, wie er mit den niedlichsten Werkzeugen Räder und Rädchen, Zapfen und Zäpfchen, Glocken und Glöckchen, Scheiben und Scheibchen zu künstlichen UHREN zusammensetzt. Was für eine Menge UHREN waren da! Goldene und silberne TASCHENUHREN, STUTZUHREN mit schönen Säulen, große und kleine WANDUHREN sieht man in seiner Arbeitsstube. Die machen ein merkwürdiges Geräusch: tick, tack, tick, tack geht das immer, tief und hoch, stark und schwach. Und wenn nun gar eine Stunde vorüber ist, das solltet ihr das Schnurren und Schlagen hören. Es konnt‘ es immer eine besser als die andere. Eine große WANDUHR rief nach jedem Schlage: Kuckuck! …und eine SPIELUHR fängt gar ein lustiges Stücklein an zu spielen. Man sollte gar nicht glauben, dass eine UHR so lustig sein könnte. Sie hatte ein so ernsthaftes Gesicht und schien sich um nichts weiter zu bekümmern, als um die ZEIT.“Falls irgendwer momentan Homeschooling –
GRUNDSCHÜLER betreut, verzichte er/sie/es besser darauf – um kein „blaues Wunder“ zu erleben – diesen
TEXT laut vorlesen, geschweige denn, das Gelesene nacherzählen, oder womöglich gar als Diktat schreiben zu lassen – wohl wissend, dass die
LEISTUNGSSTANDARDS von 1874 mit den heutigen
nicht kompatibel sind !
Der nachfolgende
TEXT aus einem >Lesebuch für Deutschlands Jugend< von 1800 beschreibt eine
GLANZLEISTUNG der hervorragenden
SCHWEIZER UHRMACHERKUNST. Allein dessen fließendes Vorlesen schafften damals "mit links" schon die Fünftklässler:
„Ein Schweizer UHRMACHER verfertigte einst eine UHR, welche nicht nur die Stunden, Minuten und Sekunden zeigt, sondern auch die Stunden, Viertelstunden und Minuten schlägt. In der Mitte des ZIFFERBLATTES sieht man den Lauf der PLANETEN, der Sonne und des Mondes, den Monat und Tag des Jahres, und mehrere Himmelszeichen. Oben auf dem Mittelpunkte zeigt sich das HIMMELSGEWÖLBE, an welchem die STERNE erscheinen und wieder verschwinden.
Wenn die Stunde geschlagen hat, hört man ein GLOCKENSPIEL von 9 musikalischen Stücken, von denen einige mit einem ECHO spielen.
Ein FRAUENZIMMER, welches mit einem Buche in der Hand dabei sitzt, zeigt durch ihre Bewegung den Takt des Stückes, das gespielt wird, und hat die Noten in der Hand. Sie nimmt unterdessen bisweilen eine Prise Tabak, und macht auch dem Zuschauer eine Verbeugung. Nach diesem pfeift ein künstlicher KANARIENVOGEL 8 musikalische Stücke, die er mit der natürlichen Bewegung des Schnabels, des Schwanzes und des ganzen Leibes eines singenden Vogels begleitet.
Ist dieses vorbei, so spielt ein SCHÄFER einige Stücke auf der Flöte, und macht mit dem Leibe den Takt dazu. Neben dem Schäfer steht ein weidendes SCHAF, welches ganz natürlich blökt, und neben demselben ein HUND, der durch seine Bewegungen dem Schäfer schmeichelt. Er bewacht ein Körbchen mit Früchten und sobald jemand etwas davon nehmen will, so bellt er, und hört nicht auf, bis man solches wieder hingelegt hat.
Diese UHR ist jetzt in Spanien und wurde mit 450 Louisdor bezahlt.“(Aus der Angabe: 1 Louisdor = 22 Karat Goldgehalt bei einem Gewicht zwischen 6,7 und 8,1 Gramm, ergibt sich angesichts des heutigen Goldpreises ein reiner Materialwert von ca. 210–250 Euro. Für eine UHR damals ein stolzer Preis !)
Die
>DEUTSCHE UHRMACHER-ZEITUNG< erschien von 1877 bis 1943 in 67 Jahrgängen und beschäftigte sich mit dem Uhrmacher-Handwerk, , der Uhrentechnik und der deutschen Uhrenindustrie.
Sie wurde somit auch für die
SENFTENBERGER UHRMACHER zum „Sprachrohr“ in Sachen
NACHWUCHSWERBUNG, die zu allen Zeiten neben dem >Senftenberger Anzeiger in dieser Fachzeitschrift überregional betrieben wurde, wie die folgenden
ANZEIGEN beweisen:
Interessant aus heutiger Sicht sind neben den lukrativen
KONDITIONEN betr. Gehalt, Kost & Logis wohl vor allem die „selbstgeschriebenen Zeugnisabschriften“ sowie die geforderten geistigen, körperlichen & materiellen (Werkzeuge)
VORAUSSETZUNGEN für eine Einstellung als
GEHILFE – wohlgemerkt nicht als
LEHRLING, da Auszubildende zumeist im Senftenberger Lokalblatt erst nach der alljährlichen Schulentlassung zu
OSTERN geködert wurden.
Etwas ungewöhnlich fand ich die
OFFERTE eines
GEHILFEN, der diese im Namen seines
CHEFS aufgegeben hatte…
Da unter „Neues“ schon der
UHRMACHER LEHMANN ausführlich behandelt wurde, möchte ich dessen Gegenüber, Kollegen oder Konkurrenten
CARL LANGE etwas Raum zur Vorstellung seiner
WERKSTATT einräumen. Immerhin war er ja schon Jahrzehnte länger in diesem Gewerbe tätig, anfangs in der Schloßstraße 85, nachfolgend am Markt 10, und übergab später sein
GESCHÄFT an
MAX SOBE, dessen über dem Ladeneingang angebrachte
UHR mir aus Kindheitstagen noch ein Begriff ist. Sie zeigte den Marktbesuchern garantiert die genaue Zeit an, auch wenn Rathaus~ oder Kirchturmuhr ab & an einen Aussetzer hatten. Bei der Lektüre der
ANZEIGEN fällt auf, dass sich die vielfältigen
ANGEBOTE vor allem am
>JAHRESFESTKREIS< (Ostern mit Konfirmation, Weihnachten & diversen Vereinsfesten) ausrichteten.
Kurioserweise bekam er wohl sogar eigene Produkte als
PRÄSENT überreicht, wie der >Senftenberger Anzeiger< am 9.09.1882 berichtete:
„Lustig knatterten am letzten Montage von Nachmittags 3 Uhr ab wieder die BÜCHSEN auf dem hiesigen SCHIESSSTANDE: es galt diesmal bei einer kleinen Anzahl gediegener SCHÜTZEN des Krieger-Vereins >Kamerad<, im Prämienschießen zu Ehren des Sedanfestes den KÖNIGS-PREIS zu erringen, der auch der Anstrengung werth war. Distanz waren 200 Schritte, und wurde die SCHEIBE nach 1 ½-stündigem Feuern hereingeholt, um das RESULTAT festzustellen; man mußte über die Geschicklichkeit der Schützen staunen, außer 2 Kugeln, von denen die eine ohne die Scheibe zu treffen das Weite gesucht hatte und die andere am Rande saß, waren fast alle Schüsse im SPIEGEL.
Den KÖNIGSSCHUSS hatte HERR UHRMACHER LANGE gethan und errang außer 3 eleganten SILBERNEN LÖFFELN noch ein baares Extra-Beneficium. Der zweitbeste Schütze erhielt 2, der drittbeste 1 LÖFFEL. Nachdem man die Gewinner genügend bewundert, herrschte bei denen große Freude, bei den Nichtgewinnern aber große Niedergeschlagenheit darüber, daß man MUTTERN nicht auch etwas SCHÖNES mitbringen konnte…“
Am meisten überraschte mich beim Thema
„UHRMACHER“ allerdings, dass man schon in grauer Vorzeit an deren
REDLICHKEIT zweifelte, und deshalb im Jahre 1791 zum
SELBSTSTUDIUM per
UHRMACHER-HEIMWERKER-BROSCHÜRE aufrief:
Dabei war die
>VEREINIGUNG DER UHRMACHER von SFB & Umgebung< eigentlich sehr aktiv. Laut
>UHRMACHER-ZEITUNG< bekämpfte sie in den 1920/30er Jahren „Pfuschertum & Preisschleuderei“, aber auch per Staubsauger die Wanzen, die sich in zur Reparatur gebrachten Großuhren eingenistet hatten, setzte sich für eine einheitliche Regelung des Lehrlingswesens ein, verwehrte sich gegen gewissenlose Pfandhausbetreiber, die gestohlene Uhren annehmen, sowie Versteigerung und Auslosung von Uhren & Weckern auf Rummelplätzen und bei Volksbelustigungen…
Zu den
WANZEN fiel mir gerade noch ein
WITZ aus meiner Kindheit ein:
„Kommt ein russischer Soldat mit einer großen Pendeluhr in den Uhrenladen, gibt sie dem Uhrmacher und sagt: ‚Maschin kaputt !‘
Der Uhrmacher öffnet die Uhr vorsichtig, nimmt eine Pinzette, entfernt eine tote Wanze und hält sie dem Soldaten unter die Nase.
‚Ich verstehn‘ sagt dieser, ‚Maschinist kaputt !‘“
Abschließend nur noch die alles entscheidende
FRAGE:
WOHER WUSSTE EIGENTLICH DER ERFINDER DER UHR, WIE SPÄT ES WAR ?