Ermüdet von der langen Reise, sehnt sich der Mensch nach Trank & Speise
und einer kurzen Rast.
Ein HAUS steht uns nun gastlich offen, wo beides wir zu finden hoffen,
nach langer Fahrt und wilder Hast.Wer heute ein
HOTEL aufsucht, stellt eigentlich nur zwei
BEDINGUNGEN: ein bequemes
BETT und leckeres
ESSEN. Das war vor 700 Jahren schon so, obwohl im
MITTELALTER die meisten
REISENDEN, die in
GASTHÄUSERN einkehrten, nicht zum Spaß unterwegs waren. Sie sorgten sich entweder als
HÄNDLER um das irdische Leben bzw. als
PILGER um das anschließende im Himmel. Daher standen die ältesten deutschen
HOTELS, vormals
GASTHÄUSER, geradewegs an wichtigen
HANDELSWEGEN & populären
PILGERPFADEN.
Waren es anfangs noch einfache
HERBERGEN, in denen die
ÜBERNACHTUNGSGÄSTE ihre Verpflegung selbst mitbringen mussten, so boten die nachfolgenden, durch Namen und Schild eindeutig kenntlich gemachten
GASTHÖFE gegen Entgelt sowohl
UNTERKUNFT als auch
VERPFLEGUNG an. Zu finden waren sie in größeren Ortschaften, Marktflecken oder Städten, wo sie auch auf ortsansässige Kundschaft angewiesen waren, da sie von Durchreisenden allein nicht leben konnten. Dies war nur den Gastwirten in den großen Handelszentren möglich. Übrigens wurde es den
WIRTEN im 15. Jh. zur Pflicht gemacht, die
OBRIGKEIT über Zahl, Namen und Herkunft der GÄSTE, sowie über Vergehen und verdächtige Reden zu informieren… Dies schien damals schon deshalb wichtig gewesen zu sein, weil
„SEHR VIELE RELATIV WENIG REISTEN“, z.B.:
Herrscher, Adelige, Bischöfe, Fernkaufleute, Ordensritter, Söldner, Studenten, Gelehrte, Gesellen, Pilger, Kleriker, Kuriere, Fuhrleute, Viehtreiber, Spielleute und Handwerker (darunter viele Spezialisten wie Bergleute oder Baumeister).Zur
GRUNDAUSSTATTUNG eines mittelalterlichen
GASTHOFES gehörten
KÜCHE, SPEISE~ & SCHLAFRAUM – auf
ABORT & WASCHRAUM wurde bis zum Ende des Mittelalters verzichtet. Man verrichtete seine Notdurft im
STALL oder am
MISTHAUFEN, noble Reisende benutzten hierfür einen
„KAMMERTOPF“. Wer sich waschen wollte, ging an den
HOFBRUNNEN. Nicht jedes Gasthaus bot fertige
SPEISEN, der Gast tat gut daran,
LEBENSMITTEL mit sich zu führen, die er in der
KÜCHE selbst zubereiten konnte. Der hygienische Standard der
SCHLAFSTÄTTEN war eher bescheiden: in den
SCHLAFSÄLEN warfen die Leute einfach ihre Sachen auf einen Haufen, was manche Gäste abschreckte, weil sie Angst hatten, dass der Dreck von anderer Kleidung auf ihre gelangen könnte. Man schlief in
BETTEN, die – ungeachtet des Standes und Geschlechts – mit zwei oder mehreren Personen belegt waren und zu mehreren in einer
KAMMER standen. Das
BETTZEUG bestand aus Matratze, Laken, Kopfkissen und, je nach Jahreszeit, leichten Decken oder Fellen. Man schlief meist nackt und erfreute sich der Körperwärme seines Bettgenossen.
In den großen
GASTHÖFEN gab es allerdings schon sowohl nach Geschlechtern getrennte
SCHLAFSÄLE, als auch
FEUERSTELLEN zum Aufwärmen.
Die
DEUTSCHEN GASTHÄUSER wurden nicht gerade himmelhochjauchzend gelobt:
„Ihre Reinlichkeit ist nicht übermäßig, eher zu wenig, auch fehlt herzliche Freundlichkeit von Seite der Wirthe; der Fremde scheint als Waare zu gelten. Speise und Trank sind sehr schlecht…“
Man versprach selbstredend umgehend
BESSERUNG und bereits 300 Jahre später, im Jahre 1882, wies schon ein >Illustrirtes Bau-Lexikon< darauf hin,
„bei der Einrichtung eines HOTELS besonders Folgendes zu berücksichtigen“:
Bequeme EINFAHRT / leicht zu findende TREPPE / leichte KONTROLLIERUNG des Eingangs von der Portierloge aus / von Küche und Keller aus leicht zugängliche, freundliche, große GASTSTUBE bzw. SPEISESAAL / sämtliche FREMDENZIMMER gereiht an einen leicht zu überblickenden, hellen, nicht zugigen VORSAAL / guter Zusammenhang zwischen den WIRTSCHAFTSRÄUMEN unter sich / möglichste ISOLIERUNG der Wohnung des Wirths, doch so, daß er leicht zu Küche & Speisesaal gelangen kann.
„Nächstdem muß dafür gesorgt werden, daß…“
…kein GERUCH aus der Küche in den Speisesaal dringe / zu Bereitung warmer Getränke eine besondere Küche vorhanden sei / mehrere FREMDENZIMMER zu einem Appartement vereinigt werden können / zweckmäßige Klingelzüge, Speiseaufzüge angebracht werden können / der ABTRITT leicht zu finden sei und dennoch keinen Geruch gebe, auch seine Lage den Anstand nicht verletze / und die Fremden in ihren Zimmern durch das Geräusch Ankommender oder Abreisender möglichst wenig belästigt werden. GASTHÄUSER, ~HÖFE & HOTELS, wie auch
APOTHEKEN & BÜRGERHÄUSER wurden seit jeher durch
NAMEN kenntlich gemacht, die interessanterweise bis heute erhalten geblieben sind.
Auch in unserer Heimatstadt konnte man derartiges beobachten. Von der einstigen Fülle an
GASTHÄUSERN & HOTELS ist leider nach 1945 nicht mehr viel übrig geblieben. Nach der Wiedervereinigung ging dann das „Kneipensterben“ weiter…
Ein Blick in die alten
>EINWOHNERBÜCHER< ruft sicherlich bei vielen Senftenbergern große Wehmut hervor. Im Jahre
1929 besaß die
STADT SENFTENBERG insgesamt
9 HOTELS & 10 GASTHÄUSER (davon 2 mit Fremdenzimmern). Und nun dürfen Sie in Ruhe durchzählen, wie viele davon bis heute überlebt haben…
Überhaupt sind die o.a.
EINWOHNERBÜCHER eine sehr nützliche
QUELLE, mit deren Hilfe wir schon verschiedene Probleme lösen konnten. Neben dem
STRASSEN~ & EINWOHNERVERZEICHNIS geben uns auch die darin befindlichen
ANZEIGEN von Geschäftsleuten & Gewerbetreibenden ab & an wichtige Informationen, wie nachfolgend beim
HOTEL „GOLDENE SONNE“, dem späteren
HOTEL „GLÜCK AUF“, abzulesen ist. Mir fiel dabei auf, dass bei weitem nicht alle
HOTELS für sich Reklame machten – durchgehend eigentlich nur die
HOTELS „KRONPRINZ“ und
„GOLDENE SONNE“ – während das
HOTEL „ZUM SCHWARZEN BÄR“ lediglich 1914 in Erscheinung trat. Offensichtlich lief der Hotelbetrieb in den anderen
HOTELS, wie z.B. im renommierten
„BARANIUS“ oder im
„REICHSHOTEL“ so gut, dass sie auf
ANZEIGEN zu diversen, in ihren Räumen stattfindenden Veranstaltungen im >Senftenberger Anzeiger< setzen, und damit auf zusätzliche Werbekosten in den Einwohnerbüchern verzichten konnten.
Abschließend noch
GRÜSSE von zwei
ANSICHTSKARTENSAMMLERN, die es sich anlässlich ihrer Senftenberger Hotel-Aufenthalte in den Jahren 1898 bzw. 1915 – also fast haargenau im „Goldenen Zeitalter der Ansichtskarte 1897-1918“ – nicht nehmen ließen, auf ihr Hobby aufmerksam zu machen.
Auf der linken Postkarte steht geschrieben:
„3.11.98 – Zur Vervollständigung Deiner Sammlung, Oscar Winkler“.
Recht herzlichen Dank für diese
MOTIVATION !