Neues 461 - 2021-03-14

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Matthias
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Neues 461 - 2021-03-14

Beitragvon Matthias » Sa 13. Mär 2021, 08:16

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Harald
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Re: Neues 461 - 2021-03-14

Beitragvon Harald » So 14. Mär 2021, 14:13

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AUGUST SCHWARTZ (1837-1904) aus Oldenburg war Drucker & Buchhändler und gilt als „ERFINDER DER ANSICHTSKARTE“.
Er bedruckte eine CORRESPONDENZKARTE, kurz nach deren Einführung in Deutschland, mit dem kleinen BILD eines Kanoniers links oben auf der ANSCHRIFTENSEITE und verschickte sie am 16.07.1870 an seine Schwiegereltern in Magdeburg.
Das BILDMOTIV wählte er wegen der damals laufenden Mobilmachung für den Deutsch-Französischen Krieg aus; der Text bezog sich ebenfalls darauf.


Die danach in Mode kommende ANSICHTS-POSTKARTE verdankt ihre Entstehung vor allem dem Bedürfnis des ABSENDERS, seinen daheim gebliebenen Angehörigen, Bekannten & Freunden ein anschauliches BILD von seinem AUFENTHALTSORT und von den Schönheiten der Gegend zu übermitteln, in welcher er weilt, und bei deren Genuss er der Seinigen zu Hause gedenkt.
Schon zu Beginn ihrer Entwicklung, damals technisch in noch recht mangelhafter Ausführung, besaß die ANSICHTS-POSTKARTE auch als ANSCHAUUNGSMITTEL einen gewissen Wert, indem sie dem Beschauer LANDSCHAFTEN & STÄDTEBILDER zeigte,
die ihm sonst vielleicht für immer fremd geblieben wären.

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Größere Bedeutung erlangte die ANSICHTS-POSTKARTE aber, als sie weit über diesen ihren ursprünglichen Zweck hinauswuchs und durch Entwicklung der photographischen Technik & verschiedener Druckverfahren KUNSTWERT bekam und zum SAMMELOBJEKT wurde. Seit dieser Zeit boten sich dem WAHREN SAMMLER eine Fülle anregender Themen. Viele legten dabei keinen Wert darauf, die KARTEN mit irgendeinem POSTSTEMPEL versehen, von irgendwoher zu erhalten, sondern nahmen in ihre SAMMLUNGEN nur saubere, neue Exemplare auf, die sie durch Kauf oder Tausch erhalten hatten.
Warum sollte beispielsweise nicht jemand ein ALBUM anlegen, dem er alle zu erlangenden Ansichten vom Riesengebirge oder den Alpen einverleibte, warum ein anderer nicht charakteristische Aufnahmen von deutschen Städten oder deren Kirchen, wieder ein anderer hatte vielleicht eine Schwäche für Denkmäler aus allen Herren Länder…
Jede nach bestimmten Gesichtspunkten angelegte und sorgfältig zusammengestellte SAMMLUNG bot dem Betrachter zu allen Zeiten einen edlen GENUSS und erweiterte seinen GESICHTSKREIS.
Durch die Vervollkommnung der graphischen Künste, Photographie und vor allem den FARBDRUCK, nahmen die ANSICHTSKARTEN einen kolossalen AUFSCHWUNG und bald kam keine STADT, kein landschaftlich günstig gelegener PUNKT mehr ohne sie aus. Durch ihre ausgedehnte Verbreitung und die Vervollkommnung in Bezug auf Geschmack und Farbenwirkung regte die ANSICHTSPOSTKARTE sehr schnell zum Sammeln an und so entstanden diverse Aufbewahrungs~ & Präsentationsmöglichkeiten – vor allem spezielle ANSICHTSPOSTKARTEN–ALBEN, die in der Art der Herstellung und Absatzfähigkeit die Foto~ & Briefmarken-Alben weit überflügelten.

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SAMMELALBUM (1)
„Die Neuheiten in POSTKARTEN-ALBUMS nehmen in der Weise zu, als die derzeitige Ueberschwemmung des Marktes mit immer wieder neuen und eigenartigen ANSICHTSPOSTKARTEN ansteigt. Außer einer großen Auswahl in Format & Ausstattung von ANSICHTSPOSTKARTEN-ALBUMS findet man noch ALBUMS für Reklame wie Liebig & Stollwerk, Gratulations~ & Visitenkarten, sowie für Zeitungs-Ausschnitte etc.“ (1902)
POSTKARTENALBUM (2)
Ansichtskarten werden beim Einstecken übereinander gelegt: man sieht die volle Bildseite,
und beim Umblättern auf der Rückseite die schriftlichen Mitteilungen dazu.
DELTOTHEK (3)
Sammelkasten für AK, der zahlreiche harmonikaartig gefaltete Kartons birgt, die mit Einsteckschlitzen versehen sind. Eine aus beweglichen Bändern bestehende Vorrichtung bewirkt beim Öffnen des Kastens ein selbständiges Aufstellen der Kartons, welche sich dadurch zur bequemen Durchsicht präsentieren. Da diese selbst nicht festgemacht sind, können sie auch entnommen werden bzw. volle Kartons durch leere ersetzt werden.
POSTKARTENSTÄNDER (4)
Die KARTEN werden nicht flach, sondern in gebogener Form eingeschoben und befestigt, wodurch das BILD plastisch erscheint.
BILDERBÜCHER (5)
enthalten künstlerische Original-POSTKARTEN mit kongruenten AUSMALBILDERN,
die durch Perforation abgegrenzt sind und beide verschickt werden können.
STEREO FIX (6)
einfache Apparate, die es ermöglichen, jede beliebige Ansichtskarte plastisch zu gestalten.
Sie tragen Aufschriften (Gruß aus…/ Andenken an…) und lassen sich als Drucksache verwenden.
ANSICHTSKARTENRAHMEN (7)
sind ein moderner, hübscher Zimmerschmuck und eignen sich besonders für ganze Serien von Ansichtskarten,
von denen sich 5 bis 12 in einem Felde unterbringen, und zusätzlich mit dünnem Fensterglas überdecken lassen.

Schon zu Beginn des >GOLDENEN ZEITALTERS der ANSICHTSPOSTKARTEN< 1890 - 1914 stellten die Händler fest: „Das kaufende Publikum ist wählerischer geworden und weiß die bessere Ausführung von dem Minderwertigen sehr gut zu unterscheiden; noch vor wenigen Jahren wurde alles gekauft, wenn es nur POSTKARTEN mit der gewünschten ANSICHT waren.“
Der bedeutende AUFSCHWUNG, den der Verkehr von ANSICHTSPOSTKARTEN in der Folgezeit nahm, brachte den BUCHDRUCKERN & ~BINDERN eine überaus lohnende Erwerbsgelegenheit, die sie mittels vielfältiger PRÄSENTATION beträchtlich ausweiteten:

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Mit viel Geschick warben „als HEIMATFORSCHER verkleidete“ BUCHDRUCKER nun erst recht um FOTOGRAFEN, die sie nach geeigneten, absatzträchtigen BILDMOTIVEN ausschwärmen ließen, wie der folgende AUFRUF aus dem Jahre 1902 beweist:

„Was gibt es nicht z.B. in großen und kleinen STÄDTEN für allerhand prächtige MOTIVE als da sind: altertümliche Plätze, lauschige Ecken & Winkel, uralte Bürgerhäuser mit interessanten Erkern, Türeingängen, Giebeln, imposanten Dächern u. dgl. mehr.
Selbstredend hat die eine STADT mehr, die andere weniger von derartigem aufzuweisen, aber gewisse ALTERTÜMLICHKEITEN der gedachten Art finden sich wohl in jedem Ort.
Auch auf dem DORFE, auf dem flachen Lande müßte nach meinem Dafürhalten in ANSICHTSKARTEN noch mehr Absatz zu erzielen sein. Man wird mir da gleich entgegenhalten wollen: ‚in unserem Dorfe gibt’s nichts Interessantes, was sollen wir denn aufnehmen lassen?‘
Ich bin der Ueberzeugung, daß es buchstäblich in jedem Dorfe LANDSCHAFTLICHE REIZE gibt, welche wert sind, auf einer ANSICHTSKARTE festgehalten zu werden. Man denke da z.B. an die RITTERGÜTER mit ihren stattlichen HERRENHÄUSERN, manche noch ganz oder teilweise den BURGENSTIL früherer Jahrhunderte zeigend, ferner die schmucken DORFKIRCHEN, traulichen PFARRHÄUSER, die mehr oder weniger gemütlichen DORFPLÄTZE mit Teichen, Dorflinden etc., ferner sei auf das Leben & Treiben der LANDLEUTE hingewiesen, z.B. die BAUERN bei der Arbeit auf Wiese & Feld, beim Säen, Ackern und Ernten. Dann denke man an die SCHULJUGEND. Man belausche und beobachte sie bei ihren Spielen, beim Hüten des Viehes, beim Schlittenfahren, pardon, jetzt heißt’s ‚Rodeln‘. Schließlich sei auch der VOLKSTRACHTEN gedacht, hat leider auch die ‚städtische Kultur‘ in dieser Hinsicht schon vieles hinweggefegt, so hat sich doch noch manches aus längst vergangener Zeit erhalten, und ist dieses wert, auf der ANSICHTSKARTE der Nachwelt überliefert zu werden. Interessenten & Käufer finden sich wohl jederzeit.“


Selbstredend standen diese ORTS~ & LANDSCHAFTS-POSTKARTEN hauptsächlich bei TOURISTEN hoch im Kurs, während sich die PAPIER~ & BUCHLÄDEN mit GRUSS~ & GLÜCKWUNSCHKARTEN aller Art begnügten. Neben den „antiken Sujets“, z.B. Manöverbilder, Festlichkeiten an den Fürstenhöfen, Unglücksfälle, Sportfeste, Kongresse oder Heimatfeste ließen sich die hübschen, wirkungsvollen, humoristischen Oster~/ Pfingst~ und Weihnachtskarten, aber auch diverse Wein~ / Bier~ / Waidmanns~, Schützen~ & Liederkarten leicht aus dem Schaufenster verkaufen.
Deshalb wandten sich die DRUCKEREIEN mit wohlmeinenden Ratschlägen zur Umsatzsteigerung an die Buch~, Papier~, Schreibwaren & Kartenhändler, Warenhäuser, Hotels & Gasthäuser in den Städten, sowie die Gemischtwarenläden auf dem flachen Lande. Man ermunterte auch die Andenken-Artikel-Branche, ANSICHTSKARTEN als Dekoration von Reiseandenken, aber auch praktischen Geschenk~ & Gebrauchsartikeln, von Schreibunterlagen, über Schreib~ & Wandmappen für Zeitungen bis hin zu Postkartenhaltern und Staubtüchern zu verwenden…

WOHER ICH DAS ALLES WEISS ?
Habe ich gegoogelt & recherchiert in... ;)

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