Neues 462 - 2021-03-21

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Matthias
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Neues 462 - 2021-03-21

Beitragvon Matthias » Sa 20. Mär 2021, 10:14

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Harald
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Re: Neues 462 - 2021-03-21

Beitragvon Harald » Mo 22. Mär 2021, 17:24

Slabik Brigade_resize.jpg
In meinem heutigen KOMMENTAR beziehe ich mich auf die BILDMOTIVE der vom ADMINISTRATOR umseitig vorgestellten PRIVAT-FOTOS, die durchgängig GRUBENARBEITER an ihrem täglichen ARBEITSPLATZ zeigen, wobei zusätzlich ein EIMERKETTENBAGGER sowie eine ELEKTRO-LOK als Dekoration herhalten durften.

GRUBENARBEITER

In der Entwicklungsperiode unserer regionalen Braunkohlenindustrie vom Beginn der 1890er Jahre bis zum Ausbruch des 1. WK in 1914 veränderten sich vor allem die SOZIALEN VERHÄLTNISSE. Die auf vielen PRIVATPHOTOS abgebildeten „Bergleute“ waren neben nichterbenden Bauernsöhnen, nebenberuflichen „Parzellenbauern“ oder landwirtschaftlichen Tagelöhnern zumeist mit großspurigen Versprechungen angeworbene ZUWANDERER, in der Mehrzahl junge, kräftige Männer aus dem preußisch besetzen Teilgebiet POLENS, überwiegend aus Schlesien, Ost~ & Westpreußen, vor allem aber dem Posener [Poznan] Gebiet, in dem noch Zweisprachigkeit toleriert wurde, dank derer sie ein paar sprachliche Vorteile hatten.
Die meisten allerdings verstanden kein Deutsch, konnten Anweisungen & Aufschriften nicht lesen, machten daher viel falsch, bekamen Minderwertigkeitskomplexe und wurden als dumme & faule >POLACKEN< beschimpft. Einzigen Halt fanden sie im HEIMATGEFÜHL und ihrer RELIGION. In der katholischen Kirche wurde damals die Messe noch in Latein gehalten, was deutsche & polnische KIRCHGÄNGER einte, da beide Gruppen gleichermaßen kaum etwas verstanden…
Das größte Problem für die Arbeiter war aber das WOHNUNGSELEND.
Im Senftenberger Revier fehlte es an den notdürftigsten Unterkünften, weshalb die ZUWANDERER ihre FAMILIE am alten Wohnsitz zurücklassen mussten. Sie und auch alle Unverheirateten suchten nach einer SCHLAFSTELLE, mit oder ohne Beköstigung, die gemäß Polizeiverordnung folgendermaßen beschaffen sein musste:
„Pro Kopf mindestens 3 qm BODENFLÄCHE und 10 Kubikmeter LUFTRAUM – als NACHTLAGER wenigstens ein STROHSACK & eine starke WOLLDECKE, für die persönliche Hygiene ein WASCHGEFÄSS und ein HANDTUCH…“
Auf Grund steigender Lebenshaltungskosten vermieteten SCHLAFSTELLEN-WIRTE zunehmend auch Boden~ & Vorratskammern, sowie Keller & Korridore an die sogenannten „SCHLAFBURSCHEN“, und pferchten 5 von ihnen in Schlafkammern, die nur für 2 ausreichend waren…Erst mit dem WERKSWOHNUNGSBAU, bestehend aus 2-stöckigen, unverputzten, schmucklosen „ARBEITERKASERNEN“, wurden die Wohnverhältnisse etwas besser…
Die auf den Fotos erkennbare UNEINHEITLICHE ARBEITSKLEIDUNG incl. geeignetes SCHUHWERK musste jeder Arbeiter auf eigene Kosten beschaffen, sogar ein Teil der benötigten WERKZEUGE wurden gegen Barzahlung oder auf der Basis von Lohnabzügen verabfolgt.
Der einfache ARBEITER trug SCHIRMMÜTZE, die VORARBEITER einen weithin sichtbaren HUT.

EIMERKETTENBAGGER

Im TAGEBAUBETRIEB stellte vor allem Gewinnung & Abtransport des ABRAUMS eine technische Herausforderung dar.
Anfangs übernahmen das Abtragen des Deckgebirges fremde ABRÄUMER-FIRMEN, später stellten die Grubenbetreiber fest, dass das Risiko nicht so riesengroß sei, dass man den Unternehmergewinn für den Abraum den Fremdfirmen überlassen sollte, zumal die BAGGERTECHNIK inzwischen erhebliche Fortschritte gemacht hatte.
Die erstmalige Verwendung eines EIMERKETTENBAGGERS im Senftenberger Revier erfolgte durch die Ilse-Bergbau AG. im Jahre 1912 auf Grube >Marga<, wovon der >Senftenberger Anzeiger< wie folgt berichtete:

SA 1912_resize.jpg

ELEKTROLOKOMOTIVE

Als ZUGMITTEL der Abraum~ & Kohlenwagen dienten zunächst DAMPFLOKOMOTIVEN (Naßdampfloks mit 37-250 kW Leistung).
Seit 1908 wurden in der Lausitz speziell für die Bedingungen des Braunkohlenbergbaus konstruierte ELEKTROLOKOMOTIVEN verwendet, die in der Folgezeit allmählich die Dampfloks verdrängten.
Es waren DREHGESTELL-LOKOMOTIVEN, bei denen es in den KOHLENGRUBEN auf sehr große und mühelos zu erreichende ZUGKRÄFTE ankam und von denen eine hervorragende Entgleisungssicherheit verlangt wurde.
Auf dem umseitigen „Mannschaftsfoto“ sowie hier nachfolgend ist dieselbe 4-achsige DREHGESTELL-LOK zu sehen, welche im TAGEBAU >Marga< Brieske zum Einsatz kam, wo mittels ihrer 376 PS starken Motoren sowohl das über den KOHLEFELDERN lagernde ERDREICH als auch die ausgebaggerte KOHLE abtransportiert wurde.

E-Lok_resize.jpg

Die meist recht niedrigen BAGGER-Portale erforderten LOKOMOTIVEN von geringer Bauhöhe und kleiner Spurweiten, die auch pragmatisch, auf frisch aufgeschüttetem Boden verlegte GLEISANLAGEN mit geringen Gleisbogen-Radien beherrschten. Darüber hinaus gehörten auch noch vom Regen aufgeweichte Böden und Gleisverwerfungen zum TAGEBAU-ALLTAG.

Lok 2_resize.jpg

Auch die 1934 von Henschel & den Siemens-Schuckert-Werken (SSW) konstruierte Weiterentwicklung, eine 75 t schwere und 1088 PS starke
Bo’Bo‘ – ABRAUMLOKOMOTIVE, war im Senftenberger Braunkohlenrevier im Einsatz.

EPILOG
Nur noch äußerst selten taucht in meinen Träumen MEIN GROSSVATER in seiner schwarzen BERGMANNSUNIFORM auf, der aus dem ehemaligen WESTPREUSSEN als ZUZÜGLER nach Senftenberg kam, in der BRIKETTFABRIK >MEUROSTOLLN< Arbeit fand und als OFENWÄRTER im Trockendienst tätig war – sogar noch als Rentner – denn DA ging ja das Geldverdienen erst mal richtig los, wie er immer mit einem verschmitzten Lächeln betonte…
Inzwischen ist sein ehemaliges WERK platt gemacht und nur wenige, fast unscheinbar kleine RELIKTE, wie Grubenloren & Baggerschaufeln erinnern irgendwo in der Landschaft noch an unsere regionale >BRAUNKOHLENZEIT<.
Da nun auch noch der traditionsreiche >CHOR DER BERGARBEITER< an „Altersschwäche“ gestorben ist, wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis der Bergmannsgruß >GLÜCK AUF< für immer & ewig in der Versenkung verschwindet … Von mir schon jetzt ein leises RUHE SANFT ! :(

GlUEck auf wappen_resize.jpg


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