In meinem heutigen
KOMMENTAR beziehe ich mich auf die
BILDMOTIVE der vom
ADMINISTRATOR umseitig vorgestellten
PRIVAT-FOTOS, die durchgängig
GRUBENARBEITER an ihrem täglichen
ARBEITSPLATZ zeigen, wobei zusätzlich ein
EIMERKETTENBAGGER sowie eine
ELEKTRO-LOK als Dekoration herhalten durften.
GRUBENARBEITERIn der Entwicklungsperiode unserer regionalen Braunkohlenindustrie vom Beginn der 1890er Jahre bis zum Ausbruch des 1. WK in 1914 veränderten sich vor allem die
SOZIALEN VERHÄLTNISSE. Die auf vielen
PRIVATPHOTOS abgebildeten „Bergleute“ waren neben nichterbenden Bauernsöhnen, nebenberuflichen „Parzellenbauern“ oder landwirtschaftlichen Tagelöhnern zumeist mit großspurigen Versprechungen angeworbene
ZUWANDERER, in der Mehrzahl junge, kräftige Männer aus dem preußisch besetzen Teilgebiet
POLENS, überwiegend aus Schlesien, Ost~ & Westpreußen, vor allem aber dem Posener [Poznan] Gebiet, in dem noch Zweisprachigkeit toleriert wurde, dank derer sie ein paar sprachliche Vorteile hatten.
Die meisten allerdings verstanden kein Deutsch, konnten Anweisungen & Aufschriften nicht lesen, machten daher viel falsch, bekamen Minderwertigkeitskomplexe und wurden als dumme & faule
>POLACKEN< beschimpft. Einzigen Halt fanden sie im
HEIMATGEFÜHL und ihrer
RELIGION. In der katholischen Kirche wurde damals die Messe noch in Latein gehalten, was deutsche & polnische
KIRCHGÄNGER einte, da beide Gruppen gleichermaßen kaum etwas verstanden…
Das größte Problem für die Arbeiter war aber das
WOHNUNGSELEND.
Im Senftenberger Revier fehlte es an den notdürftigsten Unterkünften, weshalb die
ZUWANDERER ihre
FAMILIE am alten Wohnsitz zurücklassen mussten. Sie und auch alle Unverheirateten suchten nach einer
SCHLAFSTELLE, mit oder ohne Beköstigung, die gemäß Polizeiverordnung folgendermaßen beschaffen sein musste:
„Pro Kopf mindestens 3 qm BODENFLÄCHE und 10 Kubikmeter LUFTRAUM – als NACHTLAGER wenigstens ein STROHSACK & eine starke WOLLDECKE, für die persönliche Hygiene ein WASCHGEFÄSS und ein HANDTUCH…“Auf Grund steigender Lebenshaltungskosten vermieteten
SCHLAFSTELLEN-WIRTE zunehmend auch Boden~ & Vorratskammern, sowie Keller & Korridore an die sogenannten
„SCHLAFBURSCHEN“, und pferchten 5 von ihnen in Schlafkammern, die nur für 2 ausreichend waren…Erst mit dem
WERKSWOHNUNGSBAU, bestehend aus 2-stöckigen, unverputzten, schmucklosen
„ARBEITERKASERNEN“, wurden die Wohnverhältnisse etwas besser…
Die auf den Fotos erkennbare
UNEINHEITLICHE ARBEITSKLEIDUNG incl. geeignetes
SCHUHWERK musste jeder Arbeiter auf eigene Kosten beschaffen, sogar ein Teil der benötigten
WERKZEUGE wurden gegen Barzahlung oder auf der Basis von Lohnabzügen verabfolgt.
Der einfache
ARBEITER trug
SCHIRMMÜTZE, die
VORARBEITER einen weithin sichtbaren
HUT.
EIMERKETTENBAGGERIm
TAGEBAUBETRIEB stellte vor allem Gewinnung & Abtransport des
ABRAUMS eine technische Herausforderung dar.
Anfangs übernahmen das Abtragen des Deckgebirges fremde
ABRÄUMER-FIRMEN, später stellten die Grubenbetreiber fest, dass das Risiko nicht so riesengroß sei, dass man den Unternehmergewinn für den Abraum den Fremdfirmen überlassen sollte, zumal die
BAGGERTECHNIK inzwischen erhebliche Fortschritte gemacht hatte.
Die erstmalige Verwendung eines
EIMERKETTENBAGGERS im Senftenberger Revier erfolgte durch die Ilse-Bergbau AG. im Jahre 1912 auf Grube >Marga<, wovon der >Senftenberger Anzeiger< wie folgt berichtete:
ELEKTROLOKOMOTIVEAls
ZUGMITTEL der Abraum~ & Kohlenwagen dienten zunächst
DAMPFLOKOMOTIVEN (Naßdampfloks mit 37-250 kW Leistung).
Seit 1908 wurden in der Lausitz speziell für die Bedingungen des Braunkohlenbergbaus konstruierte
ELEKTROLOKOMOTIVEN verwendet, die in der Folgezeit allmählich die Dampfloks verdrängten.
Es waren
DREHGESTELL-LOKOMOTIVEN, bei denen es in den
KOHLENGRUBEN auf sehr große und mühelos zu erreichende
ZUGKRÄFTE ankam und von denen eine hervorragende Entgleisungssicherheit verlangt wurde.
Auf dem umseitigen „Mannschaftsfoto“ sowie hier nachfolgend ist dieselbe
4-achsige DREHGESTELL-LOK zu sehen, welche im
TAGEBAU >Marga< Brieske zum Einsatz kam, wo mittels ihrer 376 PS starken Motoren sowohl das über den
KOHLEFELDERN lagernde
ERDREICH als auch die ausgebaggerte
KOHLE abtransportiert wurde.
Die meist recht niedrigen
BAGGER-Portale erforderten
LOKOMOTIVEN von geringer Bauhöhe und kleiner Spurweiten, die auch pragmatisch, auf frisch aufgeschüttetem Boden verlegte
GLEISANLAGEN mit geringen Gleisbogen-Radien beherrschten. Darüber hinaus gehörten auch noch vom Regen aufgeweichte Böden und Gleisverwerfungen zum
TAGEBAU-ALLTAG.
Auch die 1934 von Henschel & den Siemens-Schuckert-Werken (SSW) konstruierte Weiterentwicklung, eine 75 t schwere und 1088 PS starke
Bo’Bo‘ – ABRAUMLOKOMOTIVE, war im Senftenberger Braunkohlenrevier im Einsatz.
EPILOGNur noch äußerst selten taucht in meinen Träumen
MEIN GROSSVATER in seiner schwarzen
BERGMANNSUNIFORM auf, der aus dem ehemaligen
WESTPREUSSEN als
ZUZÜGLER nach Senftenberg kam, in der
BRIKETTFABRIK >MEUROSTOLLN< Arbeit fand und als
OFENWÄRTER im Trockendienst tätig war – sogar noch als Rentner – denn
DA ging ja das Geldverdienen erst mal richtig los, wie er immer mit einem verschmitzten Lächeln betonte…
Inzwischen ist sein ehemaliges
WERK platt gemacht und nur wenige, fast unscheinbar kleine
RELIKTE, wie Grubenloren & Baggerschaufeln erinnern irgendwo in der Landschaft noch an unsere regionale
>BRAUNKOHLENZEIT<.
Da nun auch noch der traditionsreiche
>CHOR DER BERGARBEITER< an „Altersschwäche“ gestorben ist, wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis der Bergmannsgruß
>GLÜCK AUF< für immer & ewig in der Versenkung verschwindet … Von mir schon jetzt ein leises
RUHE SANFT !