Neues 463 - 2021-03-28

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Matthias
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Neues 463 - 2021-03-28

Beitragvon Matthias » Sa 27. Mär 2021, 10:07

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Harald
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Re: Neues 463 - 2021-03-28

Beitragvon Harald » Mo 29. Mär 2021, 10:50

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Die SCHWARZE ELSTER war in der Vergangenheit mehrfach von Hochwasserereignissen betroffen, die für die zum Teil 150 Jahre alten DEICHE immer wieder eine große Belastungsprobe darstellten.
Besonders extreme, weil lang anhaltende Hochwasserereignisse aufgrund erhöhter NIEDERSCHLÄGE, bei denen stets mehrere DÄMME brachen und angrenzende NIEDERUNGEN über weite Flächen unter Wasser gesetzt wurden, ereigneten sich z.B. im März 1895, Januar 1907, Februar 1909 und im Winter 1919/20.
Dabei wurden HAUPTSCHÄDEN an (1) Deichen, Dämmen, Brücken & Wegen, (2) an Feldern & Wiesen, (3) am Viehstande, (4) an Wohn~ & Wirtschaftsgebäuden, (5) an Gärten & Baumpflanzungen, (6) an vorrätigem Getreide, sowie (7) an Betten, Hausgeräten & Bekleidung aufgelistet.

Die Häufigkeit der SCHWEREN HOCHWASSER verdeutlicht eindrucksvoll die BEDROHUNG, welcher die ANWOHNER der SCHWARZEN ELSTER jedes Mal aufs Neue ausgesetzt waren, obwohl sie sich schon auf die alljährlichen ÜBERFLUTUNGEN mit den zu erwartenden VERLUSTEN von Vieh & Menschenleben eingestellt hatten. Unter „Neues 385“ berichteten wir schon über das verheerende HOCHWASSER JUNI 1926.
Ergänzend lasse ich heute noch Revue passieren das vom >Senftenberger Anzeiger< geführte

„HOCHWASSERTAGEBUCH FRÜHJAHR 1927“


3.04.1927
„Die SORNOER und die SCHWARZE ELSTER führen seit einigen Tagen wieder HOCHWASSER. Die SORNOER ELSTER ist hinter der AMTSMÜHLE bis zum Damm aus ihren Ufern getreten. Dadurch wurden die Vorländer und ein Teil der südlichen Schrebergärten unter Wasser gesetzt. der Wasserspiegel der SCHWARZEN ELSTER hatte bis heute vormittag Uferhöhe erreicht und dürfte bei erfahrungsgemäß weiterem Steigen das Ufer bald überspülen. Das HOCHWASSER ist eine Frühjahrserscheinung, hervorgerufen durch die anhaltenden Regengüsse der letzten Tage.“

23.04.1927
„Die HOCHWASSERÜBERSCHWEMMUNGEN in den Niederungen haben schon im vorigen Jahre erheblichen SCHADEN angerichtet. Die GRUNDBESITZER haben aber hier so gut wie keine ENTSCHÄDIGUNG erhalten können. In Mitleidenschaft sind auch die PÄCHTER der SCHREBERGÄRTEN in der ELSTERNIEDERUNG gezogen worden, die um Ermäßigung der Pacht eingekommen sind, wodurch auch die Stadt Pachtgelder einbüßen würde.
Seit mehreren Wochen sind fortgesetzt REGENGÜSSE gekommen; die FLÜSSE sind nun wieder aus ihren Ufern getreten. Auf weite Strecken sind durch STAUWASSER die anliegenden Aecker und Wiesen überschwemmt. Seit Jahrzehnten sind derartige UEBERSCHWEMMUNGEN hier an der ELSTER nicht vorgekommen. Einzelne Pächter hatten schon mit der Bestellung der GÄRTEN angefangen und haben nun den Schaden abermals, weil auch die OBSTBÄUME usw. darunter leiden. In ihren GESUCHEN weisen sie darauf hin, wie dem Uebelstande abzuhelfen sei, und empfehlen u.a. die EINDÄMMUNG der ELSTER von der AMTSMÜHLE aus. Da ohnehin eine AENDERUNG der SORNOER und der SCHWARZEN ELSTER von der Ilse Bergbau A.-G. geplant wird, so soll eine Kommission von Vertretern der Elster-Deichhauptmannschaft, des Magistrats und der ILSE zusammentreten, um die Fragen zu einer KLÄRUNG zu bringen.
Die UEBERSCHWEMMUNGSGEFAHREN, die sich hier vergrößert haben, können und müssen beseitigt werden. Die ILSE plant die STILLEGEUNG der AMTSMÜHLE. Jedenfalls steht eine wesentliche VERÄNDERUNG in der UMGEGEND der AMTSMÜHLE. Auch die städtische BADEANSTALT steht in Gefahr, verschwinden zu müssen.
Wir müssen uns also ERSATZ suchen, wenn das GELÄNDE bis zur AMTSMÜHLE eine VERÄNDERUNG erfährt.“

5.05.1927
„Das diesjährige ANBADEN des >Vereins für Volkstümlichen Wassersport Senftenberg<, sowie EINWEIHUNG der neuerbauten BADEANSTALT findet am Sonntag, 15. Mai, statt. Alles nähere später durch Inserate und Plakate. Gleichzeitig weisen wir auf die am kommenden Sonntag, 8. Mai, nachmittags 4 Uhr im VEREINSBAD stattfindenden Monatsversammlung des Vereins hin.“

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4.06.1927
„Das ELSTERBAD hat, nachdem schönster Sonnenschein vom Himmel strahlte, seine Pforten wieder geöffnet und mit dem BADEBETRIEB für dieses Jahr wieder begonnen. Handwerker haben alles wieder instand gesetzt und ausgebessert, ebenso auch die elektrische TERRASSENBELEUCHTUNG. Blumenkästen und Kübel mit Rhododendron verschönern das Terrassenbild. Kurzum, es ist alles getan worden, um dem Publikum den Aufenthalt hier an dem staubfreien und idyllisch gelegenen BADESTRAND so angenehm wie möglich zu machen, wobei besonders das kleine WÄLDCHEN, welches auch in diesem Jahre mit Tischen und Stühlen ausgestattet ist, zu erwähnen wäre. Küche und Keller des ELSTERBAD-RESTAURANTS bieten das Beste. Am 1. PFINGSSTAG findet hier das erste große SONDERKONZERT der MARGA‘SCHEN BERGKAPELLE statt. Beginn des Frühkonzert morgens 6 Uhr. Das Nachmittagskonzert wird um 3 Uhr seinen Anfang nehmen. Worte noch über die Leistungen der BERGKAPELLE hinzuzufügen, erübrigt sich vollauf; ihr Name hat in unserer Stadt und darüber hinaus einen guten Klang und wird für ihre vortrefflichen Leistungen auch ein zahlreiches und dankbares Publikum finden.“

6.07.1927
„Die AMTSMÜHLE, zuletzt im Besitz der Ilse Bergbau A.G. ist seit einigen Wochen stillgelegt worden. Um die ENTWÄSSERUNG des neuen Ilse-Betriebes >Ost< in fortschreitendem Maße zu ermöglichen, machte sich eine WASSERSPIEGELABSENKUNG der SORNOER ELSTER notwendig. Der noch verbliebene Wasserstrom reichte dann nicht mehr aus, die MÜHLE mit entsprechender Kraft zu versorgen. Mit dieser Maßnahme geht nun auch eines der letzten AMTSGRUNDSTÜCKE des alten Amtes Senftenberg zur Ruhe.“

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„Das heutige KONZERT der KOARSCHEN KAPELLE im ELSTERBAD findet bei Anhalten der günstigen Witterung voraussichtlich bestimmt statt.“

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DIE SCHUTZVORRICHTUNG DES ELSTERBADES

„Der nachdenkliche Leser der Nachricht über den TRAGISCHEN TOD eines blühenden Menschenlebens durch ERTRINKEN steht vor der Frage: Sind im ELSTERBADE alle VORKEHRUNGEN getroffen, daß sich ein derartiger trauriger Vorfall nicht wieder ereignen kann ?
Der STAUDAMM am Gefälle kurz vor dem ELSTERBADE ist erhöht worden. Dadurch hat sich der WASSERSPIEGEL um ca. 30 cm gehoben. Die schützende KETTE, die bei normalem Stande eine Gelegenheit bot, einem abtreibenden BADENDEN als HALTEPUNKT zu dienen, hat dadurch ihre Bedeutung verloren.
Bedenken erregt weiterhin die in allernächster Nähe befindliche BADESTELLE für die KINDER, deren Schutz gewährende BRETTERWAND längst überflutet ist. Die Anbringung eines verstellbaren, wenigstens einen ½ Meter in das Wasser hineinragenden GITTERS, zumindest aber einer stark verankerten PLANKE ist unbedingt notwendig. Es ist ausgeschlossen, daß der BADEMEISTER sich ununterbrochen mehrere Stunden an dieser direkt gefährlichen Stelle aufhalten kann, um dann erst zuzuspringen, wenn das UNGLÜCK bereits geschehen ist. Es fehlt dem ELSTERBAD weiterhin ein TELEFON, welches zum Herbeirufen von ärztlicher u.a. Hilfe unbedingt notwendig ist.“


5.08.1927 - AN ALLE ELSTERBAD-BESUCHER

„Die letzten HOCHWASSERSCHÄDEN sind auch in unserm ELSTERBAD nicht spurlos vorübergegangen. Die UFERBÖSCHUNGEN sind arg mitgenommen worden. Das UFERGELÄNDER ist an einer Stelle unterspült und es besteht die Gefahr, wenn sich Personen dagegen lehnen, mitsamt dem GELÄNDER ins Wasser zu stürzen. Das ganze ELSTERBAD macht momentan gegen das angrenzende BAD der Arbeiter-Wassersportler keinen besonders schönen Eindruck.
Ein ganz besonderes und dringendes Bedürfnis wäre, einige AUS~ & ANKLEIDEZELLEN mit TÜREN zu versehen, da die jetzigen VORHÄNGE hierzu nicht geeignet sind. Die STADT muß hier im ELSTERBAD unbedingt für Abhilfe sorgen. –
Nun möchten wir noch an die ELSTERBADBESUCHER appellieren:
Werft kein Papier, Tabakreste, alte Bänder, Obstreste usw. in den Ankleideräumen auf den Fußboden, oder außerhalb derselben auf den der Terrassen, es macht einen häßlichen Eindruck und überdies sind hierfür PAPIERKÖRBE aufgestellt. Turnt nicht an den QUERSTANGEN, woran die Vorhänge befestigt sind, zum Teil sind die Stangen verbogen und die Vorhänge zerrissen worden.
Trotzdem täglich die BADEANSTALT gereinigt wird, muß das BADEPUBLIKUM selbst dafür sorgen, daß alles einigermaßen sauber bleibt. Auch die dem Wirt Golly gehörenden BLUMENKÄSTEN auf den Terrassen wurden kürzlich von unsauberen Händen beschädigt. Rhododendron~ & Pelargonienblüten wurden abgerissen, später fand man sie auf dem ELSTERDAMM zerrissen und zertreten vor. Zwei WASSERBÄLLE wurden auf Kosten des Wirtes angeschafft, die leider abhandengekommen zu sein scheinen. Ferner ist die SCHAUKEL nicht für Erwachsene angebracht, sondern für die Kinder, auch diese mußte schon mehrmals repariert werden. In einer neuen TISCHDECKE hatte man ringsherum mit einer Zigarette LÖCHER gebrannt. –
DARUM MEHR SELBSTDISZIPLIN !

Geprägt durch groß angelegte Regulierungs~, Kanalisierungs~ und Eindeichungsmaßnahmen im Laufe der vergangenen Jahrhunderte gilt die SCHWARZE ELSTER heute als einer der am stärksten verbauten Flüsse Mitteleuropas. Nur noch wenige Abschnitte weisen einen naturnahen Charakter auf. Sie hat zu 97 % ihre frühere NATÜRLICHE AUE verloren. Daraus erwachsen letztlich alle Probleme, denn es macht einen gravierender Unterschied, ob WIESEN ab und zu mal gering befeuchtet oder ORTSKERNE vollständig überflutet werden !
Der HOCHWASSERSCHUTZ, den unsere Altvorderen einst anordneten, täte heute gewiss nicht mehr ausreichen…

„Unter die GERÄTHSCHAFTEN, welche bey entstehendem Hochwasser an den Ufern bereit liegen müssen, gehören lange STANGEN mit eisernen Hacken, grosse FISCHERNETZE u.a.m. Das AUSHÄNGEN einer schwarzen Fahne bezeichnet das Steigen des Stroms, einer rothen den höchsten, hingegen einer weißen den wieder gefallenen WASSERSTAND. Wenn das Wasser den DEICH zu übersteigen droht, wird mitten auf der DEICHKRONE eine Reihe von 4 bis 6 Schuhe langen PFÄHLEN zwey Schuh tief eingerammt, vor und hinter dieser Reihe BRETTER gesetzt und der Zwischenraum mit MIST oder ERDE ausgefüllt. Bey zunehmender Gefahr wird mittelst STURMLÄUTEN endlich die Gemeinde zusammenberufen und requiriert.“

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