Neues 465 - 2021-04-11

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Matthias
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Neues 465 - 2021-04-11

Beitragvon Matthias » Sa 10. Apr 2021, 08:12

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Harald
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Re: Neues 465 - 2021-04-11

Beitragvon Harald » So 11. Apr 2021, 18:02

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Der französische Astronom Camille FLAMMARION schrieb 1880 folgendes:
“Wenn die Menschheit …wüsste, was für tiefgründige Freuden diejenigen erwartet, die den Himmel beobachten, dann wäre das gesamte Europa mit Teleskopen überzogen und nicht mit Bajonetten.“

Wohl auch deshalb forderte schon der deutsche Pädagoge Adolph DIESTERWEG (1790-1866) in seinem Werk >POPULÄRE HIMMELSKUNDE<,
„dass kein Schüler aus der Schule entlassen werden sollte, ohne Anschauung und Kenntnis des HIMMELS und seiner WUNDER gewonnen zu haben.“

An allen KLOSTERSCHULEN & UNIVERSITÄTEN, aber auch den STADT~ & RATSSCHULEN des 15. und 16. Jahrhunderts lehrte man ASTRONOMIE noch als selbstständiges, neben der Arithmetik & Geometrie gleichrangiges Fach. Anfang des 19. Jahrhunderts brachte man dann allerdings die astronomischen Bildungsinhalte in diversen anderen Unterrichtsfächern, vornehmlich Mathematik, Geographie & Physik, unter. Vor allem aber in den VOLKS~ & REALSCHULEN der Weimarer Republik fanden astronomische Themen wieder große Berücksichtigung, wie die folgenden Zitate aus >Theorie und Praxis des Volksschulunterrichts< von 1888 beweisen:

ERD~ & HIMMELSBEOBACHTUNGEN sind vom 3. Schuljahre an ganz regelmäßig, etwa von 8 zu 8 Tagen, vorzunehmen.
Sie gehören zur HEIMATHSKUNDE, bilden also kein besonderes Lehrfach. Die dafür unentbehrlichen APPARATE sind: Magnetnadel, Compaß, Fadenstock (Längenmaßstab von 6 oder 7 Fuß), Zollstock, Glasprisma, Tellurium.
Gegenstände der Beobachtungen sind u.a. der Auf~ & Untergang des MONDES, die Mondphasen Voll~ & Neumond, Sonnen~ & Mondfinsternis, die auffälligsten STERNBILDER, sowie auf~ & untergehende STERNE".

„Mit SCHWIERIGKEITEN ist die Veranstaltung NÄCHTLICHER HIMMELBEOBACHTUNGEN verknüpft, da eine ganze SCHULKLASSE jüngerer Schüler nicht leicht spät abends an den gemeinsamen BEOBACHTUNGSPLATZ beordert werden kann.
Einige Male im Jahre, besonders zur WINTERZEIT, wird sich dies aber doch ermöglichen lassen, zumal wenn der Lehrer es versteht, auch den einen und anderen ERWACHSENEN mit ins Interesse zu ziehen, die ihm alsdann ihre Unterstützung gern gewähren werden. In einzelnen Fällen empfiehlt sich, diese und jene ERSCHEINUNG nur mit einigen Schülern zu beobachten und denselben danach die AUFGABE zu stellen, mit kleineren Gruppen ihrer Mitschüler die BEOBACHTUNG vorzunehmen.
Es kommt weniger auf großen UMFANG, als auf möglichste GENAUIGKEIT & SCHÄRFE der Beobachtungen an.“


Erst unter dem Eindruck des mit SPUTNIK 1 eingeleiteten sowjetischen Raumfahrtprogramms wurde in der DDR mit Beginn des Schuljahres 1959/60 das Fach ASTRONOMIE mit einer Wochenstunde in der Klassenstufe 10 unterrichtet, wofür man im Eiltempo mehrere hundert Lehrer an den Universitäten Jena, Halle und Rostock ausbildete.
Und die LEHRPLÄNE hatten es in der Folgezeit durchaus „in sich“, wie man nachfolgend sehen kann:

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Nach der Wiedervereinigung 1989 wurde das Fach ASTRONOMIE leider nicht für alle Bundesländer übernommen. In Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern blieb es in der Sekundarstufe I erhalten. 2007 beschloss Sachsen jedoch, die ASTRONOMIE in den Physikunterricht der 10. Klassen an Gymnasien und Realschulen zu integrieren. In Brandenburg hingegen kann es seit 2004 auch Pflichtfach sein – falls die Schule so entscheidet…
In der BILDUNG geht‘s eben in Deutschland – wie eh & je – stets HOLTERDIEPOLTER.

Das SENFTENBERGER PLANETARIUM hatte ich schon unter „Neues 318“ ausführlich mit einem KOMMENTAR bedacht.
Deshalb möchte ich zum Schluss nur noch an ein, mit dieser „astronomischen Station“ eng verbundenes EVENT erinnern.
Stellt man nämlich Vertretern der Generation 50+ die FRAGE, was sie zeitlebens mit dem Begriff >PLANETARIUM< verbinden, dann kommt in den meisten Fällen „sternschnuppenartig“ nur:

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ALS DER MOND ZUM SCHNEIDER KAM

Diese VERANSTALTUNG dürfte wohl mit Sicherheit jeder „gelernte DDR-Bürger“ irgendwann einmal in Kinderschuhen (7 – 10 Jahre alt) an Pionier-Nachmittagen, Wandertagen oder in den Ferienspielen erlebt haben – und zwar quer durch die Republik in den PLANETARIEN oder SCHULSTERNWARTEN von Rostock, über Cottbus & Senftenberg bis Suhl. Dabei wurden natürlich auch diverse Mond-Fragen beantwortet: „Wie weit ist er entfernt, wie warm ist es da oben und womit vertreibt sich der „Mann im Mond“ eigentlich die Zeit…?“

Und das ist die so weitverbreitete STORY:

SCHNEIDERMEISTER FINGERHUT, mancherorts auch unter dem Namen SCHNEIDER WIBBEL bekannt, bekommt eines Tages Besuch vom guten alten GEVATTER MOND in der Gestalt einer überaus dünnen MONDSICHEL, der von ihm eine neue JACKE anfertigen lassen will. Der neue Kunde bereitet dem Meister allerdings große Probleme, weil er schon zur ersten Anprobe mächtig zugenommen hat, zur zweiten allerdings spindeldürr erscheint. Wie soll man aber eine passende Jacke für jemanden schneidern, der täglich sein Äußeres verändert? MEISTER FINGERHUT müsste also entweder die Jacke täglich ändern, oder aber mehrere Jacken schneidern…
Von der Erklärung des Phasenwechsels, der bisherigen Erforschung des Mondes, bis hin zur Erläuterung der Verhältnisse auf der Mondoberfläche reicht der Inhalt dieser wunderschönen bebilderten Geschichte, die aus variantenreichen KINDERBÜCHERN stammt.
In der Planetariumskuppel wird mit dieser Geschichte den Kindern veranschaulicht, wie der Mond um die Erde läuft und dabei seine Gestalt wechselt.

In diesem Sinne singen wir nun alle gemeinsam:
>GUTER MOND, DU GEH-HE-HEST SO STI-HIL-LE,
DURCH DIE ABENDWO-HOLKEN HIN…<


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