Äußerst wichtig für das Wesen der
MITTELALTERLICHEN STADT war deren Eigenschaft als
MARKTORT – mit einem geräumigen
MARKTPLATZ in dessen
MITTELPUNKT, auf dem Hauptleben & ~verkehr pulsieren. Dort standen zahlreiche Bänke, Tische & Buden, in denen die Kaufleute, Handwerker und Landleute ihre Waren feilhielten.
Die ältesten Vertreter des
MARKTLEBENS waren
DIE JAHRMÄRKTE
An den
TAGEN, die dem
GEDÄCHTNIS EINES HEILIGEN geweiht waren, strömte das
VOLK zum Anhören der
MESSE in großen Massen zusammen. Dies bot den gewerbetreibenden
BÜRGERN und den
HÄNDLERN eine gute Gelegenheit, ihre
WAREN, die auf freien
PLÄTZEN um die
KIRCHE herum oder mitten in der Stadt in
MARKT~ & KRAMBUDEN ausgestellt waren, schnell zu verkaufen.
Die wichtigsten Senftenberger
HEILIGENTAGE, an denen
JAHRMÄRKTE stattfanden, waren laut
PAULITZ-CHRONIK:
1. …das Fest
MARIÄ VERKÜNDIGUNG mit dem damit verbundenen
OSTERMARKT, der alljährlich am 25. März stattfand, im 1746 veröffentlichten
LEXIKON in der Aufzählung allerdings noch nicht verzeichnet ist. Dafür wird an erster Stelle ein
JAHRMARKT zu
JUBILATE am 3. Sonntag nach
OSTERN vermeldet, welches jedoch keinem Heiligen, sondern gemäß Psalm „Jubilate Deo, omnis terra! = Jauchzet Gott, alle Lande“ dem Schöpfer selbst zugeordnet wurde.
2. …die am 29. Juni anberaumte
GEDÄCHTNISFEIER für die beiden Schutzpatrone der Stadtkirche
St. PETER & PAUL, dessen mit ihnen verbundene
MARKT auch
„MÄGDLEIN-MARKT” hieß, weil an diesem Tage die Dienstmädchen für das kommende Jahr verpflichtet wurden.
3. Anlässlich des
LAURENTIUS-FESTES am 10. August zogen auf einer
WALLFAHRT ungezählte Scharen von
PILGERN auf die Höhe des
KOSCHENBERGES zum Bilde des Hlg.
LAURENTIUS, welches sich in einer ihm zu Ehren errichteten
KAPELLE befand.
Der hier gleichzeitig abgehaltene
LAURENTIUSMARKT wurde später unter Kurfürst Moritz nach der Stadt
SENFTENBERG verlegt.
4. Dem Hlg.
DIONYSIUS, seines Zeichens der
SCHUTZPATRON des
WEINBAUES, zu Ehren wurde am bzw. nach dem 9. Oktober ein sogenannter
MOSTMARKT veranstaltet, der eigentlich durch Kurfürst Friedrich den Sanftmütigen im Jahre 1461 für den Sonntag vor St.
GALLIUS am 16. Oktober festgelegt worden war. In den alten Privilegien von Senftenberg aber ist bemerkt, dass er Freitag, Sonnabend, Sonntag oder Montag nach St. Dionysius stattzufinden hat, wahrscheinlich auf ausdrücklichen Wunsch der Kirche.
5. Mit dem im Lexikon angegeben fünften
JAHRMARKT am
SONNTAG NACH MARTINI (11. November) könnte entweder eine große
KIRMES, oder das von Paulitz erwähnte
KIRCHWEIHFEST gemeint sein, bei dem auch an den
MARTINSTAG erinnert wurde.
Da von den in grauer Vorzeit abgehaltenen
5 JAHRMÄRKTEN in unserer Stadt lediglich der
„PETER & PAUL MARKT“ überlebt hat, lassen wir uns vom >Senftenberger Anzeiger< dessen
MARKTLEBEN von 1929 schildern:
„Gegen 11 Uhr begann ein recht lebhaftes MARKTLEBEN. Die Beschickung hat sich im Vergleich zu den gleichen Markttagen der vergangenen Jahre nur wenig verändert. Allgemein haben alle Artikel eine Verstärkung erfahren. So Schuh~ & Textilwaren in der SCHLOSSSTRASSE, wo die sehr reichliche Beschickung eine Inanspruchnahme des Anfanges der DRESDNER STRASSE verursachte, Haushaltungsartikel in langen Reihen, Bude an Bude, Spielwaren, Herren~ & Damenkonfektion, Wäsche und Leinwaren aller Art auf dem MARKTPLATZ, das große Heer der Töpfe, Teller, Tassen & Krüge auf dem Platz rings um die DEUTSCHE KIRCHE, Lebensmittel & Zuckerwaren in der KREUZSTRASSE und auf dem NEUMARKT die Leute, die mit lauter Stimme, komischen Gesten und gepfefferten Witzen ihre Waren losschlagen: die AUSSCHREIER. Auf dem NEUMARKT ist auch der RUMMELPLATZ, auf dem die Kinderherzen Triumphe feiern, und auf dem auch die Erwachsenen in vorgerückter Stunde einen Ausflug in das Kinderland mit seinen Gondeln, Luftschaukeln, Karussells & Glückshallen unternehmen…“
Einer fehlte in der AUFZÄHLUNG: der
MARKTSÄNGER, im Mittelalter meist als
BÄNKELSÄNGER auftretend, so genannt,
weil er bei seinen Auftritten auf eine kleine
BANK (dem Bänkel) stieg, um von allen besser gesehen und vernommen zu werden.
Alt und Jung lauschte mit offenen Ohren & Mündern seinen in Knittelversen gereimten, wundersamen, zumeist traurigen & wehmutsvollen vielstrophigen
MORITATEN (Wunder~, Liebes~, Mord~ & Schauergeschichten), die durch aufgerollte
BILDER recht anschaulich illustriert wurden.
Besonders das weibliche Publikum war diesen
LIEDERN sehr zugetan und stimmte bald darauf mit ein.
Diese aus mittelalterlicher Zeit bekannten
FAHRENDEN SÄNGER, welche auf
MÄRKTEN und bei anderen Anlässen, wo sich „viel Volk“ versammelte, mit einem großen & vielfältigen
LIEDER-REPERTOIRE auftraten, nahmen sich
SIEBEN SANGESFREUDIGE LEUTE zum Vorbild,
als sie am 21. März 1992
>DIE BIRKHÜHNER< aus der Taufe hoben und sich dann allwöchentlich zu Proben im Gebäude der damaligen Kunstschule des >
BIRKCHEN e.V.< in
BRIESKE einfanden, woher auch der Gruppenname rührt. Das Wort
BRIESKE leitet sich ab vom sorbischen Wort Prieska oder auch Brazk, darin steckt das Wort
BIRKE. Deshalb nannte sich auch die Kunstschule >
BIRKCHEN< und wir als deren Mitbewohner >
BIRKHÜHNER<.
Unseren ersten großen
AUFTRITT hatten wir gleich im Gründungsjahr beim
PETER & PAUL MARKT 1992. Auf dem
FOTO ganz oben sind wir in historischen
KOSTÜMEN zu sehen, die uns das Theater SFB aus ihrem Fundus kostenlos zur Verfügung stellte,
von links:
Andreas Federl, Angelika Sommer, Ute Blümel, Gerd Bieneck, Monika Rößler, Harald Gleisner, Monika Auer.In der Folgezeit ließen wir uns
TRACHTEN anfertigen, passend zum jeweiligen Programm trugen die
BIRKHÜHNER die
SENFTENBERGER TANZTRACHT um 1850 oder die
KLEIDUNG der
MÄGDE & FAHRENDEN SÄNGER des 19. Jahrhunderts (oben zu sehen)
In dieser
KOSTÜMIERUNG feierten wir zunehmend Erfolge, wo immer wir unsere Heimat~, Jahreszeiten~, Liebes~, Tanz~, Wander~, Handwerks~ , Burschen~, Küchenlieder auf
HEIMATFESTEN sangen: ob auswärts in
UNSEREN PARTNERSTÄDTEN & ~GEMEINDEN, dem polnischen Nova Sol, in Senftenberg /NÖ, dem saarländischen Püttlingen oder alljährlich zum
ERNTEDANKFEST auf dem Höllberghof bei Luckau. Gern gesehen waren wir vor allem daheim in Schulen, Altenheimen, beim Seniorenverein oder immer wieder gern auch in
KIRCHEN, wo die Gemeinde nach unserem
GOSPEL-Programm, natürlich in "
BLACK & WHITE" gekleidet, zur Überraschung manches Seelsorgers, Beifall klatschte und jemand sagte, dass er Atheist sei, aber wenn wir auftreten, auch in dieses ehrwürdige Haus hineingeht.
Unvergesslich auch der Auftritt bei einem
PETER & PAUL MARKT, wo wir am Stand einer Gärtnersfrau sangen „
Warum weinst du, holde Gärtnersfrau“ und bei ihr vor Rührung die Tränen kullerten… Größere
KOMPLIMENTE kann man eigentlich nicht bekommen !
HERZ, WAS WILLST DU MEHR ?Neben dem
HERUMZIEHEN bei überaus zahlreichen
OPEN AIR - AUFTRITTEN führten wir in geschlossenen Räumen vor allem
LITERARISCH-MUSIKALISCHE PROGRAMME auf und obwohl es während unserer Wirkungszeit auch hin & wieder Personalwechsel gab, hielten
>DIE BIRKHÜHNER< das Niveau. Wir waren zwar kein
CHOR mit mehrstimmigem Satzgesang, dafür eine tolle gemischte
VOKAL & INSTRUMENTAL~, und nach Meinung des von uns sehr verehrten Altbürgermeisters Klaus-Jürgen Graßhoff sogar
„GESANGS~ & TRACHTENGRUPPE“...
ALLES HAT SEINE ZEIT ! Ich würde mich sehr freuen, wenn wir bei den
SENFTENBERGER BÜRGERN kleine
SPUREN hinterlassen haben…
Ein Bänkelsänger zog herum mit Liedern und Gedichten
Es lauschen die Leute still und stumm den wunderbaren Geschichten.
Und wo die Freude soll bleiben im Trab, geht’s ohne Bänkelsänger nicht ab.