– d.h. mit tumultartigem
FREUDENGESCHREI wurden hochgestellte Persönlichkeiten früher irgendwann, irgendwo, von irgendwem empfangen, andere wiederum fielen
MIT PAUKEN & TROMPETEN durch’s Examen oder verloren dergestalt ihren Gerichtsprozess.
Lange galten
PAUKEN & TROMPETEN als die edelsten Instrumente, ganz im Gegensatz zu
PFEIFEN & TROMMELN. Damals wie heute sind es einfach sehr laute Instrumente, die man nicht überhören kann. Deswegen waren
TROMPETER & PAUKER im 16. Und 17. Jahrhundert sehr hoch angesehen, hatten hohe Dienstgrade, eine geschützte Berufsbezeichnung und sogar eine eigene Zunft. Die
PFEIFER & TROMMLER hatten eher niedrigere Dienstgrade und galten als
LAIENMUSIKER.
Für meine Großeltern galten offensichtlich
PAUKEN & TROMPETEN als Offenbarung
MEINES MUSIKTALENTS:
Mit 5 Jahren nahm ich nämlich am
UMZUG durch meinen Heimatort
SENFTENBERG-WEST zum „Tag des deutschen Bergmannes“ teil, anfangs noch an der Hand meines
>GROSSVATERS IN BERGMANNS-UNIFORM<, doch schon sehr bald unmittelbar neben den Musikern der
BERGMANNSKAPELLE „Meurostolln“ bis zum Zielpunkt. Nach diesem „Wink des Schicksals“ durfte ich mich in der Folgezeit an diversen kleinen & großen
INSTRUMENTEN in folgender Reihenfolge ausprobieren: blecherne Hirtenflöte, Mundharmonika, Triola, einreihige Ziehharmonika, Gitarre. Zwischenzeitlich ging es mit 9 Jahren sogar hoch hinaus: 7 Jahre
KLAVIER~ plus 1 Jahr
AKKORDEONUNTERRICHT beim Senftenberger Allround-Musikanten
Hans R e t t m e r, der sicher vielen einstigen Instrumentalschülern ein Begriff sein dürfte. Als ich mit 12 Jahren beim
FANFARENZUG der Hörlitzer Schule anmeldete, versuchte ich mich zwar als
BLÄSER, wurde aber alsbald an die
TROMMLER weitergereicht. Beim
MUSIKLEHRER-STUDIUM versuchte ich mich nochmals als
BLÄSER – diesmal auf der
KLARINETTE – wiederum erfolglos. Somit schaffte ich es nie, Mitglied einer
BLASKAPELLE zu werden. Dafür hielt ich bis heute den
TASTENINSTRUMENTEN und der
GITARRE die Treue!
Mit
BERGKAPELLE wird ein
SPIELMANNSZUG bzw. ein kleines
BLASORCHESTER von
BERGLEUTEN bezeichnet. Diese Klangkörper marschieren an der Spitze von Aufmärschen & Umzügen, dabei
MARSCHMUSIK & BERGMANNSLIEDER intonierend.
Neben militärischen Klängen spielen sie auch gern zum
TANZ auf, ziehen aber das Publikum vor allem bei
PLATZKONZERTEN magisch an, wie die folgende
ZEITUNGSMELDUNG von 1871 beweist:
„Gegen 11 Uhr heiterte sich das Wetter auf und um ½ 12 zog die brave BERGKAPELLE mit klingendem Spiele ein. Sie begab sich zuerst auf die Terrasse und exekutierte hier 3 Stücke. Nachmittags spielte sie unter der Leitung ihres tüchtigen Kapellmeisters 10 meist musikalisch hoch stehende Piecen mit BLECH-Harmonie. Nach lebhaftem Beifall bei der Schlußnummer intonierte die Kapelle den deutschen SIEGESMARSCH, der begreiflicher Weise einen stürmischen Beifall erntete und wiederholt werden mußte…“ Als
EHRENSACHE sehen es die Musiker an, verstorbenen
BERGLEUTEN ein musikalisches
GELEIT auf ihrem letzten Weg zu geben.
Die
ILSE Bergbau AG. legte übrigens großen Wert auf die
KONTROLLIERTE FREIZEITGESTALTUNG ihrer Bergleute und förderte deren
VEREINE (Musikkapellen, Gesangsgruppen, Sportabteilungen usw.), sofern sie nicht zu denen gehörten, die sich mit Streiks, Lohnkämpfen & Demonstrationen „beschäftigten“.
Speziell den
MUSIKVEREINEN erließ im Jahre 1885 die „Preussische Innere Verwaltung“ sogar die reguläre >Erhebung von ABGABEN für öffentliche Lustbarkeiten<:
„Die Bestimmungen sind so zu gestalten, daß die PFLEGE GUTER KONZERT-MUSIK nicht behindert wird.
Für musikalische Aufführungen, hinsichtlich derer ein höheres Interesse der KUNST obwaltet, ist die ABGABE nicht zu entrichten.
Auch vom praktischen Gesichtspunkte erscheint es empfehlenswerth, daß derartigen künstlerischen Bestrebungen – wie solche im Besonderen von BERGKAPELLEN verfolgt werden – jede zulässige Unterstützung zu Theil werde, um nicht etwa dieselben in ihrer Weiterentwicklung zu hindern, oder möglicherweise ihr Fortbestehen in Frage zu stellen.“ Als
MUSIKLEHRER i.R. sei es mir gestattet, das
INSTRUMENTARIUM der
BERGKAPELLE GRUBE MARGA vorzustellen:
Über alle
MUSIKINSTRUMENTE hinweg ragt allerdings der sogenannte
SCHELLENBAUM, der nicht nur wegen seiner Herkunft, sondern auch wegen seines Aussehens „
HALBMOND“ oder „
MOHAMMEDSFAHNE“ genannt wurde. Er ist ein zur Zeit der
TÜRKENKRIEGE in die deutschen Regimentsmusiken gekommenes türkisches
RASSEL~ oder
KLINGELINSTRUMENT und zugleich eine reich verzierte, repräsentative
STANDARTE der Militärmusik, somit auch der
KARNEVALS-MUSIKVEREINE & SPIELMANNSZÜGE. In den militärischen
MUSIKKORPS wird er bei feierlichen Anlässen getragen. Musikalisch wirksam ist er lediglich beim Tragen während eines Umzuges und den beim Marschieren rhythmisch mitschwingenden
GLÖCKCHEN & SCHELLEN. Am oberen Ende befindet sich eine Art
FELDZEICHEN, darunter sind am liegenden Halbmondbügel meist bunte
PFERDEHAARE (Roßschweif) befestigt und darunter wiederum eine Anzahl Querstreben mit den angehängten Klangkörpern über einer gleichartigen Kugel. An
GEWICHT erreicht ein üppiger
SCHELLENBAUM, wie er in Musikvereinen mitgeführt wird, über 10 Kilogramm und eine Größe oft von über 2 Metern, sodass der
TRÄGER während eines mehrstündigen Parademarsches über eine ausreichende
KONSTITUTION verfügen sollte. Oft stehen ihm
HELFER zur Seite, mit denen er sich abwechselt.
Musikkritiker gehen selbstredend etwas schärfer ins Gericht mit diesem
INSTRUMENT:
„Der SCHELLENBAUM hat als musikalisches Instrument nicht den geringsten Werth und dürfte kaum als ein solches anzusehen sein. Er dient bei der MILITÄRMUSIK eigentlich nur als ein WERKZEUG, womit die Richtung der auszuübenden SCHWENKUNGEN beim Marschieren angedeutet wird. Die HANDHABUNG besteht nur in tüchtigem SCHÜTTELN & RÜTTELN, und da der SCHELLENBAUM nicht leicht ist, erfordert er einen BURSCHEN, der zwar keine NOTEN kennen, dafür aber Mark in den Knochen haben muss…“Vornweg marschiert natürlich ein
TAMBOUR, der mit seinem
TAMBOURSTAB den
TAKT, Anfang & Ende des
STÜCKES, sowie Richtungsänderungen anzeigt, und danach erscheint neben dem
SCHELLENBAUM unüberhörbar das
GLOCKENSPIEL in Form einer
LYRA, die bei den alten Griechen & Römern ausschließlich ein
SAITENINSTRUMENT bezeichnete.
Apropos
BERGKAPELLE:
Beim „
GOOGELN“ nach diesem Begriff stößt man überwiegend auf ein
>KIRCHLEIN<, z.B. gab es auch in der alten sächsischen Bergstadt
ANNABERG eine solche „unmusikalische“
BERGKAPELLE, ein kleines
GOTTESHAUS, eigentlich nur ein einfach gestaltetes Andachtsgebäude auf einem kleinen
BERG, worin ursprünglich frühmorgens um 4 Uhr von einem katholischen Priester die sogenannte „
SCHLÄFERMESSE“ gelesen, und von den Nacht~ & Frühschichtern, oder den ein~ & ausfahrenden
BERGLEUTEN zugleich gehört wurde. Weil die Nachtschichter oder Ausfahrenden sich anschließend schlafen legten, erhielt die Messe den Namen „Schläfermesse“.
Also, Achtung bei der Ankündigung:
>DIE BERGKAPELLE RUFT ZUR EINKEHR<