Neues 480 - 2021-08-08

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Matthias
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Neues 480 - 2021-08-08

Beitragvon Matthias » So 8. Aug 2021, 10:45

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Harald
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Re: Neues 480 - 2021-08-08

Beitragvon Harald » Mo 9. Aug 2021, 19:16

Pauken_resize.jpg
– d.h. mit tumultartigem FREUDENGESCHREI wurden hochgestellte Persönlichkeiten früher irgendwann, irgendwo, von irgendwem empfangen, andere wiederum fielen MIT PAUKEN & TROMPETEN durch’s Examen oder verloren dergestalt ihren Gerichtsprozess.
Lange galten PAUKEN & TROMPETEN als die edelsten Instrumente, ganz im Gegensatz zu PFEIFEN & TROMMELN. Damals wie heute sind es einfach sehr laute Instrumente, die man nicht überhören kann. Deswegen waren TROMPETER & PAUKER im 16. Und 17. Jahrhundert sehr hoch angesehen, hatten hohe Dienstgrade, eine geschützte Berufsbezeichnung und sogar eine eigene Zunft. Die PFEIFER & TROMMLER hatten eher niedrigere Dienstgrade und galten als LAIENMUSIKER.

Für meine Großeltern galten offensichtlich PAUKEN & TROMPETEN als Offenbarung MEINES MUSIKTALENTS:
Mit 5 Jahren nahm ich nämlich am UMZUG durch meinen Heimatort SENFTENBERG-WEST zum „Tag des deutschen Bergmannes“ teil, anfangs noch an der Hand meines >GROSSVATERS IN BERGMANNS-UNIFORM<, doch schon sehr bald unmittelbar neben den Musikern der BERGMANNSKAPELLE „Meurostolln“ bis zum Zielpunkt. Nach diesem „Wink des Schicksals“ durfte ich mich in der Folgezeit an diversen kleinen & großen INSTRUMENTEN in folgender Reihenfolge ausprobieren: blecherne Hirtenflöte, Mundharmonika, Triola, einreihige Ziehharmonika, Gitarre. Zwischenzeitlich ging es mit 9 Jahren sogar hoch hinaus: 7 Jahre KLAVIER~ plus 1 Jahr AKKORDEONUNTERRICHT beim Senftenberger Allround-Musikanten Hans R e t t m e r, der sicher vielen einstigen Instrumentalschülern ein Begriff sein dürfte. Als ich mit 12 Jahren beim FANFARENZUG der Hörlitzer Schule anmeldete, versuchte ich mich zwar als BLÄSER, wurde aber alsbald an die TROMMLER weitergereicht. Beim MUSIKLEHRER-STUDIUM versuchte ich mich nochmals als BLÄSER – diesmal auf der KLARINETTE – wiederum erfolglos. Somit schaffte ich es nie, Mitglied einer BLASKAPELLE zu werden. Dafür hielt ich bis heute den TASTENINSTRUMENTEN und der GITARRE die Treue!

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Mit BERGKAPELLE wird ein SPIELMANNSZUG bzw. ein kleines BLASORCHESTER von BERGLEUTEN bezeichnet. Diese Klangkörper marschieren an der Spitze von Aufmärschen & Umzügen, dabei MARSCHMUSIK & BERGMANNSLIEDER intonierend.
Neben militärischen Klängen spielen sie auch gern zum TANZ auf, ziehen aber das Publikum vor allem bei PLATZKONZERTEN magisch an, wie die folgende ZEITUNGSMELDUNG von 1871 beweist:

„Gegen 11 Uhr heiterte sich das Wetter auf und um ½ 12 zog die brave BERGKAPELLE mit klingendem Spiele ein. Sie begab sich zuerst auf die Terrasse und exekutierte hier 3 Stücke. Nachmittags spielte sie unter der Leitung ihres tüchtigen Kapellmeisters 10 meist musikalisch hoch stehende Piecen mit BLECH-Harmonie. Nach lebhaftem Beifall bei der Schlußnummer intonierte die Kapelle den deutschen SIEGESMARSCH, der begreiflicher Weise einen stürmischen Beifall erntete und wiederholt werden mußte…“

Als EHRENSACHE sehen es die Musiker an, verstorbenen BERGLEUTEN ein musikalisches GELEIT auf ihrem letzten Weg zu geben.

Die ILSE Bergbau AG. legte übrigens großen Wert auf die KONTROLLIERTE FREIZEITGESTALTUNG ihrer Bergleute und förderte deren VEREINE (Musikkapellen, Gesangsgruppen, Sportabteilungen usw.), sofern sie nicht zu denen gehörten, die sich mit Streiks, Lohnkämpfen & Demonstrationen „beschäftigten“.
Speziell den MUSIKVEREINEN erließ im Jahre 1885 die „Preussische Innere Verwaltung“ sogar die reguläre >Erhebung von ABGABEN für öffentliche Lustbarkeiten<:

„Die Bestimmungen sind so zu gestalten, daß die PFLEGE GUTER KONZERT-MUSIK nicht behindert wird.
Für musikalische Aufführungen, hinsichtlich derer ein höheres Interesse der KUNST obwaltet, ist die ABGABE nicht zu entrichten.
Auch vom praktischen Gesichtspunkte erscheint es empfehlenswerth, daß derartigen künstlerischen Bestrebungen – wie solche im Besonderen von BERGKAPELLEN verfolgt werden – jede zulässige Unterstützung zu Theil werde, um nicht etwa dieselben in ihrer Weiterentwicklung zu hindern, oder möglicherweise ihr Fortbestehen in Frage zu stellen.“


Als MUSIKLEHRER i.R. sei es mir gestattet, das INSTRUMENTARIUM der BERGKAPELLE GRUBE MARGA vorzustellen:

Instrumentarium_resize.jpg

Über alle MUSIKINSTRUMENTE hinweg ragt allerdings der sogenannte SCHELLENBAUM, der nicht nur wegen seiner Herkunft, sondern auch wegen seines Aussehens „HALBMOND“ oder „MOHAMMEDSFAHNE“ genannt wurde. Er ist ein zur Zeit der TÜRKENKRIEGE in die deutschen Regimentsmusiken gekommenes türkisches RASSEL~ oder KLINGELINSTRUMENT und zugleich eine reich verzierte, repräsentative STANDARTE der Militärmusik, somit auch der KARNEVALS-MUSIKVEREINE & SPIELMANNSZÜGE.
In den militärischen MUSIKKORPS wird er bei feierlichen Anlässen getragen. Musikalisch wirksam ist er lediglich beim Tragen während eines Umzuges und den beim Marschieren rhythmisch mitschwingenden GLÖCKCHEN & SCHELLEN. Am oberen Ende befindet sich eine Art FELDZEICHEN, darunter sind am liegenden Halbmondbügel meist bunte PFERDEHAARE (Roßschweif) befestigt und darunter wiederum eine Anzahl Querstreben mit den angehängten Klangkörpern über einer gleichartigen Kugel. An GEWICHT erreicht ein üppiger SCHELLENBAUM, wie er in Musikvereinen mitgeführt wird, über 10 Kilogramm und eine Größe oft von über 2 Metern, sodass der TRÄGER während eines mehrstündigen Parademarsches über eine ausreichende KONSTITUTION verfügen sollte. Oft stehen ihm HELFER zur Seite, mit denen er sich abwechselt.

Schellenbaum_resize.jpg

Musikkritiker gehen selbstredend etwas schärfer ins Gericht mit diesem INSTRUMENT:

„Der SCHELLENBAUM hat als musikalisches Instrument nicht den geringsten Werth und dürfte kaum als ein solches anzusehen sein. Er dient bei der MILITÄRMUSIK eigentlich nur als ein WERKZEUG, womit die Richtung der auszuübenden SCHWENKUNGEN beim Marschieren angedeutet wird. Die HANDHABUNG besteht nur in tüchtigem SCHÜTTELN & RÜTTELN, und da der SCHELLENBAUM nicht leicht ist, erfordert er einen BURSCHEN, der zwar keine NOTEN kennen, dafür aber Mark in den Knochen haben muss…“

Vornweg marschiert natürlich ein TAMBOUR, der mit seinem TAMBOURSTAB den TAKT, Anfang & Ende des STÜCKES, sowie Richtungsänderungen anzeigt, und danach erscheint neben dem SCHELLENBAUM unüberhörbar das GLOCKENSPIEL in Form einer LYRA, die bei den alten Griechen & Römern ausschließlich ein SAITENINSTRUMENT bezeichnete.

Apropos BERGKAPELLE:

Beim „GOOGELN“ nach diesem Begriff stößt man überwiegend auf ein >KIRCHLEIN<, z.B. gab es auch in der alten sächsischen Bergstadt ANNABERG eine solche „unmusikalische“ BERGKAPELLE, ein kleines GOTTESHAUS, eigentlich nur ein einfach gestaltetes Andachtsgebäude auf einem kleinen BERG, worin ursprünglich frühmorgens um 4 Uhr von einem katholischen Priester die sogenannte „SCHLÄFERMESSE“ gelesen, und von den Nacht~ & Frühschichtern, oder den ein~ & ausfahrenden BERGLEUTEN zugleich gehört wurde. Weil die Nachtschichter oder Ausfahrenden sich anschließend schlafen legten, erhielt die Messe den Namen „Schläfermesse“.

Also, Achtung bei der Ankündigung:
>DIE BERGKAPELLE RUFT ZUR EINKEHR<


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