Neues 132 - 2014-06-01

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Matthias
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Neues 132 - 2014-06-01

Beitragvon Matthias » So 1. Jun 2014, 08:57

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Harald
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Re: Neues 132 - 2014-06-01

Beitragvon Harald » So 1. Jun 2014, 16:49

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Ich weiß nicht, ob allen Bewohnern unserer einstigen Bergbauregion der Begriff
DEVASTIERUNG
geläufig gewesen ist. Ihnen war aber, wie wir gleich lesen werden, stets bewusst, dass die Bagger keinen großen Bogen um ihren Heimatort machen würden, falls man bei Tiefbohrungen neue Kohleflöze entdecken sollte. Kurz und knapp umschrieben sie die ständig drohende Gefahr der unwiederbringlichen Aufgabe bzw. Verlegung ihrer Siedlung als Auswirkung des Braunkohlenbergbaus lediglich mit dem Satz:
"Irgendwann müssen auch WIR hier weg !"
Zu Beginn des Bergbaus überwog natürlich die große Freude über die Schaffung neuer Arbeitsplätze und wachsender Grundstückspreise, wie eine Meldung im >Senftenberger Anzeiger< vom 22. Mai 1906 belegt:

"Schon seit längerer Zeit wird überall, sogar dort, wo man es nicht für möglich gehalten hätte, nach KOHLE gebohrt und sind die Resultate auch größtenteils von Erfolg gewesen.
Jetzt finden sogar AUFKÄUFE von Torfkabeln in der GOLIZA statt und daß dort Kohle liegt, beweisen die gezahlten Kaufpreise. Grundstücke, die vor einigen Jahren mit 150-200 Mk. angeboten wurden, erzielen heute 500 Mk. und darüber. Jedenfalls ist das dort ermittelte Kohlenlager das zweite Flöz, welches im hiesigen Revier wohl überall liegt.
Den Besitzern ist der Nutzen dieser Kohlenfunde wohl zu gönnen, umsomehr, da es doch größtenteils kleine Leute betrifft, welche davon profitieren.
Wie die GOLIZA, so enthält wohl auch der LAUG Kohle, welche durch Trockenlegung desselben gewonnen werden kann. Doch gehören dazu wohl noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, denn jedes Werk wird sich so viel wie möglich hüten, zuerst das zweite Flöz abzubauen, wo es mit Wasser zu kämpfen hat, jedoch ist auch dieses zu beseitigen durch Anschaffung von Pumpenwerken nicht unmöglich.
Unser Ort selbst aber gewinnt durch die projektierten Neuanlagen, d.h. in erster Linie die Geschäftsleute. Dagegen werden in der Umgebung selbst wohl einige Orte an Einwohnerzahl verlieren, da durch die immer näher rückenden Tagebaue wohl verschiedene Grundstücke durch Abbruch verschwinden werden; soll doch sogar seitens eines Werkes der Ankauf einer ganzen Ortschaft geplant sein."

Schon 1906 kamen im Dörfchen RAUNO nördlich von Senftenberg die ersten Gerüchte auf, dass es wohl nicht mehr lange dauern würde, bis der Ort im "großen schwarzen Loch" verschwinden würde. Die Abbaggerung durch den Tagebau Meuro erfolgte aber gottlob erst rund 80 Jahre später.
Im Nachhinein fasziniert mich immer wieder die stoische Ruhe und Gelassenheit, mit der damals die Dorfbewohner - obwohl "die ersten dunklen Wolken am Horizont" aufzogen - optimistisch in die Zukunft schauten und ihr gemeinschaftliches Leben im Ort weiterhin gestalteten, als würde es bis in alle Ewigkeit so bleiben.
In einer Woche wünschen wir uns
"FRÖHLICHE PFINGSTEN".
Schauen wir doch mal im >Senftenberger Anzeiger< nach, was von den Festvorbereitungen am 31. Mai des gleichen Jahres verlautbart wurde:

"Unser liebes Dorf wird vielleicht in kürzerer Zeit, vielleicht aber erst in Jahren der Vergessenheit anheimfallen; es wird wohl später einmal aufhören, Dorf zu sein, indem es dermaleinst der Kohlenindustrie zum Opfer fällt; schwarzbraune Massen, hochaufragende Kohlenstöße werden an seine Stelle treten.
Es ist interessant zu beobachten, wie allmählich, aber sicher die anliegenden Werke mit ihren Tagebauten das Dorf immer mehr einschließen. In Kurzer Zeit werden von allen Seiten drohende Abgründe das Dorf umgeben, und einer Insel gleich wird unser Dorf aus den Massen umgewälzten Bodens herausragen. Wenn die Zeit einmal kommen wird, wo alles Leben in RAUNO erlischt, wo die Häuser dem Abbruch geweiht sind, wo der alles umwälzende Bagger an deren Stelle tritt, das ist wohl schwer zu bestimmen und vorauszusehen;
- es soll uns dies aber nicht abhalten, vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken, die Feste zu feiern, wie sie fallen und auch dem bevorstehenden PFINGSFESTE die heitere Seite abzugewinnen, welche dieses Fest verdient. Unsere großen, der Neuzeit entsprechenden, und auch die älteren LOKALE werden zum Pfingstfest bestrebt sein, die Einwohner und auch die von außerhalb kommenden Gäste festlich zu bewirten.
Die Annoncen der Wirte weisen schon jetzt darauf hin, daß für beste Unterhaltung an beiden Tagen gesorgt wird, daß das Pfingstfest für RAUNO in diesem Jahre auch noch eitel Freude und Sonnenschein in sich birgt, daß man jetzt noch in RAUNO fröhliche und heitere Stunden verleben kann. Ganz besonders soll aber an dieser Stelle auf das ÄLTESTE LOKAL RAUNO'S hingewiesen werden, der wirklich hübsche, geschützte Garten ladet jetzt zum Verweilen ein, und ist auch der Besitzer jederzeit bestrebt, das Beste aus Küche und Keller zu liefern.
Am 1. Pfingsttag wird je nach der Witterung die Niederlausitzer Varieté-Truppe im Garten oder Saal auftreten und für beste Unterhaltung sorgen.
Dieselbe ist bestens bekannt, ein vorzüglich zusammengestelltes Familien-Programm wird alle Besucher erfreuen und in heiterste Stimmung versetzen.
Die Losung also sei:
>PFINGSTEN AUF NACH RAUNO !<"

Pfingsten in Rauno_resize.jpg

Wundert es Sie noch, dass unser berühmtester Heimatdichter OTTO LUKAS seinen "Lausitzer Leutchen" die nachfolgenden Charaktermerkmale zusprach:
"...ein Geschlecht, harmlos in seiner Fröhlichkeit, gutmütig und gutartig, sanges~ und trinkfroh, einfach und bedürfnislos, fleißig und strebsam."

Dem stimme ich aus vollem Herzen zu ! :-)

Frank66
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Re: Neues 132 - 2014-06-01

Beitragvon Frank66 » So 1. Jun 2014, 17:35

Die Bildunterschrift "Friedrich-Ernst vor 1926" ist nicht zutreffend. Die Fabrik wurde bis 1928 durch eine Seilbahn mit Rohkohle versorgt. Auf dem Foto ist aber bereits die Bunkerbrücke zu sehen, über welche die Fabrik ab 1928 durch eine Zahnradbahn mit Kohle versorgt wurde.

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Matthias
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Re: Neues 132 - 2014-06-01

Beitragvon Matthias » So 1. Jun 2014, 18:14

Okay... ich denke Du hast recht... ich hatte mich an dem Titel "Die Hallesche Pfännerschaft 1500-1926" festgebissen. Aus diesem
Buch stammt die Abbildung. Es scheint jedoch, als ob das Buch erst Mitte 1930 herauskam. Demzufolge können die darin verwendeten
Fotos gut und gerne älter aus 1926 sein.


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