Für die
SENFTENBERGER JUGEND gab es dereinst
2 STEILE STRASSENANSTIEGE, die uns zu Nacheiferern der in den 1950/60er Jahren sehr populären
FRIEDENSFAHRER machten. Wir wollten nämlich den >Giganten der Landstraße< nicht nachstehen und suchten in der Umgebung nach kleinen
KOPIEN der legendären „steilen Wand von Meerane“, die alljährlich viele schaulustige Radsport-Enthusiasten anzog.
In meinem Heimatort
SENFTENBERG-WEST gab es als krönenden Abschluss der von der Bahnstation stetig ansteigende
KLETTWITZER STRASSE eine sehr steile Auffahrt zum
PARADIESBERG, die wir als „mutige Pedalritter“ natürlich zu erklimmen versuchten, ohne dabei vom Fahrrad abzusteigen. Wer die
ANHÖHE bewältigt hatte, freute sich selbstredend auf die anschließend ausgedehnte, erholsame
TALFAHRT, bei der man sich auf „gut geschmierten Rädern“ vom Wasserturm bis zum Gasthaus ’Zur Eiche’ (später:
KULTURHAUS) rollen lassen konnte.
Einen ähnlich langgezogenen, kräftezehrenden Anstieg gab es in der gegenüberliegenden Region am
RAUNOER BERG,
der am Ende der
CALAUER STRASSE begann, die sich danach 5 km lang als
CALAUER CHAUSSEE in Richtung
GROSSRÄSCHEN, und von dort aus als
ALTDÖBERNER CHAUSSEE in Richtung
CALAU zog.
Vom Scheitelpunkt der legendären
>HÖHE 304< aus ließ es sich wunderbar retour, an der kleinen Kneipe „Zur guten Einkehr“ und der russischen Garnisonsvilla vorbei, auf der rechten Straßenseite talwärts rollen. Da die Straße schnurgerade verlief, animierte sie nicht nur jugendliche
RADFAHRER auf gut geölten „Drahteseln“, sondern auch
ZWEIRADMOBILISTEN zu rasanten Abfahrten vom Raunoer Berg bis zum
KRANKENHAUS, wo man sie gleich verarzten konnte, falls etwas schief ging. Wenn man im >Senftenberger Anzeiger< die Tagesmeldungen von einst studiert, wird man daher feststellen, dass keine andere Straße in Senftenberg mehr
VERKEHRSUNFÄLLE, vor allem auf Grund einiger unbeschrankten Bahnübergänge, aufweisen konnte, als die
CALAUER STRASSE, die im Adressbuch von 1897 nur unter der Bezeichnung
„CHAUSSEE“ lief.
Die alten Ansichten der beiden
CALAUER STRASSEN in
SENFTENBERG (rot) und
GROSSRÄSCHEN (blau) zeigen deutlich, dass sie ähnlich angelegt, vor dem 1. Weltkrieg durchweg geschottert (später teilweise gepflastert) und somit für den Ferntransport mittels Kraftfahrzeugen wenig geeignet waren, weshalb man im Jahre 1927 daran ging, sie zu
TEEREN.
So erhielt die
CALAUER STRASSE ab der Pflasterung hinter der Pfännerschaftsbahn bis hinter den ‚Viktoriagarten’ kurz vor der Einmündung in die neue
CHAUSSEE eine Teerschicht plus Steinsplitt. Nach Beendigung der
STRASSENTEERUNG wurde einem allgemeinen Wunsch der Bewohner der oberen Calauer Straße entsprochen, die links und rechts befindlichen, tiefen GRÄBEN zu verrohren und danach zuzuschütten, um damit
FUSS~ & RADFAHRWEGE zu schaffen.
Begründet wurde es auch damit, dass die
GRÄBEN sowieso nur Schlamm und Schmutzwasser führten und, da kein Abzug mehr vorhanden war, vor allem im Sommer einen üblen Geruch verbreiteten. Darüber hinaus bildeten die recht tiefen
GRÄBEN bei Dunkelheit eine
GEFAHR für den Verkehr.
Danach rückten Straßenwalze und Teermaschinen zur neuen Arbeit nach
GROSSRÄSCHEN ab.
Leider hatte man aber wohl vorrangig nur an die
AUTOS gedacht, nicht aber an die armen
PFERDE, die gerade beim Ziehen schwerer Lasten über die
ASPHALTSTRASSEN zu schnell ermüdeten. Deshalb hielten sich noch über lange Zeit – speziell auf dem Lande – neben den
TEERSTRASSEN sogenannte
SOMMERWEGE aus Sand oder Kies, die von Pferdefuhrwerken und ausreitenden Gutsbesitzern genutzt wurden…
Viele Jahrzehnte lang war die
LANDSTRASSE Träger des gesamten Verkehrs – sowohl für den einsam wandernden Handwerksburschen, den Handelsmann mit seinen behäbig langsamen Warentransporten, als auch den Reisenden in der etwas schnelleren Postkutsche. Als in den 1870er Jahren die
EISENBAHN in den Wettbewerb mit
PFERD & WAGEN trat, machten die meisten Posthaltereien dicht und die
STRASSEN verödeten immer mehr, und ähnelten sehr bald ihren Vorgängern, den
MITTELALTERLICHEN STRASSEN, die, wie aus den Berichten jener Zeit hervorgeht, schlecht gebaut, kaum gepflegt, schmutzig, holprig, voll von Löchern und daher ziemlich gefahrvoll waren. Vor allem die
FUHRLEUTE kamen um ihr Vermögen, wenn sie mit ihren Pferden im
MORAST stecken blieben, die
WAGEN umkippten und die
WAREN Wasserschaden erlitten. Auf der Suche nach einem
BESSEREN WEG wichen Fußgänger, Reiter & Fuhrleute auf die
FELDER aus und richteten diese zu Grunde, woraus häufig
ZANK & SCHLÄGEREI mit den Landleuten entstand.
Als schließlich das
AUTOMOBIL die
LANDSTRASSEN aus ihrem „Dornröschenschlaf“ erweckte, zeigte sich jedoch sehr bald, dass diese veraltet waren und den neuen Ansprüchen nicht mehr gerecht wurden, da sie eben nicht für 100 km/h schnelle
KRAFTFAHRZEUGE, sondern lediglich für die mit nicht allzu viel Gewicht beladenen, von zwischen Schritt & Trab wechselnden Pferdchen gezogenen
PLAN~, LEITER~ oder POSTWAGEN ausgelegt waren.
LASTZÜGE mit Anhängern drückten mit einem Gewicht von Tausenden von Kilogramm auf die Oberfläche der
CHAUSSEE und zermahlten sie. Radfahrer & Fußgänger suchten vor den aufgewirbelten dichten
STAUBWOLKEN das Weite. Immer wieder neue
LÖCHER entstanden und auch immer erneutes
AUFFÜLLEN half nicht mehr…
…und wie man
AUF UNSEREN HEIMISCHEN STRASSEN sehen kann, hat sich bis heute wenig an diesem immer wiederkehrenden
ZUSTAND geändert – einfach
LÖCHERLICH !
Dabei erging doch schon im Jahre
1796 in einer
>ANLEITUNG zur Anlegung & Unterhaltung der CHAUSSEE< der folgende
AUFRUF:
„Brauchbare und dauerhafte STRASSEN sind in jedem Lande ein notwendiges Bedürfnis und gewähren Einheimischen wie Fremden große VORTEILE. Sie erleichtern die FUHREN und den VERKEHR der verschiedenen Orte miteinander, beschleunigen den WARENTRANSPORT und befördern und sichern die GESCHÄFTE der Reisenden. Ein jeder sollte daher die ANLEGUNG & UNTERHALTUNG derselben sich vorzüglich angelegen sein lassen.“