Neues 499 - 2022-01-02

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Matthias
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Neues 499 - 2022-01-02

Beitragvon Matthias » So 2. Jan 2022, 10:49

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Harald
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Re: Neues 499 - 2022-01-02

Beitragvon Harald » Do 6. Jan 2022, 16:54

MATTHIAS & ICH betreiben in erster Linie HEIMATFORSCHUNG, und unternehmen nur ab und an, wie beispielsweise heute in meinem nachfolgenden KOMMENTAR etwas nostalgische, subjektiv gefärbte HEIMATERINNERUNG. Wie die "Einschaltquoten" belegen, scheint den meisten Usern unser KONZEPT zu gefallen, obwohl die Anzahl derer, die eine >ANTWORT ERSTELLEN<, leider überaus gering ist. Selbstredend würde es mir sehr gefallen, wenn sich LESER mit ihren PERSÖNLICHEN ERINNERUNGEN zu Straßen, den dort befindlichen Wohn~ & Geschäftsgebäuden und deren Besitzern & Bewohnern zu Wort melden würden. Das würde unseren WISSENSHORIZONT sicher erweitern.
Wie ich mir das vorstelle, zeigen die BLAU eingefärbten TEXTSTELLEN zu den einzelnen GEBÄUDEN. Wir machen einfach mal einen

ERINNERUNGSSPAZIERGANG AUF DER…

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(1)
Der alte BERGMANNSSPRUCH >HINTER DER HACKE IST ES DUSTER.< weist auf die vielen GEFAHREN hin, die bei Abbau und Verarbeitung von KOHLE auf die KNAPPEN lauern. Die bei RUTSCHUNGEN & HAVARIEN im Tagebau oder VERPUFFUNGEN in den Brikettfabriken verletzten Bergleute wurden dann auf schnellstem Wege mit dem Krankentransportfahrzeug in eins der beiden KRANKENHÄUSER, Senftenberg (seit 1891) oder Klettwitz (seit 1899), gebracht, die dem Brandenburger Knappschaftsverein gehörten. Vielen Kranken, nicht nur Bergleuten und ihren Familienangehörigen, wurde hier medizinische Hilfe zuteil.
Bei meiner allerersten EINLIEFERUNG in den von Kiefern umrahmten Gebäudekomplex fiel mir sofort der REIM des etwas skurillen erzgebirgischen Heimatdichters ARTHUR SCHRAMM ein: „WAS LEUCHTET AUS DEM WALD HERAUS ? ES IST DAS BERGMANNSKRANKENHAUS.“
Meine UNTERBRINGUNG erfolgte in einen der für 6-8 Personen ausgelegten, großen KRANKENSÄLE mit Linoleumboden, sowie gekachelten bzw. mit Ölfarben gestrichenen Wänden. Der Verzicht auf Raumtextilien verstärkte die nüchterne Krankenhausatmosphäre, erfüllte aber die hygienischen Anforderungen und beugte somit konsequent gefürchteten Infektionen vor. Im Gedächtnis blieb mir, dass aufkommende Langeweile im Krankenzimmer zumeist von den Kriegsveteranen mit ihren nicht enden wollenden, immer schöner werdenden ERINNERUNGEN á la „Wie wir unser Eisernes Kreuz erwarben“ vertrieben wurde…


(2)
Auch für den nachfolgenden pompösen, roten KLINKERBAU, der einst die Verwaltung der Anhaltischen Kohlenwerke beherbergte, lassen wir ARTHUR SCHRAMM zu Wort kommen:
>SCHAUT NUR, WIE DIE SONNE LACHT, DAS HAT DIE SED GEMACHT<
Speziell für die von der hier residierenden SED-Kreisleitung in den „Kreml“ zitierten EINFACHEN GENOSSEN bzw. PARTEILOSEN GESELLEN verbarg sich allerdings die SONNE sehr oft hinter düsteren GEWITTERWOLKEN, bei ersteren in Form von gefürchteten Parteiverfahren, bei letzteren in Anschuldigungen & Befragungen, deren Ausgang sich schon in der SED-Hymne >Die Partei, die Partei, die hat immer Recht ! Und, Genossen, es bleibe dabei !< manifestierte.
Leibhaftig waren die sich hier verbarrikadierenden SED-Funktionäre („Apparatschiks“), Propagandisten, Referenten etc. zumeist nur auf diversen „Festlichkeiten von Betrieben, Brigaden und allerlei Organisationen mit reichhaltigem Buffet & Getränkeausschank“ sowie als unermüdlich winkende Zuschauer auf der „1. Mai – Tribüne“ anzutreffen.
Ansonsten versaßen sie ihre Zeit auf Kreisdelegiertenkonferenzen, Kreisparteiaktivtagungen, Konferenzen, Beratungen & Sitzungen.
Übrigens: als sich ein hoher SED-Dampfplauderer angesichts der Tatsache, dass der Pädagogische Rat meiner Briesker Schule nach den gesetzlichen Bestimmungen einige Schüler am Ende des Schuljahres „sitzen lassen musste“, dazu hinreißen ließ, unsere Einrichtung als >Schandfleck der Arbeiterklasse< abzukanzeln, bewies ein geharnischter PROTEST der Lehrer~ & Elternschaft, dass die PARTEI keinesfalls immer RECHT hat…


(3)
Die den älteren Bürgern eigentlich nur als SCHULE III geläufige „evangelische Volksschule 3“ wurde 1909 feierlich eingeweiht.
„Nach Gebet und Einsegnung der Schule zog die fröhliche Kinderschar in die Stätte, die sie mit Kenntnissen ausrüsten soll für das ganze Leben. Der erste Bau umfasste 12 Klassenräume, in denen 531 Kinder unterrichtet wurden.
Das SCHULHAUS wurde ständig erweitert, was zur Folge hatte, dass neben der eigentlichen VOLKSSCHULE auch noch Volkshochschule, Berufsschule, Handelsschule, Haushaltsschule & Hilfsschule vorhanden waren. 1945 wurde das gesamte Schulgebäude in ein LAZARETT für verwundete Soldaten umfunktioniert.
Interessant für mich als RUSSISCHLEHRER war, dass diese Schule schon 1946 mit dem Russischunterricht begonnen hatte und sich 1953 zur „Schule mit erweitertem Russischunterricht“ spezialisierte.
Die AUSWAHL für den erweiterten Russischunterricht fand in den POS schon in der 2. Klasse statt und orientierte sich an den bis dahin gezeigten Leistungen. Es gab keine Verpflichtung, bei sehr guten Noten tatsächlich auf die >RUSSISCH-SCHULE< zu wechseln, da sie aber gemeinhin als ELITE-Einrichtung galt, legten manche Eltern großen Wert darauf, ihre Kinder dort unterzubringen – schon weil die Absolventen dieser Schule aufgrund einer höheren "Zuteilungsquote" größere Chancen auf die begehrten EOS-Plätze hatten…


(4)
Kurz vor den Raunoer Weinbergen befand sich ein beliebtes Ausflugslokal, die Gaststätte >VICTORIAGARTEN<, von der aus im Jahre 1928 übrigens der erste STADTBUS in Richtung Bahnhof und weiter nach Hörlitz startete. Nach Kriegsende 1945 wurde der Besitzer enteignet und als unmittelbarer „Nachmieter“ zog die KOMMANDANTUR einer Nachrichtenkompanie der Sowjetarmee ein, die danach das Haus sowie den angrenzende PARK bis 1979 besetzt hielten. Letzteren hatte man, wie ich bei einem obligatorischen „Freundschaftstreffen“ feststellen konnte, standesgemäß mit Sturmbahn, Volleyballfeld sowie diversen Kraft~ & Klettergeräten ausgestattet. Den hohen, das „militärische Objekt“ schützenden BRETTERZAUN hielt nur der „russisch-grüne“ Tarnanstrich zusammen, der immer mal wieder neu getüncht wurde. Das auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindliche WOHNHAUS für die Offiziersfamilien war aufgrund seiner in „leuchtender Farbe“ angestrichenen Fassade und den aus „Prawda“- Makulatur bestehenden „Scheibengardinen“ kaum zu übersehen.

(5)
Auf halber Höhe der STEIGUNG am „RAUNOER BERG“ wurde im Jahre 1926 die kleine Gaststätte >ZUR EINKEHR< eröffnet, welche bis zu ihrer Schließung am 1. August 1976 nach anstrengender RADTOUR zur Erholung bzw. einen kleinen Imbiss inclusive roter Himbeer~ / grüner Waldmeister-Fassbrause einlud. Danach wurde das Gebäude als „Zwischenbelegung“ durch die Sprengabteilung des Großtagebaues Meuro genutzt und 1982 dem Erdboden gleichgemacht.
Auch viele WASSERRATTEN, die von dem an der Straße zwischen Rauno und Großräschen-Süd gelegenen >DAMMTEICH< oder dem Restloch >GRÜNER TEICH< heimwärts fuhren, hielten noch einmal kurz IN DER KLEINEN KNEIPE an, falls ihnen nicht, wie z.B. die >Lausitzer Rundschau< 1966 vermeldete, „elendes Diebesgesindel KOFFERRADIOS & UHREN gestohlen, sowie GELD aus den Brieftaschen entnommen, letztere aber brav wieder zurückgelegt hatte.“
Natürlich herrschte auch am HIMMELFAHRTSTAG immer großer Andrang – nicht selten auch von Taschendieben…


(6)
Von der RAUNOER HOCHFLÄCHE, die einen beherrschenden Blick über das südlich liegende TAL gewährte, führte die STRASSE in schnurgerader Linie über den ABHANG nach der Stadt SENFTENBERG hinab.
Von hier oben hatte man einen weiten Ausblick auf die Stadt und die beiden Brikettfabriken „Impuls“ und „Morgenrot“, in deren Schatten an der CALAUER STRASSE die legendäre „BAHN DES FRIEDENS“ lag. Hinter diesem Namen verbarg sich eine 1000m lange SCHLACKEPISTE, die in den Jahren 1952 bis 1962 als MOTORRAD-RUNDKURS für die bekanntesten heimischen Stahlschuhmatadore wie Walter Rose, Benno Wrsaly, Bruno Thamm, Werner Graf, Ede Neumann und Bernhard Jurk diente.
War ein RENNEN angesagt, pilgerten ZUSCHAUER-KARAWANEN – manchmal bis zu 20000 – zu Fuß oder per Fahrrad zur Rennstrecke und kehrten nach dem Rennen kohlrabenschwarz von Kopf bis Fuß wieder heim. Als KINDER versuchten wir natürlich, recht nahe an das FAHRERLAGER heranzukommen, was nicht einfach war. Hier konnte man nämlich die Vorbereitungen auf das Rennen hautnah miterleben, wenn die FAHRER in ihrer „Lederkluft“ mit ihrem „SCHMIERMAXE“ im ölverschmierten Overall gemeinsam an den PS-starken und hoch „frisierten“ 500 ccm-Rennmaschinen schraubten, den Tank, kleiner als ein Briefkasten, mit Rennsprit füllten und anschließend den Motor so richtig knattern ließen…Das musste man einfach mal gesehen, gehört und gerochen haben. Wir Dreikäsehochs waren fasziniert…

(7)
Laut >Adressbuch des Kreises Calau< von 1941 war das GASTHAUS ZUM LÖWEN eines von damals 32 Gasthäusern in Senftenberg. In der CALAUER STRASSE selbst hatten neben dem >LÖWEN< noch „WALDHOF“ und „VIKTORIAHOF“ geöffnet.
Das Gasthaus spielte nach 1947 sogar eine Rolle bei der Ausbildung von Fachleuten für den Bergbau. Die ersten Unterrichtsräume der INGENIEURSCHULE befanden sich in der Berufsschule in der Calauer Straße, in der Rathenau-Schule, im Gesellschaftshaus (später Haus der Werktätigen) und eben im „Löwen“.
Während der DDR-Zeit gehörte das Haus mit HOTEL & GASTSTÄTTE der Konsumgenossenschaft.
Vor allem die STEHBIERHALLE war immer ein beliebter Anlaufpunkt für die Fabrikarbeiter von „Morgenrot & Impuls“ gewesen,
die nach Schichtschluss gern auf 1 Bier zum Preis von nur 51 Pfennig „vorbeischauten“, sich außerdem eine Soljanka für 1,05 oder Schaschlik für 1,85 DDR-Mark gönnten.
In dem gastlichen Hause war eigentlich immer viel los. Es wurden Hochzeiten, Jugendweihen u.a. Familienfeste gefeiert und vor allem war an den Wochenenden regelmäßig DIELENTANZ im SAAL angesagt.
Auch ich habe hier dereinst mit >COMBO 64<, später mit anderen Bands „gastiert“ und habe miterlebt, wie Bergleute zu echten „Rock’n Roll & Twist“ – Tänzern mutierten. Beeindruckend – auch wenn schon mal – gelegentlich – kurz vor Lokalschluss – die Gläser und Fäuste flogen.
Nachdem in den 1980ern das „Band-Sterben“ einsetzte, legte der damals populäre „Disko-Mann“ Hans-Georg Müller seine Platten & Bänder auf...


(8)
"Gestatten, dass ich mich vorstelle ! Ich bin eine KIRCHENMAUS und lebe schon seit längerer Zeit im Kirchengewölbe der KATHOLISCHEN KIRCHE St. Peter & Paul in Senftenberg. Als Bewohner von Gotteshäusern werden wir fälschlicherweise immer für sehr arm gehalten; in Wahrheit jedoch sind wir reich und verfügen über äußerst wertbeständige Immobilien und üppigen Besitzstand. Dies wird besonders bei Mäusen deutlich, die in Barock~ oder Rokoko-Kirchen zu Hause sind. Allein die blattgold-verzierten Kunstgegenstände sind oft schon ein kleines Vermögen wert. Da es sich bei meiner Heimstatt allerdings um eine 1924 erbaute römisch-katholische Kirche handelt, die lediglich aus einem Hauptschiff, zwei Seitenschiffen sowie einem Altarraum besteht, halten sich die Reichtümer in überschaubaren Grenzen. So richtig sprichwörtliche KIRCHENRUHE kehrte nie ein. Ständig wurde an~ & umgebaut, 1957 neue Beleuchtung aus West-Berlin installiert, die 1977 erneuert wurde, im gleichen Jahr das Kircheninnere ausgemalt, was 1981 und 2002 nochmals nötig wurde…
Ich für meinen Teil bin dennoch mit meinem Leben recht zufrieden: ich streune unbemerkt in und um die ganze Kirche, und genieße jeden Sonntag die kirchlichen Gesänge. Ich bin natürlich selbstredend von der Kirchensteuer befreit und warte auf die nächste Getreidekollekte. Der Winter kann noch hart werden…“

Soweit die KIRCHENMAUS.
Ich persönlich bin WASCHECHTER KATHOLIK, war MINISTRANT in der HÖRLITZER St. Barbara-Kirche und…
ICH GLAUBE AN GOTT IM HIMMEL – NICHT ABER AN SEINE
SCHWARZ~ & WEISSRÖCKIGEN STELLVERTRETER AUF ERDEN !


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ICH WÜNSCHE ALLES ERDENKLICH GUTE FÜR 2022 !


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