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Neues 504 - 2022-02-06

Verfasst: Sa 5. Feb 2022, 11:08
von Matthias
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Re: Neues 504 - 2022-02-06

Verfasst: Di 8. Feb 2022, 18:35
von Harald
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Um die Jahrhundertwende war es MODE geworden, POSTKARTEN allein um der BILDLICHEN DARSTELLUNG willen zu sammeln. Die damals in Deutschland stark hervortretende SAMMELWUT führte sogar zur Gründung des >Allgemeinen Centralverbandes für Ansichtskartensammler< und immerhin 3 ZEITSCHRIFTEN widmeten sich der >POSTKARTE MIT ANSICHT<.
Der Ursprung der ersten BILDPOSTKARTEN ist wohl auf den oldenburgischen Buchhändler AUGUST SCHWARZ zurückzuführen, der aus dem Deutsch-Französischen Kriege 1870/71 mit kleinen ZEICHNUNGEN verzierte POSTKARTEN an seine Angehörigen sandte, während zur gleichen Zeit der Berliner Lithographe FRITZ MIESLER auf die Idee kam, ANSICHTSPOSTKARTEN herzustellen, jedoch ohne der Sache einen besonderen Wert beizumessen.
Die beiden fanden alsbald NACHAHMER und schon im Jahre 1875 entwickelte sich daraus ein INDUSTRIEZWEIG in ungeahntem Umfange. An 3 Dutzend hervorragende LITHOGRAPHISCHE ANSTALTEN in den verschiedensten Städten des Deutschen Reiches beschäftigten sich fast ausschließlich mit der Herstellung von ANSICHTSPOSTKARTEN, bei denen es sich allerdings zumeist um einfache „DUTZENDWARE“ handelte. Zu diesem Zwecke sandte man FOTOGRAFEN von „Dorf zu Dorf“, und jedes von ihnen erhielt seine eigene, mit einer einfachen LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE geschmückte ANSICHTSKARTE. Während man sich für die FARBIGEN Ansichtskarten hauptsächlich der Chromolithographie (und deren Abarten) & des Dreifarbendrucks bediente, herrschte bei den EINFARBIGEN die Autotypie & der Lichtdruck vor.

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Umseitig wurde u.a. auf ANSICHTSKARTEN eingegangen, die vermutlich um 1904 erstmals hergestellt,
und danach unter dem patentierten und gesetzlich geschützten Namen >LUNA-KARTEN< vorrangig in Deutschland vertrieben wurden.
Die fünfstellige SERIENNUMMER lässt darauf schließen, dass es eine große VIELFALT verschiedener AUFNAHMEN topographischer Natur gegeben haben muss.
Offensichtlich hatten sie zum Höhepunkt der PHILOKARTIE um 1915 einen ziemlich hohen Stellenwert, was sich daran ablesen lässt,
dass die meisten dieser POSTKARTEN MIT ABBILDUNGEN von ORTEN & LANDSCHAFTEN tatsächlich „gelaufen sind“, also „verschickt wurden“.
Aus heutiger Sicht machte die LUNA-KARTE speziell durch „ein kleines, aber feines Detail“ auf sich aufmerksam:
Ein „Allerwelts“ – LICHTDRUCK wurde auf eine dünne METALLISCHE BESCHICHTUNG aufgebracht, wodurch allerdings der „natürliche Zauber“ der Szenerie auf der Strecke blieb… MATTHIAS machte auch auf die ROSTSTELLEN aufmerksam, die als Spätfolgen der KORROSION des metallischen Materials auftreten, und wie folgt aussehen:

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... und deshalb ein WICHTIGER UMWELTSCHÜTZER – HINWEIS:
Wenn das POSTKARTEN – MATERIAL irgendeine BESCHICHTUNG aufweist, was sich etwa am HOCHGLANZ, an der PRÄGUNG oder am DRUCK erkennen lässt, darf es NICHT IN DIE BLAUE TONNE, sondern muss im RESTMÜLL entsorgt werden. Die einzige AUSNAHME bilden schlichte Postkarten aus PAPIER, die nicht glänzen und mit keinem Bild versehen sind.

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Die ANFORDERUNGEN an eine derart SCHLICHTE POSTKARTE erfüllten demzufolge auf jeden Fall die sogenannten MONDSCHEINKARTEN aus der Zeit von 1898 bis 1906, die eine ÖRTLICHKEIT, wie z.B. eine romantische STADTSZENE, im MONDSCHEIN zeigen und sich einstmals bei guter Ausführung durch „besonders billige Preise“ auszeichneten. Sie wurden nach jeder beliebigen FOTOGRAFIE angefertigt, wobei die besonders SCHARFEN DRUCKE durch Kupfer-Hochätzung reproduziert wurden.
Man versuchte durch Nachbearbeitung die Illusion der NACHTSTIMMUNG mit einer BLÄULICHFÄRBUNG zu erzielen, meist durch zusätzliche ÜBERDRUCKUNG des „gänzlich unbeschichteten“ KARTONS MIT BLAUER FARBE. Auf jeden Fall wurde in den WOLKENHIMMEL durch Aussparung eines Kreises ein VOLLMOND hineinmontiert. Die „in Mondlicht getauchte SZENERIE“ sollte romantisch wirken und dies traf zu dieser Zeit ganz offenbar den Geschmack der Bürger und einem träumerisch veranlagten POETEN entglitt bei der „MONDBETRACHTUNG“ folgender VERS:

„Was quillt so klar in milder Pracht durch Wolkendunst herauf?
Es schlägt die schwarzgelockte Nacht ihr goldenes Auge auf.“

Viel seltener anzutreffen sind OCKERFARBENE MONDSCHEINKARTEN, wie hier die gelungene Gegenüberstellung der (östlichen) TAGES~ & (nördlichen) NACHTANSICHT der französischen FELSENINSEL Mont Saint-Michel im Wattenmeer der Normandie zeigt:

Michel_resize.jpg

Mit Beginn des ersten Weltkriegs im Jahre 1914 starben die MONDSCHEINKARTEN langsam aus, es gab hier und da noch eine FELDPOSTKARTE mit einem VOLLMOND, dann war es vorbei mit der ROMANTIK…es herrschte KRIEG in Europa.
In der Folgezeit gab es wohl immer mal wieder ANSICHTSKARTEN mit einem VOLLMOND, aber niemals haben sie die POPULARITÄT ihrer Vorgänger erreicht.
Blickt man heute auf die uralten MONDSCHEINKARTEN, so wirken diese zwar wunderbar NOSTALGISCH, aber natürlich alles andere als REALISTISCH.

Re: Neues 504 - 2022-02-06

Verfasst: Do 10. Feb 2022, 07:58
von Matthias
Wir sehen oben ein ziemlich schwer "verrostetes" Exemplar abgebildet. Ich bin mir nicht sicher, ob man diese mannigfachen Problemzonen
adäquat digital beheben könnte. ICH würde es nur im allerhöchsten Notfall versuchen. Die drei Luna-Exemplare, die ich bislang in der Hand
hatte und dann auch restaurierte, hatten samt und sonders sehr viel weniger "Roststellen" und dazu noch in Bereichen, die sich leicht kaschieren liessen.

Re: Neues 504 - 2022-02-06

Verfasst: Fr 11. Feb 2022, 17:13
von Harald
Diese Super-Korrosion könnte durchaus auf das Zielgebiet dieser POSTKARTE zurückzuführen sein: VENEZUELA,
wo sie mit Sicherheit über einen längeren Zeitraum bei anhaltend hoher LUFTFEUCHTIGKEIT aufbewahrt wurde...
WER FEUCHT RASTET - DER GUT ROSTET ! :shock: