Neues 134 - 2014-06-15

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Matthias
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Neues 134 - 2014-06-15

Beitragvon Matthias » So 15. Jun 2014, 08:43

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Harald
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Re: Neues 134 - 2014-06-15

Beitragvon Harald » So 15. Jun 2014, 11:24

Horst Mönnich (1918-2014)_resize.jpg
"SENFTENBERG, so heißt mein Geburtsort, liegt in der Niederlausitz, etwa 120 Kilometer südöstlich von Berlin, und breitet sich auf einem Braunkohlenfeld hin, einer Insel gleich zwischen verschwundenen Fluren und Dörfern, die von Baggern und Abraumbrücken geschluckt wurden...
Mein Städtchen war in einer halben Stunde durchschritten.
Mit seinem quadratischen Markt, einer deutschen, einer wendischen und einer katholischen Kirche - Bezeichnung und Rangfolge wollen nichts besagen - , ferner einem Amtsgericht nebst Gefängnis, einem alten Schloß und einem Schützenhaus träumte es in einem ebenso geschichtslosen (...) Dasein vor sich hin...
Weder hatte hier ein Dichter noch ein Feldherr, weder ein Minister noch sonst ein Mann von Bedeutung das Licht der Welt erblickt oder seine Jugendjahre verbracht...Ein Paar Häuser von uns sollte HERBERT WINDT, ein Filmkomponist, geboren worden sein...Noch einen zweiten Komponisten gab es: EDMUND GRUBANN von der Grubannschen Anzeigerexpedition. Manchmal, auf einem Platzkonzert vorn am Markt, zu Pfingsten, wenn vor allen Häusern grüne Birken prangten,
intonierte die STADTKAPELLE seinen >Belgrader Sturmmarsch<;
dann sah man ihn, einen gemütlichen Herrn, mit langer Zigarre hinter den Fenstern im ersten Stock der Expedition stehen und mit einem Lineal den Takt gegen das Fensterkreuz schlagen..."

So zog der "unbestechliche Chronist unserer Zeit" HORST MÖNNICH in seinem Buch >Geboren Neunzehn-Hundert-Achtzehn<, einer Zusammenstellung aus einigen seiner Arbeiten, Bilanz über sein Leben, das einst in Senftenberg seinen Anfang nahm. Senftenberger Heimatforschern sei dieser "Zeitzeugenbericht" schon deshalb empfohlen, weil der Autor zahlreiche Begebenheiten aus dem städtischen Alltag detaillierter als irgendeine sachlich orientierte Chronik erzählt.

Horst Mönnich erwähnte auch die STADTKAPELLE in humorvoller Weise. Mit dem Musikleben unserer Heimatstadt bleiben die Namen von einst sehr beliebten Klangkörpern sowie deren Leitern im Gedächtnis erhalten:
in nunmehr schon 'grauer Vorzeit' leiteten Musikschuldirektor Richard KOAR und Kapellmeister H. JETSCHICK das Stadtorchester bzw die Stadtkapelle, nach 1945 die Musikdirektoren Kurt NATUSCH das Theater~ und Hans-Joachim SCHWIETZKE das Staatliche Orchester.
Dass einst auf musikalischem Gebiet mehr "los war", kann man im Anzeigenteil des >Senftenberger Anzeiger< bzw. der >Elsterchronik< nachlesen. Man bediente dabei fast alle Genres:
Oper & Operette, Konzerte - von Klassik bis zeitgenössischer Unterhaltungsmusik, Streich~ und Blasmusik in allen Varianten, Liederabende, musikalisches Kabarett usw.

Sängergruß_resize.jpg

Hoch im Kurs stand allerdings zu allen Zeiten der CHORGESANG, den man gern, wie in der >Elsterchronik< vom 9. Mai 1904, als "echte deutsche Tugend" herausstellte:

"Das deutsche Lied, dieses Kleinod, dieser Zauberstab, der die Herzen bewegt, Wollen und Handeln beeinflußt, es ist es, was alle Chöre pflegen. Gerade in unserer Zeit, in welcher die materiellen Interessen des Lebens den Sinn für das Schöne und Ideale zu ersticken drohen, tut es not, das Banner der Kunst hoch zu halten und durch das Ideale für das Ideale zu wirken.
Und unser deutsches Volk, das vom Herrgott die Kunst des Gesanges, welcher so großen und innigen Einfluß auf die Menschen ausüben kann, in so reichem Maße erhalten hat, es hegt und pflegt das DEUTSCHE LIED."

Kleiner Nachsatz:
Die hohe Sangeskunst spiegelt sich vor allem im A CAPELLA (ohne Begleitung) - Gesang wider, den auch der >Chor der Bergarbeiter< in Brieske pflegt. Dass damals die Chöre ab & an mit Orchesterbegleitung sangen, muss nicht unbedingt ein Fingerzeig darauf sein, dass sich deren ungeübte Sänger gern hinter bombastischem 'orchestralen Background' versteckten. Das Gegenteil beweisen die fantastischen Opernchöre, wie ich sie z.B. mit eigenen Ohren im Staatstheater Cottbus mehrfach erleben, vor allem natürlich hören konnte...;-)

Bleibt mir nur noch einen solchen OPERNCHOR
zum heutigen "Festtag der 1.200-ten" anzustimmen:
"Heil sei dem Tag,
an welchem du bei uns erschienen..."

- aus >Zar und Zimmermann< von Albert Lortzing !


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