Neues 515 - 2022-05-08

Die neue Form der Kommentarfunktion zu den
einzelnen Einträgen unter Neues
Benutzeravatar
Matthias
Administrator
Beiträge: 639
Registriert: Fr 28. Feb 2014, 18:23
Wohnort: Senftenberg

Neues 515 - 2022-05-08

Beitragvon Matthias » Sa 7. Mai 2022, 08:39

Bild Bild Bild Bild

Hier klicken, um zum entsprechenden Eintrag unter "Neues" zu springen...

Benutzeravatar
Harald
Beiträge: 616
Registriert: Sa 1. Mär 2014, 10:39

Re: Neues 515 - 2022-05-08

Beitragvon Harald » Di 10. Mai 2022, 15:17

ansichtssache_resize.jpg

ANSICHTSKARTEN mit GRÜSSEN an die Daheimgebliebenen zu verschicken, ist für uns Menschen des 21. Jahrhunderts mehr oder weniger schon zur RARITÄT geworden,
denn der Sinn für KOMMUNIKATION & VISUALISIERUNG hat sich mit der Etablierung des SMARTPHONES enorm verändert.
Im 19.Jahrhundert war die Idee, eine NACHRICHT auf ein Stück PAPIER zu schreiben, die von jedermann gelesen werden konnte, der es in der Hand hielt,
eine „ABARTIGE“ ERFINDUNG, denn über Jahrhunderte hinweg wurden offizielle wie private NACHRICHTEN überaus diskret in Umschlägen versteckt,
und somit unsichtbar für die Öffentlichkeit ausschließlich per BOTEN verschickt.
Zur ILLUSTRATION der neuartigen ANSICHTSKARTEN wurden alle THEMEN aufgegriffen, die kommerziellen Erfolg versprachen.
Neben GLÜCKWÜNSCHEN jedweder Art waren es vor allem zahllose >GRUSS AUS…< – Karten aus diversen URLAUBSREGIONEN, denn…

Wenn Menschen mal auf Reisen gehn,
heißt es nicht mehr: „Auf Wiedersehn !“
Zum Abschied sagt man: „Ich erwarte
auf jeden Fall ne ANSICHTSKARTE!“

Und sie kam – die ANSICHTSKARTE nämlich.
Wer früher per POSTKUTSCHE oder OMNIBUS eine REISE unternahm, die sich vielleicht auf eine 24-stündige FAHRT ausdehnte, der griff auch,
sobald er nach mancherlei Gefahren am ZIEL war, zu Tinte & Feder und beschrieb nun umständlich und ausführlich seine REISEERLEBNISSE für die Daheimgebliebenen.
Was uns heute die ANSICHTSPOSTKARTE veranschaulicht, den ORT, wo man weilt, wurde bis auf die allergeringste KLEINIGKEIT herab,
je nach Begabung des Schreibers entweder in sehr interessanter oder eben äußerst langweiliger Form beschrieben.

DIE REISENDEN VON HEUTE – wenn sie einen noch so kurzen AUFENTHALT haben - sehen sich unterwegs schon auf der BAHNSTATION nach ANSICHTSKARTEN um,
nehmen einen Kugelschreiber zur Hand, adressieren diese mit Windeseile, nachdem sie einen Blick auf die Freundes~ & Bekanntenliste im NOTIZBUCH geworfen haben,
und schreiben auf der KARTENRÜCKSEITE noch schnell einen flüchtigen GRUSS dahin.
Es ist ja sowieso nicht viel, was auf der ANSICHTSKARTE geschrieben werden kann, aber gelangt sie an ihr Ziel, so erweckt sie beim EMPFÄNGER ein wohltuendes Gefühl:
man erinnert sich seiner, denkt an ihn, obwohl Hunderte von Kilometern dazwischen liegen.

Ganz eilige Zeitgenossen schrieben einstmals sogar „GRÜSSE AUS DEM SPEISEWAGEN“:

Speisewagen_resize.jpg

Allem Anschein nach werden sich die EMPFÄNGER über den angekündigten ÜBERRASCHUNGSBESUCH von Peter & Bertha nicht schlecht gewundert haben:
"Wir sind auf der Reise nach Aachen, bleiben dort bis Ende dieser Woche, und kommen Euch alsdann besuchen. Hoffentlich wird es euch recht sein..."
Der ANSICHTSKARTENTEXT pflegt überwiegend sehr banal zu sein. Es handelt sich zwar nur um einen GRUSS AUS DER FERNE, aber ein wohlgelaunt witziger TEXT, auch gern in KNÜPPELREIMEN verfasst, macht wohl doch etwas mehr her, als nur die lapidare Beschreibung des URLAUBSWETTERS,
wie auf den FAKSIMILES diverser URLAUBSKARTEN VOM SENFTENBERGER SEE:

Urlaubsgruesse.jpg

Der folgende TEXT aus einem „illustrierten Familienblatt von 1907“ schenkt uns abschließend noch eine große Packung ANSICHTSPOSTKARTENNOSTALGIE:

„Zur SOMMERSZEIT fliegen die ANSICHTSKARTEN überall nur so herum wie die SCHMETTERLINGE. In guter und schlechter Manier bringen sie ANSICHTEN von großartigen LANDSCHAFTEN, aber auch künstlich romantisierten langweiligen GEGENDEN. Jeder Berggipfel, jede Schlucht, jeder See, Wasserfall oder Gesundbrunnen und vor allem jedes WIRTSHAUS hat seine eigene ANSICHTSKARTE. Die Fremden kommen, die KARTEN gehen in Massen ab und so lässt man sich jetzt die REKLAME,
die man für seine GEGEND, für seinen ORT, für sein GESCHÄFT macht, von anderen bezahlen. Der PREIS einer POSTKARTE liegt bei rund 3 Pfennig, ohne Portokosten. Im Vergleich dazu kostet 1 kg BROT 24 Pfennig. Der niedrige Preis fördert natürlich die Popularität der POSTKARTE. Der KÄUFER schreibt zum gedruckten „Gruß aus Großposemuckel“, der schön mit LANDSCHAFT & BLUMEN geschmückt ist, ein paar nichtssagende WORTE dazu, viel TEXT hat auf dem Rest leeren Raumes ohnehin nicht Platz, und schickt sie seinen fernen LIEBEN, oder einem FREUNDE, der „großartig überrascht sein wird“, wenn er erfährt, daß sich der ABSENDER just in Großposemuckel aufhält. Für diese Offenbarung hat der EMPFÄNGER manchmal sogar noch STRAFPORTO zu leisten, weil der Absender vergessen hatte, eine BRIEFMARKE daraufzukleben,
was ihn zu dem AUSRUF veranlasst:
„Ah, da muss es aber schön sein. Großposemuckel ist wirklich ganz reizend gelegen,
- aber der Teufel hole das STRAFPORTO!"


Für SCHREIBFAULE gab es übrigens vorgefertigte >FERIENGRÜSSE - STARTHILFEN<: "1000 Grüße send' ich Dir - Doch verlang' nicht mehr von mir!" :D

SCHREIBFAULE_resize.jpg


Zurück zu „Kommentare“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 30 Gäste

cron