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Neues 516 - 2022-05-15

Verfasst: Sa 14. Mai 2022, 12:37
von Matthias
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Re: Neues 516 - 2022-05-15

Verfasst: Mo 16. Mai 2022, 14:15
von Harald
Apropos: AKTUELLE KAMERA.
Sie war die älteste deutschsprachige NACHRICHTENSENDUNG, denn sie ging – mit dem Untertitel „Zeitgeschehen in Wort und Bild“ – als erste Sendung des DFF
(Deutscher Fernsehfunk) am ersten Sendetag um 20 Uhr auf Sendung. Seitdem berichtete sie regelmäßig (und schon bald täglich) vom POLITISCHEN GESCHEHEN
in der DDR und der ganzen Welt.

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Die Geschichte des DDR – SPORTFERNSEHENS begann zeitgleich mit der Aufnahme des offiziellen VERSUCHSPROGRAMM des Adlershofer Fernsehfunks am 22. Dezember 1952, denn schon am darauffolgenden Tag wurde die 1. SPORTSENDUNG unter dem Titel >SPORT DER WOCHE< ausgestrahlt, und in der Folgezeit jeden Montag nach der >AKTUELLEN KAMERA< ein ca. 10-minütiger RÜCKBLICK auf das zurückliegende Sportwochenende gezeigt. Dieser bestand allerdings überwiegend aus KOMMENTAREN & INTERVIEWS mit eingeblendeten FOTOS & TABELLEN. Dagegen waren „BEWEGTE BILDER“ äußerst selten, da man Sportereignisse auf FILM festhalten und danach zeitintensiv bearbeiten musste.
Erst als im Jahre 1955 die ersten beiden ÜBERTRAGUNGSWAGEN aus englischer Produktion geliefert wurden, konnte man wichtige Sportveranstaltungen LIVE,
d.h. mittels regelmäßig stattfindenden DIREKTÜBERTRAGUNGEN ohne Zeitverzögerung, auf dem Bildschirm präsentieren.
Nun gab es im Programm etliche SENDUNGEN über sportliche Ereignisse in der DDR, den befreundeten sozialistischen Ländern sowie aus aller Welt.
In STANDARDSENDUNGEN wie »Sportarena«, »Sportreporter«, »Sport-Meridiane« oder der Sportvorschau »Wer – Wann – Wo« wurde ausführlich über das aktuelle Geschehen berichtet,
von der DDR-Fußball-Oberliga, von Meisterschaften und internationalen Leistungsvergleichen aller Art. Neben Skisport, Fußball, Eiskunstlauf und Boxen – stand vor allem die >FRIEDENSFAHRT<, auch als »Tour de France des Ostens« bekannt, in der ZUSCHAUERGUNST sehr weit oben.

Da aber die STRECKENFÜHRUNG dieser internationalen "RADFERNFAHRT FÜR DEN FRIEDEN"unserer Heimatstadt nie in Sichtweite kam,
war die SPORTBEGEISTERUNG in SENFTENBERG & Umgebung nur dann riesengroß, wenn auf der legendären „BAHN DES FRIEDENS“,
einer 1000 Meter langen SANDPISTE am Stadtrand, abseits der Calauer Straße, zwischen den ehemaligen Ortsteilen REPPIST & RAUNO und westlich der Brikettfabrik „Morgenrot“ gelegen, nicht nur die lokalpatriotisch angefeuerten einheimischen, sondern auch internationale, vor allem westdeutsche „STAHLSCHUHMATADORE“ ihr Können zeigten.

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„Die große Bedeutung des SENFTENBERGER RENNENS wird durch den Start der gesamten westdeutschen Spitzenklasse der SANDBAHNFAHRER unterstrichen.
Obwohl zur gleichen Zeit in Mönchen-Gladbach und West-Berlin SANDBAHNRENNEN stattfanden, entschieden sich alle WESTDEUTSCHEN Meister für einen Start in der DDR.
Ihr Kommen beweist, daß sie nicht nur gern gegen die Spitzenkönner der DDR antreten, sondern daß sie wissen, daß eine LEISTUNGSVERBESSERUNG eben nur im ständigen KAMPF der besten Fahrer aus dem OSTEN & WESTEN unserer Heimat erreicht werden kann.“
konnte man in der LR vom 12. Juli 1954 lesen.

Der nachfolgende KURZFILM, den ich in einer noch im Entstehen begriffenen >ARD-RETRO-COLLECTION< entdeckte,
lässt uns die „bewegte Rennatmosphäre“ von dem einst am 31. Mai 1959 durchgeführten XII. SENFTENBERGER SANDBAHNRENNEN,
dem zugleich II. Lauf zur – man lese und staune – DEUTSCHEN MEISTERSCHAFT schnuppern.
Hierzu hieß es in einem offiziellen GRUSSWORT an die „lieben Freunde des Motorrennsports“:
„Allein die Tatsache, daß sich die Motorsportler aus GANZ DEUTSCHLAND immer zusammenfinden, um ihre Kräfte zu messen, ist ein Beweis mehr,
DASS ES ZWISCHEN DEN MENSCHEN AUS OST & WEST NICHTS TRENNENDES GIBT…“


Zu den im FILM gezeigten, gewaltigen STAUBFONTÄNEN waren in den Jahren 1951 bis 1962 immer wieder ähnlich lautende BERICHTE zu lesen,
wie hier z.B. von Walter S t e c k l i n a:

„Trotz großer Mengen von WASSER aus einem TANKFAHRZEUG, die nach jedem Rennen auf die PISTE gesprüht wurden, war die BAHN bei sommerlichen Temperaturen bald wieder trocken und die ZUSCHAUER direkt an der Rennbahn bekamen bei über 100 Sachen Renngeschwindigkeit den schwarzen SCHLACKENSAND und den KOHLENSTAUB an Körper und Gesicht zu spüren. In den erhöhten NORD~ & SÜDKURVEN, da wo die Rennfahrer mit den schräg gestellten Vorderrädern der Rennmaschinen oder die Seitenwagengespanne vorbeifuhren, war der Schlackenwurf sehr stark. Mit stark verschmutzten Gesichtern traten die Zuschauer dennoch begeistert den Nachhauseweg an.“

In puncto KOMFORT wurde für die ZUSCHAUER schon 1935 viel getan:

„Das RENNBAHNGELÄNDE hat in der Zwischenzeit wiederum wesentliche VERBESSERUNGEN erfahren: das große Gelände im INNENRAUM der Bahn ist eingeebnet worden, so daß die Bahn weiter an Uebersichtlichkeit gewonnen hat. Die ZUSCHAUERPLÄTZE sind nach hinten weiterhin überhöht worden. Jeder Platz gewährt daher einen vollkommenen UEBERBLICK über die Bahn. Hierin liegt ja vor allen Dingen der Vorteil der Besucher für BAHNRENNEN, im Gegensatz zu den weit ausgedehnten STRASSENRENNEN. Sie haben die Möglichkeit, jede einzelne Phase der spannenden Kämpfe genauestens verfolgen zu können und diese Möglichkeit gibt den Bahnveranstaltungen einen ganz besonderen Reiz. Da die EINTRITTSPREISE sich in niedrigsten Grenzen bewegen, wird das RENNEN zu einer volkssportlichen Veranstaltung.“

…und hin & wieder half auch der WETTERGOTT mit:

„Durch die äußerst gründlichen VORARBEITEN und den ergiebigen REGEN ist die BAHN so befestigt, daß größere GESCHWINDIGKEITEN erzielt werden
und die Besucher von der STAUBENTWICKLUNG nicht belästigt werden…“


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Auf die HISTORIE der einstmaligen GOLIATHRENNBAHN, die nach dem Krieg zur BAHN DES FRIEDENS mutierte,
sind wir bei >gruss-aus-senftenberg.de< schon am 7.01.2013 unter „NEUES 60“ sehr ausführlich eingegangen,
und ich hatte meine persönlichen ERINNERUNGEN im dazugehörigen KOMMENTAR angefügt.

Deshalb jetzt nur noch ein kurzes SCHLUSSWORT vom Senftenberger Herbert K r ü g e r:

„Den ersten Renntag erlebte ich am Ausgang der Südkurve. Am Start befand sich damals auch der Schlossermeister Henschke aus der Mittelstraße. Sein Sohn war mein Klassenkamerad in der Volksschule III. Sein Vater war deshalb natürlich unser Favorit. Einmal lief ihm beim Start ein Anschieber in die Maschine, und er stürzte. Henschke "donnerte" mit seiner 500er-BMW hinterher. Zur Begeisterung aller Zuschauer holte er alle ein und wurde sogar Sieger.
JEDES RENNEN war in mancherlei Beziehung ein ERLEBNIS, auch für die, die nicht an der Bahn gestanden hatten. Da sich die BAHN in unmittelbarer Nähe der Brikettfabrik „Morgenrot“ befand und somit der SAND auch vom KOHLENSTAUB geschwärzt war, kamen alle Zuschauer schwarz wie Afrikaner zurück. Das war ein Spaß! Damals war unter uns KINDERN & JUGENDLICHEN eine große BEGEISTERUNG für die Rennen ausgebrochen. Selbst die Väter halfen mit, eigene Rennbahnen zu bauen. So entstand beispielsweise eine ovale Anlage südlich der Sandbahn auf einem nicht genutzten Grundstück. Auch zwischen Acker~ & Finsterwalder Straße, ja selbst am Giebel unseres Wohnhauses, wurde eine BAHN gebaut. Während auf den vorgenannten Strecken Rennen mit FAHRRÄDERN ausgeführt wurden, liefen wir auf "unserer Bahn" mit FAHRRADFELGEN herum.
Ein zurechtgebogener DRAHT diente als Schubgerät…“
;)

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