Neues 135 - 2014-06-29

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Matthias
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Neues 135 - 2014-06-29

Beitragvon Matthias » So 29. Jun 2014, 08:23

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Harald
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Re: Neues 135 - 2014-06-29

Beitragvon Harald » So 29. Jun 2014, 16:41

Männerchor_resize.jpg

Zuerst im stillen Raum entsprungen,
erklingt das Lied von Ort zu Ort;
wie es in Seel' und Geist erklungen,
so hallt's nach allen Seiten fort !

In der
GESCHICHTE DES DEUTSCHEN MÄNNERGESANGS
bezog sich der hier erwähnte "stille Raum" auf die
>ZELTER'sche LIEDERTAFEL< in Berlin, die sich 1809 als erster reiner Männerchor gegründet hatte.
(Eine LIEDERTAFEL war ursprünglich eine Tafelrunde nach dem ideellen Vorbild >König Artus Tafelrunde<, eine solche von gleichgesinnten Freunden, „die, verschieden in Beruf und Stellung, einig waren in idealer Gesinnung, besonders in begeisterter Liebe zum Gesang“)
In den folgenden Jahrzehnten, namentlich in den 1840-er Jahren, entstanden immer mehr solcher LIEDERTAFELN
- in unserer Region z.B. in Forst, Vetschau, Spremberg, Finsterwalde und Ruhland - die alsbald im Sängerleben zur Einheit & Zusammengehörigkeit drängten.
Bereits im August 1845 fand in Würzburg ein DEUTSCHES SÄNGERFEST statt, dem weitere folgten: 1847 in Regensburg, 1851 in Passau und 1861 in Nürnberg.
Sie wurden beherrscht von dem Gedanken "einer kräftigen nationalen Wirksamkeit des Sängerlebens", welches als "ein gewaltiger Hebel zur Erweckung und Erstarkung eines gesunden und lebendigen Nationalbewußtseins" propagiert wurde.
Vereint im >DEUTSCHEN SÄNGERBUND< nahmen 1865 in Dresden bereits 16 000 Sänger am Sängerfest teil und zur Jahrhundertwende existierten in Deutschland nur noch wenige Orte, in denen sich nicht wenigstens ein MÄNNERGESANGVEREIN befand.

Für das SÄNGERBUNDESFEST in unserer Stadt
zeichneten damals der MÄNNERGESANGVEREIN SENFTENBERG, bestehend aus >SENFTENBERG - LIEDERKRANZ< mit 22,
sowie >SENFTENBERG - HARMONIE< mit 16 Sängern als Gastgeber und somit Hauptorganisator verantwortlich. Deren Aktivitäten wurden fortlaufend in den Lokalblättern >Senftenberger Anzeiger< und >Elsterchronik< kommentiert:

"Auf den FESTPLÄTZEN vor und hinter dem Schützenhaus herrscht schon seit Beginn dieser Woche die regste Bauarbeit.
Der vordere, der KONZERTPLATZ, erhält außer der Tribüne
ca. 300 erste Plätze (nummerierte Vorderreihen zum Preis von 1,00 Mk) ,
ca. 600 zweite Plätze (nummerierte Hinterreihen zu 75 Pfg.)
und ca. 600 dritte Plätze, (Kollonade und Seitenräume zu 50 Pfg.)
sodaß Mangel an solchen nicht eintreten wird. Der frühere Musikpavillon sowie der Balkon bleiben für den Bundesvorstand und die Fest-Ausschüsse reserviert !"

Außer der so wichtigen Einrichtung der KONZERTSTÄTTE standen auch die Bereitstellung eines SÄNGER-EXTRAZUGES von Cottbus nach Senftenberg, vor allem aber die QUARTIERFRAGE für 822 Sänger aus anderen Orten im Vordergrund. Es wurden 8 Massenquartiere eingerichtet, 100 Herren wünschten ein Bürger-Freiquartier ohne Nachtlogis, der zahlenmäßig größte Teil kam allerdings bei freimütig-liebenswürdig-hilfsbereiten Quartiergebern unter. Als so ganz nebenbei verraten wurde, "daß es auch an unvermählten Sängern nicht fehlen wird..." - frohlockte natürlich die jungfräuliche Weiblichkeit.

Typisch für die damalige Zeit war die Tatsache, dass bei allen Großereignissen, nicht nur in der Stadt Senftenberg, sondern auch in den umliegenden Landgemeinden, größtenteils die Einwohnerschaft für die AUSSCHMÜCKUNG des Ortes herangezogen wurde, wie der folgende AUFRUF verdeutlicht:

Ausschmückung_resize.jpg

"Die Tage des SÄNGERBUNDESFESTES rücken immer näher heran und die Vorarbeiten für den Bau der Sängerbühne und die Dekoration der Stadt werden in den nächsten Tagen Verwirklichung finden.
Der innere Marktplatz wird durch grün umwundene und mit Flaggen geschmückte Maste, welche durch Guirlanden verbunden sind, abgegrenzt werden, für die Stadteingänge sind Ehrenpforten vorgesehen und im übrigen wird erhofft, daß jeder Hausbesitzer seinem Heim den schönsten Schmuck anlegen wird und zahlreiche Guirlanden die Straßen überspannen.
Auch grüne Birkenstämmchen, zu beiden Seiten der Straßen aufgestellt, sind ein beliebter Festschmuck.
Eintreffen werden 865 Sängergäste aus 31 Vereinen, so daß der Festzug mit den Ehrengäste, dem hiesigen Verein an 1100 - 1200 Teilnehmer aufweisen wird. Möchten alle Bewohner darin wetteifern, den Gästen angenehmen Aufenthalt zu bereiten."

Die Polizeiverwaltung der Stadt ließ es sich selbstredend nicht nehmen, in gewohnter "preußischer Manier" auf "von höchster Stelle" auferlegte Einschränkungen aufmerksam zu machen:

"Bei der DEKORATION der STRASSEN & PLÄTZE aus Anlaß des bevorstehenden Bundesgesangsfestes werden die Hauseigentümer hiermit ersucht, die BÜRGERSTEIGE durch Aufstellen von Bäumen und Anbringung von Laubgewinden NICHT derartig zu VERENGEN, daß dadurch die Passage gestört oder beeinträchtigt wird.
Das Aufstellen der Bäumchen erfolgt am zweckmäßigsten überall dort, wo die Bürgersteige nur eine geringe Breite haben, unmittelbar am Hochbord oder im Pflaster neben dem Rinnstein.
LAUBGEWINDE und sonstige Dekorationsstücke sind derartig HOCH anzubringen, daß Belästigungen für den Fußgängerverkehr vermieden werden.
Weiter erscheint es dringend geboten, wenn an beiden Festtagen die BÜRGERSTEIGE und die STRASSE vor den Hausgrundstücken frühmorgens und event. auch zur späteren Tageszeit mit frischem Wasser in ausreichender Weise BESPRENGT und die RINNSTEINE SAUBER gehalten werden.
Bei ähnlichen Festen ist es früher immer wieder vorgekommen, daß abends beim Einmarsch der beteiligten Vereine pp. in den Straßen der Stadt FEUERWERKSKÖRPER abgebrannt worden sind, was unzulässig ist und unter keinen Umständen geduldet werden kann.
BENGALISCHE BELEUCHTUNG ist hiervon ausgenommen."

Dass dieses FEST trotz aller Widerstände bestens organisiert worden war,
bewies das SCHLUSSWORTeines Forster Sangesbruders:

"Im Festschmuck empfing uns die Stadt; Herzen und Häuser fanden wir weit aufgetan in herzlichster Gastfreundschaft. Die freundlichen Begrüßungsworte des Herrn Bürgermeister Z i e h m kamen von Herzen und gingen zu Herzen. Behörden und Bürgerschaft wetteiferten miteinander, nicht nur dem deutschen Liede eine würdige Feier zu bereiten, sondern es auch den Sängern hier so angenehm zu machen, daß sie sich wohlig und behaglich fühlten, wie daheim.
Frauen und Jungfrauen schmückten des Sängers Brust mit Blumen, verliehen aber auch dem Feste den schönsten Schmuck:
die anmutige Weiblichkeit und weibliche Anmut. Für alle die erfahrene Liebe aufrichtig zu danken ist uns Sängern eine angenehme Pflicht, der Uebersetzer dieser Dankesgefühle sein zu dürfen für mich eine besondere Ehre, die ich wohl zu schätzen weiß. Ehe ich bitte, diesen Dank nach Sängerweise ausklingen lassen zu wollen, wende ich mich noch mit einem kurzen Wort an Euch, Ihr SÄNGER:
Wer heute aus der Nähe oder Ferne hierhergekommen ist und sich ein Urteil bilden wollte über den Stand des MÄNNERGESANGS IN DER NIEDERLAUSITZ, der wird jedenfalls dem Bunde und den mitwirkenden Vereinen seine Anerkennung nicht versagen. Er wird es, nach seiner Heimat zurückgekehrt, auch dort zu rühmen wissen, welche hingebende Pflege und kunstverständige Uebung der MÄNNERGESANG, sowohl in der Form des Kunst~ als auch des Volksliedes gefunden hat.
An diesem Erfolge habt Ihr beigetragen...
Daran knüpfe ich aber die Bitte, ruht nun nicht aus auf Euren Lorbeeren, sondern übt und singt weiter in treuem Fleiß, mit Eifer und Hingebung, mit Pünktlichkeit und williger Unterordnung unter Eure Führer.
Laßt das Lied erklingen auch fernerhin zur Ehre Gottes, zum Preise deutscher Macht und Herrlichkeit, zu Eurer Freude und zur Freude Eurer Mitmenschen.
Denn ein guter Gesang wischt den Staub vom Herzen.
Und feiert nun weiter das Fest so, gesellig und gesellschaftlich, daß Eure liebenswürdigen Wirte und Ihr selbst einst mit Freude und Stolz zurückblicken könnt..."

Danksagung Sängerfest_resize.jpg


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