Neues 135 - 2014-07-01

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Matthias
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Neues 135 - 2014-07-01

Beitragvon Matthias » Di 1. Jul 2014, 17:55

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Harald
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Re: Neues 135 - 2014-07-01

Beitragvon Harald » Di 1. Jul 2014, 20:11

Eine magische SCHLAGZEILE, die Mitte der 1920-er Jahre den >Senftenberger Anzeiger< beherrschte, lautete:
HOCHLEGUNG DER ZSCHIPKAUER STRECKE.
Obwohl auch die beiden anderen Eisenbahnstrecken in Richtung Kamenz bzw. Großenhain nach der Ausfahrt vom Bahnhof Senftenberg das Stadtgebiet via Brücken durchquerten, wurde der Höherlegung der Zschipkauer Strecke eine überaus breit angelegte Berichterstattung zuteil. Das lag wohl darin begründet, dass man einst hart & ausdauernd um die Weiterführung der Eisenbahnstrecke Finsterwalde - Zschipkau nach Senftenberg gekämpft, nach deren Realisierung aber plötzlich festgestellt hatte, dass sich an den ebenerdigen Bahnübergängen die Verkehrsunfälle häuften...
Lassen wir nun retrospektiv nicht ganz EIN JAHR BRÜCKENBAU Revue passieren, das vom Hickhack um die Finanzierung und der daraus resultierenden Bauverzögerung geprägt war:

Brücke KH-Straße_resize.jpg

30. Juli 1926:
"Nachdem die Betonbauwerke für die künftig hochliegende Zschipkauer Strecke an der LINDEN~ und KRANKENHAUSSTRASSE fertiggestellt sind, wird in einigen Tagen das letzte Bauwerk, ebenfalls in Beton, an der CALAUERSTRASSE in Angriff genommen. Die Eisenkonstruktionen für die fertigen Bauwerke werden in einigen Wochen zum Einbau gelangen, sodaß dann mit der Schüttung des Bahndammes begonnen werden kann..."

4. September:
"In den nächsten Wochen kommen die Eisenkonstruktionen für die Brücken über die KRANKENHAUSSTRASSE und über die LINDENSTRASSE zur Anlieferung und Montage, sodaß dann der Damm für die Zschipkauer Strecke vollständig geschüttet werden kann...
Wer also nicht vorher stirbt, wird das Ende des Bahnhofsumbaues doch noch erleben."

4. November:
"Die hochliegende Einführung der Zschipkauer Eisenbahnstrecke ist wieder einige Schritte vorwärts gekommen. Seit einigen Tagen ist die Brücke über die KRANKENHAUSSTRASSE fertiggestellt.
Man muß sagen, sie macht trotz ihrer schlichten Betonbekleidung einen recht gefälligen Eindruck. Zurzeit wird die Brücke über die LINDENSTRASSE montiert und dürften diese Arbeiten Ende der Woche beendet sein...Der Winter wird wohl die Bautätigkeit um einige Monate unterbrechen, und ist zu hoffen, daß gegen Juni nächsten Jahres die wirklich nicht mehr zeitgemäßen Schrankenbäume verschwinden."


22. November:
"Es ist erfreulich, zu sehen, daß die Eisenbahn-Verwaltung sich die denkbar größte Mühe gibt, vor Eintritt des Frostes noch so viel als möglich die Vorbereitungen für die Hochlegung der Zschipkauer Strecke zu beendigen...Durch die lebhafte Bautätigkeit haben jedenfalls eine ganze Anzahl Arbeitslose wieder Brot gefunden und entlasten dadurch Staat, Stadt und auch Steuerzahler."

21. Januar 1927:
(aus dem Schreiben des NL Bergbauverein an die Hauptverwaltung der DRB-Gesellschaft Berlin)

"Die Höherlegung der Großenhainer~ und Kamenzer Strecke ist nun endlich nach mehrjähriger Bautätigkeit beendet...Auf wiederholtes Drängen haben Sie sich nun endlich auch entschlossen, die Zschipkauer Strecke hochzulegen, und der Umbau dieser Strecke ist soweit gediehen, daß die Brücke an der CALAUER STRASSE nahezu fertiggestellt worden ist...Wir treten dafür ein, daß nicht wie bisher eine Unterbrechung der Arbeiten eintritt, sondern die Zschipkauer Strecke nach Beendigung der Brücke unverzüglich hochgelegt wird."

24. Januar:
"In Senftenberg wird in letzter Zeit das Gerücht verbreitet, daß beabsichtigt sei, die Arbeiten zur Hochlegung der Strecke Senftenberg - Zschipkau im Zuge der BAHNHOFSTRASSE einzustellen. Es wäre auf das Tiefste zu bedauern, wenn sich dieses Gerücht bewahrheiten sollte, zumal die Arbeiten bereits sehr weit fortgeschritten sind."

25. Januar:
"In wenigen Tagen ist auch die dritte der im letzten Halbjahr erbauten Eisenbahnbrücken fertiggestellt. Wer Zeit hatte, konnte in den letzten Tagen das mit elektrischem Antrieb versehene Hebezeug beim Hochwinden der 100 Zentner schweren Langträger im Betrieb sehen.
Geradezu spielend wurden diese Eisenriesen in kaum 3 Minuten emporgehoben und auf die Pfeilerkonstruktion aufgelegt.
Jedenfalls freut sich alles, daß, wie man sagt, Mitte dieses Jahres die Zschipkauer Züge nicht mehr UNTEN sondern OBEN fahren."

23. Februar:
"Was wir seit Wochen voraussahen und vor ungefähr Monatsfrist an dieser Stelle wiederholt zum Ausdruck gebracht haben, ist nun tatsächlich eingetreten: die Arbeit zur Hochlegung der Zschipkauer Eisenbahnstrecke ist eingestellt worden. Bis vor einigen Tagen waren von früh bis spät die Niethämmer der Monteure zu hören; nun ist alles still geworden. Der Eisenbahndamm ist fertiggeschüttet, die Brücke über die EISENBAHNSTRASSE ist fertigmontiert, und nun ist Schluß !"

2. März:
"Auf das Schreiben des NL Bergbauvereins wegen Hochlegung der Zschipkauer Strecke hat die RB-gesellschaft kurz erwidert, daß sie diese nach Maßgabe der ihr zur Verfügung stehenden Mittel durchführen werde. Ihre Wirtschaftslage sei noch immer so gespannt, daß sie keine bindende Zusage geben könne. Aus dieser ausweichenden Antwort kann man in der Tat alles mögliche herauslesen...Schon jetzt möchten wir darauf aufmerksam machen, daß es bei einer etwa beabsichtigten Unterbrechung der Arbeiten zweifellos zu Demonstrationen kommen dürfte."

11.März:
"Nachdem die Eisenbahnverwaltung die notwendigen Gelder nun flüssig gemacht hat, wird sie wohl auch die Restarbeiten in Angriff nehmen lassen. Nach unseren Beobachtungen handelt es sich, abgesehen von einigen Verschönerungsarbeiten an der Böschung des neuen Dammes, in der Hauptsache nur um das Legen von Schienen und Weichen vom EISENWERK ab bis in den Bahnhof hinein. Ende Juli, spätestens Anfang August, könnten die Arbeiten u. U. beendet sein...
Wir möchten anerkennen, daß sich die Reichsbahn den berechtigten Wünschen der Senftenberger Einwohnerschaft nicht verschlossen hat und großzügig soviel Geld zur Verfügung gestellt hat, daß in absehbarer Zeit die Zschipkauer Strecke OBEN betrieben werden kann.
Über den Fortgang des Baues werden wir unsere Leser von Zeit zu Zeit unterrichten."

Märklin-Kästen_resize.jpg

Jetzt leuchtet mir auch ein, weshalb die weltberühmte Firma MÄRKLIN ihrer 1891 erstmals vorgestellten MODELLEISENBAHN noch einen METALLBAUKASTEN folgen ließ. Mit seiner Hilfe konnte man nämlich für die Modellbahnanlage einen Baukran zusammenbauen, der sich wiederum für die Montage diverser Brücken verwenden ließ - und dies alles im Handumdrehen ohne Baustopp und so...;-)

P.S. Keine Angst, ich recherchiere weiter im Lokalanzeiger - bin ja selbst gespannt, wann & wie die HOCHLEGUNG DER ZSCHIPKAUER STRECKE zum glücklichen Ende gebracht wurde...:-)


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