Neues 137 - 2014-07-15

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Matthias
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Neues 137 - 2014-07-15

Beitragvon Matthias » Di 15. Jul 2014, 17:47

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Harald
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Re: Neues 137 - 2014-07-15

Beitragvon Harald » Do 17. Jul 2014, 19:36

HEIMATBÜCHER
sind schon seit geraumer Zeit im Vormarsch und in den Buchhandlungen der große Verkaufsschlager. Mehr oder weniger akribisch setzen sich Hobby-Historiker & Heimatforscher mit der Historie ihres Ortes auseinander und bereiten das aus verschiedenen Quellen gewonnene Material populärwissenschaftlich auf, zitieren einzelne Passagen daraus oder schreiben auch schon mal nur wortwörtlich ab.

Ev. Kirche Sedlitz 1926_resize.jpg

Ich habe mir mal aus dem >HEIMATBUCH SEDLITZ< den Text des Kapitels KIRCHENBAU von 1823 vorgenommen, der so in zwei Beilagen zum Senftenberger Anzeiger >Aus der Heimat - für die Heimat< von 1934 veröffentlicht wurde. Beim Vergleich stellte ich fest, dass gerade eine von mir favorisierte längere Textpassage des Originals im Heimatbuch ausschließlich auf die Nennung der hilfreichen Gemeinden beschränkt wurde.
Eigentlich hatte der Halbhüfner & Dorfchronist Hans Lehmann genauestens Buch geführt, WER, WAS, WANN, IN WELCHER MENGE zum Bau des Gotteshauses beigetragen hat. Gern reiche ich den Text nach, vor allem, weil er auch ein "Leckerbissen" für Heimatforscher ist:
Wer oder was verbirgt sich hinter "dem toten Mann auf der Kaupe", welcher Tag ist "Pauli Bekehrung", wie viel sind eine "Ruthe", wo liegt der "Hoffnungsberg", wo der "Lindschen" ? Eine "Hebe" war ein Flaschenzug, "Stämme" sind auch klar, doch was sind "Klötzer" ? Haben am Charlottenhof nun Steine oder Gespanne gefehlt ?
Hochinteressant, oder ? Doch lesen Sie selbst:

"Am 25. Januar wurde schon das Holz dazu gefällt hinter dem toten Mann auf der KAUPE, wo schon voriges Jahr eben an diesem Datum eine ziemliche Ecke weggehauen wurde. Am Tage Maria Verkündigung voriges Jahr haben wir angefangen, darnach zu suchen und heuer Pauli Bekehrung, haben wir schon Holz dazu gehauen und am 26. haben wir 3 Ruthen Steine auf dem KOSCHENBERG geholt, den 29. war wieder Holz gefällt, alles zusammen 158 Stämme, den 31. Januar und 1. Februar wurde das Bauholz dazu gefahren und die Klötzer in die WOLLSCHINGMÜHLE.
Da sah man die SEDLITZSCHE GEMEINDE einmal recht fleißig und dabei recht fröhlich, ein jeder legte selbst hand an und die stärksten Bäume und Klötzer wurde ohne Hebe aufgeladen, alles, was man anfing, ging recht wohl und glücklich von statten, sodaß keiner dabei zum Unglück kam. Ja, gewiß schlug einem jedweden das Herz vor Freuden in der Brust, wenn er sich einbildete, was daraus in kurzem werden sollte.
Am 4. Februar wurden 4 Ruthen Steine geholt. Ein Plätzchen zum Andenken verdient die Gemeinde KLEIN-RÄSCHEN, welche uns zum Bau der Kirche 15 Stämme Holz unentgeltlich geliefert hat, nämlich den 12. Februar 1823. Dafür haben wir uns in der Wendischen Kirche bedanken lassen. 8000 Ziegel wurden am 13. und 14. Februar in WORMLAGE geholt. 7 Ruthen Steine auf dem KOSCHENBERGE am 16. und 17. Februar. 6200 Mauersteine am 20. und 21. in WORMLAGE, 2 Ruthen Steine auf dem KOSCHENBERGE am 22. Februar.
Den 24. Februar hat uns die Gemeinde zu DÖRRWALDE jeder eine Fuhre ihrer eigenen Steine zum Kirchbau gebracht mit ihrem Gespann.
Denselben Tag hat uns auch die Gemeinde ROSENDORF Steine geholt auf Charlottenhof mit ihrem Gespann (einige haben gefehlt).
Am 25. Februar sind wir nach HOFFNUNGSBERG gefahren und haben 50 Tonnen Kalk geholt, die Tonne kostete 1 Thaler 18 gute Groschen.
Richter hat angefangen und Jank ist der Letzte gewesen, ein jeder hat 12 Tonnen gefahren.
Am 28. Februar und 1. März wurde der Kalk gelöscht, die Gärtner, Häusler, Hirten und Hausleute haben das Wasser getragen in Bierzobern und Wasserkannen.
Am 28. Februar hat der Zimmermeister Christian Heinrich den Kirchenbau angenommen, auf Akkord vor 350 Thaler und zum Handschlag hat er der Gemeinde eine halbe Tonne Bier gegeben.
Am 4. März hat er angefangen zu arbeiten.
Am 3. May ward der Gemeinde mit dem Maurermeister Bammbsch einig, letzterer mauert die Kirche vor 330 Thaler auf Akkord und zum Handschlag hat er der Gemeinde eine halbe Tonne Bier und 3 Kannen Branntwein gegeben.
Hatla von BÜCKGEN brachte einen schönen Baumstamm. Am 3. May brachte uns die Gemeinde BÜCKGEN 12 Stämme Holz zu der Kirche mit ihrem eigenen Gespann. Am 8. und 10. May brachte uns die ALMOSNISCHE Gemeinde Steine zu der Kirche, welches ihre eigenen Steine waren, mit ihrem Gespann.
Am 10. des gedachten Monats haben wir in Gottes Namen angefangen zu arbeiten...
Steine wurden alle Tage dazu gefahren vom KOSCHENBERGE und vom LINDSCHEN. Die Gemeinde BUCHWALDE brachte uns Steine vom KOSCHENBERGE mit ihrem eigenen Gespann. Die Gemeinde RAUNO hat Mittwoch nach Ostern ihr eigenes Holz gebracht. Desgleichen brachte die Gemeinde GROSS-RÄSCHEN ihr eigenes Holz und die Gemeinde LIESKE hat uns mit ihren Fuhren Ziegelsteine in GÖRICK geholt (unsere Steine). Der Bauer Noack zu SÄRCHEN brachte eine Fuhre eigener Ziegelsteine, 100 Stück. Herr Major von Rotberg auf und zu LINDCHEN hat gegen Aushackung einiger Rene uns soviel große und kleine Steine geschenkt, als wir brauchen.
Am 1. Donnerstag nach Ostern, als am 4. April, haben die Maurer angefangen zu arbeiten. Herr Heinsch auf und zu BAHNSDORF schenkte uns das Holz zum Gerüste, 10 Fuhren. Matthes Kossack, Schmied zu DÖRRWALDE, schenkte uns eine Fuhre Steine und 1 Thaler Geld. Am 25. April brachte uns die Gemeinde SCHMOGROW 14 Stämme Holz mit 8 Fuhren.
Nun nahte endlich der schon so lange gewünschte Tag , welchen sich unsere Väter schon vor 100 Jahren zu feiern gewünscht haben,
nämlich denselben Tag, an welchem der Grundstein zum Hause Gottes gelegt werden sollte..."

Ich wünsche mir für die Nachkommen der tatkräftigen Sedlitzer von damals, dass sie sich nach nunmehr fast 200 Jahren doch gelegentlich - zumindest dann, wenn sie ihr Gotteshaus betreten - auch an die einstigen Wohltäter aus den Nachbargemeinden erinnern, die ihnen viel Material zum Bau der Kirche nicht nur freimütig gestiftet, sondern auch noch angekarrt haben...

P.S.
HOFFNUNGSBERG und LINDSCHEN lassen mir keine Ruhe...wo waren DIE denn...? ;-)


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