Neues 522 - 2022-07-03

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Matthias
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Neues 522 - 2022-07-03

Beitragvon Matthias » Sa 2. Jul 2022, 09:45

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Harald
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Re: Neues 522 - 2022-07-03

Beitragvon Harald » So 3. Jul 2022, 16:11

SENFTENBERGER INSULANER

Karte 1751.jpg

Der umseitige KARTENAUSSCHNITT von Matthias verweist auf die WASSERREICHE UMGEBUNG der PAULINENSTRASSE,
in der die Großeltern von Frau J u r a c k einst zu Hause waren. Es bot sich daher an,
das ehemalige, leider längst fast vollständig ausgetrocknete "SENFTENBERGER WASSERPARADIES“ etwas näher zu betrachten:

Ein BLICK auf die o.a. ALTE KARTE aus dem Jahre 1751 macht deutlich, dass in früheren Zeiten die ELSTER, STORCHELSTER und SCHLOSSTEICHE unsere HEIMATSTADT beinahe zu einer regelrechten INSEL gemacht hatten.
Beide FLÜSSE hatten früher einen anderen gekrümmten Lauf und bildeten SÜMPFE & MORÄSTE, die vorzüglich zur Anlage einer RITTERBURG geeignet waren. Nicht nur WALL, MAUERN & GRABEN umgaben dieselbe, sondern auch ein dichter Wald, der BURGWALD, und in weiten Umfange die von dem Wasser der ELSTER und WOLSCHINKA gebildeten TEICHE machten sie von allen Seiten unzugänglich. Den einzigen ZUGANG nach der Stadtseite bildete ein TOR an der Stelle, wo man an einer der Stadt zugewandten Seite an festes Land stieß. Dort befand sich ein breiter, tiefer GRABEN, über welchen eine ZUGBRÜCKE führte, „die nur niedergelassen und aufgezogen wurde, wenn der TURMWART das Zeichen gab, dass Gäste naheten oder die Bewohner Einlaß und Ausgang begehrten.“
Einen für Uneingeweihte nur schwer oder gar nicht aufzufindenden geheimen AUSGANG hatte die Burg dennoch – und musste ihn ja schließlich auch haben…

Das SCHLOSS lag somit an der ELSTER, die durch den SCHLOSSTEICH, sowie in einem anderen Arm südlich an ihm vorbei floss. Der von der Bastion zur AMTSMÜHLE führende DAMMWEG, der den sogenannten GROSSEN SCHLOSSTEICH (heute Tierpark) vom KLEINEN SCHLOSSTEICH (heute Schlosspark) trennte, entstand erst später. Einstmals hieß dieses gesamte Teich~ & Niederungsgelände „GROSSER SCHLOSSTEICH“, während sich der „KLEINE SCHLOSSTEICH“ auf der anderen Seite des STEINDAMMES bis zur WOLSCHINKA hinstreckte.
Die WOLSCHINKA (Wólšynka), auch Erlenbach genannt, deren QUELLE vermutlich irgendwo zwischen dem devastierten DORF HÖRLITZ und der GARTENSTADT MARGA lag und deren LAUF durch den Dorfanger des Vorort JÜTTENDORF führte, umgab Senftenbergs westliche ALTSTADT. Sie, und die zwischen REPPIST und BÜCKGEN entspringende, auch als „Reppister Bach“ (Rěpišćica) bezeichnet RAINITZA (Rajnica) waren die wichtigsten rechtseitigen Nebenarme der SCHWARZEN ELSTER rund um das historische SENFTENBERG.
Im Norden der Stadt, auf Höhe der heutigen BAHNHOFSTRASSE, befand sich der mittelalterliche STADTHAFEN, wo die RAINITZA und die von Osten kommende SORNOISCHE ELSTER zusammenflossen und anschließend den östlichen und südlichen Teil der ALTSTADT, sowie die mittelalterliche BURGANLAGE, später auch SCHLOSS & SCHLOSSPARK mit Wasser umgaben. Die STADT gehörte, wie allgemein üblich, zur BURG, und beide hätten nicht durch SUMPFLAND getrennt sein können.
Wie sich die JUGEND vor 140 Jahren auf diesem ausgedehnten WASSERNETZ belustigte, erfährt man in meinem KOMMENTAR unter Neues 271.

Klein Venedig_resize.jpg

Dr. Rudolf Lehmann beschrieb unsere heimische >GEWÄSSERLAGE< nach einem ausgedehnten SPAZIERGANGS DURCH ALT-SENFTENBERG wie folgt:

„Heute liegt SENFTENBERG nicht mehr an der ELSTER; sie fließt eine ¼ bis ½ Stunde südlich der Stadt vorbei. Früher schlängelte sich der FLUSS von GROSSKOSCHEN her über die heutige Straße von BUCHWALDE nach KLEINKOSCHEN östlich des WASSERWERKS nach dem heute verschwundenen BURGWALL zu, empfing hier von rechts die SORNOER ELSTER oder WOLSCHINKA und floß nun weiter, mehr und mehr in südwestlicher Richtung, und zwar wiederum in mancherlei Windungen und Verzweigungen, dem SCHLOSS zu, dann südlich von ihm durch den ehemaligen GROSSEN SCHLOSSTEICH nach der AMTSMÜHLE und weiter südwärts zum dem begradigten Strombett. Östlich der Stadt zweigte ein Nebenlauf rechts ab, die ehemalige STORCHELSTER, die ja heute noch bis ans AMTSGERICHT vorhanden ist, um dann allerdings seit einigen Jahrzehnten nur unterirdisch als schmaler KANAL durch die frühere OST~ & WESTPROMENADE ihr Dasein zu verstecken, aus dem sie hinter der BRÜCKE nach dem früheren JÜTTENDORF als häßlicher GRABEN wieder auftaucht – WOLSCHINKA genannt – die an SCHULE I vorbei in gleichfalls kanalisiertem Bett weiter nach BRIESKE zu läuft…“

pharus_resize.jpg

Um die SENFTENBERGER WASSERLANDSCHAFT zu komplettieren:
Im ehemaligem SUMPFGEBIET und späteren Braunkohlentagebau LAUGKFELD (Impuls) verliefen vor dem Bergbau im 19. Jahrhundert auch noch die sogenannten „VORFLUTER“ (wörtlich zu verstehen als „vor der Flut“, d. h. „Maßnahmen vor drohender Überschwemmung“)
So mündeten HAUPT~ & BENEDICTENGRABEN im Stadtgebiet von Senftenberg in die WOLSCHINKA, der FLEISCHERGRABEN in die alte SORNOER ELSTER,
und der SALZGRABEN in die SCHWARZE ELSTER. (Siehe ROT X)
Alle alten Senftenberger und Buchwalder GRABENSYSTEME wurden wegen der Reinhaltung~ & Pflegekosten, sowie gesundheitlicher Gefahren nach und nach zugeschüttet bzw. bebaut – eventuell auch, weil sich die Senftenberger BÜRGER schon im Mittelalter nicht an das REGELWERK hielten, welches zum Thema GRÄBEN folgendes vorschrieb:

„Die GRÄBEN in den Straßen sind nicht zu verschütten, sondern zu räumen. Kein Bürger soll an den Festtagen oder Jahrmärkten MIST auf den GASSEN liegen lassen, auch soll niemand aus seinem Hause UNFLAT & STINKEND WASSER in die GRÄBEN schütten, noch auf den Abend im Sommer vor 10 Uhr und im Winter vor 9 Uhr HARN herausgießen; wer solches tut, soll 6 Groschen zur Buße erlegen. Um Stadtbuße zu vermeiden, soll auch kein AAS von Hunden, Katzen, Hühnern und anderem Ungeziefer in den GRABEN oder auf die GASSEN geworfen werden.“

PFUI DEIBEL ! :o


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