Neues 138 - 2014-07-21

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Matthias
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Neues 138 - 2014-07-21

Beitragvon Matthias » Mo 21. Jul 2014, 15:10

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Harald
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Re: Neues 138 - 2014-07-21

Beitragvon Harald » Mo 21. Jul 2014, 20:29

Hinter dem hohen, nicht besonders gut einzusehenden
SCHLOSSWALL passierten durchaus merkwürdige Dinge
- ja, eigentlich ging es sogar "drunter & drüber" -
wie Sie gleich erfahren werden:

Der berüchtigte Landstreicher
JOHANN HECTOR,
Baron von KLETTENBERG
,
welcher unter der Maske eines GOLDMACHERS August den Starken 3 Jahre lang getäuscht, um große Summen betrogen und überdies noch Schulden auf Schulden angehäuft hatte, wurde 1720 auf dem Königstein enthauptet.
Davor schützte ihn weder MERKUR, der Schutzpatron der Alchemisten, noch seine unter Pseudonym veröffentlichte Anleitung zur Gold-Herstellung
>ALCHYMIA DENUDATA<.

Merkur_Alchemie_Schafott.jpg

Sein Versprechen, binnen 14 Monaten eine Universaltinktur zum "Goldmachen" zu liefern, die zusätzlich durch einen gewissen Handgriff einer unendlichen Vervielfältigung fähig sei, war natürlich uneinlösbar.
Aber der Geist der Zeit, welcher dergleichen Künsten traute, verbunden mit Klettenbergs prunkvollem Auftreten und täuschender Überredungsgabe, brachten ihm, außer 3000 Talern für die Einrichtung eines "Laboratoriums" weitere 1500 monatlich ein. Außerdem wurde er zum Kammerherrn befördert und zum AMTSHAUPTMANN von SENFTENBERG
ernannt, wodurch er nun völlig ungestört sein Unwesen treiben konnte - gottlob nur 5 Jahre lang. Diese hatten allerdings ausgereicht, ihn als Personalie schnellstens vergessend zu machen, auch wenn sein mit Untaten gepflasterter Lebensweg in den "Mittheilungen aus dem Haupt-Staatsarchive zu Dresden von 1857" mit dem Titel >AUS VIER JAHRHUNDERTEN< auf den Seiten 107 - 166 verewigt wurde. Hier ein kurzer Ausschnitt:

"In SENFTENBERG, wo er sich Excellenz nennen ließ,
ging nun eine tolle Wirtschaft los.
Von den Amtsunterthanen schrieb er eigenmächtig Lieferungen aller Art aus: Schlachtvieh, Hühner, Eier, Fische, Stroh, Holz, verlangte er nach ganz geringen, in einer alten Amtstaxe enthaltenen Preisen, die er nicht einmal bezahlte. Die Klagen der bedrückten Unterthanen verhallten ungehört.
Aus SENFTENBERG und der Umgegend versammelte Klettenberg einen zahlreichen Kreis um sich zu täglichen Schmausereien, bei denen unmäßig getrunken ward. Eine Menge grober Excesse, die er und seine Genossen in der Trunkenheit verübt, kamen später bei der Untersuchung gegen ihn mit zur Sprache.
Einst im Juli 1715 hatte er, obwohl es an einem Bußtag war, sich mit seiner ganzen Gesellschaft betrunken: Klettenberg wollte einen seiner Gäste, Adam Heinrich von PONIKAU auf SCADO nöthigen, einen großen Humpen auszuleeren, Ponikau vermochte es nicht, widersetzte sich, ergriff das Glas, um es Klettenberg an den Kopf zu werfen, es kam zu Thätlichkeiten, bei denen nur durch das Einschreiten des Oberaufsehers Ziegler und des Commandanten von Senftenberg, das damals noch Festung war, Blutvergießen verhütet ward...
Ein anderes Mal am zweiten Osterfeiertage kam Klettenberg des Nachmittags während des Gottesdienstes mit fünf andern aus dem Schloß, mit vollen Flaschen in den Händen, setzte sich auf den unweit der Kirche stehenden Soldatenesel und erregte einen wüsten Spektakel.
Die Trunkenen leerten große Pokale, hielten einen zu Pferde zurückkehrenden Actuar [Gerichtsbeamter] an, nöthigten ihn zum Mittrinken, rissen sich die Perrücken vom Kopfe, tränkten den hölzernen Esel mit Wein und verdankten es nur der Furcht, welche man vor Klettenberg wegen seines bekannten Credits beim König hegte, daß sie den Mißhandlungen der durch die Entheiligung des Feiertags empörten Leute, die aus der Kirche zurückkehrten, entgingen...
Bei einer solchen Lebensweise konnte selbst das große Einkommen, das Klettenberg genoß, nicht ausreichen. Schon nach einem Jahre war er Handwerkern und Kaufleuten große Summen schuldig, und als es ihm in Senftenberg schwieriger ward, Credit zu erhalten, beging er eine Menge grober Betrügereien.
Von dem Wirthe zu DOBERSTROH Große erborgte er 200 Thlr. und versetzte bei ihm durch seinen Pater eine Anzahl Schüsseln, welche für silberne ausgegeben wurden, die aber, wie sich später zeigte, nur von Messing und weißem Kupfer und versilbert waren...
Seine Stellung als Amthauptmann mißbrauchte Klettenberg, um sich Collectengelder, die zur Wiederherstellung der Kirche und Schule zu LAUTA bestimmt waren, auszahlen zu lassen, die er in seinen Nutzen verwendete, ja, als ein Brand in Senftenberg einige Häuser zerstört hatte, ließ er längere Zeit bei Tafel eine Büchse unter seinen Gästen herumgehen, mit der Aufforderung, ein Almosen für die Abgebrannten hineinzulegen, bis einmal ein ökonomischer Hauptmann spöttisch bemerkte, es sei ihm zu theuer, wenn er für einen Groschen Essen bekomme und zwei Groschen zahlen solle. Den Inhalt der Büchse haben die Abgebrannten aber nie zu sehn bekommen.
Alle diese und ähnliche Frevelthaten blieben damals ungerügt, weil man wußte, daß gegen Klettenberg doch kein Recht zu erlangen sei..."

Dem König, dem Klettenberg dann aber schon 60.000 Taler ohne Aussicht auf Erfolg abgeknöpft hatte, gingen dann wohl doch allmählich die Augen auf.
Auf der Webseite des "Traditionsverein Dresdner Barock e.V." fand ich diesen wundervollen Epilog, welchen man AUGUST DEM STARKEN "in den Mund gelegt hatte" und den ich Ihnen zum Schluss keinesfalls vorenthalten möchte:

August der Starke_resize.jpg

"Heut nun sey es, und Wir wollen berichten, so auch Wir nicht unfehlbar sind. Es geht ein Sprichwort – aus Schaden wird man klug – nur hat es bey Uns nicht geholfen. Ein zweites Mal sind Wir auf einen vermeyntlichen Goldmacher hereingefallen. Dieses Mal war es eyn aus dem Fränkischen stammender Landedler namens Johann Hektor von Klettenberg. Im Jahre 1713 kam er an Unseren Hof. Sein weltmännisches Auftreten und Manieren haben Uns veranlasset, ihm 1715 den Rang eines Amtshauptmannes von Senftenberg zu verleihen. Und auch ihm sind Thaler um Thaler für seyne angeblichen Experimente, Uns Gold zu machen, in seyne Taschen geflossen. Als Uns endlich, auf Grunde seynes frivolen und verschwenderischen Lebenswandels der Kragen platzte und Wir ihn auf der Feste Königstein festsetzen ließen, so haben Wir Erkundung gemachet über diesen Lufticus. Nach notwendiger Korrespondenza mit der Gerichtsbarkeit in Frankfurt - er war ja bey uns Ausländer- wurde Uns mitgeteilet, dass jener üble von Klettenberg wegen Vielweiberei und Mordes gesuchet wird. Wir haben daheren anno 1720 Weisung erteilet, man solle ihm, seinem Range entsprechend, auf dem Königsteine, das Haupt vom Rumpffe abtrennen und es sey dieses Urtheil sofortigst zu vollstrecken.. Noch zumb heutigen Zeithen ist an jener Stelle eine unscheinbare Steinsäule als Markierung der Richtstätte und zur Abschreckung für eventuelle andere Scharlatane, zu sehen. Nun, ja, es sey zugegeben, eine blutrünstige Geschichte dieses, aber sie ist wahr, und regieren war eben auch in Unserer Zeit nicht immer ein Vergnügen. Möge Gott Euch schützen und auf den rechten Weg geleithen, so Ihr niemalens auf den Königstein zum Quartiere gelangen müsset."
Friedricus Augustus Rex


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Harald
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Re: Neues 138 - 2014-07-21

Beitragvon Harald » Fr 25. Jul 2014, 10:12

Strafesel_resize.jpg
Obwohl niemand nachgefragt hat, was es mit einem
SOLDATENESEL
auf sich hat, möchte ich es dennoch kurz erklären:

Besagter SOLDATENESEL war ein STRAFESEL und bestand aus zwei Brettern, die oben spitzwinklig miteinander befestigt waren. Kombiniert mit einer Eselsmütze diente er schon ab dem Mittelalter als Strafe für faule SCHULKINDER.
Die Schandstrafe des Eselreitens beschränkte sich aber nicht auf die Schule; sie diente als Alternative zum Pranger auch zur Bestrafung leichter Verbrechen an öffentlichen Stellen, wie beispielsweise auf Marktplätzen oder vor Rathäusern.
Dann wurde der Rücken des Esels aus scharfkantigem EISEN gefertigt und vorne befand sich meist ein mit Stroh ausgestopfter Eselskopf.
Die Delinquenten, in der Regel SOLDATEN für kleinere Dienstvergehen, aber auch „schlechte Eheleute“ wurden auf diesen „Esel“ gesetzt und je nach der Schwere ihres Vergehens wurden ihnen dann sogar noch Gewichte an die Füße gebunden.
Dies mögen äußerst schmerzhafte Erfahrungen gewesen sein...:-/


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