Matthias erwähnte das
VI. PIONIERTREFFEN – für mich ein schöner „
AUFHÄNGER“, und zugleich
EINSTIMMUNG darauf, dass nun auch
MEINE GENERATION langsam aber sicher in die Themenbereiche der
HEIMATFORSCHUNG Einzug hält, nachdem ich mich in mittlerweile
545 KOMMENTAREN nicht nur mit
STRASSEN & GEBÄUDEN, sondern auch mit dem Leben der Senftenberger
BÜRGER & deren
PARTEIEN, INSTITUTIONEN, ORGANISATIONEN & VEREINEN beschäftigt habe.
Heute gehen meine
GEDANKEN also zurück in die
EIGENE VERGANGENHEIT – in der mich das
FROHE PIONIERLEBEN u.a. auch zu den „Jungen Historikern / Philatelisten / Biblio-Lesern & Volkstänzern“ führte…
JETZT BIN ICH JUNGER PIONIER, das Halstuch trage ich
und alle gratulieren mir, ja darum freu ich mich.
Das ist ein Tag so wunderschön, ich gehe stolz nach Haus,
und jeder kann mein Halstuch sehn und meinen Blumenstrauß.
Als ich im Jahre 1950 meine
ZUCKERTÜTE im Empfang nahm, wurde ich nicht gleich automatisch zum
JUNGPIONIER „geschlagen“, wie dies später üblich war. Wir ABC-Schützen durften uns erst einmal im
SCHULALLTAG „bewähren“, was dazu führte, dass sich anfangs auch nur ein kleines, überschaubares
PIONIERGRÜPPCHEN bildete, dessen Mitglieder selbstredend mit stolzgeschwellter Brust das
BLAUE HALSTUCH tragen „durften“. Als „
JUNGER PIONIER“ stellte man halt zu meiner Zeit schon
ETWAS dar…
Da ich gut zeichnen konnte, schaffte ich es in der
PIONIER-HIERARCHIE bis zum
WANDZEITUNGSREDAKTEUR, während „die oberen Chargen“ des Gruppen~ bzw. Freundschaftsrates sich schon in der „
PIONIERREPUBLIK am Werbellinsee“ wähnten, ja sogar von „
ARTEK“, dem internationalen
PIONIERLAGER am Schwarzen Meer träumten…
Eigentlich ist ja fast jeder
DDR-BÜRGER als
KIND bei den
PIONIEREN gewesen, sang am Lagerfeuer, spielte das " Manöver Schneeflocke“ mit, sammelte Gläser, Flaschen, Altpapier und trug (in der ersten Zeit) stolz sein
HALSTUCH, deren
3 ECKEN die „tragenden Säulen unserer Kindheit“ – Elternhaus, Schule & „Kindervereinigung“ – symbolisieren sollten. Ich fand es als Schüler & Lehrer immer echt beschämend, wenn erst auf dem Appellplatz das arg zerknitterte
HALSTUCH aus der
HOSENTASCHE gezogen und um den Hals „gewürgt“ wurde…
Das
WISSEN über die
»JUNGEN PIONIERE« ist heutzutage wenig differenziert, die
ERINNERUNGEN sind von Klischees überlagert. „Gelernte DDR-Bürger“ bedauern häufig, dass es eine solche
INSTITUTION, die sich um den
FREIZEITBEREICH der Kinder & Jugendlichen kümmert, heute nicht mehr gibt.
Viele, die einst mit echter Freude dabei waren, trauern dieser Zeit ein wenig nach, weil sie es auch heute noch gut fänden, wenn die Kinder von der Straße geholt würden. Sie hatten die Möglichkeit, sich in
ARBEITSGEMEINSCHAFTEN zu betätigen und
FERIENANGEBOTE wahrzunehmen. Diejenigen, die sich den Pionieren verweigerten, taten dies zumeist, weil es im Elternhaus aus religiösen oder politischen Gründen keine Zustimmung zum Beitritt gab.
EHEMALIGE „JUNGE PIONIERE“ kritisieren zwar noch heute recht einhellig die politischen
ÜBERSPITZUNGEN, die unzähligen
FAHNENAPPELLE und sich ständig wiederholenden
TREUESCHWÜRE an die Partei der Arbeiterklasse, erinnern sich aber dennoch immer wieder gern an
EINE SCHÖNE ZEIT, in der sie bei den
PIONIEREN lustig und optimistisch heranwuchsen.
Es war letztendlich eine
CHARAKTERFRAGE, was man aus der
BEGEGNUNG mit der staatstragenden Organisation der
„JUNGEN PIONIERE“ gemacht hat – wobei natürlich das
„FROHE PIONIERLEBEN“ je nach Linientreue und Aktivität des jeweiligen
PIONIER~ bzw. KLASSENLEITERS vor Ort sehr unterschiedlich aussehen konnte.
Apropos:
FROHES PIONIERLEBENMit sehr viel
SCHÜLERHUMOR beschrieb dies auch der ehemalige Lehrer Otto Häuser als
„BRAVER SCHÜLER OTTOKAR“:
PIONIERARBEIT …ist meist
KEINE ARBEIT, sondern mehr
SPIEL & ZEITVERTREIB, also Beschäftigung mit Dingen, die Spaß machen, oder auch
SITZUNGEN, welche sehr wichtig sind, damit wir uns später daran gewöhnen. Diese fangen so an:
Mein Freund Harald setzt sich auf den Klassenleiterstuhl und macht ein ganz ernstes Gesicht. Karl-Heinz hat meist sein
PIONIERTUCH vergessen, und dieses ist der erste
TAGESORDNUNGSPUNKT. Wenn alle genug auf Karl-Heinz eingeredet haben, dann muss er uns versprechen, dass er das
PIONIERTUCH nie wieder vergisst. Dies wiederholt sich dann in allen
SITZUNGEN. Dann verteilen wir verschiedene
AUFGABEN, z.B. einen
ARTIKEL für die
WANDZEITUNG schreiben. Einmal war ich dran. Das
THEMA lautete:
„DER KAMPF UM GUTE NOTEN“ . Nachdem ich als Beschmückung einige schöne
SÄTZE aus unserer Zeitung >Die Trommel< abgeschrieben hatte, ging mein
ARTIKEL so:
„Liebe Pioniere! Der KAMPF UM GUTE NOTEN ist ein HÖHEPUNKT UNSERES PIONIERLEBENS. Wir befinden uns auf dem VORMARSCH und marschieren zuversichtlich weiter. Im Sozialismus darf es KEINE FÜNFEN mehr geben. Das macht uns stolz und froh. Der KAMPF UM GUTE NOTEN ist eine feine Sache. Wir danken unseren Freunden, den LEHRERN, und gehen mit Schwung an die Arbeit. Seid bereit !“Wie ich diesen
ARTIKEL vorgelesen hatte, haben alle
PIONIERE geklatscht und mich freudig angestaunt. Mein
KLASSENLEITER meinte aber, ich soll doch mal ehrlich sein und erklären,
WIE wir kämpfen und ob man auf Fünfen und Vieren stolz sein kann. Da bekam ich eine Wut und habe einen neuen
ARTIKEL geschrieben:
„Liebe Pioniere! Unter uns gibt es einige FAULE SÄCKE, z.B. die dicke Mia, den langen Schücht und Spinner Andreas. Wenn nicht bald ihre FÜNFEN verschwinden, dann können sie was erleben. Auch ist die DISZIPLIN schlecht. Die größten Stänker sind die Zwillingsbrüder Raschke. Man muss ihnen eins überbraten oder sie erziehen. Auch gibt es viele ABSCHREIBER, wie z.B. Claudia Piesel und Barbara Petz. Der KAMPF UM GUTE NOTEN ist ein HÖHEPUNKT UNSERES PIONIERLEBENS. Seid bereit !“Wie ich diesen
ARTIKEL in unserer
PIONIERGRUPPE vorgelesen habe, hat niemand geklatscht und keiner mehr ein freudiges Gesicht gemacht.
Unser
PIONIERLEITER sagte aber, ich sei ein richtiger
KRITIKER, und man muss mich wählen für den
GRUPPENRAT…“
Der o.a.
GRUPPENPLAN ging folgendermaßen zu Ende:
„(Die Klasse versucht, immer in Ordnung)…, Disziplin und bei der Anfertigung der Hausaufgaben 5 Punkte zu erreichen. Die Blumen werden ordentlich gepflegt. Wir nehmen alle regelmäßig an den Gruppennachmittagen teil. An Sammlungen, Spendenaktionen und der Weihnachtspatenaktion beteiligen wir uns.
Einige Gruppennachmittage: Aktuelle Themen, Bastelnachmittag, Zeichennachmittag, Badbesuch, Schallplattennachmittag, Lesenachmittag." In unserem Lokalblatt, der >Lausitzer Rundschau<, berichteten hin & wieder „
PIONIERKORRESPONDENTEN“ auch aus
SENFTENBERG & Umgebung vom
>FROHEN PIONIERLEBEN< an ihren Schulen, wie die folgenden Beispiele aus den 1960er Jahren belegen: