Neues 528 - 2022-08-14

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Matthias
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Neues 528 - 2022-08-14

Beitragvon Matthias » Sa 13. Aug 2022, 08:38

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Harald
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Re: Neues 528 - 2022-08-14

Beitragvon Harald » Mo 15. Aug 2022, 17:34

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Diese hier eher etwas rhythmisch-schmetternd dargebotene, ursprünglich aber sehr schöne, getragene Weise für 4 Männerstimmen im ¾ Takt
>BRÜDER; REICHT DIE HAND ZUM BUNDE !< komponierte Wolfgang Amadeus MOZART kurz vor seinem Tod 1791 als
BUNDES~, WEIHE~ & KETTENLIED DER FREIMAURER , denen auch er angehörte. Das in allen Freimaurer-Logen eingebürgerte LIED besticht durch seine EINFACHHEIT & KLARHEIT. Der Begriff “KETTENLIED“ lehnt sich daran an, dass die Freimaurer-Logen ihre Versammlungen damit beendeten, „dass sie das Lied mit verschlungenen Händen als Zeichen ihrer Gemeinschaft sangen.“
Kaum ein Österreicher weiß aber, wenn er seine NATIONALHYMNE („Land der Berge, Land am Strome") schmettert, dass diese MELODIE eine „freimaurerische Weise“ ist.
Sie erfreut sich mit anderen unterlegten TEXTEN noch heute großer Beliebtheit bei FESTEN von Freundeskreisen, Verbänden & gesellschaftlichen Organisationen, so daß das >BUNDESLIED< ZUM VOLKSLIED im besten Sinne geworden ist, dessen sich seither selbstredend auch alle DEUTSCHEN MÄNNERGESANGSVEREINE bedienen.

Ich hatte mich unter NEUES 223, 249 & 488 in meinen KOMMENTAREN bereits ausführlich dem SENFTENBERGER MÄNNERCHORGESANG gewidmet und beschäftige mich deshalb heute nur noch etwas mit dem THEMA:

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Im 19. Jahrhundert, zur Zeit der ROMANTIK, der „Epoche der großen Gefühle“, setzte eine GRÜNDUNGSWELLE VON MÄNNERGESANGVEREINEN ein.
Gestandene „MANNSPERSONEN“ unterschiedlichsten ALTERS und aus verschiedensten BERUFEN schufen sich eine „neue Form der GESELLIGKEIT“ und trafen sich in der LIEBE ZUR CHORMUSIK in diversen GESANGSVEREINEN, um dem Alltag für ein paar Stunden zu entfliehen und dabei GLÜCK & ZUFRIEDENHEIT zu empfinden.
Diese GEMEINSCHAFTSSTIFTENDE KRAFT DES MÄNNERCHORGESANGES, die sich allein sich schon im VEREINSNAMEN äußerte (zumeist >Harmonie< oder lat. >Concordia<), erfuhr allerdings zunehmend eine recht eigentümliche VERKLÄRUNG, die fast schon an RELIGIÖSER ÜBERHÖHUNG grenzte, wie nachfolgend aus einem Statut zitiert:

„Wo MÄNNER walten und wirken, da ist ERNST & KRAFT, und wo sie HOHES & VOLLENDETES wollen, da muß es gelingen, wenn sie mit KRAFT & EINTRACHT zusammenstehen. Wie HERRLICHES & GROSSES im REICHE DES GESANGES kann erstehen, wenn viele seiner DIENER zusammentreten, um ihre TÖNE in einem AKKORDE auszuströmen! Wie wahrhaft freudig ist solch ein SANG, weil die SÄNGER sich ihrer inneren HARMONIE bewußt sind und wie ergreifend ist ein solcher CHOR, weil er der EINKLANG VIELER MÄNNERHERZEN ist.“

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SANGESBEGEISTERTE MÄNNER gab es allerorten, das Bedürfnis nach GEMEINSCHAFT ohnehin, insbesondere, wenn das SINGEN noch mit TRINKEN & SPASS verbunden werden konnte. Man traf sich also regelmäßig, um nicht nur zu essen und zu trinken, sondern sich auch „über Gott & die Welt“ zu unterhalten, LIEDER auszuwählen und sie anschließend, oft „feucht-fröhlich“, gemeinsam zu singen. Da die MITGLIEDER zwar durchweg sangesbegeistert, jedoch nur selten musikalisch umfassend ausgebildet waren, richtete man sich nach dem Leistungsvermögen der speziellen Runde. Es galt lediglich, klanglich reizvolle LIEDER auch singtechnisch zu bewältigen, damit man sich künftig auch einmal mit befreundeten Männergesangvereinen zum gemeinsamen SINGEN treffen konnte. Regionale und überregionale FESTE vereinten damals mehrere 100, bisweilen mehrere 1000 begeisterte SANGESBRÜDER. Sie alle brauchten neben GESELLIGKEIT & KAMERADSCHAFTSGEIST nur 4-stimmige, klang~ & wirkungsvolle, vor allem aber leicht erlern~ und singbare LIEDER für die klassische Männerchorbesetzung – je 2 Tenöre & Bässe. Neben TISCH~ & TRINKLIEDERN waren die bevorzugten Themenkreise NATUR, WALD, JAGD, WANDERN, aber gern auch LIEBE & HUMOR.
Später traten allerdings zunehmend auch POLITISCHE, insbesondere NATIONALISTISCHE TEXTE in den Fokus des Interesses.

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In der SENFTENBERGER JUBILÄUMS – FESTSCHRIFT wurde darauf verwiesen, dass es dem aus kleinsten Anfängen hervorgewachsenen MGV Senftenberg dank zielbewusster FÜHRUNG und einer begeisterten SÄNGERSCHAR gelungen ist, eine achtungsgebührende Stellung im SENFTENBERGER MUSIKLEBEN zu erringen, wobei man sich gemäß VEREINSMOTTO „Im Gesang auf NEUEN WEGEN zuschreiten und daneben dem bewährten ALTEN treu bleiben.“ der PFLEGE DES VOLKSLIEDES annahm und somit, wie viele andere CHÖRE auch, mit 2 „verdeckten“ WEIHNACHTSLIEDERN startete, nämlich mit >Oh sanctissima<, dem lateinischen „Oh du fröhliche“ und >Seht, wie die Sonne dort sinket< nach der Melodie von „Süßer die Glocken nie klingen“.
WEIHNACHTEN lief auftrittsmäßig sowieso schon immer am besten !
In SENFTENBERG konnte damals „jeder anständige Mann“, der LUST & LIEBE ZUM GESANGE hatte, ohne Rücksicht auf Stand, Religion & Politik als MITGLIED aufgenommen werden, wenn er nur „pünktlich & regelmäßig am deutschen Liede arbeiten wolle“.
Neben der ernsten LIEDPFLEGE wurde die Pflege echter SANGESBRÜDERLICHKEIT nicht vergessen. Sie kam zum Ausdruck in den SÄNGERREISEN (alljährlich zum Himmelfahrtstag in die Sächsische Schweiz), in der ANTEILNAHME bei Begräbnissen, Trauungen & Jubiläen der Mitglieder, beim SOMMERFEST, den gemeinsamen ½ tägigen AUSFLÜGEN in die Umgegend, sowie den vielen UNTERHALTUNGSABENDEN & STIMMFESTEN (jede Stimme lud einmal ein).

Als man sich Anfang des 20. Jahrhunderts für die gleichberechtigte Aufnahme von FRAUENCHÖREN in den deutschen SÄNGERBUND aussprach, der MGV SFB mit seinen 60 aktiven SÄNGERN sich beispielhaft mit einem FRAUENCHOR zu einem GEMISCHTEN CHOR verband, um sich gemeinschaftlich größeren geistlichen Gesängen zu widmen,
war an die >ZEIT DES CHORSTERBENS< noch nicht zu denken.

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Der CHOR DER BERGARBEITER Brieske/Senftenberg gab im vorigen Jahr, 110 Jahre nach seiner Gründung, im Konzertgarten der >Kaiserkrone< Marga mit einem letzten gesungenen "Glück Auf“ sein ABSCHIEDSKONZERT…Seit 1911 hatte sich der Chor über 280 Titel erarbeitet, in denen es zumeist um den Stolz und die früher so harte Arbeit der Bergleute ging. Einst waren sie über 40 Sänger, zuletzt noch 23, davon kein Chormitglied unter 60. Seit 10 Jahren war kein Nachwuchs mehr hinzugekommen und die inzwischen gealterten Stimmen sowie die gesundheitlichen Schwächen der Männer haben letztendlich dazu geführt, dass neben dem CHOR auch das bergmännische LIEDGUT in unserer Region VERGANGENHEIT ist.
NUN IST SCHLUSS. Tränen sind auch im PUBLIKUM geflossen, bei dem oft ganze Familien im BERGBAU gearbeitet haben… :cry:


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