Neues 531 - 2022-09-04

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Matthias
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Neues 531 - 2022-09-04

Beitragvon Matthias » Sa 3. Sep 2022, 08:06

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Harald
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Re: Neues 531 - 2022-09-04

Beitragvon Harald » Di 13. Sep 2022, 12:49

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Hinter den historischen Begriffen
FESTUNG, SCHLOSS, WEHRANLAGE

verbirgt sich für Besucher unserer Heimatstadt ohne Frage ein sehr beliebtes SENFTENBERGER AUSFLUGSZIEL.
Zweifellos spielt dabei das BAUWERK an sich eine herausragende Rolle, was man insbesondere an den meist übereinstimmenden EINTRÄGEN in diversen LEXIKA aus verschiedenen Zeitepochen ablesen kann, die sich vor allem auf historische Fakten bezüglich Bau & Umbau incl. Namen der jeweiligen herrschaftlichen Auftraggeber beschränken. Diesbezüglich erinnere ich mich als Lehrer i.R. immer gern an SCHLOSSBESUCHE, bei denen sich die SCHÜLER an Stelle langweiliger JAHRESZAHLEN viel lieber geheimnisvolle, aufregende, auch gern deftige oder frivole EPISODEN aus dem HOFLEBEN anhörten.
Bei meinen Recherchen stieß ich eines Tages auf einen profunden HOFBERICHTERSTATTER, den spanischen Mönch & späteren Bischof H. ANTONIO DE GUEVARRA, welcher um 1600 die Länder Italia, Gallia, Germania, Anglia durchwanderte und dabei nicht nur erfahren musste,
dass die FROMMEN LEUTE in den vornehmen STÄDTEN außerordentlich dünn gesät waren, sondern zu allem Verdruss auf diversen hochherrschaftlichen HOFHALTUNGEN neben allerhand EHRBAREM HOFGESINDE auch noch überaus viele UNEHRBARE HÖFLINGE vorfand.
Nachdem er über viele Jahre hinweg ausgiebige STUDIEN betrieben hatte, sagte er der schnöden Welt adé, setzte sich auf einem LANDGUT zur Ruhe und genoss in vollen Zügen das „VERGNÜGTE LANDLEBEN“, welches er wie folgt beschrieb:

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„Es ist ein großes Privilegium AUF DEM LANDE, daß man zu allen Sachen ZEIT & WEILE hat, wenn alles wohl eingerichtet ist, nehmlich zu lesen, zu bethen, in die KIRCHE zu gehen, Krancke zu besuchen, zu jagen, zu fischen, spatzieren oder in seinen WEINBERG zu gehen, das Vieh zu besehen, bey Zeit zu essen, mit der Karte eins zu spielen, mit dem Bogen zu schiessen oder die meiste Kegel zu werffen. Dieses Privilegium muß man BEY HOF entbehren; denn daselbst verderbet man die meiste Zeit mit Visiten und Audienz geben, und bißweilen mit Seufftzen und Klagen. AUF DEM LAND darff man ausgehen ohne sich zu sorgen, in eine liederliche Gesellschaft zu gerathen. Man bedarff nicht viel DIENER zum Aufwarten, keinen LAQUAIEN der mir das Pferd halte, keinen PAGE, keinen CAMMER-DIENER, der mich aus~ und ankleide und auf die Garde-Robe Achtung gebe, sondern man mag da ohne einzige Begleitung der Diener ausgehen und allein hin und her Spatzieren, und nur einen Stock in der Hand haben, oder die Hände auf den Rücken zusammenschlagen und daneben ein Liedgen singen…“

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Danach fand er die Zeit für gekommen, den >HOFSTIL EUROPÄISCHER HERRSCHAFTSHÄUSER, DIE VON GOTT REDEN & NACH DER WELT LEBEN“
zu brandmarken.
Nachfolgend einige ausgewählte TEXTSTELLEN aus dem über 200 Seiten umfassenden „Pamphlet“, deren Schreibweise ich ein wenig „auf hochdeutsch getrimmt“ habe, in dem er ‚knallhart‘ mit dem UNGEBÜHRLICHEN, UNMORALISCHEN & UNCHRISTLICHEN VERHALTEN DER HOFLEUTE abrechnete:

"Weil an etlichen FÜRSTENHÖFEN keine Wacht bestellt wird, kein Freund den andern warnt und keiner vorhanden ist, der das HOFGESINDE zum Beichten anhält, so folget,
daß derjenige, welcher sonst von Natur aus FROMM ist, die Freiheit gewinnt, BÖSE zu werden:
Ist da einer, der gerne die EHE BRICHT, so findet er bei Hof schon Leute, die ihm Anleitung dazu geben; will er sich an einem RÄCHEN, so gibt’s schon welche, die sich dazu bestellen lassen. Will er BANKETTIEREN, so findet er SCHMAROTZER & TELLERLECKER genug, will er LÜGEN, so findet er JA-SAGER, die alles loben was er redet,
will er SPIELEN, so findet er SPIELER & SPIELPLÄTZE genug, will er sich einen durch die GURGEL jagen, so trifft er Leute genug, die ihm dabei behilflich sind,
will er STEHLEN, findet er Gelegenheit dazu, will er FALSCH SCHWÖREN, so findet er Leute, die ihm GELD dazu geben.
Hofleute wechseln alle Augenblicke ihr Gesicht, sind Tiere mit zwei Zungen, und streuen einander gern Erbsen auf den Weg.

Und weil dann LEUTE nach dem HOF kommen, die niemanden, noch die Gebräuche kennen, so schmiegen sich die KAMMERDIENER, SÄNGER & MUSIKANTEN zu ihnen,
die NARREN & SCHMAROTZER laden sich selbst zu Gast und die in Armut geratenen und verdorbenen EDELLEUTE locken ihnen durch Betteln & Lamentieren das GELD aus dem Beutel. Viel SACHEN kauft man man ein, derer man selbst bedarf aber nicht wieder hinweg führen kann: alsbald ein EDELMANN gen HOF kommt,
so muß er TUCH suchen für sein Gesinde, STALLUNG für sein Roß, BETT, darauf er und seine Leute liegen, TISCH darauf er essen und KANNEN & GLÄSER, daraus er trinken kann, SCHÜSSELN zu den Speisen, und BESEN zum Kehren.
Nach dem HOF begeben sich vieler großen Herren SÖHNE, für die es besser wäre, hinterm Ofen zu sitzen, als sich in Fürstliche Dienste zu begeben – denn sie sind entweder grob, unerfahren & bockig, oder halten sich nicht sauber in Kleidung, sind abgeschmackt & läppisch in Gesprächen, essen wie die Bauern, sind unhöflich gegenüber Frauenzimmern und lassen in all ihrem Tun den TÖLPEL sehen.

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BEI HOF mangelt es nicht an Verleumdern, Zuträgern, „Ohrenbläsern & Achselträgern“ und selten an UNEINIGKEIT unter den Dienern, NEID unter den Höflingen,
RANGSTREIT unter den Ministern, FEINDSCHAFT unter den Ehrgeizigen & STÄNKEREIEN unter den Boshaften.
Man sieht, daß hier & da ihrer zwei, drei oder vier zusammenhalten, miteinander BRÜDERSCHAFT machen und mit einem EID sich verbinden, stets beisammen zu sein,
miteinander zu essen, zu gehen, zu schlafen, zu stehlen, sich zu schlagen etc., jedoch diese FREUND~ & BRÜDERSCHAFT nicht dahin zielt, sich zu bessern,
sondern ihre LASTER untereinander zu vertuschen.
BEI HOF gehen alle Sachen, mehr denn anderswo, SCHWER & LANGSAM daher, weshalb auch die TUGEND schwer zu erlangen, noch weit schwerer aber dieselbe zu behalten ist, denn wir sehen, daß aus den sittsamen & friedfertigen Menschen VERMESSENE, den mäßigen FRESSER & SÄUFER, den geduldigen POLTERER, den edlen ESEL, den verschwiegenen SCHWÄTZER, den verständigen NARREN, den keuschen EHEBRECHER, den fleißigen MÜSSIGGÄNGER und aus den frommen & gottesfürchtigen KALTE CHRISTEN werden.

BEI HOF hilft es einem wenig, WEISE zu sein, wenn man kein GLÜCK hat: FREUNDE werden schnell zu FEINDEN und die NEIDER wachsen wie das Gras. WEISHEIT gilt nichts, TUGEND wird nicht geachtet, WISSENSCHAFT nicht erkannt, DEMUT hat kein Ansehen, WAHRHEIT wird nicht geduldet, RAT nicht angenommen.
BEI HOF dient man zwar EINEM HERRN, doch gleichwohl muß man VIELEN HERREN zu Gnaden leben:
wieviel MÜHE & ARBEIT muß man haben, ehe man den geringsten NUTZEN davon bekommt oder befördert wird. Er muß sich auch stattlich halten, denn nur wer sich zu HOF mit kostbaren KLEIDERN ziert und in WEIBISCHER ART stolziert, der wird hoch gehalten, obwohl er schon ein ESEL ist.
Um BEFÖRDERT zu werden, muß man dem FÜRSTEN dienen, den MINISTERN aufwarten, den TÜRHÜTERN spendieren, den ACHSELTRÄGERN schmeicheln,
auf den SEKRETÄR warten, bis der am Morgen aufgestanden ist, muß für JEDERMANN das Hütchen unter dem Arm tragen, dem, der bei Hof etwas zu verwalten hat, einen Stuhl hinterher tragen, für den UNWÜRDIGEN die Knie biegen und muß fast einen jeden GNÄDIGEN HERRN nennen, der es überhaupt nicht verdient.
BEI HOF muß niemand hoffen, daß ihm dieser oder jener helfen werde, wenn er in ARMUT gerät.
Bist du gerecht & fromm, so wirst du nur von wenigen gelobt, bist du traurig, tröstet dich keiner, wirst du krank, so besucht dich niemand, stirbst du, so bist du vergessen…"

Alle Kinder lesen MÄRCHEN gern und lieben den Zauber der MÄRCHENWELT,
vor allem die reich belohnten Tugenden: LIEBE, TREUE, TAPFERKEIT, OPFERMUT & BARMHERZIGKEIT.
Im MÄRCHENSCHLOSS herrscht ein gerechter MÄRCHENKÖNIG, neben ihm seine Tochter, eine MÄRCHENPRINZESSIN, beschützt von einer guten FEE
das sind die LICHTGESTALTEN DER MÄRCHENBÜCHER
Lassen wir unsere KINDER die ernsten WAHRHEITEN & LEBENSWEISHEITEN, die sich im MÄRCHENSCHLOSS in bunten MÄRCHENKLEIDERN verstecken, selbst erkennen,
bevor wir sie aufklären… ich sage nur: ALTER MÖNCH;) !

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