Neues 535 - 2022-10-16

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Matthias
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Neues 535 - 2022-10-16

Beitragvon Matthias » Sa 15. Okt 2022, 09:15

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Harald
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Re: Neues 535 - 2022-10-16

Beitragvon Harald » Di 18. Okt 2022, 15:00

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Das GESPENST DER INFLATION geht um in diesen Tagen und viele fragen sich besorgt, ob Deutschland eine HYPERINFLATION wie in den angeblich >GOLDENEN ZWANZIGERN< droht. Ich erinnere mich noch an die bildhaften ERZÄHLUNGEN MEINER GROSSELTERN, wie sie sich stets „mit einer Schubkarre voller wertloser Geldscheine“ zum EINKAUFEN aufmachten, denn meine OMA konnte mit dem LOHN, den mein OPA morgens ausgezahlt bekam, abends schon nichts mehr anfangen.
Diese schiere AUSWEGLOSIGKEIT von damals ist noch immer im kollektiven Gedächtnis der Deutschen verankert. Vor allem waren es die HORRENDEN PREISEvon 1922,
die meine OMA Zeit ihres Lebens nicht vergessen konnte:
1 großer Schinken 9000 / Wintermantel 5800 /1 Zentner Kartoffeln 550 / Kochtopf 500 / Teller 300 / Wäscheleine 200 / Stück Kernseife 50 / Alu-Eßlöffel 30 / Bleistift 24 Mark.
Als dann im Jahre 1923 ein BROT sage und schreibe 1 BILLION (1000 Milliarden) MARK kostete, schaltete meine Großmutter ihr Preis-Gedächtnis aus.
Obwohl gegenwärtig die PREISE IN SUPERMARKT & TANKSTELLE auch enorm anziehen und oft regelrecht wehtun, ist eine HYPERINFLATION wie in den 1920er-Jahren nach einer Einschätzung der selbsternannten „Wirtschaftsweisen“ wohl derzeit noch nicht zu befürchten. Allerdings müssen wir uns in Folge des Ukraine-Krieges auf dauerhaft HÖHERE ENERGIEPREISE einstellen.


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SENFTENBERGER ALLTAG IM OKTOBER 1922

Als im Oktober 1923 eine EINZELNUMMER des >Senftenberger Anzeiger< je nach Umfang zwischen 18 und 25 Millionen Mark kostete, hatte die INFLATION in der Weimarer Republik ihren dramatischen Höhepunkt erreicht. 1922 bekam man sie immerhin noch für 4,50 – 6,00 Mark. Dennoch war die bedrohliche GELDENTWERTUNG schon im Anmarsch, wie der folgende LESERBRIEFaus dem >Senftenberger Anzeiger< beweist:

JEDERMANN SEIN EIGENER MILLIONÄR

„Wenn man’s so sieht und hört, möchte man meinen, daß wir gegenwärtig in einer Zeit leben, wie sie trostloser gar nicht gedacht werden kann. Aber das scheint nur so. In Wirklichkeit leben wir in einem ständigen Rausch oder vielmehr in einer ununterbrochenen Folge von Räuschen, in dem wir uns nämlich durch die RIESENZAHLEN, mit denen wir jetzt jonglieren, sozusagen besoffen machen lassen.
Kürzlich war irgendwo zu lesen, daß man schon bald mit einer BILLION werde rechnen müssen – vielleicht die STAATSSCHULDEN, oder auch nur der neue KOHLEPREIS.
Aber das ist ja gleichgültig. Die Hauptsache bleibt, daß jetzt überhaupt das Wort BILLION so mir nichts, dir nichts in die Debatte geworfen werden kann, als wenn es sich um KINKERLITZCHEN handelte. Wenn früher in der Mathe-Stunde der Herr Lehrer von einer BILLION sprach, stellte man sich andächtig und ehrfurchtsvoll einen BERG VOLL GOLD vor, der mindestens bis an den MOND reichen mußte. In wenigen Wochen aber wird man vielleicht einen BILLIONSCHEIN in der Westentasche tragen und ihn dem BÄCKER beim SEMMELEINKAUF zum Wechseln geben. LÖHNE & GEHÄLTER führen zwischen sechs~ & siebenstelligen Ziffern Hexentänze auf und jedermann ist MILLIONÄR!
Die PREISE überschlagen sich in einem wahnwitzigen Taumel. BILLIG, TEUER – gibt’s das überhaupt noch ?“

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LANGFINGER, KLEINGANOVEN & SUPER-BELOHNUNGSSUMMEN

3.10.1922:
„Verloren gegangen ist am Sonnabend nachmittags in der 3. Stunde in der Bahnhofstraße hier ein PAKET, enthaltend 14500 Mark in Scheinen zu 500 und 5000 Mark in Hundertmarkscheinen. Dem FINDER ist hohe BELOHNUNG zugesichert.“

7.10.1922
„Einem hiesigen UHRMACHER wurden am vergangenen Sonnabend während der Mittagsstunde aus dem Arbeitsraume seiner GOLDWERKSTATT in der Laugkstraße mehrere wertvolle RINGE & UHREN entwendet, deren Wert sich auf 240000 Mark beläuft. Als TÄTER können 2 junge Leute, Mitte 20er Jahre, in Frage kommen, von denen der eine einen gelblichen Regenmantel und der andere eine blaue Mütze und blauen Anzug trug. Der Geschädigte hat eine BELOHNUNG von 1000 Mark für Ermittlung der Täter und Wiedererlangung der gestohlenen Gegenstände ausgesetzt.

13.10.1922
„Die rührige Tätigkeit der Kriminalpolizei hat wesentliche AUFKLÄRUNG gebracht. Einer der TÄTER ist in der Person des Gelegenheitsarbeiters Marcel Wojtkowiak aus der Weinbergstraße zu Jüttendorf-Flur ermittelt worden, der wegen begangenen schweren Einbruchs noch 6 Monate Gefängnis zu verbüßen hat. Als er heute nachmittags dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden sollte, nahm er Reißaus. Auf dem Kirchplatz gelang es, ihn zu ergreifen, doch verstand er es, sich wieder loszureißen und die FLUCHT fortzusetzen. Durch die Rufe ‚Haltet ihn!‘ sammelten sich viele Menschen an, die die Verfolgung aufnahmen und es gelang, ihn in der Elsterstraße abermals zu ergreifen. Nun gab es kein Entrinnen mehr. Trotz hartnäckigen Leugnens konnte er der Tat überführt werden, da man bei seiner Körpervisitation eine große goldene HERRENUHR mit Sprungdeckel finden konnte. Ueber die Herkunft derselben verweigert er jegliche Auskunft und bequemt sich auch nicht, seinen KOMPLICEN zu nennen, der bisher noch nicht gefaßt ist. Außer den GOLDSACHEN, die einen Wert von 300000 Mark repräsentieren, fielen den DIEBEN noch 12000 Mark in Papiergeld in die Hände. GESTOHLEN wurden außerdem: eine goldene Anker-Remontoiruhr mit Sprungdeckel, 1 goldene Damenuhr, 1 Brillantring mit Stein, etwa 20 Trauringe, diverse silberne Ketten & Münzen, verschiedene Armbänder und 1 Zeiß-Feldstecher.“

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DIE PREISE GEHEN DURCH DIE DECKE

Die inzwischen auf allen Gebieten des täglichen Bedarfs zunehmende VERTEUERUNG führte zu einer BEUNRUHIGUNG der Bevölkerung,
so dass hierdurch ernste STÖRUNGEN der öffentlichen Ordnung zu befürchten waren. Von Tag zu Tag mehrten sich die KLAGEN über unangemessene PREISE.“

10.10.1922
„Die Mitglieder und Freunde des >Vaterländischen Frauenvereins< werden auf das TANZKRÄNZCHEN BEI BARANIUS am 12. d.M. aufmerksam gemacht. Da die NOT oft groß ist,
und unsere KASSE bei den TEUREN PREISEN größere Mittel als früher braucht, wird zum Besten des guten Zweckes um zahlreiche Beteiligung herzlichst gebeten.“

23.10.1922
„Die zur Ausgabe gelangenden BROTKARTEN sind für einen Zeitabschnitt von 8 Wochen bemessen und reichen bis zum 17. Dezember.
Die PREISE für das 1950 Gramm schwere BROT erhöhen sich von nächster Woche an auf 87 Mark.“

„Im Zeichen der erhöhten TRANSPORTPREISE stand auch unserer gestriger KRAMMARKT. Von GEWERBETREIBENDEN war derselbe sehr gering besucht. KÄUFER hatten sich am Nachmittage um so mehr eingefunden und trotz der ENORM HOHEN PREISE wurde viel gekauft. An LANGFINGERN fehlte es auch diesmal wieder nicht. Ein HÄNDLER, der kaum seine WARE ausgelegt hatte, büßte 8 Paar wollene Strümpfe im Werte von 2000 Mark ein. Auch an anderen Stellen gelang es den DIEBEN, mit der WARE davoneilen zu können. Eine Frau, die vor einem BUDENSTANDE aus ihrem Pompadour ein Taschentuch zum Gebrauch herausgenommen hatte, büßte ihre GELDTASCHE mit etwa 2000 Mark ein. Daraufhin wurde das Budenmaterial schnell vom Platz geräumt.“

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IM SCHLEPPTAU DER INFLATION: MANGELWIRTSCHAFT

14.10.1922
„Die elektrische STROMBELIEFERUNG für Licht & Kraft wurde gestern Mittag wieder einmal unterbrochen, und zwar so ergiebig, daß sich die STROMVERBRAUCHER bis in die späten Nachmittagsstunden OHNE STROM behelfen mußten. Wie unangenehm diese andauernden STÖRUNGEN für die auf Stromversorgung eingerichteten BETRIEBE sind, braucht wohl hier nicht weiter erwähnt zu werden.“
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