Neues 538 - 2022-11-06

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Matthias
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Neues 538 - 2022-11-06

Beitragvon Matthias » Fr 4. Nov 2022, 17:57

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Harald
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Re: Neues 538 - 2022-10-30

Beitragvon Harald » Sa 5. Nov 2022, 09:52

Advent 1900_resize.jpg

Die VERANSTALTUNGEN in der Senftenberger „EVANGELISCH-LUTHERISCHEN KAPELLE“ im DEZEMBER 1900 wurden regelmäßig
im >Senftenberger Anzeiger< veröffentlicht. Sie bestanden aus >LESEGOTTESDIENSTEN<, welche ausnahmslos der HILFSPREDIGER MENZEL bestritt. Es fanden sich im Nachhinein allerdings keine „Erfolgsmeldungen“ im Lokalblatt, sodass die Zahl der jeweils anwesenden LUTHER-VEREHRER im Dunkel verborgen blieb.
Es war übrigens gegen MARTIN LUTHER’S Willen, daß man seine Freunde & Anhänger nach ihm >LUTHERANER< nannte und deshalb hat die EVANGELISCHE KIRCHE auch den Namen >LUTHERISCH< nicht gewählt. Allerdings verpasste PAPST Hadrian VI., ihr auf gehässige & hämische Weise diese Bezeichnung als SPÖTTISCHEN SEKTENNAME, und schürte damit das VORURTEIL, dass LUTHER Herr & Meister des GLAUBENS sei, und seine eifrigen KÄMPFER sich blind an seine AUSSPRÜCHE zu halten haben.
Dass man dieses >BLINDE VERTRAUEN< allerdings subjektiv gestalten durfte, zeigt der nachfolgende BERICHT .Manch ein LAIENPRIESTER bediente sich nämlich im GOTTESDIENST sehr gern der LUTHER - DEVISE , „DEM VOLK AUF'S MAUL ZU SCHAUEN“ !

Cover_resize.jpg

In einer gewissen GEGEND, die man nicht nennen darf, begab es sich, dass der PFARRER DER DORFKIRCHE, weil er zu Mittag stets sehr viel schmauste, an einer plötzlichen Verdauungsstörung starb.
Um dieses AMT wieder zu besetzen, wurde nach KANDIDATEN gesucht, die GEMEINDE hatte schon einen in petto,
der allerdings zuvor in einer >PROBE-PREDIGT< gehört werden sollte. Der Mann hieß „Sumsa“. Er war die LAUTERKEIT & REDLICHKEIT in Person, liebte das OFFENHERZIGE und hasste das SCHEINHEILIGE & KRIECHENDE. Er hatte was Rechtschaffendes gelernt, sich selbst und andere Menschen studiert – besaß aber einen FEHLER, weswegen er von der dazumal herrschenden LITURGIE verketzert war: wenn er predigte, so betrat er in einer gewöhnlichen, ehrbaren KLEIDUNG die KANZEL, und steckte seine im Nacken abgeschnittenen HAARE mit einem krummen KAMM auf dem Scheitel fest. ER hatte dafür seine GRÜNDE:
„Ich bin eben so ein sündiger Mensch, als ein jeder unter meinen Zuhörern. Mithin halte ich es für gerathener, mich durch VORTRAG & ANSTAND Aufmerksamkeit, Ehrfurcht & Liebe zu erwerben, als durch einen burlesken ANZUG erheischen zu wollen.“
So rückte der zur PROBEPREDIGT bestimmte SONNTAG heran,
„Sumsa“ betrat also die KANZEL und begann:

„Liebe Menschen ! Warum wir uns heute hier versammelt haben, das mögt ihr wohl eben so gut wissen, als ich. Ihr sehet aus eurem KALENDER, daß heute SONNTAG sey; man hatte euch hinterbracht, daß ich heute predigen würde, und als heute früh die GLOCKEN geläutet wurden, ginget ihr in die KIRCHE.
Da lauft ihr, als wenn ihr die Schuhe verlieren wolltet, wenn zum letzten Mal ist geläutet worden, und thut, als wenn’s euch noch so sehr um ein bischen GOTTESWORT zu thun wäre, und im Grunde habt ihr ganz andere GEDANKEN im Kopf: Die JUNGEN KERLS kommen in die KIRCHE, um die MÄDELS zu becirzen, und die MÄDELS, um die KERLS anzugaffen; der eine kömmt, um seine neue Jacke & blanken Knöpfe zu zeigen; eine andere kömmt, um ihr neues Mieder, Haube & Mütze sehen zu lassen. Etliche kommen deswegen, damit man sie für recht fromme CHRISTEN & KIRCHENGÄNGER halten soll, auf daß sie ihre SCHELMEREY desto sicherer hinter diesen SCHEIN verstecken können; wieder andere kommen blos der GEWOHNHEIT wegen, weil sie von Jugend auf alle Tage in die Kirche gegangen sind. Es kommen auch einige, um mit diesem oder jenem recht gemächlich zu schwatzen, oder auch recht in Ruhe sanft schlafen zu können, oder heulen zur Abwechslung ein bischen, daß man glauben möchte, sie steckten bis über die Ohren in ANDACHT. Auch kommen dann und wann etliche naseweise BURSCHE, die dem PREDIGER bald dieses, bald jenes WORT aufschnappen, und solches so lange wiederkäuen, bis sie einen verkehrten lächerlichen SINN daraus machen können. Und endlich kommen viele, und kaum, als sie da sind, fangen sie mit dem Maul ein GEPLAPPER an, daß man meynen möchte, ein MÜHLRAD stünde neben einem, sie gaffen immerzu in der KIRCHE herum, stoßen ihren NÄCHSTEN, wenn sie im mindesten was besonderes sehen. Und zu Nachts, wenn sie im WIRTHSHAUSE zusammtreffen, da wissen sie alles haarklein zu erzählen, was in der KIRCHE vorgegangen, wer da, und nicht da gewesen ist, und was der Dinge mehr waren.
PFUI der Schande ! Heißt das Gott dienen ? Ihr Heuchler, getünchten Wände, ihr Schlingel ! Der liebe GOTT wird euch schlagen. Schämt euch in euren unverschämten Hals hinein.
Ich will lieber LEEREN STÜHLEN & BÄNKEN vorpredigen, als einer Menge MENSCHEN, die nicht reinen Herzens sind, und die da glauben,
daß, da sie andere LEUTE mit ihren GEBÄRDEN betrügen können, sich auch der liebe GOTT betrügen lasse. Wie könnt ihr GUTES MUTHS seyn, wenn ihr so falsch an dem lieben GOTT handelt ? Ihr denkt zwar: der ist so BÖSE nicht; aber nehmt euch in Acht, er kömmt gewiß, und schlägt alsdenn dreymal auf eine Stelle, und das thut ein bischen weher, als ein HIEB mit des VOGT‘S KNORRENSTOCK. Wenn ihr demnach euren verkehrten SINN nicht ändert, so verkündige ich euch, daß ihr fleißigen KIRCHENGÄNGER alle zum TEUFEL gehen werdet.
ICH WASCHE MEINE HÄNDE IN UNSCHULD; ich hab’s euch gesagt…!

Bereitet euch nun, meine LEHRE zu empfangen; vorher aber bethet, und zwar so: macht die AUGEN zu, damit ihr die GEDANKEN hübsch beysammen haltet, plappert nicht mit den Lippen, sondern ein jeder denke still bey sich DIESE WORTE:

„Lieber Gott ! Ich bin von Herzen dumm, und verstehe von dir und deinem Worte wenig oder nichts. Heute aber hab ich’s mir recht fest vorgenommen, Achtung zu geben, was mir der CANDIDAT sagen wird, damit ich gescheiter nach Hause gehen möge, als ich ausging.“


Durch diese klare & deutliche VORREDE, sowie der sich anschließenden SONNTAGSPREDIGT, gewann der CANDIDAT die HERZEN DER GANZEN GEMEINDE !
Er verabschiedete sich mit den WORTEN:
„Nun gehet, wenn der LETZTE GESANG gesungen worden, wohlgemuth heim, denkt darüber nach, was ich euch gesagt habe und thut so wohl.
Darob segne euch der HERR !“


Pfarrer_resize.jpg


Bleibt nur noch die FRAGE zu klären, welchem berühmten FILM –PFARRER wir diese fulminante REDE eher zutrauen würden:

(1) dem von EHRGEIZ zerfressenen, zwischen seiner Liebe zu Meggy und GOTT innerlich zerrissenen Karrierist, Zölibatsbrecher & Schönling, und deshalb von der DAMENWELT vergötterten Kardinal PATER RALPH,
(2) oder dem aus Nächstenliebe handelnden, schlitzohrigen & schlagkräftigen, von der MÄNNERWELT verehrten Priester DON CAMILLO, der im ständigen Konflikt mit dem kommunistischen Bürgermeister PEPPONE oft die Fäuste fliegen lässt und anschließend darüber mit dem gekreuzigten Jesus in der Dorfkirche kommuniziert ?

SIE HABEN DIE WAHL...! ;)


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