Neues 545 - 2022-12-25

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Matthias
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Neues 545 - 2022-12-25

Beitragvon Matthias » Sa 24. Dez 2022, 14:32

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Harald
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Re: Neues 545 - 2022-12-25

Beitragvon Harald » Mi 28. Dez 2022, 11:20

Logo AFB_resize.jpg

„Nach Kriegsende fiel auf dem Werk Meurostolln die neue Förderbrücke der Demontage zum Opfer. Der gesamte Grubenbetrieb wurde stillgelegt und in der Brikettfabrik die Pressen demontiert. So fand fast die gesamte Belegschaft Beschäftigung bei den Abrissarbeiten.“

…schrieb der einstige Obersteiger Z e u m e r aus Hörlitz in seinen ERINNERUNGEN.

Bei GESPRÄCHEN mit meinem Großvater trat zutage, dass das Schicksal der FÖRDERBRÜCKE MEUROSTOLLN offensichtlich geheimnisumwittert war, was sich eigentlich schon bei der Festlegung des ZEITPUNKTES DER INBETRIEBNAHME zeigt. Sogar der >Senftenberger Anzeiger< verzichtete auf eine RANDNOTIZ vom denkwürdigen DATUM – sicherlich aus Gründen der GEHEIMHALTUNG, um den englischen Bomberpiloten kein ANGRIFFSZIEL zu geben. Einige offizielle FOTOS hatten allerdings sehr schwach ein paar DATUMSANGABEN eingeblendet, nach denen man sich richten konnte.

Daten_resize.jpg

Das >Brandenburgische Landeshauptarchivs< legt eine LAUFZEIT von 1940 – 1942,
die Publikation >Bergbau in der Niederlausitz< dagegen von 1942 – 1945 fest.
Die Verwirrung stiftenden ZEITANGABEN aus der Illustrierten Zeittafel >3 Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlenbergbau< unterscheiden wiederum zwei Sachverhalte:
„1940 INBETRIEBNAHME der AFB Meurostolln (nordwestlich von Senftenberg)“
„1942 EINSATZ einer vom Lauchhammerwerk gebauten FÖRDERBRÜCKE im Tagebau Meurostolln bei Hörlitz (westlich von Senftenberg)“
,
die nachfolgend in ähnlichem Wortlaut auch in anderen Quellen auftauchen:
(1) 1942 kam im Tagebau Meurostolln/Elisabethsglück eine Abraumförderbrücke zum EINSATZ, die im nahen Lauchhammerwerk produziert worden war.
Mit ihrem riesigen Schaufelrad zur Abraumförderung war sie damals das modernste Gerät dieser Art.
(2) 1942 wurde die seinerzeit modernste Abraumförderbrücke mit großem Schaufelrad im Tagebau Meurostolln IN BETRIEB genommen.
Nach Kriegsende waren die Grubenbetriebe von Produktionseinschränkungen und Demontagen betroffen.
Auf Grube Meurostolln wurde 1946 die Abraumförderbrücke abgebaut.


DEMONTAGE

Im Frühling 1945 lag die Lausitz in Trümmern. Deutschland hatte Reparationen zu leisten für das, was seine Kriegsmaschine an Zerstörung über Europa gebracht hatte. Die USA waren nur interessiert an deutschem Knowhow, die SOWJETUNION setzte auf moderne PRODUKTIONSMITTEL, die dann in Gestalt von INDUSTRIEANLAGEN & FABRIKEN auf Güterzügen in Richtung Osten ratterten. Besonderes Augenmerk legten die Russen auf ANLAGEN der Lausitzer BRAUNKOHLE~ & TEXTILINDUSTRIE.
Jedoch unterm Strich brachten die DEMONTAGEN der UdSSR wenig ein, da höchstwahrscheinlich gerademal ein ¼ der Ausrüstungen heil ankam. Der REST blieb irgendwo auf der Strecke und rostet vor sich hin. Aber auch wenn der TRANSPORT tatsächlich glückte, wurde den Neubesitzern plötzlich klar: Die besten MASCHINEN taugen wenig ohne FACHLEUTE, die sie bedienen können. Und da diese fehlten, konnte das DEMONTAGEGUT in Russland nie wirklich betrieben werden.
Übrigens scheiterte der Erfolg oft schon an FEHLENDEN BESCHRIFTUNGEN VON BAUTEILEN oder der ZUR MONTAGE NOTWENDIGEN TECHNISCHEN DOKUMENTATIONEN.
Die MEUROSTOLLNER DEMONTAGE-BRIGADE schien hierbei allerdings wohl eine rühmliche AUSNAHME gewesen zu sein, wie das FAKSIMILE einer handschriftlichen SKIZZE zeigt, das die Zeit überlebt hat:

Skizze_resize.jpg

Nach Google-Eingabe der russischen Transkription für
>MEUROSTOLLN< = МОЙРОШТОЛЬН fand ich einen BERICHT über die INSTALLATION DER FÖRDERBRÜCKE auf der Homepage des ukrainischen Städtchens WATUTINO:

Die Stadt WATUTINO wurde im Jahr 1947 auf der Basis von BRAUNKOHLE-LAGERSTÄTTEN am Rande des Dorfes YURKIVKA gegründet.
Die Arbeiten an der INSTALLATION DER BRÜCKE begannen im Winter 1951-52 durch die Moskauer Spezialinstallationsabteilung "Obsobproektmontazh". Als technische Basis dienten AUSRÜSTUNGEN,
die als KRIEGSBEUTE von einer Gruppe sowjetischer Spezialisten als REPARATIONSZAHLUNGEN aus DEUTSCHLAND geliefert wurden. Der GESAMTKOMPLEX bestand aus einer einzigartigen FÖRDERBRÜCKE mit eingebautem SCHAUFELRAD, gewöhnlichen BAGGERN, einem WÄRMEKRAFTWERK und einer BRIKETTFABRIK.

Nach der fast 3 Jahre währenden INSTALLATION wurde die BRÜCKE nach der in der Nähe vorbereiteten GRUBE überführt und nach ENTWÄSSERUNG der Lagerstätte Ende 1953 in Betrieb genommen. Nachdem die BERGLEUTE die 45 Meter dicke Erde abgetragen hatten, entdeckten sie ein BRAUNKOHLEFLÖZ von bis zu 12 Metern.
Von der INBETRIEBNAHME legt das folgende AMATEURVIDEO beredtes Zeugnis ab:

Die FÖRDERBRÜCKE "MEUROSTOLLN" mit einem Gewicht von 8.000 Tonnen & einer Höhe von 82 Metern konnte die Arbeit von mehreren tausend Baggern ersetzen, eine 50 Meter hohe WAND abbauen und eine 65 Meter lange DEPONIE mit einer Kapazität von 2100 m3 / h schütten. 335 Meter betrug die Länge der Brücke vom Schaufelrad am Einziehausleger bis zum Ende des Abwurfbandes.
Sie wurde von 40 Arbeitern gewartet.
1963 gingen die Reserven der Braunkohlelagerstätte YURKOVSKY zur Neige, und einige Kilometer nördlich begann der Bau der geologisch komplexen SVENIGORODSKY- Kohlemine.
Es wurde beschlossen, die BRÜCKE in Eigenregie in den neuen TAGEBAU zu verlegen.
Am 27. August 1966 begann eine einzigartige BRÜCKENFAHRT zum Kohlebergwerk SWENIGOROD.
Aber die ARBEIT an dem neuen Abschnitt war unproduktiv. SANDHAUFEN rutschten regelmäßig in die GRUBE, rissen die EISENBAHNSTRECKEN ab und deckten die FAHRWERKSDREHGESTELLE ab. Der DREHAUSLEGER wurde durch eine VERLÄNGERUNG um 10 Meter rekonstruiert (in der Skizze oben ROT markiert), was das Problem jedoch nicht löste, da die ABRAUMDICKE 80 Meter erreichte und ein zusätzliches BAGGERGLEIS in den Schienentransport eingearbeitet werden musste, was die Arbeitsproduktivität verringerte .
Die Kohle aus der Lagerstätte Swenigorod war in Bezug auf den Aschegehalt deutlich schlechter, und konnte den Betrieb von Brikettfabrik & Wärmekraftwerk nicht sicherstellen.
Es war notwendig, die Dauer der jährlichen WINTERREPARATUR zu verkürzen und die BRÜCKE bei Frostwetter zu betreiben, auch wenn die Lufttemperatur unter 10 Grad fiel.
Ende 1970, während des Schichtwechsels um 00 Uhr, brachen plötzlich vier ZYLINDER der hydraulischen Hauptbrückenstützen ab, und der AUSLEGER stürzte ab.
Eine offizielle UNTERSUCHUNG wurde nicht durchgeführt, aber die mutmaßliche UNFALLURSACHE könnte eine KOMBINATION mehrerer Faktoren sein, wie z.B. die Verlängerung des Auslegers, das Fehlen von Plänen zu Trägern & drehbaren Teilen, Materialermüdung, der Betrieb bei Temperaturen von minus 10 Grad, bei dem sich die Hydraulikflüssigkeit im System der Zylinder der vier Säulen der Brücke bei niedriger Temperatur verdickte.
Da zu diesem Zeitpunkt die wichtigsten Kohlereserven erschöpft waren, wurde das langsame, aber unvermeidliche Aussterben des Komplexes unvermeidlich.
Anfang der 1990er Jahre wurde der Kohlekomplex geschlossen.

Bergleute_resize.jpg

Eine 1-minütige LOBPREISUNG DER BRÜCKE, die nur von einer einzigen FACHKRAFT bedient wurde, lief 1955 in den TV-Nachrichten >Nowosti dnja< (Neues vom Tage)




…und wurde nach ihrer Ausstrahlung am 18.02.2005 von einem Bewohner der Bergarbeiterstadt wie folgt kommentiert:
„Ich selbst komme aus dieser Stadt und möchte mal über sehr interessante Fakten sprechen:
Die Kosten für eine Tonne Braunkohle, die mit diesem Bagger abgebaut wurde, betrugen 6 Kopeken. Der Bagger wurde aus dem Ruhrgebiet (?) transportiert. Anschließend haben wir dieses Wunder der Technik dann vollkommen ruiniert: Im Winter haben sie einen "Plan" gemacht, na und dann lief es weiter wie immer. Niemand wurde dafür bestraft.
Diese starken Maschinen haben sie im Winter kaputt gemacht, die Hydraulik ist ausgefallen, die Alkoholsorte verdunstet, oder genauer gesagt, es gab eine Anweisung, die nur für eine gewisse Zeit funktionierte.
Jetzt gibt es an dieser Stelle einen Teich, sehr sauberes Wasser, leckere Hechte, Karpfen, Silberkarpfen in der Größenordnung von 30 kg, und auch Flusskrebse. Ein Lichtblick.“


Der >LMBV-Doku 14 – Meuro-Süd< überlasse ich das „SCHLUSSWORT“:

„Die Abraumförderbrücke „Meurostolln“ mit der Nr. 13 wurde nach Kriegsende demontiert und als Reparationsleistung in die UdSSR transportiert, wo sie fortan im Tagebau Jurkowsk in der Ukraine ihre Arbeit verrichtete.“

Inzwischen – wie wir nun wissen – ist die FÖRDERBRÜCKE MEUROSTOLLN Geschichte...

Frank66
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Re: Neues 545 - 2022-12-25

Beitragvon Frank66 » Di 3. Jan 2023, 09:38

Laut der Zeitschrift "Braunkohle" Jahrgang 1940, wurde die Förderbrücke 1940 in Betrieb genommen.

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Matthias
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Re: Neues 545 - 2022-12-25

Beitragvon Matthias » Di 3. Jan 2023, 18:33

Frank66 hat geschrieben:Laut der Zeitschrift "Braunkohle" Jahrgang 1940, wurde die Förderbrücke 1940 in Betrieb genommen.


Hallo Frank,

Faksimiles oder ein Link zu einer verfügbaren Online-Ressource wären hilfreich. Ich stelle das 1940 überhaupt nicht infrage,
aber so ist es nicht viel mehr als eine Behauptung. Heimatforscher haben es gerne schwarz auf weiss ;-).

Gruß
Matthias

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Re: Neues 545 - 2022-12-25

Beitragvon Frank66 » Mi 4. Jan 2023, 09:43

Gib bei Google "Förderbrücke Meurostolln" ein und klicke auf "Bücher". Es wird Dir ein Textfragment aus der "Zeitschrift des Vereines Deutscher Ingenieure" Jahrgang 1939 angezeigt:

Anfang Mai 1939 liefen im deutschen Braunkohlenbergbau 17 Förderbrücken ; drei weitere befinden sich im Bau . ... Die gleichfalls noch im Bau befindliche Brücke für die Grube Meurostolln mit ihren kühnen Abmessungen erhält einen ...

Wir können sicherlich auch davon ausgehen, das im "Senftenberger Anzeiger" Jahrgang 1940 eine Notiz oder ein Artikel über die Inbetriebnahme der Förderbrücke zu finden ist.

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Re: Neues 545 - 2022-12-25

Beitragvon Matthias » Di 10. Jan 2023, 09:15

Naja Frank, merkst du selber, oder?

Oben schreibst du von der Zeitschrift "Braunkohle" von 1940 und dann bringst du ein snippet aus der Ingenieurszeitung, welches mehr als vage daher kommt.

Klar kann man jetzt gedanklich Verbindungen aufbauen... aber hieb- und stichfest geht anders.


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