Seit vielen Jahrzehnten stellen
KAUF~ oder WARENHÄUSER in den Innenstädten einen Hauptanziehungspunkt dar,
haben jedoch inzwischen als
>KATHEDRALEN DES HANDELS, KONSUMS & KAUFRAUSCHES< deutlich an Marktanteilen verloren.
Ihr kometenhafter
AUFSTIEG begann 1852 in Paris, als ein französischer Stoffhändler verschiedene
LADENGESCHÄFTE unter einem Dach vereinte. Sein „Le Bon Marché“ (Der Gute Markt) war weltweit das
ERSTE WARENHAUS, das die
KUNDSCHAFT mit aufwendig gestalteten
SCHAUFENSTERN, weithin blinkender
LEUCHTREKLAME und
RABATTAKTIONEN auf
PLAKATEN und in
ZEITUNGSINSERATEN anlockte. Es wurde
MASSENWARE zu einem
FESTPREIS verkauft, der deutlich unter dem der kleinen Einzelhändler lag. Die
KUNDEN genossen
SELBSTBEDIENUNG ohne Kaufzwang, zahlten bar. Man konnte zwar nicht mehr feilschen oder gar anschreiben lassen, dafür aber bei Nichtgefallen die
WARE umtauschen.
In
DEUTSCHLAND fand der jüdische Kaufmann
WERTHEIM Gefallen an dieser Verkaufsstrategie und eröffnete 1875 in Stralsund ein eher bescheidenes, doch schon 20 Jahre später in Berlin das weltweit größte
KAUFHAUS, welches bis zur Enteignung durch die Nazis als
SYNONYM FÜR >WARENHAUS< galt.
Große
LICHTHÖFE, weitläufige
FREITREPPEN, schwere
KRONLEUCHTER, MARMOR & EDELHÖLZER, echte
PALMEN und technische Innovationen wie
FAHRSTÜHLE & ROLLTREPPEN ließen die Besucher staunen und machten den Warenhausbesuch zu einem gesellschaftlichen Ereignis.
Erst verhältnismäßig spät schwappte die
>KAUFHAUS-WELLE< dann auch in die
PROVINZ über:
Am 23. Oktober 1909 eröffnete in
SENFTENBERG am nördlichen Ende der „kleinen“ Bahnhofstraße Bauherr & Direktor
W.WALDSCHMIDT eine
FILIALE seines Cottbuser
KAUFHAUSES. Diese erfreute sich stets eines regen Zuspruchs & großer Beliebtheit bei den Kunden aus Senftenberg & Umgebung.
Der
HAUPTEINGANG war
AM LINKEN GIEBEL (nach dem Krieg am
RECHTEN), wo man später einen
ANBAU anbrachte, mit einer
DURCHFAHRT. Dafür musste das alte
HAUS, links im Bild noch zu sehen, weichen. Die
BÄUME im Vordergrund gibt es schon lange nicht mehr. Da ist jetzt eine durchgehende Straße. Unter den Bäumen, nicht mehr im Bild, stand ein
ZEITUNGSKIOSK . Hinter den Bäumen war ein größerer
FAHRRADSTAND gegen eine kleine Bezahlung zur Bewachung.
In den letzten Kriegsjahren 1943/45 tätigte der in Berlin ansässige
OSRAM-Konzern im Kaufhaus eine kleinere Rüstungsproduktion.
Nach Kriegsende lief der Betrieb im
„Kaufhaus für jedermann“ WALDSCHMIDT noch einmal kurzzeitig an, wie aus den nachfolgenden
INSERATEN der Jahre 1947/48 hervorgeht, die im gleichfalls am 14. März 1947 zu neuem Leben erwachten >Senftenberger Anzeiger< veröffentlicht wurden:
„SO KANN MAN AUCH MIT KLEINEN SACHEN DEN KUNDEN EINE FREUDE MACHEN“ – könnte man das beworbene
WARENANGEBOT umschreiben.
Für die jüngere Generation lässt sich selbstredend schwer nachvollziehen, welch
GROSSE FREUDE solch ein
KAUFERLEBNIS nach langem Anstehen in der Warteschlange auslöste:
Am 10. Januar 1949, also bevor man am 7. Oktober die DDR ausrief, übernahm die neu gegründete Handelsorganisation (HO) das Kaufhaus als „freien Laden“
unter dem Namen
>HO-KAUFHAUS<. Dem
ABSCHIED VOM >WALDSCHMIDT< folgte am 28. Juli 1950 auch der vom
>SENFTENBERGER ANZEIGER< !
Nach der Gründung der DDR trug das
>HO-KAUFHAUS< die Bezeichnung
>KAUFHAUS DER NIEDERLAUSITZ< (KdN) bis 1966. Im darauffolgenden Jahr wurde es in
KAUFHAUS >MAGNET< umbenannt. Im
ERDGESCHOSS gab es alles Mögliche zu kaufen, in der 1.Etage Bekleidung, Textilien & Haushaltswaren – bis 1964 auch Lebensmittel.
Mich zog es meist nur zum
SCHALLPLATTENSTAND, wo ich 12-jährig mit schnell zerbrechlichen Schellack-Platten den Grundstock meiner späteren
PLATTENSAMMLUNG legte.
Im
KAUFHAUS befanden sich je ein
FAHRSTUHL für Waren~ & Personentransport, welche von sogenannten Fahrstuhlführern bedient wurden.
Da jedoch der
FAHRSTUHL oftmals für den
KUNDENTRANSPORT aufgrund technischer Mängel gesperrt wurde, war mühevolles Treppensteigen angesagt.
Von der
DACHTERRASSE, wo sich ein kleines
SB-RESTAURANT befand, konnte man dann als Belohnung einen 3-seitigen
RUNDBLICK über die Stadt & deren nähere Umgebung genießen. Irgendwann wurde die Dachterrasse allerdings wegen Baufälligkeit gesperrt.
Die alten Senftenberger haben sicherlich noch viele gute
ERINNERUNGEN an das ehemalige
HO-KAUFHAUS ihrer Kindheit & Jugend. Man hatte zwar nicht das
GELD, um
GROSS einzukaufen, aber schon die große
DREHTÜR am Haupteingang, die im Winter mit wärmedämmenden
DECKENverhangen wurde, die dahinter in Sicherheit wiegend abgestellten
KINDERWAGEN , sogar mit Babys darin (!) - man stelle sich das heute mal vor - , die breite
TREPPE nach oben oder der
AUFZUG ins oberste Stockwerk, der gemütliche
IMBISSRAUM ganz oben – all das sind schon großartige Erinnerungen wert. In den Sommermonaten standen die erwähnten
KINDERWAGEN mit den darin liegenden
BABYS aufgereiht Parade vor der großen
SCHAUFENSTERFRONT - und es ist nie eins als
VERMISST gemeldet worden...
Nach der Wende bekam das Kaufhaus die 'neudeutsche Bezeichnung'
>MULTISTORE< verpasst, deren Eigentümer die Kaufhalle AG bzw. der Handelskonzern Metro waren.
Zu kaufen gab's dort ‘Textilien mit ergänzendem Sortiment’, was auch immer das bedeutete. Für die meisten entpuppte es sich aber als totales
WARENCHAOS, welches demzufolge auch unter keinem guten Stern stand und im Jahre 2004 dem
KAUFHAUS den Garaus bescherte.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist ein Call-Center von Vodafone untergebracht. Außerdem werden in den Räumlichkeiten Lehrgänge und Weiterbildungskurse für Arbeitssuchende durchgeführt.
Die in den Folgejahren angestellten und wieder verworfenen ÜBERLEGUNGEN & PLANUNGEN
bzw. überraschend ausgeführten PROJEKTE kommentiere ich bei sich bietender Gelegenheit…