DER SENFTENBERGER WOCHENMARKT ist eine wöchentlich dreimal (Di – Do – Sa) regelmäßig stattfindende
MARKTVERANSTALTUNG, auf der vorwiegend frische
NAHRUNGSMITTEL, vor allem natürlich
REGIONALE PRODUKTE, wie
OBST, GEMÜSE, MILCHPRODUKTE & EIER, FLEISCH & WURST, WILD & GEFLÜGEL, BACKWAREN angeboten werden. Häufig nutzen auch
LANDWIRTE & KLEINPRODUZENTEN den
WOCHENMARKT zur
DIREKTVERMARKTUNG. Typisch hierbei sind der Verkauf von
BLUMEN, als Strauß oder getopft sowie anderen
ZIERPFLANZEN. Zur alljährlichen „Frühjahrsbestellung“ beziehen die meisten
KLEINGÄRTNER von hier die überaus begehrten
GEMÜSESETZLINGE, allen voran verschiedene
TOMATEN-Sorten. Darüber hinaus werden aber auch „Nichtlebensmittelartikel“, wie diverse
BEKLEIDUNG oder
SPIEL~ & LEDERWAREN angeboten.
Selbstredend ist unser
WOCHENMARKT an den
3 MARKTTAGEN ein beliebter
TREFFPUNKT, vor allem aber eine überaus wichtige, nicht zu unterschätzende
INFORMATIONSQUELLE für die
BEWOHNER der Stadt & Umgebung – allen voran die
RUHESTÄNDLER – SCHAR, die sich zunächst, bevor sie sich ins
MARKTSTAND – GEDRÄNGE „stürzt“, bei einem kleinen
PLAUSCH entschleunigt. Man begrüßt sich freundlich an jedem neuen
MARKTTAG, bespricht das aktuelle
WETTER und tauscht auch das eine oder andere
PRIVATE aus.
Der
MARKT ist der ideale Ort für
LEBENSGESCHICHTEN, welche hin und her gehen, wobei sich die
GRENZEN zwischen
ÖFFENTLICHEM & PRIVATEM verwischen und die lautstarken
GESPRÄCHE für alle
UMSTEHENDEN (mit)hörbar sind.
Als
>HEIMATKUNDLER< interessiert man sich natürlich auch für die
MARKTHISTORIE in unserer Heimatstadt,
über die der verdiente Raunoer Lehrer & Heimatforscher
G. PAULITZ in seiner 1922 erschienenen
>CHRONIK der Stadt und des Amtes SENFTENBERG<folgendes niederschrieb:
„Zwischen dem Rate zu Senftenberg und den Einwohnern des hiesigen Amtsbezirkes ist unterm 29. März 1675 ein REZESS [Vereinbarung] aufgerichtet worden, in welchem den gedachten UNTERTANEN versprochen und zugesagt wurde, daß sie ihr zum VERKAUF übrighabendes Getreide, Vieh, Eier, Butter, Käse, Fische und andere VIKTUALIEN [Lebensmittel], desgleichen Wachs, Wolle, Flachs, Obst und andere Sachen zum wohlfeilen VERKAUF in die STADT bringen dürfen, den VERKÄUFERN aber freistehen solle, ihre genannten ERZEUGNISSE auf den Fall, daß sie solche zum rechten Wert nicht verkaufen könnten, wieder mit sich zu nehmen und sodann am anderen ORTE nach rechtem PREISE zum VERKAUF bringen zu dürfen.“An jedem
WOCHENMARKTE wurde ein
MARKTWISCH aufgestellt und im
SOMMER um 10 Uhr, im
WINTER um 11 Uhr wieder abgenommen, wodurch man sichtbar verkündete:
„wenn die marcktfahne gesteckt, sollen die buͤrger ... zu kauffen befugt seyn,
die auswuͤrdischen und frembden aber, nicht ehe, die fahne sey denn wieder abgenommen.“
Der
HANDEL auf den Wochenmärkten durfte nur im
SOMMER von 6 Uhr und im
WINTER von 8 Uhr vormittags ab stattfinden, und musste jeweils um 2 Uhr nachmittags beendet sein.
JEDERMANN durfte verkaufen:rohe Naturerzeugnisse, ausgenommen größeres Vieh / Erzeugnisse der Land~, Forst~, Garten~ und Obstwirtschaft, der Fischerei sowie frische Lebensmittel aller Art;
Einzig & allein die ORTSBEWOHNER durften verkaufen:Töpfe, Seiler~, Bürstenbinder~, Eisen~ & Nadlerwaren, Holz~ und Tuchpantoffel, sowie Holzwaren für den Hausbedarf.
Alle
WAREN, die für den
WOCHENMARKT bestimmt waren, durften nur auf dem
MARKTPLATZ verkauft werden, weshalb es
STRENGSTENS UNTERSAGT war,
für den
MARKT bestimmte
WAREN, bevor sie dorthin gelangten, auch kein
HOLZ, schon vorweg an den
TOREN oder in den
STRASSEN & GASSEN zu verkaufen.
Kein
BÜRGER oder
FREMDER hatte das
RECHT, auf den Wochenmärkten größere Mengen
GETREIDE oder andere
WAREN zum Zwecke des
WIEDERVERKAUFS aufzukaufen und wegzufahren und dadurch den anderen
BÜRGERN die Gelegenheit zur
BEFRIEDIGUNG ihrer Bedürfnisse zu entziehen.
STRENGE BESTIMMUNGEN ordneten den
VERKAUF der Lebensmittel, des Fleisches und der Fische.
Der
MARKTMEISTER oder der
RATSDIENER hatten streng
AUFSICHT darüber zu führen, und bei jeder
ÜBERTRETUNG wurde das Getreide oder etwaige Lebensmittel weggenommen und ins
HOSPITAL gebracht.
„Da durch die EISENBAHNEN, welche Senftenberg berühren und durch die sich kräftig entwickelnde KOHLENINDUSTRIE in der Umgebung von Senftenberg die EINWOHNERZAHL der Stadt und der anliegenden Ortschaften, welche ihre LEBENSBEDÜRFNISSE auch größtenteils aus der Stadt beziehen, rapid anwuchs, so steigerte sich auch damit der Bedarf der Erfordernisse für den LEBENSUNTERHALT. Es war demnach die NOTWENDIGKEIT eingetreten, um die Lebensbedürfnisse der Bewohner nach dieser Richtung hin zu befriedigen,
noch einen 2. WOCHENMARKT einzurichten.
Durch die MARKTORDNUNG vom 16. Juli 1913 und Nachtrag hierzu vom 4. Dezember 1918 wurde bestimmt:
WOCHENMÄRKTE finden jeden MITTWOCH & SONNABEND auf dem MARKTPLATZ und auf dem NEUMARKT statt.
Ist der Mittwoch oder Sonnabend ein Feiertag, so wird der Markt am Tage vorher abgehalten.“
Mit welchen
WAREN der
WOCHENMARKT vor fast 100 Jahren beliefert wurde, welche
AUFFÄLLIGKEITEN, PROBLEME & VERÄNDERUNGEN es allwöchentlich gab, spiegelt sich in den
MARKTBERICHTEN des >Senftenberger Anzeiger< vom
JANUAR 1930 wider:
Abschließend noch ein WOCHENMARKT-DIALOG
KUNDE: "Sind das hier deutsche oder polnische ÄPFEL ?"
HÄNDLER: "Wollen Sie sie essen, oder sich mit ihnen unterhalten?"