Neues 563 - 2023-05-07

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Matthias
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Neues 563 - 2023-05-07

Beitragvon Matthias » Sa 6. Mai 2023, 09:58

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Harald
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Re: Neues 563 - 2023-05-07

Beitragvon Harald » Fr 12. Mai 2023, 11:33

Bild Bf MS_resize.jpg

Die ältesten, beim Niederlausitzer Braunkohlenbergbau beschäftigten ARBEITER waren keine gelernten BERGARBEITER, sondern meist KLEINBAUERN, die in den benachbarten Gruben an einigen Stunden des Tages einen kleinen Nebenverdienst erwarben. Oftmals waren auch die GUTSBESITZER zugleich BERGWERKSEIGENTÜMER, die dann natürlich ihre TAGELÖHNER zur Förderung und Sortierung der Kohlen einsetzten, wenn sie von der Feldarbeit abkömmlich waren. Als die Förderung zunahm, den GRUBENARBEITERN aber die Feldarbeit während der Erntezeit wichtiger war und deshalb Urlaub nahmen, mussten sich die GRUBENBESITZER nach Arbeitskräften umsehen. Viele BAUERN der umliegenden Ortschaften, deren Äcker als Grubenfelder abgekauft wurden, füllten dann als erste die Belegschaft auf. Die verlockend hohen Bargeld-Löhne zogen später weitere Bauern in die Kohle. Häufig kamen auch BERGARBEITER aus anderen Revieren in die Niederlausitz. Noch lieber setzte man aber auf Bergleute, die aus den schlecht bezahlten Gruben Niederschlesiens zu uns kamen. Die DEUTSCH-POLEN waren sehr fleißig, sparsam und willig und machten in der Folgezeit einen nicht geringen Teil der Bergleute in unserer Region aus. Meine GROSSELTERN mütterlicherseits kamen alljährlich aus dem damaligen Westpreußen als Erntehelfer nach Brandenburg, lernten sich dort kennen, lieben und heirateten bald darauf, weil ein Kind unterwegs war. Mein GROSSVATER arbeitete zuerst im Ruhrgebiet, hatte aber mit dem Unter-Tage-Betrieb nichts am Hut, siedelte um, zog in eine der 50 preiswerten WERKSWOHNUNGEN – Miete betrug monatlich 10 Mark, Wasser, Strom und der KOHLENDRECK von der BRIKETTBUDE waren gratis – und startete seine jahrzehntelange "Ofen~ bzw. Trockenwärter-Karriere" auf >MEUROSTOLLN<,

Anhand der untenstehenden LAGESKIZZE können nun ehemalige KUMPEL ihren Kindern & Enkelkindern den einstmaligen ARBEITSPLATZ zeigen, und stolz von ihrer schweren ARBEIT AUF „MEUROSTOLLN“ erzählen:

MS Abt 100_resize.jpg

In den KASERNENBAUTEN DER WREDESTRASSE versuchten die meisten auf MEUROSTOLLN beschäftigten GRUBEN~ & FABRIKARBEITER es sich in den kleinen Zweizimmerwohnungen mit Küche, ohne Bad und mit Plumpsklo „außer Haus“ halbwegs gemütlich einzurichten.
Schließlich beschied ihnen die unmittelbare NÄHE ZUR FABRIK einen kostenlosen, nicht zu überhörenden, stets funktionierenden „Fabriksirene-Wecker“, sowie eine kurze Wegstrecke zur Arbeitsstelle.
Das ROTE KREUZ (X) gibt zur besseren Orientierung das ENDE DER WREDESTRASSE an.
Wir KINDER DER WREDESTRASSE waren eine verschworene Gemeinschaft, die sich schon auf dem HEIMWEG von der HÖRLITZER SCHULE für eventuelle gemeinsame „Freizeit-Aktivitäten“ auf den zwei >DURCHGANGSHÖFEN< verabredeten, die auf dem LAGEPLAN links durch GRAUE FLÄCHEN angedeutet sind. Dank GERINGER FLÄCHE & EINFACHER HAUSREIHUNG konnte man ohne Schwierigkeiten fast durchgängig von Hof zu Hof (Hausnummer 1,3,5,7,9,11,13) gelangen, was eine ideale Voraussetzung für bewegungsintensive KINDERSPIELE á la „Räuber & Gendarm“ darstellte. Man hatte ein „erweitertes ZUHAUSE“ und nutzte dessen Gegebenheiten vor allem für VERSTECKSPIELE & BUDENBAU.

Wredestrasse_resize.jpg

Die WERKSKASERNE >MEUROSTOLLN< bestand seit jeher aus 7 Gebäuden mit den angegeben HAUSNUMMERN,
wobei die NUMMER 5 vor dem Krieg die >KANTINE MEUROSTOLLN< beherbergte, danach ebenfalls für Wohnzwecke umgebaut wurde. (HT) steht für ein WOHNHAUS, das im Volksmund wegen seiner HÖHE als "HUNGERTURM" bezeichnet wurde.
Meine Großeltern tauschten ihre sehr kleine Wohnung in der NUMMER 13 nach 1945 gegen eine größere in NUMMER 5, in der ich meine Kindheit verbrachte.
Mit S sind die STALLGEBÄUDE bezeichnet, in denen auch die „Plumpsklo’s“ integriert waren. Die ROTE LINIE kennzeichnet die FABRIKMAUER, auf der wir oft wagemutig herumbalancierten, und der ROTE PFEIL war die STELLE, an der wir sie überwanden, um auf allerkürzestem Wege zum Samstag-Duschen in die WASCHKAUE zu gelangen. Gewarnt wurden wir immer wieder vor den beiden überaus tückischen KLÄRTEICHEN, in denen schon Kinder ertranken.
Auf unserem TEILHOF Nr.5 befand sich direkt an der Mauer ein kleiner unterirdischer LUFTSCHUTZRAUM (LSR), der später als Kohlenkeller genutzt wurde. In der WASCHKÜCHE (WK)) wurde die Alltags~ und Berufskleidung noch per HAND gewaschen, die Bettwäsche im KESSEL gekocht, dann alles mit der WRINGMASCHINE „entwässert“ und zum Trocknen aufgehängt. Am Ende des Waschtages wurden wir KINDER in den mit Seifenwasser gefüllten ZINKWANNEN gebadet, was ein echter Hochgenuss war. Das mit SCH bezeichnete Gebäude war vor 1945 ein Erweiterungsbau für die SCHULE MEUROSTOLLN (Volksschule II)
- zu meiner Zeit eine Filiale der Berufsschule und später Parteischule etc. - heute Fw. FEUERWEHR.
Das auf der LINKEN SEITE in der NUMMER 4 befindliche Mietshaus besaß die Familie Maaß, die auf dem darüber liegende FELD überwiegend Kartoffeln, später sogar Spargel anbauten.
Davor war ein kleiner KOLONIALWARENLADEN (Besitzer Fiebig) angesiedelt, in dem wir u.a. für wenige Groschen allerlei SÜSSIGKEITEN erwerben konnten.
Die 3 EICHENBÄUME vor dem Haus lieferten uns Jungen im Herbst die so begehrten EICHELN, die wir zum Laden unserer, aus Holunder~ & Eichenästen gefertigten „PUCKAUER“ benötigten,
mit denen wir in der Gegend "herumballerten". In der NUMMER 10 schließlich produzierte und verkaufte der FLEISCHER Otto Heinrich seine Fleisch~ & Wurstwaren.
Letztere fanden sich auch in Opas und meiner Brotbüchse wieder. Die einstige KEGELBAHN (K) war schon baufällig, als ich noch Kind war…

EPILOG
Ich bin in SENFTENBERG-WEST geboren & aufgewachsen, wurde allerdings im Nachbarort HÖRLITZ eingeschult.
Auch unsere „Abenteuer-Spielplätze“, die „HÖRLITZER ALPEN“ und die abgesoffene ehemalige TAGEBAUGRUBE MARGA, befanden sich somit auf ‚fremdem Territorium’, ebenso wie der WASSERTURM – Austragungsort erbitterter „Revierkämpfe“ zwischen der Hörlitzer & SFB-Zweier Schuljugend – der zur Ortslage MEURO gehörte. Am Vormittag in der Schule und auch sonst waren wir eng befreundet
– am Nachmittag aber wurde „zum SCHEINANGRIFF geblasen“. Gottlob und wohl auch in weiser Voraussicht standen an der Grenze zwischen beiden Orten zwei friedenstiftende KIRCHEN.
Es mag schon ein wenig verwunderlich erscheinen, dass der „STOLZ“, ein >SFB-Zweier< zu sein, bei den Vertretern meiner Generation bis heute anhält,
obwohl sich inzwischen beide Orte zu HÖRLITZ vereint haben…
Da ICH als ehemaliger SENFTENBERG-ZWEIER nun seit geraumer Zeit dem HÖRLITZER HEIMATVEREIN angehöre, halte ich mich verständlicherweise in puncto „Lokalpatriotismus“ etwas zurück… ;)

Christian neu in SFB
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Re: Neues 563 - 2023-05-07

Beitragvon Christian neu in SFB » Mi 17. Mai 2023, 17:03

Hallo Matthias,

In deinem Artikel Neues 563 ist dies als letztes Foto gepostet.
Links ist ein Element einer Betonabwassergrundleitung zu sehen, das hat mich neugierig gemacht.
Das schon 1928 und die Elemente gibt es heute noch überall.

AK_Bgb 104_1.jpg.JPG


Deshalb hab ich mich erst an eine Betonelementefirma und dann an die Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V. (FBS) gewandt.

Das konnte ich dazu erfahren:

"Früher wurden die Rohre gestampft.
Die gleiche Form gibt es heute auch noch.
Es handelt sich um Falzrohre

120 Jahr gibt es diese Rohre bestimmt schon."

........... also waren diese Elemente damals auf dem Foto wohl "gerade" erst erfunden worden (heute nur in der Länge größer, weil Maschinenverlegung).


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