Neues 564 - 2023-05-14

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Matthias
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Neues 564 - 2023-05-14

Beitragvon Matthias » Sa 13. Mai 2023, 08:20

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Harald
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Re: Neues 564 - 2023-05-14

Beitragvon Harald » Mi 17. Mai 2023, 19:01

Brauchtum_resize.jpg

Wie die anderen FESTE, z.B. WEIHNACHTEN und OSTERN, so hat auch das PFINGSTFEST seine uralten BRÄUCHE & SYMBOLE, die sich teilweise bis in die Gegenwart hinein erhalten haben.
(1) Das PFINGSTSYMBOL ist eine durch alten Brauch geweihte BIRKE, deren Zweige als „MAIEN“ bezeichnet wurden. Sie galten nicht nur als ZEICHEN der erwachenden Natur, sondern auch der LIEBE. Junge BURSCHEN stellten ihrer Liebsten in der Pfingstnacht einen „MAIENBUSCH“, hatte sie sich unbeliebt gemacht, eine STROHPUPPE vor das Fenster. PFINGSTEN war schon immer ein HIRTENFEST, weshalb bis heute HÄUSER & TÜREN oft mit BIRKENREISERN geschmückt werden.
(2) Das PFINGSTREITEN, ein Wettrennen mit Zielwerfen, erinnert an die KAMPFSPIELE unserer Vorfahren: In der Mitte eines TORES hing ein KRANZ mit bunten Bändern, durch den die aufgeputzten REITER vom galoppierenden PFERD aus einen SPEER zu schleudern versuchten.
(3) Das VIEH wurde geschmückt, der „PFINGSTOCHSE“ am Pfingstmorgen auf die Pfingstweide getrieben, auf der bis dahin kein Vieh gegrast hatte.
Wer als LETZTER mit seinem VIEH erschien, musste unter Gelächter als „PFINGSTHAMMEL“, mit einem alten Besen am Bein, durchs Dorf gehen.

Nachdem die geschmückten HERDEN wieder in ihre STALLUNGEN verbracht waren, fand sich Jung & Alt UNTER DER DORFLINDE ZUM FRÖHLICHEN TANZE ein, wobei die JUGEND vor allem um den MAIBAUM tanzte. Zu diesem Zwecke wurde von der Dorfjugend ein mit Brettern gedielter TANZPLATZ mit einem MAIBAUM in der Mitte und einer ganz und gar mit grünen Zweigen geschmückten TANZLAUBE hergerichtet, weshalb die PFINGSTTÄNZE an manchen Orten der LAUSITZ auch als BIRKEN~ oder LAUBTÄNZE bezeichnet werden.

Die PFINGSTFEST-STIMMUNG wurde einstmals wie folgt beschrieben:

„Alle FENSTER sahen spiegelblank aus und in jedem HAUSE duftete eine frische MAIE. Um den FROHSINN recht lebhaft hervorzulocken, wurde GERSTENSAFT herbeigeschafft, während auf den WIRTS~ & KAUFTISCHEN allerhand ESSWAREN den Gaumenkitzel rege machten.
Die MUSIKANTEN pflanzten sich mit ihren dürftigen INSTRUMENTEN in der Nähe der großen LINDE auf und der TANZ begann. Bald wogten die PAARE so munter durcheinander, daß die BÄNDER hoch auf in die Lüfte flatterten und das JUNGE VOLK in dem Wogen & Ringeln gar kein Ende finden wollte.“


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Auf dem Lande macht sich seit Jahren das „KNEIPENSTERBEN“ breit. Vor allem das Sterben der DORFSCHÄNKEN ist ein langsamer und sehr schmerzlicher Prozess.
Die ORTE, wo man sich traf und austauschte, wurden immer seltener. Wo man sie aufgab, wurde das DORF ärmer, was man aber oftmals erst merkte, als es zu spät war.
Die SCHÄNKE war schon immer ein Spiegelbild des DORFLEBENS.
Neben dem vielen BIER & SCHNAPS verbanden ganze GENERATIONEN von der Wiege bis zur Bahre mit ihrer DORFKNEIPE auch zutiefst GEMEINSCHAFTLICHES. Man nahm sich Zeit für die Gefühle, Gedanken, Gespräche und das Getratsche eines jeden einzelnen. Hier traf man sich in FREUD & LEID, ob nun bei Hochzeiten, Kinderfesten oder Trauerfeiern. Vor allem die GROSSEN TANZABENDE an traditionellen DORFFESTEN boten den Dorfbewohnern Raum für Geselligkeit und Gemeinschaft bis nach Mitternacht.
Zum BEWEIS dafür mag die in den nachfolgenden INSERATEN sichtbare VIELFALT der VERANSTALTUNGEN vom PFINGSTFEST 1903 in SENFTENBERG & seinen umliegenden DÖRFERN dienen:

Inserate_resize.jpg

Kaum zu glauben, aber wahr: nur EINE der hier einst beworbenen GASTSTÄTTEN hat bis heute überlebt: die >NIEMTSCHER MÜHLE<,
allerdings bislang wohl OHNE TANZMUSIK.
Unserer ehrwürdigen Heimatstadt SENFTENBERG ist es im Laufe der Zeit doch tatsächlich gelungen, dem gepflegten GESELLSCHAFTSTANZ, wie dem profanen SCHWOOF den endgültigen Garaus zu bescheren. Da die noch zu DDR-Zeiten beliebten großen & kleinen TANZSÄLE in SENFTENBERG – (1) HdW (Gesellschaftshaus), (2) Reichsbahnkulturhaus (Michaels Gasthaus), (3) Schloss-Café (4) Goldenes Ross und der „Damhirsch“ verschwanden bzw. umfunktioniert wurden, konnte man seine TANZSCHUHE getrost einmotten.
Die Möglichkeit, in irgendeinem „LOKAL“ im Überschwang der Leidenschaft ein ausgelassenes TÄNZCHEN zu wagen, wurde durch Schließung derselben zunichte gemacht. Erst kürzlich ertönte das „Sterbeglöcklein“ für die am MARKT gelegene „Kultgaststätte“ HUBERTUSKLAUSE.

Tanzsaal_resize.jpg

Dieses beliebte Senftenberger LOKAL, 1910 als >Marktrestaurant< gegründet, hat als >Hubertusklause< seit 1932 allen Stürmen der Zeit widerstanden, war zu DDR-Zeiten als HO-Gaststätte ein gefragter Ort für Hausmannskost im Lokal & Familienfestlichkeiten im >JÄGERZIMMER<. Der langjährige Gastwirt GEORG (Jockel) BSDOK (78) – bediente hier seit 1974 frohgelaunt seine Gäste, wurde nach der Wende Eigentümer und zapfte bis 2019 eigenhändig das Bier. Das ist nun leider GESCHICHTE.

EPILOG
Solange in SENFTENBERG keine TANZGASTSTÄTTE das Licht der TANZWELT erblickt, trösten wir uns mit einer TANZREGEL aus der Zeit unserer Großeltern:
>WIE MAN TANZEN SOLL<
„Miserable TÄNZER behaupten gern, daß man GUT oder SCHLECHT TANZEN kann, weil SCHLECHT – also ohne Takt, Rhythmus & Ausdruck TANZEN - gottlob immer noch TANZEN ist…
Die TANZENDEN müssen jedoch bei der Ausführung ihrer TÄNZE darauf achten, nicht in steter Gedankenlosigkeit dahin zu stümpern, rutschen, stolpern oder toben, ganz gleichgültig auf das WAS & WIE ihres Tanzes. WER TANZT, sollte die TANZBEDINGUNGEN erfüllen oder es bleiben lassen, weil er sich sonst lächerlich macht…“ :D


Tanzpaar_resize.jpg


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