Neues 574 - 2023-07-22

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Matthias
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Neues 574 - 2023-07-22

Beitragvon Matthias » Sa 22. Jul 2023, 09:31

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Harald
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Re: Neues 574 - 2023-07-22

Beitragvon Harald » Mo 24. Jul 2023, 17:12

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ANSTALTEN ZUR AUFNAHME & VERPFLEGUNG VON KRANKEN

finden wir durch die Lausitz schon im 5. Jahrhundert verbreitet. Die ARMENHÄUSER sollten dazu dienen, HILFLOSEN & VERARMTEN unter den Bewohnern der Stadt AUFENTHALT, PFLEGE & UNTERHALT zu gewähren, und werden im 15. Jahrhundert schon überall mit dem Namen HOSPITÄLER (Spital, Spittel) bezeichnet, weil unbemittelte Reisende oder auch einheimische Arme darin gleichsam als GÄSTE (lat. hospites) aufgenommen, verpflegt und beköstigt wurden. Dagegen dienten die KRANKENHÄUSER vornehmlich zur Unterbringung solcher KRANKEN, welche an ansteckenden Krankheiten, an Pest oder Aussatz, litten. Daher hieß eine solche Anstalt auch SIECHHOF und lag draußen vor der Stadt. Hier wurden mit ansteckenden Krankheiten Behaftete in elenden HÜTTEN oder menschenleeren WOHNUNGEN von den gesunden Einwohnern gänzlich abgesperrt und ihrem Schicksal überlassen, wobei man jedoch nicht vergaß, für ihr SEELENHEIL zu sorgen durch MESSEN, welche für sie unentgeltlich in der PFARRKIRCHE gehalten wurden.

In SENFTENBERG scheint bis zu Anfang des 16. Jahrhunderts KEIN ÖFFENTLICHES HOSPITAL bestanden zu haben. Als aber infolge der verheerenden Krankheiten die Unsicherheit auf Gesundheit und Leben in der Stadt immer größer wurde, sah man bald die Notwendigkeit ein, mehr Sorgfalt auf die Behandlung zu verwenden, und durch den Wohltätigkeitssinn begüterte Personen wurde in der Nähe des STADTTORES am STADTGRABEN ein HOSPITAL errichtet, dort, wo sich gegenwärtig das Haus des Drechslermeisters Kaiser befindet (KREUZSTR. 30).

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Im Jahre 1520 hatten Albrecht von Köckritz zu Mückenberg und der würdige Herr Gregorius Kockott, Pfarrer zu Bockwitz, mit Zulassung des würdigen Herrn Heinrich von Kottwitz, Domherrn zu Budißin, und Pfarrers zu Senftenberg in Gemeinschaft mit dem Rate zu Senftenberg ein neu SPITAL vor SENFTENBERG – Gott zu Lobe und der Seelen Seligkeit, den armen Leuten aber zum Troste und zur Erhaltung – aufgerichtet und erbauet. Möglicherweise bezeichneten es die Kirchenmänner als „Denkmal der Barmherzigkeit“, während die einfachen Leute meinten, dass es nur ein „einfaches Stadthaus war, dazu bestimmt, die KRANKEN & SCHWACHEN aufzunehmen, welche zuvor auf den öffentlichen Straßen herumzuliegen pflegten“.
Das HOSPITAL, welches unter Aufsicht der Kirche stand, hatte im Jahre 1575 einen Vorsteher Namens Matthes Mattuska und zwei Frauen als Insassen. Aus einem INVENTARVERZEICHNIS, in welchem u.a. 15 Federbetten, 14 Kopfkissen und an Kleidung 1 schwarzer Weiber-Mantel von Landtuch [im eigenen Lande hergestelltes, zumeist weniger wertvolles Tuch], 3 gemeine Mäntel, 1 roter Weiberrock von Landtuch und 2 schwarze Weiberröcke aufgelistet sind, ist ersichtlich, daß nur selten „MANNSPERSONEN“ aufgenommen wurden.

Alle PATIENTEN unterlagen selbstredend einem endlos langen REGELWERK, aus dem ich 5 sehr wichtige Punkte zitieren möchte:

(1) Ehe PATIENTEN in einem HOSPITALE aufgenommen werden, sollte ihre körperliche Reinlichkeit untersucht werden. Man sollte ihnen den Kopf und die Glieder waschen,
wo es möglich ist, den ganzen Körper in warmem Wasser baden.
(2) Um gänzlich die Verunreinigung der Luft zu vermeiden, müßte man ihre Kleidungen durchräuchern, danach lüften oder in einem Ofen reinigen.
(3) KRANKE sollen sich bescheiden und anständig betragen und die ihnen ertheilten Regeln genau befolgen, da man sie sonst sogleich entlassen wird.
(4) Fieberkranke sollten nie in der Nähe von denen liegen, die an Knochenbrüchen, Wunden usw. leiden.
(5) Viele PATIENTEN liegen eine lange Zeit hindurch stets zu Bette. Diese Hospital-Bequemlichkeit sollte daher sorgfältig untersucht werden. Niemand darf länger als zwey Monate Kranker in dieser mildthätigen Anstalt seyn, außer wenn ihm der Arzt Erlaubnis dazu ertheilt.


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Der BLICK in einen MITTELALTERLICHEN KRANKENSAAL offenbart uns einige wissenswerte FAKTEN:

„In diesem durch SÄULEN unterteilten KRANKENSAAL, in dem sich hinten in der Mitte der ALTAR und eine gekreuzigte JESUS-STATUE befinden, werden die KRANKEN, streng nach ihrem GESCHLECHT getrennt (Männer rechts, Frauen links), von mehreren, an ihren SCHWARZEN SCHLEIERN zu erkennenden SCHWESTERN, versorgt.
Wie im MITTELALTER üblich, schlafen die PATIENTEN NACKT & ZU ZWEIT IN EINEM BETT. Nur eine PATIENTIN (links) ist bekleidet, da sie von einem PRIESTER, der nicht in Versuchung gebracht werden darf, das ABENDMAHL erhält, das für jeden NEUANKÖMMLING obligatorisch war. Ein DIENER, der sich zur linken Seite des Priesters befindet, hält während dieser Zeremonie eine große KERZE in seinen Händen. Die PATIENTIN neben der neuen KRANKEN erhält derweil von einer SCHWESTER etwas zu trinken. Die kranken MÄNNER (rechts) werden mit SPEISEN versorgt. Der ehemalige BETTPARTNER von dem PATIENTEN ganz rechts und eine FRAU, die ursprünglich die Bettstätte der neuen Patientin belegt hatte, sind vor kurzem gestorben. Ihre LEICHEN werden von zwei SCHWESTERN (links unten) in TÜCHERN eingenäht. In der vorderen Mitte bitten ein KÖNIG & 2 FRAUEN mit ihren KINDERN vor und hinter den SÄULEN die über ihnen platzierten HEILIGEN um WIEDERGENESUNG.“

Manch altes STÄDTCHEN besitzt noch heute sein HOSPITAL. Es sind meist kleine & unscheinbare, nicht selten vernachlässigte & verfallene Gebäude, an denen die meisten Passanten vorüber gehen, ohne auch nur einen flüchtigen Blick darauf zu werfen. Das HOSPITAL praktizierte einst seine WOHLTÄTIGKEIT aus wahrer (christlicher) NÄCHSTENLIEBE:
an der PFORTE wurden ALMOSEN verteilt, in seinen Räumen fand der WANDERER gastliche Aufnahme und KRANKE wurden daselbst aufgenommen und bis zur GENESUNG verpflegt. Man unterstützte diejenigen, welche von UNGLÜCKSFÄLLEN heimgesucht wurden, und auch hilfsbedürftige REISENDE jedes Ranges konnten auf eine GABE vom Hospital rechnen. Später kauften sich sogar GESUNDE eine FREISTELLE im HOSPITAL, um daselbst ihr Leben zu beschließen.

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Die PAULITZ-CHRONIK beschließt unsere HOSPITALGESCHICHTE kurz & bündig mit dem heute noch existierenden, ehemaligen KNAPPSCHAFTSKRANKENHAUSGEBÄUDE:

„Das gegenwärtige STÄDTISCHE HOSPITAL, auf der Jüttendorfer Seite am Stadtgraben gelegen, ist im Jahre 1867 erbaut worden. Gegenwärtig dient es nur zur Aufnahme städtischer ARMEN & KRANKEN, während es vor mehreren Jahren eine Zeitlang auch die auf den umliegenden GRUBENWERKEN erkrankten oder verunglückten ARBEITER aufnahm.
Das vor der Stadt gelegene, im Jahre 1893 erbaute neue massive KRANKENHAUS ist von um Senftenberg liegenden BRAUNKOHLENWERKEN errichtet und zur Aufnahme von KRANKEN & VERUNGLÜCKTEN aus dem Bergbaubetriebe eingerichtet.“


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