Neues 575 - 2023-07-30

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Matthias
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Neues 575 - 2023-07-30

Beitragvon Matthias » Sa 29. Jul 2023, 08:45

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dietmar
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Re: Neues 575 - 2023-07-30

Beitragvon dietmar » Sa 29. Jul 2023, 09:49

Lieber Matthias Gleisner,
die wöchentliche Senftenberger Geschichtsstunde wird mir vorerst fehlen. Aber die Gesundheit geht vor hoch unendlich.
Deshalb aus Dresden alles Gute und vor allem schnelle Rehabilitation.
Dietmar Sommerfeld

Christian neu in SFB
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Re: Neues 575 - 2023-07-30

Beitragvon Christian neu in SFB » Sa 29. Jul 2023, 17:52

Vielen Dank Matthias an Dich und Deinen Vater für die viele viele gute Arbeit.
Auch wenn sie Spaß und Freude macht ist es schwere Arbeit so ein Pensum immer durchzuhalten, insbesondere bei Dir Matthias noch neben deinem Berufsleben.
Gute Erholung und bis hoffentlich bald
Christian

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Harald
Beiträge: 618
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Re: Neues 575 - 2023-07-30

Beitragvon Harald » Di 8. Aug 2023, 11:13

Schstr.6_resize.jpg

HOTELS sind heute aus keinem Stadtbild mehr wegzudenken. Sogar SENFTENBERG hatte bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert zahlreiche HOTELS aufzuweisen, die einen durchaus komfortablen Aufenthalt boten.
Noch im 17. Jahrhundert allerdings übernachteten REISENDE in unserer Stadt in der Regel bei ihresgleichen, d.h. ADELIGE nächtigten bei ihren Standesgenossen im SCHLOSS, Vertreter der KIRCHE kamen selbstredend in den PFARRHÄUSERN ihrer jeweiligen Glaubensrichtung unter, gleichermaßen KAUFLEUTE & HANDWERKER zumeist bei ihren ZUNFTBRÜDERN. Nur PERSONEN von niederem Stand übernachteten in kleinen GASTWIRTSCHAFTEN, die zwar hauptsächlich auf VERKÖSTIGUNG der Gäste spezialisiert waren, nebenher aber auch SCHLAFGELEGENHEITEN anboten. Diese beschränkten sich anfänglich allerdings zumeist nur auf einen großen mit STROH ausgelegten SCHLAFRAUM, in dem allgegenwärtiges Ungeziefer, Kälte & Zugluft den GÄSTEN arg zu schaffen machten. Auch ein einzelnes, karg möbliertes GÄSTEZIMMER war oftmals in keinem besseren Zustand. WANZEN gehörten zu einer jeden Übernachtung dazu und über ein NACHTGESCHIRR unter dem Bett konnte der Gast heilfroh sein. Die Einrichtung der POSTKUTSCHE im 18. Jahrhundert, die das REISEN etwas bequemer machte, förderte die REISELUST der Menschen und es mussten mehr ÜBERNACHTUNGSMÖGLICHKEITEN her. Allein in Deutschland erhöhte sich in diesem Jahrhundert nicht nur die Zahl der GASTHÖFE auf 80.000, sondern auch deren KOMFORT: Jedes ZIMMER war mit einem WÄRMEOFEN ausgestattet, in dem angenehme Geruchsessenzen schmorten. Die BETTEN verfügten über DAUNENDECKEN und dank eines HOLZZUBERS in jedem Zimmer konnten die Gäste sogar ein BAD nehmen.

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Ein Blick in die archivierten Senftenberger ADRESSBÜCHER von 1897 bis 1941 macht deutlich, dass zwar stets zahlreiche HOTELS vorhanden waren, die jedoch nicht durchgehend aufgeführt wurden. Welche Überlegungen bei der EINTRAGUNG bzw. WEGLASSUNG im städtischen „Hotel-Register“ oder die Tatsache, dass oftmals beim „Übernachtungsgewerbe“ einzig & allein das >REICHSHOTEL< Erwähnung fand, eine Rolle gespielt haben könnten, entzieht sich meiner Kenntnis.

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Besagtes >REICHSHOTEL< firmierte vor seiner NEUERÖFFNUNG am 17.11.1903 als nach seinem Besitzer benanntes
>HÄNIG’S HOTEL<, welches schon damals in der SCHLOSS-STR. 6 - neben >HÄNIG‘S BIERGROSSHANDLUNG< (Nr. 8) stand.

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Das reichhaltige INSERATEN – KONVOLUT aus dem >SENFTENBERGER ANZEIGER< von 1904 verweist in der LINKEN SPALTE u.a. auf die NACHFEIER DER NEUERÖFFNUNG vom 21.01.1904 sowie auf den schon im September vollzogenen WECHSEL DER GESCHÄFTSFÜHRUNG. Die MITTELSPALTE verweist auf das augenscheinlich profitable HOTELRESTAURANT, das sich mit einer imposanten MITTAGSKARTE einen Namen machte. Die RECHTE SPALTE zeugt schließlich von der in der Senftenberger Bürgerschaft großen Beliebtheit traditioneller SCHLACHTFESTE .

Was wären aber HOTELS & GASTHÄUSER ohne das sprichwörtliche „TRINKGELD“… Die nachfolgende amüsante ABHANDLUNG fördert hierzu interessantes DETAILWISSEN zutage:

Ankunft_resize.jpg

Im >Handbuch des Hotelwesens< von 1887 wurde die ANKUNFT NEUER GÄSTE folgendermaßen reglementiert:

„Die ANKUNFT neuer GÄSTE kündigt der PORTIER durch die FREMDENGLOCKE an. Es hat dies frühzeitig genug zu geschehen, so dass diejenigen ANGESTELLTEN, welche beim EMPFANG thätig sein müssen, am PLATZE sind, wenn die GÄSTE das HOTEL betreten. Die ANGESTELLTEN haben sich niemals in GRUPPEN aufzustellen, damit ihre Anwesenheit wenig auffällt. Diejenigen, welche mit dem EMPFANG bzw. der UNTERBRINGUNG nichts zu thun haben, müssen sich gänzlich ferne halten, weil das neugierige ANSEHEN von einem versteckten Platze zwischen Thüren & hinter Pfeilern einen widerlichen Eindruck macht.“

Demgegenüber wurde die REALITÄT in diversen „Humoristischen Blättern“ genüsslich auf‘s Korn genommen:

"Es wird einem oft bange, wenn man in einem großen HOTEL ankommt:
ist der REISEBUS in Sicht, so ertönt die HOTELGLOCKE, und heraus stürzt ein halbes Dutzend PERSONAL. Man wird fast aus dem WAGEN gehoben; jeder beeilt sich, etwas vom HANDGEPÄCK zu tragen; die FLÜGELTHÜREN werden aufgerissen, tiefe VERBEUGUNG, und man befindet sich im SAALE. Ein schwerer Seufzer entringt sich der Brust des Reisenden, denn er weiß, daß jede freundliche MIENE, jede HAND, die nach IHM oder seinen SACHEN ausgestreckt wurde, besondere BEZAHLUNG erwartet.
Zuerst kommt der OBERKELLNER. Er rechnet bestimmt mit TRINKGELD, da dieses außer dem Verdienst aus seinem CIGARRENHANDEL und dergleichen den Haupttheil seiner EINNAHME bildet. Zweitens kommt der SAALKELLNER, welcher gewöhnlich Morgens den KAFFEE und Abends die SPEISEN bringt, auch wohl den UEBERZIEHER & HUT abnimmt, um ihn aufzuhängen. Drittens erscheint der PORTIER. Er gibt in größeren HOTELS die für die Reisenden ankommenden BRIEFE heraus, und schlägt auch schon mal eine Adresse im ADRESSBUCH nach. Als vierte in der Reihe kommt das ZIMMERMÄDCHEN. Sie hat tagsüber ein, zwei Mal frisches WASCHWASSER auf’s Zimmer gebracht. Der fünfte ist der HAUSKNECHT, bei dem das TRINKGELD sogar obligatorisch ist. Er wichst die STIEFEL und weckt Morgens, wenn man es wünscht. In der Regel bekommt er KEIN GEHALT und wird dennoch mitunter ein vermögender Mann. Als sechster, glücklicherweise der letzte, steht der KUTSCHER da. Er öffnet beim Einsteigen die WAGENTHÜRE und bringt das HANDGEPÄCK in den Wartesaal. Bei seinem geringen GEHALT kann er ohne TRINKGELD nicht bestehen."


Handparade_resize.jpg

Mit detektivischer Hingabe verwies man im Jahre 1912 sogar auf eine imaginäre „HOTELPERSONAL-GEHEIMSPRACHE“:

"Schlimm ist nur, wenn man für DIENSTE bezahlt, und dieselben LEUTE, die sich von den TRINKGELDERN der Reisenden nähren, jedem ABREISENDEN HOTELGAST noch eine Art „STECKBRIEF“ mitgeben, der allen KOLLEGEN auf der ganzen zivilisierten Welt als einen „mehr oder weniger FREIGEBIGEN oder KNAUSERIGEN, ANSPRUCHSVOLLEN oder MAROTTENHAFTEN Menschen" kennzeichnet, wonach sie den GAST mehr oder weniger aufmerksam bedienen oder im Gegenteil bis nahe an der Ungezogenheit schneiden & vernachlässigen.
Dafür gibt es verschiedene, der HOTELDIENERSCHAFT überall verständliche GEHEIME ZEICHEN zur Charakterisierung des Gastes, der übrigens, wenn er einigermaßen REISEERFAHRUNGEN hat, schon an der Art seines EMPFANGES – an der untertänigen VERBEUGUNG bis zum STEIFEN HALSE – erkennt, welche BONITÄT man ihm antaxiert. Diesem URTEIL liegt eine „Sachverständigen-Untersuchung“ zugrunde, die sofort stattfindet, wenn der FREMDE das GASTLICHE HAUS betreten hat. Da treten der HAUSKNECHT, der PORTIER, der OBERKELLNER als „Untersuchungsrichter“, denen sich noch das STUBENMÄDCHEN & der lernbegierige PICCOLO [Hotelboy] anschließen, zusammen und prüfen schmunzelnd oder höhnisch die BESONDEREN KENNZEICHEN AM GEPÄCK DES GASTES."


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SO !
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Harald
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Re: Neues 575 - 2023-07-30

Beitragvon Harald » Di 15. Aug 2023, 14:49

In grauer Vorzeit lagen die VORLÄUFER unserer heutigen HOTELS, also die GASTHÖFE, meist am MARTKTPLATZ oder an wichtigen STRASSEN, oft neben KIRCHEN oder RATHÄUSERN.
Sie waren wie PRIVATHÄUSER gebaut und bestanden zunächst aus HOLZ, später dann auch aus STEIN. Einige von ihnen waren sogar mit HOLZ gedeckt, andere mit ZIEGELN und ihre FASSADEN waren oft bemalt. Es gab durchaus UNTERSCHIEDE in der BAUWEISE der einzelnen GASTHÄUSER, je nachdem ob es sich dabei um einen eher vornehmeren oder weniger vornehmeren Betrieb handelte. LAGE, PLANGESTALTUNG & BAULICHE EINRICHTUNG waren wesentlich von der Gesellschaftsklasse seiner BESUCHER und dem ZWECK abhängig, welchen diese bei ihrem AUFENTHALT IM GASTHAUSE verfolgten.
In den meisten GASTHÖFEN befand sich eine GASTSTUBE, darüber oder daneben lagen die FREMDENZIMMER. Die INNENEINRICHTUNG war deftig, sehr grob zugeschnitten und wenig bequem. Meist handelte es sich bei den GÄSTEZIMMERN um GEMEINSCHAFTSRÄUME. Einzig und allein den „HOHEN HERREN“ war es vorbehalten in EINZELZIMMERN zu schlafen. Der gewöhnliche GAST musste sich das ZIMMER mit mehreren anderen, teilweise auch fremden, PERSONEN teilen.
Um die Jahrhundertwende legte man jedoch bei der AUSSTATTUNG VON FREMDENZIMMERN gesteigerten Wert auf Gediegenheit, Zweckmäßig~ & Bequemlichkeit, wie untenstehender GRUNDRISS beweist: (Das -H- steht für Heizung, das -S- für Schrank))

grundriss_resize.jpg

Die ARCHITEKTUR der öffentlichen Gebäude & Privathäuser auf dem MARKT sowie in den ANLIEGER-STRASSEN bestimmte seit jeher natürlich auch das Selbstverständnis der SENFTENBERGER BÜRGERSCHAFT.
Wenn auch die einstmaligen kostbaren BEMALUNGEN & TAPETEN, MÖBEL & BILDER in den INNENRÄUMEN inzwischen schon gänzlich verschwunden sind, stehen die FASSADEN noch heute und üben nach wie vor ihren Zauber aus. Unwillkürlich sieht man sich auch als bautechnischer LAIE die auffälligen, für die GRÜNDERZEIT um die Jahrhundertwende typischen GEBÄUDEFASSADEN an, wenn man durch die langgestreckte BAHNHOFSTRASSE geht. Einige wenige Exemplare sind auch in der wohl in puncto Geschäftsleben etwas kurz geratenen KREUZ~ bzw. der romantisch anmutenden SCHLOSSSTRASSE zu finden – und deren ANBLICK bleibt, obwohl es ja eigentlich eine geradezu aufgezwungene KUNSTBETRACHTUNG ist, mit Sicherheit im Gedächtnis haften. Man könnte deshalb sagen, dass die BAUHERREN von einst die schöne VERPFLICHTUNG, ihre HÄUSER auch von außen so zu gestalten, dass sie jeden Mitbürger zum „Kunstgenuss“ einladen, wirklich ernst genommen haben. Daher sollte auch heute noch alles dafür geschehen, dass eine solche BETRACHTUNG nur GUTES bewirken kann.

Nach der in meinem vorausgegangenen KOMMENTAR intensiven Beschäftigung mit dem PROFIL des ehemaligen >REICHSHOTEL<
erhielt ich vor einigen Tagen von „CHRISTIAN neu in SFB“, einem mit 118 Beiträgen ins Rampenlicht getretenen USER von >Gruss-aus-Senftenberg<, einige INNENAUFNAHMEN jenes Gebäudes, die uns ein klein wenig in den um das Jahr 1900 herrschenden „JUGENDSTIL“ eintauchen lassen, wecher nicht nur der Möbel~, Textil~, Farb~ & Tapetenindustrie sehr viel Geld einbrachte.
Da bei der RENOVIERUNG dieses einstmals hoch aufragenden HOTELBAUS gottlob nicht ausschließlich „Kunstbanausen“ am Werke waren, blieben uns zwar nur einige wenige, aber durchaus sehenswerte JUGENDSTILISTISCHE EINBLICKE erhalten:

Inside 1_resize.jpg


Inside.jpg


inside 3_resize.jpg


... ABSCHLIESSEND EIN GROSSES DANKESCHÖN AN CHRISTIAN :!:


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