Neues 576 - 2023-08-27

Die neue Form der Kommentarfunktion zu den
einzelnen Einträgen unter Neues
Benutzeravatar
Matthias
Administrator
Beiträge: 643
Registriert: Fr 28. Feb 2014, 18:23
Wohnort: Senftenberg

Neues 576 - 2023-08-27

Beitragvon Matthias » Sa 26. Aug 2023, 09:02

Bild Bild

Hier klicken, um zum entsprechenden Eintrag unter "Neues" zu springen...

Frank66
Beiträge: 38
Registriert: Mi 23. Apr 2014, 09:44

Re: Neues 576 - 2023-08-27

Beitragvon Frank66 » Sa 26. Aug 2023, 14:42

Ich wurde 1973 in diese Schule eingeschult. Einige Wochen nach meiner Einschulung, bekam die Schule den Namen "Anton Saefkow".

Benutzeravatar
Harald
Beiträge: 618
Registriert: Sa 1. Mär 2014, 10:39

Re: Neues 576 - 2023-08-27

Beitragvon Harald » Fr 1. Sep 2023, 19:06

Logo vorgestern_resize.jpg

An DEUTSCHLANDS SCHULEN gibt es gegenwärtig nicht nur sehr viele PROBLEME, sondern herrschen mitunter wahrlich chaotische ZUSTÄNDE:
marode Schulgebäude, kaputte Toiletten, Lehrermangel, Unterrichtsausfall, hohe Schulabbrecherquote, grassierende Disziplin~ & Respektlosigkeit bei den Schülern u.v.a.m.
Allerdings steckt mittlerweile das gesamte deutsche BILDUNGSSYSTEM in einer tiefen KRISE. Es ist haarsträubend:
In den Schulen lernen die Kinder nicht mehr das, was sie für einen erfolgreichen Berufsweg benötigen und verlassen bereits die Grundschule mit nur rudimentären Mathematikkenntnissen,
können nicht korrekt schreiben, ja noch nicht einmal „zuhören“.
Als ein in 40 Dienstjahren an „vorderster Bildungsfront“ kämpfender LEHRER kann ich den Hilferuf >SCHULE IN NOT< nachvollziehen.
Ein Berufskollege wies allerdings schon um 1900 auf die Unwägbarkeiten bei der SCHÜLERSCHAFT hin, die den LEHRERN oftmals die MOTIVATION raubten:

ABC_resize.jpg

„Wird ein KIND 6 Jahre alt, so schult man es ein. Sind die ELTERN WOHLHABEND, so werden sie der VORSCHULE eines GYMNASIUMS oder sonst einer höheren Lehranstalt den Vorzug geben. Die ÄRMERE Bevölkerung schickt ihre Kinder in die VOLKSSCHULE, in deren 3 ersten Jahrgängen das UNTERRICHTSPENSUM vollkommen mit dem der höheren Lehranstalten übereinstimmt. 40 bis 50 Kinder DRÜCKEN NUN DIE BÄNKE. Während sich die einen lediglich auf diese immerhin achtenswerte TÄTIGKEIT beschränken, setzen die anderen auch noch ihr GEHIRN in Arbeit. Schon nach kurzer Zeit tritt in der KLASSE eine gewisse EINGLIEDERUNG auf. Der LEHRER, der die SCHÜLER nur schlechtweg aufgenommen hatte, sieht jetzt auf einmal FLEISSIGE & FAULE, SAUBERE & SCHMIERFINKEN, KLUGE & DUMME, HOCH~ & UNBEGABTE vor sich. Und diese GLIEDERUNG schreitet durch Bildung neuer KOMBINATIONEN immer weiter voran: BEGABUNG kann sich entweder mit FAULHEIT oder mit FLEISS, seltener schon UNFÄHIGKEIT mit FLEISS, häufiger dagegen UNSAUBERKEIT mit DUMMHEIT paaren. Jedenfalls ergibt sich schon bei flüchtiger Betrachtung für jeden SCHÜLER eine ungeheure Fülle an VERKNÜPFUNGSMÖGLICHKEITEN.
Für den LEHRER erwachsen nun neue ARBEITEN. Von ihm wird gefordert, den KINDERN einen bestimmten LEHRSTOFF beizubringen. Das PENSUM hierfür ist für den DURCHSCHNITT berechnet und wer ihn bewältigt, kann in eine höhere Klasse aufrücken. Mit den BEGABTEN wird er keine Schwierigkeiten haben – denn sie LERNEN LEICHT.
Da jedoch dem SCHWACH~ oder gar UNBEGABTEN aber alles EINGEDRILLT werden muss, wird er immer weiter zurückgedrängt, bis er schließlich nach einigen krampfhaften ANSTRENGUNGEN den WETTLAUF aufgibt und zum stumpfen BANKDRÜCKER herabsinkt…“


Bei der aktuellen RECHERCHE kam mir ein LANGZEITAUFTRAG meines Sohnes in Erinnerung: den überwiegend in Sütterlin & „Kanzleischrift“ verfassten TEXT der SCHULCHRONIK besagter Bildungseinrichtung „zu übersetzen“.
Ich werde also nachfolgend beim Abfassen meines KOMMENTARS meine ERSTEN ÜBERSETZUNGSSCHRITTE einfließen lassen:

GRÜNDUNG DER SCHULE III

Nachdem im Jahre 1900 das neuerbaute SCHULHAUS I mit 18 KLASSENRÄUMEN seiner Bestimmung übergeben worden war,
hoffte man, für viele Jahre im Voraus SCHULRÄUME gewonnen zu haben. Allein schon nach 5 Jahren waren alle KLASSENRÄUME besetzt, und die Schulbehörden sahen sich vor die Notwendigkeit gestellt, bei einer andauernden ZUNAHME von schulpflichtigen KINDERN den BAU eines dritten SCHULHAUSES zu planen.
In MEUROSTOLLN, später SENFTENBERG II genannt, bestand seit mehreren Jahren die SCHULE II. Eine bald eintretende ÜBERFÜLLUNG der Schule zwang zur Verwirklichung des PLANES; man beschloß, auf der STADTFLUR nach Norden zu an der CALAUER CHAUSSEE eine III. SCHULE mit 12 KLASSEN zu errichten. Der BAU derselben begann im Sommer 1908 und wurde im Frühjahr 1909 vollendet.
Von der EINWEIHUNGSFEIER berichtete der >Senftenberger Anzeiger<:

SA Einweihung_resize.jpg

Der SCHULCHRONIST startete mit einem fast gleichlautenden TEXT, fügte allerdings furchteinflößendes ZAHLENMATERIAL hinzu, welches die endlosen „KLAGELIEDER“ über den SCHÜLERZAHL – ANSTIEG von HEUTE wohl oder übel verstummen lassen dürfte:

An demselben Tage hatte auch der UNTERRICHT in der Schule begonnen. Der SCHULE III wurden die KINDER der Stadt, Jüttendorfer und Thammer Flur des bestehenden Schulverbandes zugewiesen. Der bisherige SCHULBEZIRK war derartig geteilt worden, daß die COTTBUS – GROSSENHAINER EISENBAHN die Grenzlinie bilden soll, so daß nördlich dieser Linie SCHULBEZIRK III, südlich davon SCHULBEZIRK I bestehen soll. Wegen schultechnischer SCHWIERIGKEITEN konnten jedoch nicht gleich alle KINDER aus dem neuen Schulbezirk umgeschult werden; es verblieben die meisten KINDER DER OBERKLASSEN einstweilen noch im Schulbezirk I zurück, während die TEILUNG DER KINDER in der MITTEL~ & UNTERSTUFE vollständig vollzogen wurde. So entstanden für die SCHULE III insgesamt 8 SCHULKLASSEN, deren SCHÜLER von 7 LEHRKRÄFTEN unterrichtet wurden.
DIE SCHÜLERANZAHL BETRUG ENDE JUNI 1909:
2. gemischte Klasse: 29 Knaben & 36 Mädchen
3. gemischte Klasse: 33 Knaben & 34 Mädchen
4. Knabenklasse: 12 Knaben / Mädchenklasse: 54 Mädchen
5. Knabenklasse: 68 Knaben / Mädchenklasse: 65 Mädchen
6. Knabenklasse: 64 Knaben / Mädchenklasse: 68 Mädchen

In Summa: 274 KNABEN & 257 MÄDCHEN – zusammen 531 SCHULKINDER.

Da die GRENZLINIE zwischen den SCHULBEZIRKEN I & II voraussichtlich nicht immer wird inne gehalten werden können, da vielmehr anzunehmen ist, daß bei überfüllten Klassen SCHULKINDER her~ & hinüber umgeschult werden müssen, da ferner ein oftmaliger VERZUG DER ELTERN aus diesem und jenem Bezirk stattfindet, so bleibt der GRUNDLEHRPLAN für SENFTENBERG I auch für diese SCHULE maßgebend. Die STOFFVERTEILUNGSPLÄNE sind bereits danach aufgestellt. Ebenso sind die für SCHULE I eingeführten LEHR~ & LERNBÜCHER beibehalten worden.

Klassen_resize.jpg

Ob die anfängliche GESCHLECHTERTRENNUNG in separaten Klassen die gewünschte UNTERRICHTSDISZIPLIN förderte, könnten nur unsere Altvorderen beurteilen.
Auf jeden Fall gab es hilfreiche „ERZIEHUNGS-RATGEBER“, in denen dem Nachwuchs per GEDICHT wohlgemeinte RATSCHLÄGE mit auf den SCHULWEG gegeben wurden:

DER HÖFLICHE SCHÜLER (1803)

Fang‘ deine Schularbeit nicht ohne Beten an,
denn Gott allein ist es, der sie dir segnen kann.
Was dir nun nötig ist, das lege dir zurechte,
weil sonst durch viel Gelauf ein Lärm entstehen möchte.

Was du zu Hause dir schon wohl bekannt gemacht,
das geh‘ noch einmal durch, doch still und mit Bedacht.
Wenn du die Tinte brauchst, so nimm dich wohl in acht,
daß keiner sich dadurch die Kleider schmutzig macht.

Fragt dich der Lehrer was, so antwort‘ ganz bescheiden.
Vor allem sei bedacht, das Lügen zu vermeiden.
Wenn er dir was erklärt, so rede nicht darein,
es muß dein Sinn allein auf ihn gerichtet sein.

Lieg‘ auf der Bank nicht wie die Bauern in den Schenken,
die an die Höflichkeit zu keiner Zeit gedenken.
Zerschnitzle nicht das Holz an deinen Schulebänken,
du machtest dir hierdurch ein schlechtes Angedenken.


…und wenn diese wohlgemeinten REGELN nicht fruchteten, wurden die SCHÜLER kurzerhand vom LEHRER mit GEWALT
– also mittels Rohrstock – "auf den rechten Weg geführt"…


Pruegel_resize.jpg

Zum Abschluss noch einige interessante FAKTEN aus der >SCHULCHRONIK< über die SCHULVERHÄLTNISSE im Jahre 1928, deren „BEACHTUNG gefordert werden sollte“ – zumal sie denen von HEUTE fast identisch zu sein scheint:

"Das SCHULHAUS ist überaus reparaturbedürftig und erweist sich mit seinen z.T. unfreundlichen KLASSENZIMMERN, seinen schmutzigen WINKELN und zugigen KORRIDOREN als unästhetisch & unhygienisch. Die verschmutzte, jedes Sauberkeitsgefühl verletzende ABORTANLAGE entspricht längst nicht der Größe der SCHÜLERZAHL.
Der nach REGENGÜSSEN halb unter Wasser stehende, aufgeweichte und somit nicht betretbare SCHULHOF macht die ERHOLUNG der Kinder in frischer Luft zeitweise unmöglich und ist überdies durch Baracke, Aborte & Klettergerüst zu beengt. Vor allem fehlt es der Schuljugend an geeigneten TURNGERÄTEN. Für eine geordnete, erfolgreiche körperliche AUSBILDUNG & ERTÜCHTIGUNG macht sich dringend der Bau einer größeren TURNHALLE notwendig. Der TURNUNTERRICHT wird für 900 – 1000 SCHÜLER noch immer in einer NOTBARACKE abgehalten, die die Aufstellung größerer GERÄTE nicht zuläßt und kaum 30 Schülern gleichzeitig die Teilnahme am TURNUNTERRICHT gestattet.

Auch mit dem MUSIKUNTERRICHT liegt es recht im Argen. Außer dem Gymnasium besitzt keine Schule ein INSTRUMENT.
Daran scheitert auch die Einführung von CHORGESANGSSTUNDEN für die oberen Klassen. Die STUNDENKÜRZUNG und die RAUMVERHÄLTNISSE tragen ihr Übriges dazu bei.

Von Ostern ab müssen mit über 700 KINDERN insgesamt 17 KLASSEN gebildet werden. Es entstehen 4 achte, je 3 siebente & sechste Klassen; aber nur je 1 zweite & erste, beide gemischt und über 50 KINDER stark. Der PERSONAL~ & STELLENABBAU der letzten Jahre beginnt sich jetzt verhängnisvoll auszuwirken; denn bei der steigenden KLASSENZAHL fehlt es an LEHRKRÄFTEN & KLASSENRÄUMEN.
Da die SCHULE III nur 16 KLASSENRÄUME zur Verfügung hat – die anderen sind von der katholischen Kirche, der Hilfsschule sowie der Handelsschule besetzt – hat mindestens eine Klasse KEINEN RAUM – muß also „fliegen“, d.h. da unterschlüpfen, wo gerade eine andere Klasse im ZEICHENSAAL oder draußen arbeitet. Wir sind gottlob in der glücklichen Lage, diesen SAAL für etwaige AUFFÜHRUNGEN benutzen zu können. Die WOCHENSTUNDENZAHLEN der Klassen müssen gekürzt werden, sonst reichen die von den LEHRKRÄFTEN zu erteilenden STUNDEN nicht aus, um alle KLASSEN zu versorgen. Und das alles, obwohl in Preußen noch mehr als 20.000 JUNGLEHRER auf Anstellung im Schuldienst warten. Die SCHULE III brauchte von OSTERN ab dringend eine LEHRKRAFT mehr, wenn sie voll leistungsfähig bleiben soll…"


...UND DA SAGE NOCH EINER: "FRÜHER WAR ALLES BESSER !"
Hier klappe ich die >SCHULCHRONIK / Schule III 1909 – 1932< erst einmal zu. Bei passender Gelegenheit berichte ich dann von den Schülern & Lehrern, ihren Schulausflügen & weiteren (un~)wichtigen EREIGNISSEN rund um das SCHULHAUS AN DER CALAUER STRASSE

Schule III_resize.jpg


Zurück zu „Kommentare“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 13 Gäste