Neues 577 - 2023-09-03

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Matthias
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Neues 577 - 2023-09-03

Beitragvon Matthias » Sa 2. Sep 2023, 07:42

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Frank66
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Re: Neues 577 - 2023-09-03

Beitragvon Frank66 » Do 7. Sep 2023, 07:26

Im Adressverzeichnis von Rauno aus dem Jahr 1924 kann man einen Schankwirt Richard Lehmann finden.

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Harald
Beiträge: 618
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Re: Neues 577 - 2023-09-03

Beitragvon Harald » Sa 9. Sep 2023, 12:02

Gasthaus_resize.jpg
SCHENKE & TRUNK bildeten schon in grauer Vorzeit bei allerlei FESTEN den MITTELPUNKT aller Zerstreuungen & Vergnügungen
der breiten Volksschichten. Man trank jedoch angeblich nur, um die SORGEN & LASTEN DES ALLTAGS zu vergessen.


Der berühmte Humanist Erasmus von Rotterdam zeichnete im 16. Jahrhundert mit drastischen Farben, aber auch sehr amüsant

DAS BILD EINES DEUTSCHEN GASTHAUSES

„Die besser trinken, sind dem WIRT angenehmer, obgleich sie um nichts mehr zahlen, als jene, die mehr als das Doppelte im WEIN verzehren, was sie für das GASTMAHL zahlen. Es ist zum Verwundern, welches LÄRMEN & SCHREIEN sich erhebt, wenn die KÖPFE vom TRINKEN warm werden. Keiner hört und versteht den Andern. Häufig mischen sich POSSENREISSER & SCHALKSNARREN in diesen TUMULT; und es ist kaum glaublich, welche FREUDE die Deutschen an solchen LEUTEN finden, die durch ihren GESANG, ihr GESCHWÄTZ & GESCHREI, ihre PRÜGELEIEN solch ein GETÖSE machen, daß die GASTSTUBE dem Einsturze nahe ist. Und doch glauben sie so recht angenehm zu leben; und man ist gezwungen, mit ihnen bis in die TIEFE NACHT hinein sitzen zu bleiben. Ein STAMMGAST, der an der WIRTSTAFEL wie an seinem eigenen HERD sitzt und allabendlich denselben STUHL, dieselbe ECKE, dasselbe GLAS, denselben WEIN begehrt, ist eine spezifisch GERMANISCHE GESTALT.
Ich kannte einen HERRN, der stets im WIRTSHAUS des Dorfes saß und daselbst den größten Teil seines Geldes verzehrte.
Er war so ein vollendeter STAMMGAST, daß selbst sein PFERD nicht weiter zu bringen war, wenn es an die WIRTSHAUSTÜR kam.
Nur der DEUTSCHE kennt die sogenannte ‚GEMÜTLICHE KNEIPEREI‘ und sucht durch dieselbe sein FAMILIENBEDÜRFNIS auch außerhalb des eigenen Hauses zu befriedigen.
Nur im deutschen Vaterland nehmen die ZECHGELAGE der WIRTSHÄUSER einen gewissen Charakter der HÄUSLICHKEIT an.


ZECHEN & SAUFEN können auch andere VÖLKER,
aber nur die DEUTSCHEN verstehen es, in der ZECHSTUBE gemütlich zu Hause zu sein.“


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Tüchtig sein in der ARBEIT, aber auch viele KULTURGENÜSSE gehörten zu den LEBENSBEDÜRFNISSEN der rund 2000 RAUNOER. In den bescheidenen Genüssen der STAMMTISCHE im gemütlichen GASTRAUM von SCHNIEDER’S GASTHOF in der DORFSTRASSE 10 fanden die MÄNNER, die FAMILIEN dagegen im geselligen Kreis, vor allem bei zahlreichen FESTLICHKEITEN der örtlichen VEREINE ihre Erholung & Anregung.
Eine lange Überlieferung an SITTEN, BRAUCH & DENKUNGSART aus alter Vorzeit hatte sich in diesem Völkchen eingelebt und gottlob auch lange lebendig erhalten.
Im Sommer erfreute man sich an flotter, erfrischender MILITÄRMUSIK, aber auch bei weniger anspruchsvollen VERGNÜGUNGEN im KONZERTGARTEN,
wie dem obligatorischen KAFFEEKOCHEN plus VERZEHR des mitgebrachten KUCHENS.

schnieder.jpg

Fest am Alten haftend, hatte gerade die Bevölkerung der SENFTENBERGER GEGEND es verstanden, das Feiern ihrer FESTE zu erhalten.
In der SCHANKSTÄTTE spielte sich dabei auch KUNSTGENUSS in Form von musikalischen & theatralischen AUFFÜHRUNGEN ernsterer oder heiterer Art ab.
Ländliche VOLKSFESTE mit festlichen AUF~ & UMZÜGEN, vor allem zahlreiche WETTSPIELE der berittenen BAUERNBURSCHEN und REIGENTÄNZE der DORFMÄDCHEN boten der Landbevölkerung ein großes VERGNÜGEN, dem alle mit Spannung & Begeisterung zusahen.
Das GEMEINDEFEST samt TANZVERGNÜGEN wurde zumeist aus dem zu engen WIRTSHAUS ins Freie, auf den DORFANGER oder unter geräumige ZELTE verlegt.
MARTIN SCHNIEDER, der einstmalige GASTWIRT & nebenbei auch Vorsitzender des örtlichen MÄNNERGESANGVEREINS,
sorgte sich um recht viel Abwechslung in der „kulturellen Betreuung“, wie die nachfolgende INSERATENSAMMLUNG aus dem >Senftenberger Anzeiger< im JAHRESLAUF 1902 beweist:

Inserate Schnieder_resize.jpg

Um die Jahrhundertwende schossen diverse GESELLIGKEITSVEREINE wie Pilze aus dem Boden, von denen einige auch in RAUNO Fuß fassten;
und sich selbstredend in SCHNIEDER'S GASTHOF versammelten:

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Interessant waren IM ALTEN RAUNO in früheren Zeiten die AMTLICHEN BEKANNTMACHUNGEN.
Der DORFSCHULZE bediente sich eines großen viereckigen HOLZHAMMERS, auf dem das beschriebene MITTEILUNGSBLATT angeheftet und dann von Haus zu Haus weitergereicht wurde.
Der Senftenbergs LANDBRIEFTRÄGER brachte die POST und erst viel später der >Senftenberger Anzeiger< die schon sehnsüchtig erwarteten >NEUIGKEITEN<.
Um die Jahrhundertwende gab es beim >Senftenberger Anzeiger< eine NEUERUNG. Die recht zahlreichen GROSSVERANSTALTUNGEN wurden von nun an werbewirksam DREIFACH beworben:
im Voraus als spannende ANKÜNDIGUNG per TEXT – in gleicher bzw. nachfolgender Ausgabe als umfangreiche ANZEIGE - und dann nochmals als wohlwollende NACHBETRACHTUNG per KOLUMNE:

Konzert_resize.jpg

War der DASEINSKAMPF der Menschen auch kein leichter, so wohnte dennoch in ihrer Mitte die ZUFRIEDENHEIT & ungekünstelter, echter FROHSINN. Bedingt durch ein zähes FESTHALTEN an althergebrachten TRADITIONEN feierten sie über Generationen hinweg ihre FESTE wie sie fielen. So verlief das LEBEN IM ALTEN RAUNO durchaus nicht immer eintönig;
es gab auch hin & wieder SENSATIONEN: Wanderbühne, Puppentheater, Seiltänzertruppe, sogar der Zirkus sorgten nicht nur für ROMANTIK, sondern auch enormen ZULAUF:o


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