Neues 589 - 2023-12-24

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Matthias
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Neues 589 - 2023-12-24

Beitragvon Matthias » Sa 23. Dez 2023, 10:51

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dietmar
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Re: Neues 589 - 2023-12-24

Beitragvon dietmar » Sa 23. Dez 2023, 17:19

Hallo Matthias,
hier heute für dich nur ein schönes Weihnachtsfest und ein guter Übergang nach 2024, das ein gutes und hoffentlich endlich friedliches Jahr werden soll. Allem voran aber Gesundheit für dich, du wirst das nicht ablehnen. Danke für deine Arbeit im nun bald vergangenen Jahr. Hoffentlich dankt es dir die Stadt Senftenberg irgendwann einmal.
Auch allen Anderen, die hier 2023 dies und jenes begleiteten, vor allem Harald, gelten die gleichen herzlichen Grüße.
Dietmar aus Dresden

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Harald
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Re: Neues 589 - 2023-12-24

Beitragvon Harald » Di 26. Dez 2023, 12:03

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„DAS HAUS BRENNT“
– WIR STEHEN VOR DER GRÖSSTEN KRISE SEIT GRÜNDUNG DER BUNDESREPUBLIK!“

Wenn man diese SCHLAGZEILEN hört oder liest, erinnert sich speziell meine Generation ziemlich ungern an die angsteinflößenden >HYPERINFLATIONSBERICHTE< ihrer Altvorderen.
Das in wenigen Tagen zu Ende gehende, krisengeschüttelte & politikverdrossene JAHR 2023 war dem durch eine hohe INFLATION geprägten JAHR 1923, das meine Großeltern Zeit ihres Lebens nie vergessen konnten, nicht unähnlich.
Nach dem ersten Weltkrieg hatte Deutschland bekanntlich viele SCHULDEN, für dessen RÜCKZAHLUNG die Weimarer Republik immer mehr GELD druckte. Dadurch war der einzelne GELDSCHEIN immer weniger wert. Die Menschen gaben ihr sauer verdientes GELD sofort wieder aus, da es am nächsten Tag schon wieder einen geringeren Wert besaß. Der GELDWERT sank, PREISE stiegen ins unermessliche. Die Bevölkerung rechnete bald in BÜNDELN statt SCHEINEN, die sie in Schubkarren transportierten, ihre Rückseiten als SCHMIERPAPIER benutzten, um sie schlussendlich zu verheizen.
DIE INFLATION WURDE ZUM DEUTSCHEN TRAUMA.

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Anfang DEZEMBER 1923 wandte sich der >Senftenberger Anzeiger< mit trostspendenden Worten an seine Leser:

WIE SOLLEN WIR WEIHNACHTEN FEIERN ?

Seufzend ringt sich die FRAGE aus mancher Brust. Wie ein HOHN will es aufsteigen. WEIHNACHTEN – das FEST der Lichter, Lieder, Freude, des Kinderjubels, der Sorglosigkeit, kann man das überhaupt noch feiern in diesen GRAUEN TAGEN ? Vor uns steht der WINTER mit KÄLTE & DUNKELHEIT. Was sie bedeuten, das haben bisher wohl nur die wenigsten von uns erfahren. Wenn der WINTER kam, heizte man den OFEN und knipste das LICHT an, je dunkler draußen die NACHT, je heller die HÄUSER drinnen. Wie wundervoll saß es sich am OFEN, wenn der WINTERTRAUM durch die Straßen fuhr und weiße Flocken am Fenster vorüber flogen.
Nun dürfen wir wieder WEIHNACHTEN feiern. Wir DÜRFEN ? Ach, wird mancher denken: wir MÜSSEN, aber wenn’s doch erst vorüber wäre !
Wo soll die WEIHNACHTSSTIMMUNG herkommen IN DIESEM JAHR, wenn viele Öfen KALT und viele Zimmer DUNKEL bleiben werden. Der HUNGER geht um, das Gespenst der ARBEITSLOSIGKEIT erhebt sich drohend. Und WIR – sollen WEIHNACHTEN feiern?
Ja, wir wollen es feiern, gerade in diesen GRAUEN & TRÜBEN ZEITEN, denn WEIHNACHTEN ist ja nicht nur das FEST der vollen Tafeln & der mit prunkvollen Geschenken reich beladenen Gabentische,
sondern auch das FEST DER LIEBE – und wann hat LIEBE mehr und besser Gelegenheit sich zu zeigen, als in ZEITEN DER NOT?


Nun ist’s wieder da im lieblichen Kleid,
das Fest unserer Freude und Liebe.
Mild strahlen die Lichter zur Weihnachtszeit
hinaus in die Welt, die so trübe.
Und dann die Bescherung in heiliger Nacht!
mit schönen, gar zahlreichen Spenden,
in Liebe geschenkt und dargebracht
von treuen und gütigen Händen.
Nicht überall grüßet uns dieses Bild:
die Zeit hat viel Wunden geschlagen.
Manch einer ist traurig, von Sorge erfüllt,
die drückend und schwer zu ertragen…


In der WINTERLICHEN VORWEIHNACHTSZEIT, als 1 Kilo Kartoffeln = 90, 1 Ei = 320 und 1 Liter Milch = 360 Milliarden Mark kosteten, stand allerdings die Sorge um eine WARME WOHNUNG an erster Stelle:

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Neben dem populären >KOHLENKLAU< und dem alljährlich wiederkehrenden >FESTTAGSBRATEN - KLEINVIEHDIEBSTAHL< war das Problem der WEIHNACHTSBAUM – BESCHAFFUNG eher geringfügiger Natur, da sich die Bergmänner oftmals – allerdings verbotenerweise – in den KIEFERBESTÄNDEN der naheliegenden >KIPPEN IHRES EIGENEN REVIERS< bedienten.

DER WEIHNACHTSBAUM wurde schon in den letzten beiden Jahren für viele, die ihn für ihr Leben gern hätten haben mögen, unerschwinglich, und es wird sicher auch in diesem Jahre mehr als nur ein „Mittelstandshaus“ geben, das sich den BAUM wird versagen müssen. Im übrigen bilden TANNEN nur den geringsten Teil der WEIHNACHTSBÄUME, die bei uns auf den Markt kommen; denn für viele Gegenden unseres Vaterlandes ist die TANNE schon längst eine SELTENHEIT geworden. Aber schließlich tun FICHTEN & KIEFERN, wen sie sich auch an Schönheit mit dem TANNENBAUM nicht messen können, dieselben Dienste: sie bilden den gleichen süßen NADELDUFT, dasselbe anheimelnde BILD des mit Lichtern geschmückten WEIHNACHTSBAUMES, und den KINDERN wird es kaum bewußt sein, daß sie sich „an die falsche Adresse“ wenden, wenn sie am WEIHNACHTSABEND ihren Baum mit dem gemütlichen Lied >Oh, TANNENBAUM<, dessen Blätter grün sind, besingen. Und auch von den ERWACHSENEN wissen meist nur diejenigen, welche sich in der BOTANIK auskennen,
daß besagter TANNENBAUM im gewöhnlichen Leben FICHTENBAUM heißt.

Auffällig in der vorweihnachtlichen BERICHTERSTATTUNG des >Senftenberger Anzeiger< war die große SOLIDARITÄT der BÜRGER & ihrer VEREINE sowie der regionalen BRAUNKOHLENWERKE,
wie man in nachfolgenden ARTIKELN nachlesen kann:

3. Dezember:
„Die amtliche FÜRSORGESTELLE für Kriegsbeschädigte & Hinterbliebene veranstaltet wiederum eine WEIHNACHTSBESCHERUNG für die KRIEGERWAISEN.
Die KRIEGERWITWEN werden ersucht, ihre KINDER sofort im hiesigen Wohlfahrtsamt anzumelden. In Frage kommen nur KINDER unter 14 Jahren von WITWEN,
die nicht wieder verheiratet sind. Die FÜRSORGESTELLE wendet sich auch in diesem Jahre wieder mit der dringenden BITTE an alle SENFTENBERGER EINWOHNER & VEREINE,
durch SPENDUNG eines Betrages oder sonstiger Gaben zu helfen, um den KRIEGERWAISEN eine WEIHNACHTSFREUDE zu bereiten. In dieser Zeit ist die NOT unter diesen KINDERN sehr groß und zum WEIHNACHTSFESTE sollte es daher jeder Einzelne als seine PFLICHT betrachten, diesen KINDERN, die durch den frühen Tod des VATERS schon sowieso um manches LEBENSGLÜCK gebracht worden sind, wenigstens einmal eine kleine FREUDE bereiten zu helfen. Jeder trage sein Scherflein nach seinem Vermögen bei,
um der MUTTER in dieser Zeit der gewaltigen TEUERUNG die Sorgen um ihre Kinder zu erleichtern.
ANMELDUNG über Abholung von Spenden wird im städtischen WOHLFAHRTSAMT erbeten, ebenso werden sämtliche SPENDEN dort entgegengenommen.


STVO – Sitzung am 21. Dezember:
„Um auch in die Herzen der KRIEGERWAISEN einen Strahl der Freude zu senden, soll ihnen auch in diesem Jahre eine WEIHNACHTSBESCHERUNG zuteilwerden.
Es sollen ESSWAREN, und soweit es möglich ist, auch KLEIDUNGSSTÜCKE dazu beschafft werden. Zu diesem Zwecke werden dem Magistrat die angeforderten 100 Mark bewilligt.
In gleicher Weise sollen die BEDÜRFTIGEN KINDER langfristiger ERWERBSLOSER bedacht werden. Es handelt sich hier um 95 Kinder, die durch GABEN erfreut werden sollen.
Auch hierfür werden 100 Mark bewilligt. Von der EINLADUNG zu dieser WEIHNACHTSBESCHERUNG – Sonntag nachmittags 5 Uhr im >Gasthaus Michael< – nehmen die Stadtverordneten Kenntnis.
Für die BROTVERTEILUNGEN in der Weihnachtswoche an bedürftige Familien sollen 300 Mark aufgewendet werden.“


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„Am Sonnabend, 22. d.Mts., abends 7 Uhr, veranstaltete der KRIEGERVEREIN bei >Baranius< eine WEIHNACHTSBESCHERUNG für die KRIEGERWAISEN.
Etwa 75 Kinder waren mit ihren Angehörigen zur Stelle; auf allen Gesichtern lag frohe Erwartung. Nachdem der Vorsitzende, Kamerad H a a s e die Anwesenden begrüßt hatte, hielt Herr Pastor S i e g eine zu Herzen gehende ANSPRACHE. Darauf brachten die Damen ‚Geschwister Conrad‘ zwei recht stimmungsvolle Weihnachtsterzette zu Gehör; anschließend erklang von sämtlichen Anwesenden gesungen, das traute Lied ‚STILLE NACHT, HEILIGE NACHT‘. Nun trat die Schar der KLEINEN beim Lichterglanze an den GABENTISCH und nahm die reichhaltigen PAKETE,
welche aus Nahrungsmitteln & Kleidungsstücken bestanden, in Empfang. Das schöne Lied ‚OH DU FRÖHLICHE‘ beschloß die wohlgelungene FEIER.
Mit leuchtenden Augen und Worten warmen Dankes verließen die Beschenkten den Saal.
Weiterhin war es dem VEREIN ermöglicht worden, durch eingegangene SPENDEN einigen Veteranen, Witwen & recht bedürftigen Kameraden eine Weihnachtsfreude in Gestalt von Lebensmitteln, Kohlen & Bargeld zu bereiten. Diese unerwarteten GESCHENKE wurde rührenden und dankbaren Herzens entgegengenommen.
Allen gütigen GEBERN und den MITWIRKENDEN… sei an dieser Stelle herzlichst gedankt.“


22. Dezember: WEIHNACHTSBESCHERUNG DER WERKE
„Die Reihe der WEIHNACHTSFEIERN eröffnete die großzügige BESCHERUNG der hiesigen KOHLENWERKE, die am 21. Dezember in >Baranius‘ Saale< stattfand.
Alle SENFTENBERGER WERKE (Anhaltische KW / Pfännerschaft / NL Werke / Matador & neue SFB KW) hatten reiche Mittelzur Verfügung gestellt, sodaß über 250 FAMILIEN reich beschenkt werden konnten. Vor dem strahlenden WEIHNACHTSBAUM standen mehrere Reihen von TISCHEN, auf denen die PAKETE zur Bescherung bereit lagen – jedes mit dem Namen des Empfängers versehen. Die FEIER begann mit dem gemeinsamen GESANG von ‚Stille Nacht, heilige Nacht‘, worauf Herr Pastor S i e g in warmen Worten zu den Versammelten von dem Hoffnung erweckenden Weihnachtslicht IN DER DUNKLEN NACHT DES ELENDS UNSERES DEUTSCHEN VOLKES sprach. Nach einer von den ‚Damen Conrad‘ zart gesungenen Motette wurden die GESCHENKE verteilt.
Die WERKE hatten große Summen zur Verfügung gestellt, für die LEBENSMITTEL mannigfacher Art, Hemden, Strümpfe, Schuhe & Stiefel gekauft worden waren, außerdem 1000 Zentner KOHLEN und auch KARTOFFELN gestiftet, deren BEZUGSSCHEINE nach Bedürfnis den PAKETEN beigelegt worden waren.
Darüber hinaus wurde jedem Paket ein BROT hinzugefügt, sowie 150 BROTE noch an andere BEDÜRTFTIGE verteilt…“


Das sind BEWEISE für die HARTNÄCKIGKEIT der Bewohner unserer Heimatstadt & Umgebung, die ihrem „SCHICKSAL IN DEN RACHEN GREIFEN“ wie es der von Taubheit befallene große deutsche Komponist LUDWIG van BEETHOVEN einstmals beschwor…
Wie die untenstehenden INSERATE beweisen, TANZTEN die „echten Senftenberger“ auf den damals noch zahlreich vorhandenen BALLSÄLEN ihre TÄGLICHEN SORGEN einfach WEG

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ÜBRIGENS: waren auch die REDAKTEURE im SCHICKSALSJAHR 1923 ziemlich nervös
- und verlegten den GOLDENEN SONNTAG gleich mal in den SEPTEMBER... ;)

Ich bleibe aber ruhig & gelassen und wünsche allen noch einen schönen 2. WEIHNACHTSFEIERTAG,
sowie vorausschauend schon mal ein GESUNDES NEUES JAHR 2024 !


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