Neues 596 - 2024-02-25

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Matthias
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Neues 596 - 2024-02-25

Beitragvon Matthias » Sa 24. Feb 2024, 08:55

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dietmar
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Re: Neues 596 - 2024-02-25

Beitragvon dietmar » So 25. Feb 2024, 09:33

Guten Morgen Matthias,
nur die Anfrage, wo du in den Sammelbänden(?) des verblichenen Senftenberger Anzeigers blättern kannst. Ich bemühe mich auch um solche Einsicht, stelle mich dabei aber vielleicht ein wenig ungeschickt an. Selbst eine Auskunft aus dem Stadtarchiv half mir nicht weiter. Für einen Hinweis dankt im Voraus
Dietmar

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Matthias
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Re: Neues 596 - 2024-02-25

Beitragvon Matthias » So 25. Feb 2024, 12:27

Hallo Dietmar,

du solltest dich an den Senftenberger Heimatverein (https://www.heimatverein-senftenberg.de) wenden. Unter deren Ägide
wurden sämtliche Microfiches, die im Museum lagern, digitalisiert. Der Verein verfügt über eine Festplatte mit den Digitalisaten.
Die größte Tat, die MIR zuteil wurde... ich durfte mir diese Festplatte kopieren. Aufgefüllt mit tausenden Fotografien meines Vaters,
Scans, die ich selbst von Originalen angefertigt habe bzw. die frei im Internet erhältlich sind und gleichzeitig nicht Bestandteil
der Microfiches sind, verfüge ich wohl über den derzeit komplettesten Umfang an Senftenberger Anzeiger - Schnipseln.
Insgesamt knapp 184.000 Files im jpeg-Format, die 459 GB "fressen". In diese (An-)sammlung ist extrem viel Zeit und Kraft hineingesteckt
worden, zähes Verhandeln, Bitten und Betteln. Eine Herausgabe des Konvolutes steht nicht zur Debatte. Auch weil ich es zu großen
Teilen gar nicht dürfte...

Ist so! :?

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Harald
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Re: Neues 596 - 2024-02-25

Beitragvon Harald » Sa 2. Mär 2024, 13:19

Dem alten WITZ folgend: „Treffen sich DREI DEUTSCHE, gründen sie einen VEREIN“ war in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts auch in SENFTENBERG das deutsche VEREINSLEBEN im Anmarsch, denn „wer in DEUTSCHLAND zu Hause ist, kommt um VEREINE nicht herum.“ Neu im vielfältigen VEREINSANGEBOT war allerdings
der sogenannte
VERSCHÖNERUNGSVEREIN,
der am 3. März 1896 von 70 Sympathisanten aus der Taufe gehoben wurde, welche sich speziell der LANDSCHAFTSGESTALTUNG verschrieben hatten.

Gruendung VV voll_resize.jpg


Die hierzu benötigten GELDMITTEL wurden zum geringeren Teil aus MITGLIEDSBEITRÄGEN bestritten, während größere Summen durch PRIVATSPENDEN beigesteuert wurden. Letztere ließen sich sehr gut requirieren, da es sich bei den VEREINSMITGLIEDERN, deren Zahl sich in kürzester Zeit verdoppelte, überwiegend um prominente städtische GESCHÄFTSLEUTE handelte, die ihren weitreichenden Einfluss geltend machten. Die nachfolgende, in SÜTTERLIN geschriebene MITGLIEDERLISTE der „Creme de la Creme“ habe ich dem PROTOKOLLBUCH des Vereins entnommen:

Pioniere_resize.jpg

Mit 2-monatiger Verspätung wurde am 9. Mai im >Senftenberger Anzeiger< den Senftenberger Bürgern der „TÄTIGKEITSBEREICH“ des neugegründeten VEREINS einschließlich der wichtigsten VORHABEN – Bepflanzung des Volksparks, Bau von Holzbrücken & Aufstellung diverser Sitzbänke für Spaziergänger, sowie Bau von Aussichtsplattformen – vorgestellt.

Senftenberg, 9. Mai 1896

„In der am Abend des 6. Mai im >Müller’s Vereinssaal< stattgehabten, nicht sehr zahlreich besuchten VERSAMMLUNG des hiesigen, jetzt auf ca. 150 Mitglieder angewachsenen VERSCHÖNERUNGS-VEREINS wurde bei dem Bericht über die bisherige TÄTIGKEIT vom stellv. Vorsitzenden Herrn P. J u r i s c h mitgetheilt, daß zunächst am Fuße des äußeren Schloßwalls ein PROMENADENWEG und auf die Bastionen FUSSWEGE hergestellt und der WALL mit Sträuchern und sonstigen Anlagen verschönert worden sei. Der DAMM am AMTSTEICH habe eine KASTANIEN-ALLEE erhalten, ebenso seien an der Südseite der KIRCHE in geeigneten Ecken ANLAGEN angebracht worden.
Zu den ANPFLANZUNGEN seien über 1200 STRÄUCHER & BÄUME erforderlich gewesen, wovon an 300 der Verein geschenkt erhalten habe (vom Kunstgärtner N e u m a n n allein an die 100). Vorläufig sei die Aufstellung von 4 eisernen und 1 HOLZBANK geplant, ferner empfehle sich eine RUNDBANK um die große EICHE am AMTSTEICH, die Sicherung der ANLAGEN an der KIRCHE durch mit Bandeisen verbundene PFÄHLE und die Befestigung der PROMENADENWEGE am SCHLOSSWALL durch Beschüttung mit KIES oder dergl.
Die beschlossene doppelreihige LINDENALLEE auf dem Buchwalder STEINDAMM sei für den Verein nicht ausführbar, da dieselbe eine sehr erhebliche AUFSCHÜTTUNG erfordern würde…Nachdem der Kassierer Herr Kaufmann R. G u t m a n n den KASSENBERICHT erstattet hatte, welcher eine EINNAHME von ca. 527 Mk., eine AUSGABE von ca. 176 Mk. und einen BESTAND von ca. 351 Mk. ergab (wovon aber noch an 190 Mk. RECHNUNGEN zu begleichen sind), wurden die VORSCHLÄGE des Vorstandes bezüglich Beschaffung von SITZBÄNKEN & Mehrung der ANLAGEN an der KIRCHE genehmigt und ferner beschlossen, daß die PROMENADE am WALL zunächst mit vom hiesigen BAHNHOFE zu beziehende STEINKOHLENSCHLACKE überbreitet werden soll.
– Alles in Allem genommen hat der VEREIN in der kurzen Zeit seines Bestehens eine sehr rege THÄTIGKEIT entfaltet und wäre wünschenswerth, wenn seinen Zwecken allseitig weitere FÖRDERUNG zu Theil würde.“



Nicht nur in SENFTENBERG gab es auch eine Vielzahl an KRITIKERN, die argwöhnisch auf die enormen ANSTRENGUNGEN der VERSCHÖNERUNGSVEREINE blickten, die sich wiederum mit entschuldigenden ARGUMENTEN, wie „Alljährlich bedarf es neuer Anstrengung und Opfer, um die angelegten Wege, die errichteten Pavillons, Tische und Bänke vor der Zerstörungswuth der Elemente, bösen Jahreszeiten, Thiere und Buben zu schützen.“ zur Wehr setzten, was besonders gegen notorische „SCHWARZMALER“ äußerst schwer fiel, die sich folgendermaßen positionierten:

„Der VERSCHÖNERUNGSVEREIN hat sich lange mit der Anlage von schotterigen PROMENADENWEGEN und der Aufstellung braungestrichener BÄNKE aus HOLZ & EISEN, die in der Rückwand Inschrift & Jahreszahl trugen und mit poetischen NAMEN, wie „Waldfrieden“, „Adlersruh“ usw. getauft waren, beschäftigt.
Krumme WEGE führten durch die RASENPLÄTZE, die als WIESEN gedacht waren, und darauf standen als NACHAHMUNG eines WALDES einige BÜSCHE traurig in einer DRAHTUMZÄUNUNG herum. Vor lauter VERSCHÖNERUNG wird der VOLKSPARK alsbald so HÄSSLICH sein, daß er für erholungsbedürftige Seelen keinen erquicklichen AUFENTHALT mehr bietet…“


Dies beweisen die nachfolgenden zwei FOTOS sehr deutlich, nämlich in Form von VERSCHANDELUNGEN DER NATUR durch sogenannte „Schilderwälder“:

Verschandelung_resize.jpg

Dabei hatten zu damaliger Zeit ALLE VERSCHÖNERUNGSVEREINE mit VORURTEILEN zu kämpfen, wie nachfolgend zu lesen:

„Daß der MENSCH die NATUR verschönern könne, ist ein anmaßender Gedanke. Die NATURSCHÖNHEIT ist etwas für sich, DAS, was der MENSCH hinzutut,
ist etwas anderes, fremdes. Gewöhnlich beschränkt sich der >VERSCHÖNERUNGSVEREIN< der NATUR gegenüber auf die Anlegung von WEGEN, die Anbringung von BÄNKEN, WEGWEISERN, SCHUTZZÄUNEN gegen das Herabfallen von Kindern oder Betrunkenen. Er errichtet aber, bei Vermehrung seiner finanziellen Mittel, auch TRINKBUDEN & WIRTSHÄUSER.
Er macht für die Masse den NATURGENUSS zugänglicher und sorgt für die größere BEQUEMLICHKEIT der Naturbummler, wobei aber die SCHÖNHEIT & GRÖSSE der NATUR oft verliert.“


VV 1898_resize.jpg

Doch SENFTENBERGS VERSCHÖNERUNGS – PIONIERE ließen sich nicht aus der Ruhe bringen, verfolgten weiterhin ihre Ziele, wie die VORHABEN von 1898 beweisen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich alle VEREINSMITGLIEDER auch den überaus kritischen, populärwissenschaftlicher BEITRAG aus dem oben eingeblendeten BÜCHLEIN zu Herzen nahmen, da er viel WAHRES enthielt:

DER VERSCHÖNERUNGSVEREIN

„Der >VERSCHÖNERUNGSVEREIN< hat seinen wahren Platz in unseren STÄDTEN, wo er allerdings den kräftigeren Namen >VEREIN ZUR BEKÄMFUNG DES HÄSSLICHEN< annehmen sollte.
Wie man die NATUR zu verschönern sucht, indem man menschliche WERKE in sie hineinstellt, so glaubt man für die VERSCHÖNERUNG DER STÄDTE alles gethan zu haben, wenn man auf ihren PLÄTZEN & WÄLLEN ein bisschen NATUR nachbildet, in die man BÄNKE für Kindermädchen & Bummler und womöglich noch ein paar BEDÜRFNISANSTALTEN hineinstellt.
Ein grünes RASENVIERECK mit staubigen BLUMEN im Kreuzungspunkt schnurgerader STRASSEN mit unabsehbaren, kaum unterscheidbaren HÄUSERREIHEN mag ‚hygienisch‘ wünschenswert sein, schön ist es nicht. An einem Ende etwas derartiges schaffen und am andern eine alte FASSADE zerstören, ein altes THOR abtragen, und dafür einen neuen riesigen BAU errichten, kann man das >VERSCHÖNERUNG< nennen ? Im besten Fall ist es eine ärmliche FLICKSCHUSTEREI
Die Arbeitswilligkeit des >VERSCHÖNERUNGSVEREINS< soll nicht in Zweifel gezogen werden. Es muss sogar anerkannt werden, dass er berufen ist, wichtige Kulturaufgaben zu lösen. Das ZIEL seiner TÄTIGKEIT sollte aber die ERHALTUNG DES BESTEHENDEN sein, die PFLEGE der heimatlichen & bodenständigen Art. Der VEREIN sollte sich als verständiger HÜTER des übernommenen SCHATZES an Natur~ & Lebensformen (Tracht, Sitte, Hausbau, Straßen, Gassen, Plätze, Kirchen, Friedhöfe usw.) verstehen, weil die WEISHEIT & LIEBE früherer Geschlechter daran hängt.“

Woran es lag, dass der VERSCHÖNERUNGSVEREIN SENFTENBERG nach knapp 30 Jahren „von der Bildfläche verschwand“,
entnehmen wir leidvoll den RANDBEMERKUNGEN des damaligen Bürgermeisters Albert S e e d o r f :

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