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ALTWERDEN spricht man nicht gern, auch wenn
ALTERN an sich keine
KRANKHEIT ist.
Wir stemmen uns gegen das
ALTERN, scheuen keine
KOSTEN für
WELLNESS, trimmen unseren
KÖRPER gegen den Verfall im
FITNESS-STUDIO,
gehen auf
ABENTEUERREISEN & KREUZFAHRTEN.
Jeder möchte selbstredend für immer gesund, gut aussehend und gut drauf sein, denn nicht umsonst preist die
WERBEINDUSTRIE das
ALTER als die
GROSSARTIGSTE ZEIT DES LEBENS.
ALT WERDEN WILL JEDER - ALT SEIN ABER NICHT.
Tunlichst wird ausgeklammert, dass
ALTWERDEN „nichts für Feiglinge ist“, weil die WELT im Alter zunehmend kleiner, stiller & vor allem einsamer wird. Den
VERLUST an Mobilität, sozialem Umfeld & Selbstbestimmung versuchen diverse
ALTERSSPEZIFISCHE WOHNFORMEN zu kompensieren. Dabei fällt auf, dass deren anfangs sehr schlicht daherkommende
BEZEICHNUNG mit der Zeit durch aufwertende
BEGRIFFE ersetzt wurde vom
ALTERSHEIM über Altenheim, Altenstift (kirchlich), Altenwohnheim, Altersruhesitz, Betagtenheim (Schweiz), Feierabendheim, Pensionistenheim Österreich), Pflegeheim, Seniorenheim, Seniorenstift (kirchlich), Senioren-Wohnpark zur
SENIORENRESIDENZ, in der die altersbedingte
UNBEWEGLICHKEIT eine „hochherrschaftliche“ Aufwertung erfuhr – die übrigens nicht rein zufällig von der Immobilienbranche erfunden wurde.
Auf diese Weise wurde auch das einstige
PFLEGEHEIM >Emma Kerscht< in Brieske-Ost zum
ASB-WOHNPARK >Lausitzer Seenland< hochgestuft, um der negativen Vorstellung von einem
„ALTENASYL“, in dem man kaserniert und von der Umwelt abgeschlossen sein Lebensende fristet, Paroli zu bieten, obwohl derartige
HEIME wohl eher die Ausnahme darstellen dürften.
Als negative Momente werden im Vorfeld zumeist der „Massenbetrieb“ mit fester Hausordnung, die Wohnungsaufgabe & Trennung von der Familie sowie die finanzielle Belastung angesehen. Mit zunehmendem Alter schwächen sich diese Gründe gegen die
HEIMÜBERSIEDLUNG zumindest bei den
FRAUEN etwas ab, während sich bei den
MÄNNERN die negative Einstellung eher verfestigt – ihnen scheint am unangenehmsten die „feste Hausordnung“ zu sein, da sie fürchten, ihrer persönlichen
FREIHEIT beraubt zu werden.
Überhaupt sind
UNTERSCHIEDE der Geschlechter bei vielen Gegebenheiten vorhanden:
die meisten plädieren für das Wohnen im
EINZELZIMMER in einem Heim, bevorzugt an der Peripherie der Stadt. Ihre eigenen
MÖBEL wollen eher
FRAUEN, weniger die
MÄNNER mitnehmen. Dagegen stößt der gemeinsame
SPEISERAUM häufiger bei
FRAUEN als bei
MÄNNERN auf Ablehnung.
ERICH HONECKER blickte freundlich lächelnd von oben herab auf einen greisen
MANN mit
NAPOLEONHUT, der seine
BEGLEITERIN, hübsch gemacht mit einem glitzernden
PARTYHÜTCHEN auf ihrem ergrauten Haar, über‘s
TANZPARKETT führt. Wo & wann genau sich diese
SILVESTERSZENE aus einem
DDR-ALTENHEIM abspielte, ist nicht überliefert, und die Erkenntnis, dass
DDR-RENTNER ins neue Jahr tanzten, wird wohl kaum die Geschichtsschreibung umwälzen. Aber es sind genau solche zufällig entstandenen
FOTOS, die das „sozialistische Deutschland“ in einem authentischen Licht zeigen. Es gab also tatsächlich einen in weiten Teilen
UNPOLITISCHEN ALLTAG, welcher sich auf den von mir mit
UNTERTITELN versehenen
FOTOS widerspiegelt.
Rückblickend recherchierte ich noch, dass im Jahre
1890 folgende festen & unabänderliche
BEDINGUNGEN FÜR DIE AUFNAHME IN EIN >ALTENHEIM< vorherrschten:
(1) Der Bewerber muß mindestens 3 Jahre lang ununterbrochen vor seiner
Aufnahme ortsansässig gewesen sein;
(2) muß das 60. Lebensjahr zurückgelegt haben. Nur bei entschiedener
Altersschwäche kann in Bezug auf das Alter eine Ausnahme gemacht werden,
vorausgesetzt, daß der Aufzunehmende mindestens 55 Jahre alt ist;
(3) muß erwerbsunfähig oder hülflos sein;
(4) darf mit keinen chronischen Krankheiten behaftet sein;
(5) muß einen makellosen Charakter besitzen und ein friedfertiges und
thätiges Leben geführt haben.
(6) Bewerber, welche Vermögen besitzen, müssen es der Anstalt vor ihrer
Aufnahme überschreiben. Nach dem Tode der betreffenden Insassen
verbleibt das Vermögen in der Anstalt.
(7) Bewirbt sich eine Ehepaar um Aufnahme, so haben Mann wie Frau
besondere Aufnahmegesuche einzureichen, die gemeinschaftlich
geprüft werden, um danach beide entweder zu bewilligen oder zu
verwerfen.
Interessanterweise gab man ausschließlich den
MÄNNLICHEN BEWERBERN in weiser Voraussicht gezielte
HINWEISE ZUM KOFFERPACKEN mit auf den Weg:
Abschließend noch ein überaus wichtiger
RATSCHLAG DER KIRCHE - speziell für
OPFER von
Enkeltricks, Hütchenspielern, Pseudo-Banken etc.Obwohl EHRFURCHT vor dem ALTER gefordert wird, belehrt uns schon das Alte Testament: „Auch alte Menschen bedürfen der ERMAHNUNG & ZURECHTWEISUNG“, denn allein das „ALTER schützt nicht vor TORHEIT & SÜNDE“.
Daher sollten JUNGE LEUTE schon beizeiten das folgende BITTGESUCH himmelwärts schicken:
„Vor Sünd & Schanden mich bewahr, daß ich mit Ehren trag all meine grauen Haar“ – AMEN.