Bis zum 18. Jahrhundert war
DAS GESAMTE GEBIET beidseitig der heutigen
BAHNHOFSTRASSE ein riesiges, von
FLUSSARMEN, GRÄBEN & TEICHEN durchzogenes
SUMPFGEBIET, welches sich bis zum Fuße der
RAUNOER HÖHE erstreckte.
Die das
AREAL durchquerende „Straße“ bestand jedoch nur aus einem schmalen
WIESENWEG. Im Laufe der Zeit legten die Bewohner auf den trockenen Stellen
GÄRTEN an und machten aus dem unbefestigten
WEG eine
STRASSE, die man in den Jahren 1852/56 zur
KREIS-CHAUSSEE ausbaute, und nach der Eröffnung der
EISENBAHNLINIE der Großenhain-Cottbuser Eisenbahngesellschaft im Jahre 1870 die Bezeichnung
BAHNHOFSTRASSE erhielt. Rechts & links der „Schotterstraße“ zogen tiefe
WASSERGRÄBEN entlang, auf denen die Bauern ihre Erzeugnisse per
HOLZKAHN zum Markt transportierten. Die
BEWOHNER erreichten allerdings ihre
HÄUSER nur über kleine, gewölbte
STEINBRÜCKEN. Nachdem der
WASSERSTAND durch den sich entwickelnden
BRAUNKOHLENBERGBAU absank, wurden die
GRÄBEN um 1899 zugeschüttet. In den Jahren 1920 bis 1933 bekam die
BAHNHOFSTRASSE ihr geschlossenes Aussehen durch große, mehrstöckige
GEBÄUDE, die eine nunmehr prächtige
PFLASTERSTRASSE säumten.
Am 23.07.1991 wurde in der
>LAUSITZER RUNDSCHAU< die nachfolgende Kolumne des populären Chronisten & Heimatforschers
HANS HÖRENZ zum Thema
„BAHNHOFSTRASSE“ veröffentlicht.
ER, der alles, was er erlebte, notierte & bearbeitete, auch akribisch aufbewahrte, konnte somit allzeit aus dem Fundus von mehr als 70 Jahren schöpfen. Worüber er jahrzehntelang schrieb, war immer selbst erlebt oder mit großer Sorgfalt recherchiert.
HANS HÖRENZ erzählte am 17. Mai 2017, diesmal in
>DER MÄRKISCHE BOTE< unter der Rubrik
‚BILDER AUS DEM ALTEN SENFTENBERG‘ folgendes:
„Als ich in den zwanziger bis Anfang der vierziger Jahre als Kind mit den Eltern zum Einkauf oder zum Besuch der in der Stadt wohnenden Verwandten zum Konfirmandenunterricht, in die Schule I als Lehrling und auch kurz danach schon hunderte Male zu Fuß oder mit dem Fahrrad die BAHNHOFSTRASSE in der Stadt SENFTENBERG passierte, hätte ich nie daran gedacht, die einst so beliebte EINKAUFSMEILE noch im 21. Jahrhundert zu erleben. Die BAHNHOFSTRASSE, die wohl im Jahr 1870 durch Umbenennung der KREISCHAUSSEE diesen Namen erhielt, zeigt sich heute als ein moderner VERKEHRSWEG, der durch seine BLUMENANLAGEN, schmucke HAUSFASSADEN und auch mit einigen EINKAUFSZENTREN bei Touristen und Gästen Lob und Anerkennung findet. Das auch, obwohl die Bahnhofstraße durch Zerstörung im Kriege besonders gelitten hat…Dennoch zeigt sie sich heute wieder von der schöneren Seite, obwohl so manches vermisst wird, wie das POSTAMT, welches hier seinen festen Platz hatte. Ich erinnere mich gern an meine Jugend~ und ersten Erwachsenenjahre, als in der SENFTENBERGER BAHNHOFSTRASSE rund 110 GESCHÄFTSLEUTE & GEWERBETREIBENDE ihren Sitz hatten. Darunter waren 33 aus der INDUSTRIEWAREN~, MODE~ & BEKLEISDUNGSBRANCHE, 30 HANDWERKSBETRIEBE, 13 LÄDEN führten ein LEBENSMITTEL~ & GENUSSMITTELSORTIMENT. Es würde zu weit führen, alle GESCHÄFTSINHABER, HANDWERKMEISTER, ÄRZTE & GASTWIRTE zu nennen, die in den 1930/40er Jahren beiderseits der BAHNHOFSTRASSE beginnend am MARKT und der kleinen oder engen Bahnhofstraße bis zur großen Mahl~, Öl~ & SCHNEIDEMÜHLE der Adolf-Hertrich AG sowie der MASCHINENSTRICKEREI & PLISSEEBRENNEREI von Max Quappe, hier an Abzweigen der Krankenhausstraße sowie der Spremberger Straße gelegen und endend ihren Sitz hatten. Da gab es ‘WALDSCHMIDT‘S, später das HO-KAUFHAUS, die große Einkaufsobjekte waren. Möglichkeiten zur Einkehr boten unter anderem ‘WOLF'S BIERSTUBEN’ & ‘ZUM WEISSEN HIRSCH’ oder auch das ‘CAFÉ BODE’. ‘PORZELLAN MESSENBRINK’, ‘BLEYLE BROSIG und auch ERNST FUCHS mit dem ‘HAUS DER GESCHENKE’ (zu DDR-Zeiten auch ‘Spowa’-Fachgeschäft der HO), hatten bei den Kunden aus nah und fern ebenfalls einen guten Namen. Bennewitz, Jentsch, Lisowski und Trentsch waren die SPEZIALGESCHÄFTE für Schokolade & Süßwaren, an denen vor allem die KINDER kaum vorbei kamen. Schließlich hatten seinerzeit von 17 in der Stadt tätigen FRISEUREN allein 5 ihre SALONS in der BAHNHOFSTRASSE.
Ansonsten BIN ICH im Laufe meines Lebens bis zum Erreichen des Rentenalters WOHL IN FAST ALLEN HÄUSERN GEWESEN.“Bei den vielen von
"RATHAUS & STVO-VERSAMMLUNG" proklamierten
VISIONEN, initiierten
VORHABEN & PLÄNEN und nicht selten praktizierten
PANNEN habe auch
ICH IM LAUFE MEINES LEBENS den Glauben an den oft beschworenen
GESUNDEN MENSCHENVERSTAND verloren. Nicht wenigen "gewählten & gekrönten Häuptern" fehlt es nämlich bei
PLANUNGEN & ENTSCHEIDUNGEN häufig an der
REALITÄTSBEZOGENEN ÜBERSICHT...und im
ZWEIFELSFALL greift man dann lieber zum bewährten Mittel der
VERTRÖSTUNG auf den
ST. NIMMERLEINSTAG, wie eine
OFFIZIELLE MELDUNG vom
Mai 1995 beweist:
„Für die Zukunft hat die Stadt GROSSE PLÄNE mit der BAHNHOFSTRASSE. Dem Straßenverkehrsamt der Kreisverwaltung liegen zwei PLÄNE vor. Aber wie überall hängt hier natürlich alles vom GELD ab. Die KASSEN sind bekanntlich LEER.
Bis dahin sollte man die BAHNHOFSTRASSE als >SCHLENDERMEILE< von Senftenberg betrachten. Wir möchten alle Senftenberger einladen, sich wirklich einmal die MÜHE, oder besser das VERGNÜGEN zu machen, die BAHNHOFSTRASSE HINAUF & HINUNTER ZU SCHLENDERN und sich die schönen renovierten HÄUSER anzusehen. Bei dieser Gelegenheit lohnt sich auch ein BLICK in die AUSLAGEN der dort ansässigen BETRIEBE.“ Irgendwie erinnern mich die oben erwähnten
„GROSSEN PLÄNE“ an ein im Jahre 2003 euphorisch begrüßtes, hochtrabend aufgebauschtes, und danach unmerklich beerdigtes
EUROPAN-PROJEKT (VEREINS zur Förderung von Architektur, Städte~ & Wohnungsbau in Europa) von einer grandiosen
>GRÜNEN MODELLSTADT SENFTENBERG<, das unter <
>NEUES 457< von mir kommentiert wurde, und deren unrühmliches
RESULTAT nunmehr u.a. in der vollgestopften & unübersichtlichen
Bebauung des Areals „AM SCHLOSSPARK“ zu bewundern ist…
DIE IST NÄMLICH WIEDER MAL EINE HOCHGRADIG GELUNGENE >LUFTNUMMER< oder der sprichwörtliche >SCHUSS IN DEN OFEN< !