Neues 144 - 2014-09-05

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Matthias
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Neues 144 - 2014-09-05

Beitragvon Matthias » Fr 5. Sep 2014, 15:11

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Harald
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Re: Neues 144 - 2014-09-05

Beitragvon Harald » Sa 6. Sep 2014, 15:30

Also gut - beginnen wir mit dem LOKALKOLORIT:
Im Blickpunkt haben wir den Senftenberger MARKTPLATZ, auf dem ganz offensichtlich ein bunter, wenn auch nachkolorierter, MARKTTAG angesagt war.
Da die Anzahl der MARKTSTÄNDE, an denen allem Anschein nach überwiegend landwirtschaftliche Produkte feilgeboten wurden, sehr überschaubar ist, kommen wohl eher "magere Jahre" für den Zeitpunkt der fotografischen Aufnahme in Betracht.
Und somit wären wir schon beim ZEITKOLORIT:
Es könnten durchaus, wie schon angegeben, die WELTKRIEGSJAHRE 1914-1918 in Frage kommen, denn: es sind überhaupt keine HUNDE auf dem Bild zu sehen.
Und das wiederum kann nur mit der Tatsache einhergehen, dass es just im Juli 1918 in einem offiziellen Aufruf, veröffentlicht im >Senftenberger Anzeiger<, hieß:

HUNDE AN DIE FRONT !

Kriegshunde_resize.jpg

Dies klingt für uns heute sehr abnorm, war es aber gar nicht,
denn bereits in der Antike wurden Hunde als Waffe in kriegerischen Auseinandersetzungen zur Unterstützung der Soldaten verwendet.
Doch erst Ende des 19. Jahrhunderts konzentrierte man sich auf die speziellen Fähigkeiten von Hunden – ihren hoch entwickelten Geruchs- und Hörsinn.
Im 1. Weltkrieg wurden dann Hunde von allen Kriegsparteien eingesetzt, Insgesamt kamen circa 20.000 Hunde zum Einsatz, vorrangig als Meldehunde, zur Bergung von Verwundeten, zum Verlegen von Telefonleitungen im Frontbereich, aber auch als Maskottchen.
In diesem Zusammenhang besonders "verdienstvolle" Hunde wurden mit Orden und Dokumenten ausgezeichnet.
Um genügend Kriegshunde zu haben, wurden eigene Zuchtanstalten unterhalten, die aber bald nicht mehr den nötigen Nachwuchs an Hunden liefern konnten. Deshalb ging man daran, an die patriotischen Gefühle der Hundebesitzer zu appellieren, ihre Hunde für den Kriegsdienst zur Verfügung zu stellen.
Hier der Text des AUFRUFES aus dem >Senftenberger Anzeiger<:

"Bei den ungeheuren Kämpfen an der Westfront haben die HUNDE durch stärkstes Trommelfeuer die Meldungen aus vorderster Linie in die rückwärtige Stellung gebracht. Hunderten unserer Soldaten ist durch Abnahme des Meldeganges durch die MELDEHUNDE das Leben erhalten worden. Militärisch wichtige Meldungen sind durch die HUNDE rechtzeitig an die richtige Stelle gelangt.
Obwohl der Nutzen der MELDEHUNDE im ganzen Land bekannt ist, gibt es noch immer Besitzer von kriegsbrauchbaren HUNDEN, welche sich nicht entschließen können, ihr Tier der Armee und dem Vaterlande zu leihen !
Es eignen sich der deutsche Schäferhund, Dobermann, Airedale-Terrier und Rottweiler, auch Kreuzungen aus diesen Rassen, die schnell, gesund, mindestens 1 Jahr alt und von über 50 cm Schulterhöhe sind,
ferner Leonberger, Neufundländer, Bernhardiner und Doggen.
Die HUNDE werden von Fachdresseuren in HUNDESCHULEN ausgebildet und im Erlebensfalle nach dem Kriege an ihre Besitzer zurückgegeben. Sie erhalten die denkbar sorgsamste Pflege.
Sie müssen kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
An alle Besitzer der vorgenannten Hunderassen ergeht daher nochmals die dringende Bitte:
Stellt Eure HUNDE in den Dienst des Vaterlandes ! "

Als der Krieg endlich zu Ende war, kehrten neben den Soldaten auch die Hunde zurück, die "den ERLEBENSFALL erleben" durften.
Auch davon war im November 1918 im Lokalblatt zu lesen.
Ob die geänderte Schreibweise der "Kriegshunde" eine tiefere Bedeutung hatte, oder aber nur ein Werk des Druckfehlerteufels war, entzieht sich meiner Kenntnis:

Kriegshunnde_resize.jpg

"Die in der Heimat und im Felde befindlichen mit DIENSTHUNDEN belieferten Truppenteile haben Anweisung erhalten, die HUNDE unmittelbar ihren Besitzern gegen Empfangsbescheinigung zuzuführen.
Ueber den Zeitpunkt der Rückführung können nähere Angaben nicht gemacht werden.
Es sind hier die gleichen Schwierigkeiten wie bei dem Rücktransport der Mannschaften zu überwinden. Immerhin ist damit zu rechnen, daß in Anbetracht der schnellen Räumung der besetzten Gebiete und wie gesagt unter Berücksichtigung der Transportschwierigkeiten, dieser oder jener HUND nicht oder erst später zurückgebracht werden kann.
HUNDE, die von den Besitzern zur freien Verfügung gestellt wurden, auf deren Rückgabe also von vornherein verzichtet wurde, gehen in den Besitz der Heeresverwaltung über.
Die Nachrichten-Mittelprüfungs-Kommission spricht bei dieser Gelegenheit allen HUNDEBESITZERN, die ihre Tiere zur Verfügung stellten, ihren besten Dank aus.
Die HUNDE haben viel Gutes geleistet."

Der Siegesdackel_resize.jpg

Und daran wollten wir uns im 100. Jahr nach Ausbruch des ersten Weltkrieges erinnern, denn wie sagt doch der Volksmund, speziell jener von zahllosen Haustierbesitzern, sehr treffend:
"Tiere sind die besseren Menschen" - wow...

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Harald
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Re: Neues 144 - 2014-09-05

Beitragvon Harald » So 7. Sep 2014, 12:36

Da ev. ob der Bezeichnung SIEGESDACKEL Erklärungsnot besteht,
liefere ich das kleine GEDICHT zu dieser Illustration hiermit nach.
Offensichtlich hatte dieses Tier keinen "harten Dienst" zu absolvieren,
sondern war wohl lediglich als Maskottchen einberufen worden...;-)

Siegesdackel_Gedicht.jpg


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