In den sozialen Medien geistern diverse
VIDEOCLIPS herum, in denen
GYMNASIASTEN mit
NULL-AHNUNG in
DEUTSCHER ZEITGESCHICHTE u.a. folgende hirnlosen „Statements“ abgeben:
BRD heißt
BUNDESREICH Deutschland, dessen Hauptstadt
DÜSSELDORF & die
STASI die Geheimpolizei der
NAZIS ist;
die
MAUER trennte einst die Länder
NRW & RHEINLAND-PFALZ und beim Mauerfall 1989 war
STALIN Chef der
DDR bzw. George
BUSH Kanzler der Einheit.
Bezüglich krasser NICHTKENNTNIS von NS-Zeit & DDR-Geschichte an unseren Schulen berichtete kürzlich die >Lausitzer Rundschau< von einem FALL, der sich 2023 während einer mündlichen ABITURPRÜFUNG im Fach GESCHICHTE an einem Brandenburger GYMNASIUM zugetragen haben soll: auf die FRAGE des Prüfers, wer ADOLF HITLER gewesen war, antwortete der SCHÜLER: „ein POLITIKER, der aus der DDR nach Westdeutschland geflohen sei, weil er als NATIONALSOZIALIST in der DDR verfolgt worden sei…“
KEIN WUNDER, leitet sich der Begriff
SCHULE doch von der lateinischen Bedeutung
"schola" ab, was ursprünglich
"Muße" oder
"Müßiggang" bedeutete – eine
BEZEICHNUNG,
die viele
SCHULVERWEIGERER von heute ganz gut nachvollziehen. Laut
BILDUNGSAUFTRAG sollen Schülerinnen & Schüler durch Aneignung von
WISSEN, KÖNNEN & WERTEN zu mündigen, gesellschaftlich verantwortungsbewusst handelnden
PERSÖNLICHKEITEN entwickelt werden.
Was aber tun bei tauben Schüler-Ohren?
IN MEINEN KOMMENTAREN versuche ich stets, neben lokalhistorischen
EREIGNISSEN auch politische
ZUSAMMENHÄNGE sowie
BEGRIFFSERKLÄRUNGEN einfließen zu lassen - wie aktuell bei der Abkürzung
RFB, hinter der sich keinesfalls ein „ReichsFreierBürger“ verbirgt, sondern der von 1924 bis zum Verbot 1929 aktive
ROTE FRONTKÄMPFERBUND der KPD,
welcher in der >Armee-Rundschau< (DDR 05/1974) wie folgt definiert wurde:
„Der RFB rekrutierte sich aus kommunistischen ARBEITERN & PARTEILOSEN, meist FRONTSOLDATEN des 1. Weltkrieges, die ihre SÖHNE einreihten, um diese in WEHRSPORT & SELBSTVERTEIDIGUNG auszubilden. Sie hielten enge KAMERADSCHAFT & feste DISZIPLIN und wo immer es not tat, ließen sie den KLASSENFEIND die HÄRTE IHRER FÄUSTE spüren.
Die >ROTEN FRONTKÄMPFER< waren echte Soldaten ihrer Klasse, FREIWILLIGE aus Überzeugung. Wenn sie in mustergültiger ORDNUNG aufmarschierten, wagte sich keine der militaristischen ORGANISATIONEN, ob „Sturmabteilung“ (SA), „Werwolf“ oder „Jungdeutscher Orden“ an sie heran. Das bewußte & disziplinierte AUFTRETEN der RFB-KOLONNEN mit der anschaulich demonstrierte „KRAFT DER ROTEN FAUST“ war für den KLASSENGEGNER beeindruckend & beunruhigend zugleich. Die schlagkräftige MASSENORGANISATION zählte 1929 über 150000 Mitglieder. Obwohl der RFB über keinerlei BEWAFFNUNG verfügte und der WAFFENBESITZ aus politischen Gründen den AUSSCHLUSS nach sich zog, hatten die Roten Frontkämpfer das WAFFENHANDWERK nicht verlernt und konnten mit Sprengstoff, Maschinengewehr & Flammenwerfer umgehen.
Sie sparten sich ihre UNIFORM oft vom Munde ab: trugen ihre LEINENBLUSEN mit der roten ARMBINDE, die mit der geballten FAUST geschmückte grüne MÜTZE mit schwarzem Lackschirm – braunes LEDERKOPPEL, dessen SCHLOSS ebenfalls die FAUST zierte – und die LEDER-BEINLINGE (keine Stiefel) stolz als äußeres Zeichen ihrer WEHRBEREITSCHAFT.“Eigentlich existierten in der >Weimarer Republik< nur
2 POLITISCHE KAMPFBÜNDE („Parteiarmeen“) - die
SA der NSDAP & der RFB der KPD.
Letzterer war formal ein eingetragener
VEREIN, real aber streng hierarchisch gegliedert. Sein
AUFBAU begann von unten nach oben mit der
GRUPPE (8 Mann & Gruppenführer),
4 GRUPPEN stellten einen
ZUG (inklusive Zugführer) und
3 ZÜGE eine
KAMERADSCHAFT dar.
Je nach den regionalen Gegebenheiten ergaben mehrere
KAMERADSCHAFTEN eine
ABTEILUNG, mehrere
ABTEILUNGEN eine
ORTSGRUPPE und mehrere derselben einen
GAU.
In der
LAUSITZ gab es
ORTSGRUPPEN in Cottbus, Finsterwalde, Niesky, Guben &
SENFTENBERG mit bis zu 150 Mitgliedern.
Ab April 1925 begann der
RFB seinen
PROPAGANDAFELDZUG und entwickelte sich zur paramilitärisch organisierten
BÜRGERKRIEGSARMEE, die sich in der Hauptsache mit
AGITATION, militaristischen
AUFMÄRSCHEN, kriegerischen
PLANSPIELEN,
STRASSENKÄMPFEN & „SAALSCHLACHTEN“ befasste, wobei von beiden Seiten aus vollen Hälsen
SCHLACHTRUFE gebrüllt wurden,
von der SA: „Deutschland erwache !“ oder „Die rote Front, brecht sie entzwei ! SA marschiert, die Straße frei !“ und vom RFB z.B.: „Hitler verrecke!“ – „ Schwarz ist der Tod, das Blut ist rot, weiß ist die Hühnerkacke, fertig ist die Hitler-Flagge.”Gerade mit der letzten
AUSSAGE wies der
RFB auf den
„DIEBSTAHL DER KAMPFMITTEL“ durch die Nazis hin: an die traditionsreichen
SCHALMEIENKAPELLEN trauten sie sich nicht ran, stahlen dafür aber die
ROTE ARBEITERFAHNE, setzten das „hinterindische“
HAKENKREUZZEICHEN hinein und fügten, was die Kommunisten besonders zornig machte, martialische
TEXTE in altbekannte
ARBEITERLIEDER ein:
(1) AUF, AUF ZUM KAMPF
Wir fürchten nicht ja nicht der Schupo Gummiknüppel /
Wir fürchten nicht ja nicht die rote Diktatur;
(2) BRÜDER ZUR SONNE, ZUR FREIHEITBrüder, formiert die Kolonnen ! Höret der Tausende Schrei:
Deutschland, mein Deutschland wir kommen !
Deutschland, wir stürmen dich frei.
(3) WIR SIND DIE ERSTE REIHEWir sind die Sturmkolonnen, wir gehen drauf & dran,
wir sind die ersten Reihen, wir greifen mutig an.
(4) VON ALL UNSERN KAMERADENDa kam eine feindliche Kugel von roter Mordbubenhand,
unser Sturmführer ließ sein Leben für Freiheit & Vaterland.
Anlässlich der Ausschreitungen zwischen
RFB & POLIZEI während der
MAIFEIER 1929 in Berlin (Blut-Mai), bei der 33 Menschen getötet wurden, war der RFB im ganzen Reich verboten worden und ging daraufhin in die
ILLEGALITÄT. Ermittlungserfolge der Polizei waren weitgehend Zufall. Trotz einiger in die Organisation eingeschleuster Spitzel gelang es der Polizei nicht zu ermitteln, wo der RFB überall Fuß gefaßt hatte, wie stark er zahlenmäßig war und was er im einzelnen plante. Recht bald nach dem Verbot war es den Mitgliedern untersagt, in der alten Uniform aufzutreten. Stattdessen trat man in der Öffentlichkeit unter der Bezeichnung Sportklub, Wanderklub, Männerklub u. ä. m. auf. In regelmäßigen Abständen trafen sich die Genossen in ihren Versammlungslokalen zu theoretischen und praktischen Schulungen.
Danach arbeitete man in
FÜNFERGRUPPEN, bei denen
SPEZIALISIERUNGEN vorgenommen wurden:
1) AGITATIONSGRUPPEN übernahmen in erster Linie die Herstellung und den Vertrieb illegaler Broschüren.
2) NACHRICHTENGRUPPEN überwachten die eigenen Funktionäre, leisteten Postendienst & nahmen Verbindung mit anderen Gruppen und gegnerischen Organisationen auf.
3) WAFFENTECHNISCHE GRUPPEN waren mit der Beschaffung, Instandhaltung, Reinigung und Aufbewahrung der Waffen betraut. Diese Gruppen regelten bei Aktionen, wo Waffen mitgeführt wurden, die Aus~ und Rückgabe.
4) CHEMISCHE GRUPPEN sorgten für die Herstellung von Sprengstoff und Säuren und wurden in der Zusammensetzung und Wirkungsweise von Handgranaten und Bomben unterrichtet.
5) MOTORGRUPPEN übernahmen den Kurier- und Bereitschaftsdienst von Material, Waffen und Personen vor und nach bestimmten Aktionen.
6) PIONIERGRUPPEN spezialisierten sich auf die Legung illegaler Telefonleitungen, die Errichtung und Beseitigung von Barrikaden sowie auf wirtschaftliche Sabotageakte.
Ich hoffe, allen GEGENWÄRTIGEN & KÜNFTIGEN GYMNASIASTEN einen kleinen Dienst erwiesen zu haben,
falls IRGENDWANN einmal „IRGENDETWAS mit RFB“ auf ihrem PRÜFUNGSZETTEL stehen sollte…